Lia und Thea besuchen mich

Bluehorse

Lia und Thea besuchen mich.

Riiiiiiiing, riiiiiiiiiiiiiiiiiiing, riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing

Bluehorse: Ja hallo Thea, schön dass Du mich anrufst. Was ist der Grund?
Thea: Hallo Bluehorse, wie geht es Dir?
Bluehorse: Mir geht es wie fast immer gut.
Thea: Ich wollte mitteilen, dass Lia und ich morgen gegen 11 Uhr einen kurzen Besuch bei einer früheren Nachbarin abstatten, die in Deiner Nähe wohnt. Und weil unser Besuch dort nur kurz sein wird, dachten wir, dass es eine gute Idee wäre, im Anschluss Dich zu besuchen. Was meinst Du?
Bluehorse: Ähm, ja, klar. Ich werde etwas zum Mittagessen vorbereiten.
Thea: Aber mach‘ Dir doch keine Umstände.
Bluehorse: Nein, keine Sorge, das macht mir Freude aber keine Umstände.

-------- Im Hintergrund hörte ich ------- 

Lia: Aber wenn wir zu Bluehorse wollen, muss ich noch zum Friseur.
Thea: Nein, lass mal. Dieses Mal mache ich Dir die Haare.

Nach diesem Telefonat machte ich mir einen Plan und bemühte mich, diesen umzusetzen.
Der Plan bestand in aufräumen, wegräumen, umräumen, einkaufen, kochen.

----------- einen Tag später ….. schellte es um 12 Uhr. Ich öffnete die Türe – und da standen die beiden in voller Pracht.

Bluehorse: Seid willkommen. Kommt rein!
Lia: Ach guten Tag, wie schön Dich auch mal zu besuchen.
Thea: Ich hoffe, Du hast Dir auch keine Umstände gemacht?
Bluehorse: Nein, nur etwas aufgeräumt und was Leckeres gekocht. Kommt erstmal rein und legt die Mäntel ab. Darf ich aus den Mänteln helfen? Lia, Deine Frisur ist umwerfend toll.
Lia: Ja wirklich? 
Bluehorse: Ja wirklich.
Lia: Ach, ganz alte Schule, Dankeschön.
Bluehorse: Nehmt hier im Wohnzimmer Platz. Den Tisch habe ich schon gedeckt.
Thea: Du hast ja viele Bücher. Warum stapelst Du sie auf dem Boden?
Lia: Ach lass doch, Thea. Es sieht doch gemütlich aus.
Thea: Er hätte ja ein bißchen aufräumen können.
Bluehorse: Ich habe ja aufgeräumt, nur für einige Bücher hab ich keinen Platz in den Regalen.
Thea: Du hast ja nirgends Blumen oder sowas.
Bluehorse: Die Flora und ich haben ein Abkommen getroffen. Blumen fühlen sich in der Natur wohl, da geht es ihnen gut und ich lebe hier mit meinen Büchern, so fühle ich mich wohl.
Lia: Nun lass ihn doch, Thea. Diese Fragen würden mich nerven.
Thea: Ich werde mich wohl nie an einen Haushalt gewöhnen, der von einem Mann dominiert wird. Im Übrigen muss man auf Männer achten, sonst verwildern sie.
Lia: Bluilein, der Wilde. Hahaha.
Ich finde, Du hast den Tisch schön gedeckt. Ich brauche aber ein Kissen auf dem Stuhl, sonst sitze ich etwas zu tief.
Thea: Ich hätte auch gerne ein Kissen. Dein Tisch ist ungewöhnlich hoch.
Bluehorse: das liegt an den Büchern, die ich nicht auch noch auf dem Boden stapeln wollte.
Unter der Tischdecke – hier – liegt Japan und dort liegt Australien und gegenüber liegen Südamerika
und Nordamerika. Europa, Russland und Afrika liegen in der Mitte des Tisches.
So – und jetzt setzt Du, Lia, Dich hier vor Südamerika hin und Thea sitzt vor Japan. Und wer jetzt noch meckert, kommt nach Russland in den Gulag.
Thea: Jawoll, Chef. Was gibt es denn zu essen?
Bluehorse: es gibt einen Lammbraten in einer Senf-Sauce mit Kirsch-Feige-Rotwein. Dazu gibt es Kartoffelgratin und Rosenkohl.
Lia: Oh, das klingt ja lecker. Aus welchem Kochbuch hast Du das Rezept?
Bluehorse: Kochbücher und Rezeptvorlagen habe ich keine. Aber jetzt trinken wir erstmal eine leckeren Sherry.
Thea: Ich bin dabei….
Lia: Huch, was flattert denn hier?
Bluehorse: Das ist nur Jocki, mein Wellensittich.
Lia: Ach, einen Vogel hast Du auch noch? Das wusste ich gar nicht.
Bluehorse: Jou, und einen ganz lieben. Aber böse Mädchen verspeist er mit einem Happs.
Lia: Es hat geschellt. Willst Du nicht hingehen, Bluehorse?
Bluehorse: Ja klar, wenn ihr mich kurz entschuldigen wollt.

