@Klavierspielerin,
Danke für Deine Beschreibungen der Deutschen Kathedralen,gefällt mir gut und ist lehrreich,falls Corona es zulässt,überleg ich mir die eine oder andere Kirche mal anzuschauen
Deutschland, deine Kathedralen (16)
13.01.2021 06:44
Deutschland, deine Kathedralen (16)
13.01.2021 06:44
Deutschland, deine Kathedralen (16)
Magdeburger Kathedrale: Vom Branntweinlager zur Bischofskirche
Die Magdeburger Kathedrale St. Sebastian hat in ihrer mehr als 1.000-jährigen Geschichte viel Negatives erlebt. Unter anderem brannte das Gotteshaus drei Mal nieder, später wurde es zudem als Lager für Bier, Branntwein und Salz genutzt. Doch die jüngere Vergangenheit der Kirche ist positiver.
Bei der Beschreibung bekannter Bauwerke findet sich etwa in Reiseführern häufig die Formulierung, dass ein Gebäude eine "bewegte Geschichte" erlebt habe. Meist handelt es sich dabei lediglich um eine Plattitüde, die mit der wirklichen Historie des Bauwerks nur wenig zu tun hat. Bei der Magdeburger Kathedrale St. Sebastian ist das anders: Hier ist die "bewegte Geschichte" tatsächlich passiert. Denn seit ihrer Weihe im 11. Jahrhundert hat die heutige Bischofskirche des Bistums Magdeburg eine historische Achterbahnfahrt mit manchen Höhen und vielen Tiefen erlebt.
Doch von Anfang an: Die Grundsteinlegung einer Stiftskirche am Ort der heutigen Kathedrale erfolgte um das Jahr 1015 durch den Magdeburger Erzbischof Gero. Besonders wegen eines Kopfreliquiars des heiligen Sebastians blühte das Gotteshaus schnell auf, denn dem Reliquiar wurde zugeschrieben, das damalige Erzbistum Magdeburg vor dem eindringenden Heer Heinrichs IV. beschützt zu haben.
Zwei verheerende Brände in nur 19 Jahren
1170 wurde die Stiftskirche durch eine romanische Basilika ersetzt, doch schon 1188 und erneut 1207 brannte die Kirche bei Großfeuern aus und wurde so stark beschädigt, dass das Kirchenschiff im 14. und 15. Jahrhundert umfassend umgebaut werden musste. Der alte, wohl noch aus der Zeit Geros stammende Chor wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts abgerissen und durch einen größeren ersetzt. Anfang des 15. Jahrhunderts wurde dann das Langhaus umgestaltet und eine spätgotische Hallenkirche errichtet. Nach Abschluss dieser Arbeiten weihte Erzbischof Ernst die Kirche am 17. Mai 1489 erneut.
Im Zuge der 1517 von Martin Luther im nicht allzu weit entfernten Wittenberg entfachten Reformation entsagten auch die Stiftsherren von St. Sebastian 1558 dem katholischen Glauben, womit das Gotteshaus evangelisch wurde. 1573 erfolgte die Umwandlung in ein protestantisches Stift und am ersten Adventssonntag desselben Jahres hielt Domprediger Siegfried Sack den ersten evangelischen Gottesdienst.
Nach den beiden Großfeuern im 12. und 13. Jahrhundert brannte die Kirche bei der Erstürmung Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg am 10. Mai 1631 erneut nieder. Danach dauert es mehrere Jahrzehnte, bis das Gotteshaus wiederaufgebaut wurde. Erst 1663 wurden der Chor wiedererrichtet und eine hölzerne Decke in Form eines Gewölbes eingezogen. Und erst 1692 fand wieder ein Gottesdienst in der Kirche statt. Ein ursprünglich nördlich gelegener Kreuzgang verfiel jedoch und wurde ab dieser Zeit als Friedhof genutzt. Hiervon zeugte noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg der Straßenname "Friedhof".
