Ich versuchte es erneut und betete, Gott möge den Killern vergeben, aber tief in meinem Innern konnte ich nicht glauben, dass sie es überhaupt verdienten.Es quälte mich. Ich versuchte, für sie zu beten, aber das kam mir vor, als betete ich für den Teufel.Bitte öffne mein Herz, und zeige mir, wie ich vergeben kann. Ich bin nicht stark genug, mich von meinem Hass zu lösen, sie haben uns so viel Böses getan... Mein Hass wiegt so schwer, dass er mich erdrücken könnte. Berühre mein Herz, Herr, und zeige mir, wie ich vergeben kann.
Ich kämpfte stundenlang mit diesem Dilemma. Ich betete bis spät in die Nacht, den ganzen nächsten Tag und die Tage danach. Ich betete eine ganze Woche, nahm kaum Nahrung oder Wasser zu mir. Ich wusste nicht mehr, wann oder wie lange ich geschlafen hatte, ich hatte praktisch kein Zeitgefühl mehr.
Eines Abends hörte ich nicht weit vom Haus entfernt Schreie, dann das Weinen eines Babys. Die Killer mussten die Mutter erschlagen und ihr Kleines zum Sterben auf der Straße zurückgelassen haben. Das Baby schrie die ganze Nacht, gegen Morgen hörten wir es nur noch ab und zu wimmern, und bei Einbruch der Dunkelheit war es still. Ich hörte Hunde in der Nähe knurren, und mir schauderte bei dem Gedanken, wie das Leben dieses Kindes zu Ende gegangen war.
Ich betete zu Gott, er möge seine unschuldige Seele zu sich nehmen, und fragte ihn dann, Wie kann ich Menschen vergeben, die einem kleinen Kind so etwas antun?
Ich vernahm seine Antwort so deutlich, als würden wir im selben Zimmer sitzen und uns unterhalten: Ihr seid alle meine Kinder-und das Baby ist jetzt bei mir.
Ein ganz einfacher Satz und doch die Antwort auf meine tagelangen Gebete.
Die Killer waren wie Kinder. Ja, sie waren barbarische Geschöpfe, die für ihr Tun hart bestraft werden mussten, aber dennoch Kinder. Sie waren grausam, bösartig und brutal, wie Kinder manchmal sind, aber dennoch-sie waren Kinder.
Sie sahen, verstanden aber nicht, welch schreckliches Leid sie anderen zufügten.
Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
08.01.2021 17:56
Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
08.01.2021 17:56
Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
Kapitel 11 des Buches Aschenblüte
Ich war ganz im Gebet versunken, als die Killer zum zweiten Mal kamen, um das Haus zu durchsuchen.
Es war Nachmittag, und ich betete seit Tagesanbruch den Rosenkranz, betete darum, dass Gott allen Sündern auf der Welt seine Liebe schenken und ihnen vergeben möge.
Für die Killer zu beten, brachte ich jedoch nicht über mich.
Das war ein Problem für mich,denn ich wusste, dass Gott von uns erwartet, dass wir für alle beten, und nichts war mir wichtiger, als Gott auf meiner Seite zu wissen.
Als Kompromiss betete ich den Rosenkranz jeden Tag mehrere Male und voller Inbrunst. Es dauerte zwölf oder dreizehn Stunden, die vielen Ave Maria und Vater Unser zu beten, und wenn ich beim Vaterunser zu der Stelle kam, wo es heißt:
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern, bemühte ich mich, nicht an die Killer zu denken, denn ich wusste, dass ich ihnen nicht vergeben konnte.
Bei dieser zweiten Durchsuchung nahm ich den Lärm, den die Killer machten, in meiner andächtigen Versunkenheit nur am Rande wahr, als würde mich eine zornige Stimme aus einem Traum wecken. Dann hörte ich vier oder fünf laute Schläge, unmittelbar neben meinem Kopf.
Die Killer waren direkt nebenan, im Zimmer des Pastors, registrierte ich, plötzlich hellwach. Sie durchwühlten alles, rissen Dinge von den Wänden, kippten das Bett und Stühle um.
