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Bruder Albert

Bruder Albert
Der Heilige Bruder Albert (1845-1916)


Keine leichte Kindheit in schweren Zeiten

Bevor Bruder Albert ein Ordensbruder wurde, hieß er Adam Chmielowski. Er wurde am 20. August 1845 in Igolomia bei Krakau geboren. Zu dieser Zeit existierte der polnische Staat nicht. Damals stand Polen schon seit 70 Jahren unter Besatzung – das polnische Territorium wurde unter drei Nachbarstaaten aufgeteilt: Preußen (heutiges Deutschland), Österreich und Russland. Krakau lag im österreichischen Teilungsgebiet.

Adam hatte drei Geschwister – zwei Brüder und eine Schwester. Aufgrund der Krankheit des Vaters wurde die Familie Chmielowski gezwungen, ihr Landgut zu verkaufen und nach Warschau zu übersiedeln, wo ihre Großmutter wohnte. Nach dem Tod des Vaters erzog die Mutter die Kinder. Adam wurde zur Kadettenschule nach Sankt Petersburg (Russland) geschickt. Er besuchte auch ein Gymnasium in Warschau. Danach begann Adam, am Polytechnischen Institut in Puławy zu studieren.


Student im Krieg

Während des Studiums engagierte er sich für konspirative Tätigkeiten und nahm 1863 am Januar-Aufstand gegen Russland teil. Er war 18 Jahre alt, als er als Kavallerist unter Beschuss der russischen Truppen geriet. Er wurde am linken Bein schwer verletzt. Bevor er gefangen genommen wurde, wurde ihm in einem nahe gelegenen Bauernhaus sein beschädigtes Bein ohne Betäubung amputiert.

Aus der Gefangenschaft kaufte ihn seine Familie frei. Gleich danach wurde er nach Paris geschickt. Nach der Bekanntgabe der Amnestie kehrte Adam nach Warschau zurück. Er träumte davon, Maler zu werden und besuchte einen Malkurs . Dank der Hilfe einer befreundeten Familie bekam er ein Stipendium für die Akademie der Bildenden Künste in München. Er war 25 Jahre alt. Er konnte sein erträumtes Kunststudium fortsetzen.

Künstler

In München lernte er die berühmtesten polnischen Künstler kennen. Er betrachtete Kunst nicht als Erwerbsarbeit und war dagegen, Bilder massenhaft zu „produzieren“. Sein Glaube nahm mit der Entwicklung seiner Leidenschaft für Malerei zu. Aufgrund des Geldmangels musste er das Studium abbrechen und kehrte nach Warschau zurück, wo er die Kontakte mit den zeitgenössischen berühmten Malern erneuerte.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Italien reiste er nach Lemberg, wo er das Bild Ecce Homo (Siehe, der Mensch) malte, welches den geschlagenen und mit Dornen gekrönten Jesus darstellt.


Funke der Barmherzigkeit in der dunklen Nacht

Als er 35 Jahre alt war, beschloss er in den Jesuitenorden einzutreten. Dort hatte er einen Nervenzusammenbruch und wurde von den Ordensbrüdern zur Therapie geschickt. Diagnose: Angst und Depression… Er hatte starke Gewissensbisse und litt unter Schuldgefühlen. Gedanken über die ewige Verdammnis plagten ihn und er verdammte sich selbst. Als Kasteiung beschloss er, mit dem Rauchen aufzuhören.

Während des Aufenthalts bei seinem Bruder in Podolien traf er einen Priester, der über den barmherzigen Gott redete: den guten und nicht rachsüchtigen Gott, der die Menschen so annimmt, wie sie sind, mit ihrem ganzen Elend und ihrer Unvollkommenheit, über Gott, der verzeiht und Verzeihung befiehlt . Nach einem Gespräch mit dem Pfarrer kehrte Adam umgewandelt zurück – er war froh, voller Begeisterung, Leben und Inspiration! Er malte viel, vor allem Porträts und Landschaftsbilder. Er ließ sich vom heiligen Franziskus faszinieren und trat dem Dritten Orden der Franziskaner (derzeit Franziskanische Gemeinschaft) bei. Jedoch musste er nach Krakau zurückkehren, weil er durch die zaristische Polizei verfolgt wurde.


Die Erleuchtung in Krakau

Im Herbst 1884 richtete er ein Atelier in einer Wohnung an der Straße „ul. Basztowa 4” in Krakau (siehe Karte)ein und fing wieder an Kunstausstellungen zu besuchen. Er hat dabei seine Ordenspflichten nicht vernachlässigt: er half Menschen in Not, das Atelier wurde zu einem Zufluchtsort für unzählige Landstreicher und Obdachlose. Der Radikalismus von Chmielowski gefiel nicht einmal den Franziskanern in Krakau: Sie warfen ihm vor, dass er das Charisma des Hl. Franziskus zu wörtlich nimmt.