Lager für Bier, Branntwein und Salz
Ab 1756 fanden dann in St. Sebastian keine Gottesdienste mehr statt, und in der französischen Besatzungszeit wurde im Jahr 1811 auch das Stift endgültig aufgelöst. Das Gebäude diente dem französischen Militär als Feldschmiede und Lager für Bier, Branntwein und Salz. Erst 1873 – in einer Zeit, in der immer mehr Katholiken aus den katholischen Gebieten Preußens nach Magdeburg zogen – kam die Kirche zurück in den Besitz der katholischen Gemeinde, die sie aufwändig restaurierte. Fünf Jahre später wurde in dem Gotteshaus dann die erste Heilige Messe nach der Reformation gefeiert.
Diese glücklichere Phase in der Geschichte von St. Sebastian endete mit dem Zweiten Weltkrieg und dessen Zerstörungen. Beim alliierten Luftangriff auf Magdeburg am 16. Januar 1945 wurde auch das Gotteshaus schwer beschädigt. Immerhin: Bereits 1946 waren die gröbsten Schäden am Kirchenschiff beseitigt. Dadurch konnte die Kirche nach Kriegsende schnell wieder für Gottesdienste genutzt werden. Bemerkenswert: Da der Dom und andere evangelische Kirchen der Stadt noch stärker beschädigt waren, fanden in St. Sebastian in der frühen Nachkriegszeit auch evangelische Gottesdienste statt.
Ab 1949 diente St. Sebastian dann als Bischofskirche für Weihbischöfe des Erzbistums Paderborn. Zur Erklärung: Nach dem endgültigen Untergang des einst mächtigen Magdeburger Erzbistums Ende des 17. Jahrhunderts war die Region 1821 dem Bistum Paderborn angegliedert worden. Diese Struktur hatte auch nach dem Zweiten Weltkrieg und der folgenden Teilung Deutschlands Bestand. Allerdings lagen Magdeburg und Paderborn nach der Gründung der DDR auf unterschiedlichen Seiten des Eisernen Vorhangs. Dadurch wurde es für die Paderborner Erzbischöfe immer schwieriger, ihre Gläubigen zu erreichen. Deshalb wurden ab 1949 Paderborner Weihbischöfe als Bischöfliche Kommissare nach Magdeburg abgestellt, um das "Mutterbistum" in der DDR zu vertreten.
Zwar blieb die Region Magdeburg nach 1949 offiziell Bestandteil des Erzbistums Paderborn. Das Magdeburger Gebiet entwickelte jedoch mit der Zeit eine immer größere Eigenständigkeit, die unter anderem 1973 in die Errichtung eines Bischöflichen Amtes mit einem Apostolischen Administrator an der Spitze mündete. Diese Entwicklung wiederum wurde schließlich gewürdigt, als nach der deutschen Wiedervereinigung die gesamtdeutsche Bistumslandschaft neu geordnet wurde und 1994 – neben Erfurt und Görlitz – auch ein eigenständiges Bistum Magdeburg errichtet wurde. Damit wurde St. Sebastian zur Kathedrale. Als solche bildet die unscheinbar in einer Nebenstraße gelegene und eng von Häusern umbaute Kirche heute den geistlichen Mittelpunkt des kleinen Diasporabistums.
Sehenswerter gotischer Hauptaltar von 1520
In den folgenden Jahren wurde die Kirche – wie auch schon in den 1950er und 1980er Jahren – umfangreich saniert. Unter anderem wurden der Innenraum neugestaltet sowie ein überdachter Kreuzgang, eine neue Sakristei und ein Kapitelfriedhof hinzugefügt. Außerdem wurde ein neuer Volksaltar errichtet, in dem sich eine Zahnreliquie des heiligen Sebastian befindet, die aus der Schädelreliquie der Wiener Schottenabtei der Benediktiner stammt und für die Altarweihe bereitgestellt wurde. 2007 weihte Domkapitular Ulrich Lieb zudem einen neuen Raum im Westportal ein, der dem stillen Gedenken an verstorbene Kinder dient.