>>Schaut hier nach!Und dort drunter. Und in dieser Truhe! Durchsucht alles!>Tötet die großen Tutsi und die kleinen, tötet einen nach dem anderen. Tötet sie alle!
Ich war ganz im Gebet versunken, als die Killer zum zweiten Mal kamen, um das Haus zu durchsuchen.
Es war Nachmittag, und ich betete seit Tagesanbruch den Rosenkranz, betete darum, dass Gott allen Sündern auf der Welt seine Liebe schenken und ihnen vergeben möge.
Für die Killer zu beten, brachte ich jedoch nicht über mich.
Das war ein Problem für mich,denn ich wusste, dass Gott von uns erwartet, dass wir für alle beten, und nichts war mir wichtiger, als Gott auf meiner Seite zu wissen.
Als Kompromiss betete ich den Rosenkranz jeden Tag mehrere Male und voller Inbrunst. Es dauerte zwölf oder dreizehn Stunden, die vielen Ave Maria und Vater Unser zu beten, und wenn ich beim Vaterunser zu der Stelle kam, wo es heißt:
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern, bemühte ich mich, nicht an die Killer zu denken, denn ich wusste, dass ich ihnen nicht vergeben konnte.
Bei dieser zweiten Durchsuchung nahm ich den Lärm, den die Killer machten, in meiner andächtigen Versunkenheit nur am Rande wahr, als würde mich eine zornige Stimme aus einem Traum wecken. Dann hörte ich vier oder fünf laute Schläge, unmittelbar neben meinem Kopf.
Die Killer waren direkt nebenan, im Zimmer des Pastors, registrierte ich, plötzlich hellwach. Sie durchwühlten alles, rissen Dinge von den Wänden, kippten das Bett und Stühle um.
>>Schaut hier nach!Und dort drunter. Und in dieser Truhe! Durchsucht alles!>Tötet die großen Tutsi und die kleinen, tötet einen nach dem anderen. Tötet sie alle!
Kommentare
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Martin123 08.01.2021 18:03
Es ist ein Zeugns einer Jungen Frau aus Ruanda, das ich hier Teilen wollte.
Es ist das 11 Kapitel aus dem Buch Aschenblüte.
Es ist das 11 Kapitel aus dem Buch Aschenblüte.
(Nutzer gelöscht) 08.01.2021 18:08
Danke für s Einstellen.
Martin123 08.01.2021 18:22
hier noch der rest vom 11 Kapitel:
Sie schlugen auf andere ein, ohne nachzudenken, sie mordeten ihre Tutsi-Brüder und Schwestern, sie verletzten Gott-und sie begriffen nicht, wie sehr sie sich damit selber schadeten. Ihr Geist hatte sich mit dem Bösen infiziert, das sich über das Land ausgebreitet hatte, aber ihre Seele war nicht böse.
Trotz der Gräueltaten, die sie verübten, waren sie Kinder Gottes, und einem Kind konnte ich vergeben, auch wenn es nicht leicht sein würde-vor allem da dieses Kind mich umzubringen versuchte.
In den Augen Gottes gehörten die Killer zu seiner Familie, verdienten Liebe und Vergebung. Ich wusste, dass ich Gott nicht bitten konnte, mich zu Lieben, wenn ich nicht bereit war, seine Kinder zu Lieben. Und so betete ich nun für die Killer, dass ihnen ihre Sünden vergeben werden mögen.
Ich betete, dass Gott sie erkennen lassen würde, welch schrecklichen Irrweg sie eingeschlagen hatten, bevor ihr Erdenleben endete-und sie für ihre Todsünden zur Rechenschaft gezogen würden.
Ich hielt den Rosenkranz meines Vaters umklammert und bat Gott, mir zu helfen, und wieder hörte ich seine Stimme:
Vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.
Sie schlugen auf andere ein, ohne nachzudenken, sie mordeten ihre Tutsi-Brüder und Schwestern, sie verletzten Gott-und sie begriffen nicht, wie sehr sie sich damit selber schadeten. Ihr Geist hatte sich mit dem Bösen infiziert, das sich über das Land ausgebreitet hatte, aber ihre Seele war nicht böse.