---nach einer Weile und lauten Geräuschen vom Eingang her ---

Bluehorse: Darf ich Euch Mohammad vorstellen?
Mohammad: Guten Tag, ich bin Mohammad
Lia: Ach, guten Tag. Sie sind aus dem Islam?
Thea: Aber Lia, der Islam ist kein Land.
Lia: Das wusste ich doch. Ich wollte doch nur wissen, wo Bluehorse den jungen Mann kennengelernt hat.
Bluehorse: Wir haben uns im Facebook kennengelernt.
Thea: Ach, und wo liegt das? Das klingt so ausländisch.
Bluehorse: Facebook ist ein virtueller Ort im Internet. Mohammad und ich besuchen uns öfters. Eigentlich kommt er aus dem Iran. Aber weil er dort als Christ Probleme bekam, flüchtete er nach Deutschland. Und heute leistet er uns Gesellschaft und hat hoffentlich Hunger mitgebracht.
Mohammad: ich danke und freue mich. Wo soll ich mich hinsetzen?
Bluehorse: Am besten, Du setzt Dich hier vor Australien hin. Und ich sitze vor Nordamerika.
Und zum Essen gibt es Rotwein…. Zwei Flaschen sollten reichen, was meint ihr?
Thea: Und Mohammad, trinkt er auch Wein?
Mohammad: ich bin ja kein Moslem. Aber Alkohol nur ganz wenig. Ansonsten mag ich Cola.
Thea: Ich muß da mal fragen, wenn ich darf. Geht das denn, im Iran Christ sein?
Mohammad: Ja, das ist schwer. Meine Geschichte ist lang. Aber heute bin ich froh, dass ich in Deutschland bin und christliche Freunde habe. Bei Bluehorse fühle ich mich wie zuhause.
Lia: Ach, das ist schön. Jeder sollte gute Freunde haben.

------------------ nach dem Essen ------------------ 

Thea: Ach, Bluehorse, dass war sehr lecker. Aber irgendwo musst Du doch gelernt haben, so zu kochen. Steckt da doch eine Frau dahinter? Willst Du es uns nicht verraten?
Bluehorse: Das ist eigentlich ein Geheimnis.
Lia: Ja, Bluilein, wir lieben doch Geheimnisse.
Bluehorse: Könnt ihr denn ein Geheimnis bewahren?
Lia: Ja natürlich.
Bluehorse: ich auch
Lia: Ach komm, Bluilein, sei nicht so…. erzähle Deine geheimnisvolle Geschichte.
Bluehorse: Nun, ich habe mir meine Kochkünste angeeignet, als ich dem Meisterkoch von Dschingis Khan aus der Patsche half. Er wusste die besten Lammgerichte, aber hatte von Zutaten wenig Ahnung. Und so zeigte ich ihm, wie man ein leckeres Kartoffelgratin zubereitet. Sozusagen lernten wir voneinander. Und Dschingis Khan war so begeistert, dass er seine zweite Tochter mit dem Koch vermählte.
Thea: Und Du? Bekamst Du auch eine Tochter zur Frau?
Bluehorse: Das war tatsächlich vorgesehen. Aber da ich flüchtete, bin ich der Heirat entgangen.
Thea: Vielleicht hättest Du nicht flüchten sollen, dann wären jetzt Blumen in Deiner Wohnung.

Lia: Hast Du denn kein Andenken von diesem Dschings behalten?
Bluehorse: Doch, meine Kochkünste und den Säbel, der da an der Wand hängt.
Lia: Ach, Bluilein erzählt immer so schöne Geschichten. Das macht sicher der Rotwein?
Der ist übrigens nicht aus dem Supermarkt. Wo hast Du den her, wenn ich fragen darf?
Bluehorse: Das ist eine lange Geschichte. Sie beginnt bei den Azteken….
Thea: Nein, soviel Zeit haben wir dann jetzt nicht mehr. Die Geschichte mit dem Azteken hören wir beim nächsten Mal. Ich denke, ich brauche jetzt meinen Mittagsschlaf. Lia, steh auf, wir fahren.
Lia: Ja, ich komm ja schon. Noch eine Frage, Mohammad. Sind Deutsche so wie Iraner aus dem Facebook? Oder finden Sie, dass Deutsche ein bisschen fremd und merkwürdig sind?
Mohammad: Wenn es authentische Christen sind, dann sind sie sehr voll Liebe und liebenswert. Deswegen bin ich auch gerne hier bei Bluehorse.
Lia: Ja, wir lieben Bluehorse auch, nicht wahr, Thea?
Thea: Ja, sicher. Aber woher er das Rezept hat, ist immer noch ungeklärt.
© JJ