Sehenswert im Inneren der an der "Straße der Romanik" liegenden Kathedrale sind unter anderem der fein gearbeitete, gotische Hauptaltar von 1520, die 2005 gebaute Orgel der Bautzener Orgelbaufirma Hermann Eule sowie zwei aus den 1960er Jahren stammende Werke des Hallenser Bildhauers Friedrich Schötschel – eine Figur des heiligen Sebastian und der Taufstein.
Von Steffen Zimmermann
Die Magdeburger Kathedrale St. Sebastian hat in ihrer mehr als 1.000-jährigen Geschichte viel Negatives erlebt. Unter anderem brannte das Gotteshaus drei Mal nieder, später wurde es zudem als Lager für Bier, Branntwein und Salz genutzt. Doch die jüngere Vergangenheit der Kirche ist positiver.
Bei der Beschreibung bekannter Bauwerke findet sich etwa in Reiseführern häufig die Formulierung, dass ein Gebäude eine "bewegte Geschichte" erlebt habe. Meist handelt es sich dabei lediglich um eine Plattitüde, die mit der wirklichen Historie des Bauwerks nur wenig zu tun hat. Bei der Magdeburger Kathedrale St. Sebastian ist das anders: Hier ist die "bewegte Geschichte" tatsächlich passiert. Denn seit ihrer Weihe im 11. Jahrhundert hat die heutige Bischofskirche des Bistums Magdeburg eine historische Achterbahnfahrt mit manchen Höhen und vielen Tiefen erlebt.
Doch von Anfang an: Die Grundsteinlegung einer Stiftskirche am Ort der heutigen Kathedrale erfolgte um das Jahr 1015 durch den Magdeburger Erzbischof Gero. Besonders wegen eines Kopfreliquiars des heiligen Sebastians blühte das Gotteshaus schnell auf, denn dem Reliquiar wurde zugeschrieben, das damalige Erzbistum Magdeburg vor dem eindringenden Heer Heinrichs IV. beschützt zu haben.
Zwei verheerende Brände in nur 19 Jahren
1170 wurde die Stiftskirche durch eine romanische Basilika ersetzt, doch schon 1188 und erneut 1207 brannte die Kirche bei Großfeuern aus und wurde so stark beschädigt, dass das Kirchenschiff im 14. und 15. Jahrhundert umfassend umgebaut werden musste. Der alte, wohl noch aus der Zeit Geros stammende Chor wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts abgerissen und durch einen größeren ersetzt. Anfang des 15. Jahrhunderts wurde dann das Langhaus umgestaltet und eine spätgotische Hallenkirche errichtet. Nach Abschluss dieser Arbeiten weihte Erzbischof Ernst die Kirche am 17. Mai 1489 erneut.
Im Zuge der 1517 von Martin Luther im nicht allzu weit entfernten Wittenberg entfachten Reformation entsagten auch die Stiftsherren von St. Sebastian 1558 dem katholischen Glauben, womit das Gotteshaus evangelisch wurde. 1573 erfolgte die Umwandlung in ein protestantisches Stift und am ersten Adventssonntag desselben Jahres hielt Domprediger Siegfried Sack den ersten evangelischen Gottesdienst.
Nach den beiden Großfeuern im 12. und 13. Jahrhundert brannte die Kirche bei der Erstürmung Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg am 10. Mai 1631 erneut nieder. Danach dauert es mehrere Jahrzehnte, bis das Gotteshaus wiederaufgebaut wurde. Erst 1663 wurden der Chor wiedererrichtet und eine hölzerne Decke in Form eines Gewölbes eingezogen. Und erst 1692 fand wieder ein Gottesdienst in der Kirche statt. Ein ursprünglich nördlich gelegener Kreuzgang verfiel jedoch und wurde ab dieser Zeit als Friedhof genutzt. Hiervon zeugte noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg der Straßenname "Friedhof".