In der Karnevalsnacht 1887 feierte Adam in dem Altbau „Pod Baranami”. Nach dem Ball, immer noch in guter Stimmung, stattete er zusammen mit seinen Kameraden dem ärmsten Stadtteil Krakaus „Kazimierz” einen Besuch ab. Die Herren betraten die städtische Heizkammer, die sich an der Straße „ul. Krakowska” befand. In einigen kleinen und unangenehm riechenden Räumen sammelten sich aus der Gemeinde ausgegrenzte Menschen: Alkoholiker, Kriminelle, Prostituierte, Arme und Obdachlose. Dieser Anblick schockierte Chmielowski. Er schämte sich für sich selbst und fasste den Entschluss, dass er den Menschen helfen muss. Er beschloss zu handeln. Noch im selben Jahr am 25. August zog er im Alter von 42 Jahren das graue Ordenskleid des Kapuzinerordens an und nahm den Namen Albert an. Dieser Tag wird als Gründungstag der Ordensgemeinschaft der Diener der Armen (heute: Albertinerorden) angesehen. Ein Jahr später legte er die Ordensgelübde ab und bat die Stadtregierung Krakaus um das Recht, die Heizkammer zu übernehmen.

Er baute die Heizkammer in eine städtische Zufluchtsstätte um. Er stellte einfache Bedingungen und Regeln für den Aufenthalt auf. Er selbst hielt sich auch an die vereinbarten Anweisungen und Vorschriften.

Kommentare

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Martin123 15.01.2021 18:48
Die Schwestern und Brüder warten – wir laden 24/7 ein

Die Zufluchtsstätte bot jedem einen Platz an, der an ihrer Tür klopfte – sie war durchgehend geöffnet. Die Bedürftigen konnten mit mindestens einer Mahlzeit am Tag, einer Übernachtung, einem Bad und warmer Kleidung rechnen. Wenn jemand ärztliche Hilfe benötigte, wurde er ins Krankenhaus gebracht. Denjenigen, die fähig waren zu arbeiten, suchte man eine Beschäftigung. Bruder Albert bekam auch die Erlaubnis Geldspenden für die Zufluchtsstätte zu sammeln und erhielt eine kleine Unterstützung von der Stadt. Wenn es doch an Geld mangelte, begann er wieder zu malen und verkaufte mit Erfolg seine Werke und die Erträge bestimmte er für die Zufluchtsstätte. Brot war ihm wichtig: sowohl als Nahrung wie auch als Symbol. „Man muss gut sein wie das Brot” sagte er oft. Jeder Hungrige kann eine Scheibe nehmen und sie essen. Man muss sich dem anderen Menschen hingeben, indem man ihm aus Liebe zu Gott dient, ein Geschenk der Barmherzigkeit und der Hingabe sein.

Immer mehr junge Männer im Alter von 20 bis 30 Jahren kamen in die Zufluchtsstätte um zu helfen. Sie wurden umsonst aufgenommen, unter den gleichen Bedingungen wie die Schützlinge. Heute würde man sie Volontäre nennen.

Mit der steigenden Zahl an Mönchen ist auch die Anzahl von Notquartieren in anderen Städten Galiziens (damaliger Name einer polnischen Landschaft, die sich im österreichischen Teilungsgebiet befand) gestiegen. An der Skawińskastraße in Krakau wurde ein Notquartier für Frauen eröffnet. Vier junge Frauen haben sich darum gekümmert und so ist der weibliche Zweig seiner Kongregation – die Albertinerinnen -  entstanden.
Unermüdlichkeit. Krankheit und Tod

Die Arbeit in den Notquartieren war anspruchsvoll und risikoreich. Auf Zureden eines Karmeliters  Pater Rafał Kalinowski, ist es ihm gelungen eine Einsiedelei, also einen Ort, wo die Ordensschwestern und Ordensbrüder sich erholen konnten, in Zakopane Kalatówki zu gründen. Heutzutage befindet es sich im Raum des Tatra-Nationalparks.

Bruder Albert hat ständig schwer gearbeitet und alle Notquartiere koordiniert. Sein Leid und Schmerz waren unwichtig, er konzentrierte sich nicht darauf. Er hatte oft Bauchschmerzen und es hat sich letztenendes herausgestellt, dass es Krebs war. Im Herbst 1916 war er schon sehr schwach und krank und wohnte in Kalatówki. Als er zu Weihnachten nach Krakau fuhr, war es schon hinfällig. An Heiligabend erhielt er die Letzte Ölung. Er sagte den Mönchen, die bei ihm waren, dass sie den Lobgesang  „Magnificat” singen sollen. Denn wie er stets zu sagen pflegte: Gott muss man für alles danken, auch für Leid und Krieg. Auf dem Sterbebett bat er eine der Albertinerinnen darum, ihm eine Zigarette zu drehen. Sie war wie alle erstaunt, hat aber seinen letzten Wunsch erfüllt. Bruder Albert hat diese Reaktion erwartet. Belustigt rauchte er die Zigarette mit Vergnügen zu Ende. Er ist am nächsten Tag, den 25. Dezember 1916 um zwölf Uhr mittags gestorben, als die Glocken in allen Kirchen der Umgebung den Engel des Herrn läuteten. Er wurde 71 Jahre alt.
 
Martin123 15.01.2021 18:54
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Engelslhaar 15.01.2021 19:04
Eine sehr berührende Beschreibung einer Lebensgeschichte.
Ich kannte Bruder Albert noch nicht und bin immer wieder berührt von der tätigen Nächstenliebe.
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