Lager für Bier, Branntwein und Salz
Ab 1756 fanden dann in St. Sebastian keine Gottesdienste mehr statt, und in der französischen Besatzungszeit wurde im Jahr 1811 auch das Stift endgültig aufgelöst. Das Gebäude diente dem französischen Militär als Feldschmiede und Lager für Bier, Branntwein und Salz. Erst 1873 – in einer Zeit, in der immer mehr Katholiken aus den katholischen Gebieten Preußens nach Magdeburg zogen – kam die Kirche zurück in den Besitz der katholischen Gemeinde, die sie aufwändig restaurierte. Fünf Jahre später wurde in dem Gotteshaus dann die erste Heilige Messe nach der Reformation gefeiert.
Diese glücklichere Phase in der Geschichte von St. Sebastian endete mit dem Zweiten Weltkrieg und dessen Zerstörungen. Beim alliierten Luftangriff auf Magdeburg am 16. Januar 1945 wurde auch das Gotteshaus schwer beschädigt. Immerhin: Bereits 1946 waren die gröbsten Schäden am Kirchenschiff beseitigt. Dadurch konnte die Kirche nach Kriegsende schnell wieder für Gottesdienste genutzt werden. Bemerkenswert: Da der Dom und andere evangelische Kirchen der Stadt noch stärker beschädigt waren, fanden in St. Sebastian in der frühen Nachkriegszeit auch evangelische Gottesdienste statt.
Ab 1949 diente St. Sebastian dann als Bischofskirche für Weihbischöfe des Erzbistums Paderborn. Zur Erklärung: Nach dem endgültigen Untergang des einst mächtigen Magdeburger Erzbistums Ende des 17. Jahrhunderts war die Region 1821 dem Bistum Paderborn angegliedert worden. Diese Struktur hatte auch nach dem Zweiten Weltkrieg und der folgenden Teilung Deutschlands Bestand. Allerdings lagen Magdeburg und Paderborn nach der Gründung der DDR auf unterschiedlichen Seiten des Eisernen Vorhangs. Dadurch wurde es für die Paderborner Erzbischöfe immer schwieriger, ihre Gläubigen zu erreichen. Deshalb wurden ab 1949 Paderborner Weihbischöfe als Bischöfliche Kommissare nach Magdeburg abgestellt, um das "Mutterbistum" in der DDR zu vertreten.
Zwar blieb die Region Magdeburg nach 1949 offiziell Bestandteil des Erzbistums Paderborn. Das Magdeburger Gebiet entwickelte jedoch mit der Zeit eine immer größere Eigenständigkeit, die unter anderem 1973 in die Errichtung eines Bischöflichen Amtes mit einem Apostolischen Administrator an der Spitze mündete. Diese Entwicklung wiederum wurde schließlich gewürdigt, als nach der deutschen Wiedervereinigung die gesamtdeutsche Bistumslandschaft neu geordnet wurde und 1994 – neben Erfurt und Görlitz – auch ein eigenständiges Bistum Magdeburg errichtet wurde. Damit wurde St. Sebastian zur Kathedrale. Als solche bildet die unscheinbar in einer Nebenstraße gelegene und eng von Häusern umbaute Kirche heute den geistlichen Mittelpunkt des kleinen Diasporabistums.
Sehenswerter gotischer Hauptaltar von 1520
In den folgenden Jahren wurde die Kirche – wie auch schon in den 1950er und 1980er Jahren – umfangreich saniert. Unter anderem wurden der Innenraum neugestaltet sowie ein überdachter Kreuzgang, eine neue Sakristei und ein Kapitelfriedhof hinzugefügt. Außerdem wurde ein neuer Volksaltar errichtet, in dem sich eine Zahnreliquie des heiligen Sebastian befindet, die aus der Schädelreliquie der Wiener Schottenabtei der Benediktiner stammt und für die Altarweihe bereitgestellt wurde. 2007 weihte Domkapitular Ulrich Lieb zudem einen neuen Raum im Westportal ein, der dem stillen Gedenken an verstorbene Kinder dient.
Sehenswert im Inneren der an der "Straße der Romanik" liegenden Kathedrale sind unter anderem der fein gearbeitete, gotische Hauptaltar von 1520, die 2005 gebaute Orgel der Bautzener Orgelbaufirma Hermann Eule sowie zwei aus den 1960er Jahren stammende Werke des Hallenser Bildhauers Friedrich Schötschel – eine Figur des heiligen Sebastian und der Taufstein.
Von Steffen Zimmermann
Kommentare
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(Nutzer gelöscht) 13.01.2021 13:20
Rosenlied 13.01.2021 15:41
⛪Danke @Klavierspielerin auch wieder von mir
für Deine schöne und intressante Seite über den
Magdeburger Dom.
Ja, ich würde mir die ganzen herrlichen Kathedralen
auch am liebsten anschaun...
für Deine schöne und intressante Seite über den
Magdeburger Dom.
Ja, ich würde mir die ganzen herrlichen Kathedralen
auch am liebsten anschaun...
Als Magdeburg noch Erzbistum war
Kirchengeschichte - Heute ist Magdeburg Sitz einer kleinen Diaspora-Diözese, doch im Mittelalter war die Stadt ein bedeutendes kirchliches Zentrum. Vor 1.050 Jahren gründete Otto der Große das Erzbistum Magdeburg.
Wer die Magdeburger Kathedrale St. Sebastian besuchen möchte, muss sehr genau hingucken. Versteckt in einer Nebenstraße und eng umbaut von Häusern könnte man die Bischofskirche bei einem nur flüchtigen Blick leicht übersehen. Ganz anders der nur wenige Gehminuten entfernte Magdeburger Dom: Er ist mit seinen rund 100 Meter hohen Türmen das weithin sichtbare Wahrzeichen der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt und überragt St. Sebastian mit seinen Ausmaßen deutlich.
Die beiden Gotteshäuser stehen damit sinnbildlich für Geschichte und Gegenwart der katholischen Kirche in Mitteldeutschland. Während St. Sebastian der Mittelpunkt des kleinen Diaspora-Bistums der Jetztzeit ist, zeugt der in der Nähe des Elbufers gelegene Dom St. Mauritius und Katharina von der großen Vergangenheit der katholischen Kirche in der Region. Schließlich war Magdeburg über Jahrhunderte hinweg als Erzbistum ein bedeutendes Zentrum der katholischen Kirche in Deutschland.
Jubiläum unter dem Leitmotiv "Gott.Macht.Zukunft"
Gegründet wurde die Erzdiözese im Jahr 968, also vor 1.050 Jahren. Das Bistum Magdeburg nimmt dieses Jubiläum in den kommenden Monaten zum Anlass, um mit einer Veranstaltungsreihe an das in den Wirren der Geschichte untergegangene Erzbistum zu erinnern. Zum Auftakt der Reihe unter dem Leitmotiv "Gott.Macht.Zukunft" sprach der Grazer Historiker Romedio Schmitz-Esser am Donnerstag im Kulturhistorischen Museum Magdeburg zum Thema "Die sterblichen Überreste der Erzbischöfe von Magdeburg und der Umgang mit den Toten in ottonischer Zeit". Bis zum Jahresende folgen zahlreiche weitere Veranstaltungen.
Die Gründung des Erzbistums Magdeburg ist eng verknüpft mit Kaiser Otto dem Großen (912-973). Der Herrscher aus dem Geschlecht der Liudolfinger erhielt auf der Synode von Ravenna im Jahr 967 nach langen Verhandlungen von Papst Johannes XII. (965-972) die Erlaubnis, in seiner Lieblingsstadt Magdeburg ein Erzbistum zu errichten. Leidtragende dieser Entscheidung waren das Erzbistum Mainz und das Bistum Halberstadt, denn sie mussten der neuen Erzdiözese Teile ihres Gebiets abtreten. Erster Erzbischof von Magdeburg wurde der Weißenburger Abt Adalbert von Magdeburg (910-981), der am 18. Oktober 968 in Rom das Pallium erhielt und an Weihnachten im Magdeburger Dom inthronisiert wurde.
Das Gebiet des neuen Erzbistums erstreckte sich an Elbe und Saale entlang von Magdeburg im Norden bis nach Halle im Süden und war damit im Vergleich zu anderen Bistümern der damaligen Zeit eher klein. Der unmittelbare Magdeburger Einflussbereich war dennoch groß, denn gemeinsam mit seinen fünf Suffraganbistümern Brandenburg, Havelberg, Meißen, Merseburg und Zeitz umfasste die mit dem Ziel der Slawenmission gegründete Erzdiözese weite Teile der heutigen Bundesländer Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Blütezeit unter Erzbischof Norbert von Xanten
Doch das Glück des neuen Bistums währte nur kurz. 983 erhoben sich die Slawen im Norden des Magdeburger Gebiets und zerstörten die Bischofsstädte Brandenburg und Havelberg. Es sollte fast 150 Jahre dauern, bis unter Bischof Norbert von Xanten (1126-1134) und den von ihm gegründeten Prämonstratensern die Missionierung in der Region wieder aufgenommen werden konnte. Aber auch darüber hinaus war die Amtszeit des Patrons des heutigen Bistums Magdeburg fruchtbar: Gegen Widerstände reformierte Norbert den Klerus und wandelte im Jahr 1129 das Stift Unser Lieben Frauen in Magdeburg in ein Prämonstratenser-Kloster um, das später zu einer Ausgangsbasis der Christianisierung unter den Slawen östlich der Elbe wurde.
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts begründete Erzbischof Wichmann von Seeburg (1154-1192) dann die weltliche Herrschaft der Magdeburger Erzbischöfe. Außerdem unterstützte er den Ausbau der östlich der Elbe gelegenen Besitztümer des Erzbistums durch die Ansiedlung deutscher Siedler, die neben die ansässige slawische Bevölkerung traten.
Sichtbarster Ausdruck der gewachsenen Bedeutung der Magdeburger Erzbischöfe wurde ab Beginn des 13. Jahrhunderts der heutige Dom. Nachdem ein Brand den ottonischen Vorgängerbau am Karfreitag des Jahres 1207 zerstört hatte, begann unter Erzbischof Albrecht von Käfernburg (1205-1232) an gleicher Stelle der Bau eines neuen Gotteshauses. Bei seiner Weihe im Jahr 1363 war der Dom die erste fertiggestellte gotische Kathedrale auf deutschem Boden.
Die Reformation kommt nach Magdeburg
Wiederum rund 150 Jahre später ging die Geschichte des katholischen Erzbistums Magdeburg dann jedoch langsam zu Ende. Im Zuge der von Martin Luther ausgelösten Reformation traten weite Teile der Bevölkerung nach 1517 zum protestantischen Glauben über. Zentraler Auslöser war das Gebaren Albrechts von Brandenburg, der als Erzbischof von Magdeburg (1513-1545) und Kurfürst von Mainz ein wesentlicher Förderer des von Luther kritisierten Ablasshandels war. 1561 bekannte sich mit Sigismund von Brandenburg (1552-1566) der erste Magdeburger Erzbischof zur Reformation; ihm folgt 1567 auch das Domkapitel.
Trotzdem bestand das Erzbistum Magdeburg danach formal noch mehr als 100 Jahre weiter. Erst mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde das Territorium des Erzstifts Magdeburg, also der weltliche Besitz des Erzbischofs von Magdeburg, als erbliches Herzogtum Magdeburg dem Kurfürstentum Brandenburg zugesprochen. Diese Bestimmung trat nach dem Tode des letzten Administrators Herzog August von Sachsen-Weißenfels im Jahre 1680 in Kraft. Damit hörte das Erzbistum Magdeburg auf zu existieren.
Es sollte bis 1994 dauern, ehe Magdeburg wieder Sitz eines eigenständigen Bistums wurde. Im Zuge der Neuordnung der kirchlichen Jurisdiktion in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung errichtete der Vatikan das Bistum Magdeburg, erster Bischof der neuen Diözese war Leo Nowak (1994-2004). Damit kann die Kirche in Sachsen-Anhalt nach dem diesjährigen Jubiläum des Erzbistums bereits im kommenden Jahr ein weiteres Gedenkjahr feiern: 25 Jahre Bistum Magdeburg.
Von Steffen Zimmermann