Trotz der Gräueltaten, die sie verübten, waren sie Kinder Gottes, und einem Kind konnte ich vergeben, auch wenn es nicht leicht sein würde-vor allem da dieses Kind mich umzubringen versuchte.
In den Augen Gottes gehörten die Killer zu seiner Familie, verdienten Liebe und Vergebung. Ich wusste, dass ich Gott nicht bitten konnte, mich zu Lieben, wenn ich nicht bereit war, seine Kinder zu Lieben. Und so betete ich nun für die Killer, dass ihnen ihre Sünden vergeben werden mögen.
Ich betete, dass Gott sie erkennen lassen würde, welch schrecklichen Irrweg sie eingeschlagen hatten, bevor ihr Erdenleben endete-und sie für ihre Todsünden zur Rechenschaft gezogen würden.
Ich hielt den Rosenkranz meines Vaters umklammert und bat Gott, mir zu helfen, und wieder hörte ich seine Stimme:
Vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.
Martin123 08.01.2021 18:28
An jenem Tag tat ich einen entscheidenden Schritt, der es mir möglich machte, den Killern zu vergeben. Mein Zorn verebbte. Ich hatte Gott mein Herz geöffnet und er hatte es mit seiner grenzenlosen Liebe berührt. Zum ersten Mal hatte ich Mitleid mit den Killern.
Ich bat Gott, ihnen ihre Sünden zu vergeben und ihre Seele sein Licht schauen zu lassen.
An jenem Abend betete ich mit reinem Gewissen und reinem Herzen.
Und zum ersten mal, seit ich mich in diesem Versteck befand, hatte ich einen ruhigen Schlaf.
Ende.
Ich bat Gott, ihnen ihre Sünden zu vergeben und ihre Seele sein Licht schauen zu lassen.
An jenem Abend betete ich mit reinem Gewissen und reinem Herzen.
Und zum ersten mal, seit ich mich in diesem Versteck befand, hatte ich einen ruhigen Schlaf.
Ende.
Martin123 08.01.2021 18:29
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(Nutzer gelöscht) 08.01.2021 18:52
Entschuldige bitte....eigentlich ist der Text nicht zum linken im eigentlichen Sinne.....aber das sind starke Leidens-und Glaubensworte. Einer Frau in Ruanda mitten in diesem Grauen.
(Nutzer gelöscht) 08.01.2021 18:52
Zu liken...
(Nutzer gelöscht) 08.01.2021 20:11
Martin, genial! Tolle Geschichte, die mir zeigt und bestätigt, dass Vergeben in erster Linie unserem eigenen Seelenheil dient!
Aufrichtiges Vergeben bedeutet für mich, die Verletzung, die Angst und Sorge an Jesus abgeben zu können. Das macht die Herzen frei und schenkt einen "göttlichen" Frieden.
Und das zeigt mir auch deutlich -wegen unserem Konfessionsthema-, dass die Herzenseinstellung und die persönliche Beziehung zu Jesus -unabhängig einer Kirche-
in unserem Leben wirkt.
Ich weiß, dass sie vom Rosenkranzbeten spricht.
Mir geht es nicht um den Rosenkranz, sondern darum, dass sie im Gebet ein Vertrauen aufgebaut hat, ein Vertrauen aus Sicht einer einzelnen Christin in Beziehung mit Gott!
Passt das auch für dich?
Aufrichtiges Vergeben bedeutet für mich, die Verletzung, die Angst und Sorge an Jesus abgeben zu können. Das macht die Herzen frei und schenkt einen "göttlichen" Frieden.
Und das zeigt mir auch deutlich -wegen unserem Konfessionsthema-, dass die Herzenseinstellung und die persönliche Beziehung zu Jesus -unabhängig einer Kirche-
in unserem Leben wirkt.
Ich weiß, dass sie vom Rosenkranzbeten spricht.
Mir geht es nicht um den Rosenkranz, sondern darum, dass sie im Gebet ein Vertrauen aufgebaut hat, ein Vertrauen aus Sicht einer einzelnen Christin in Beziehung mit Gott!
Passt das auch für dich?
Martin123 08.01.2021 21:31
Flip, wenn du zeit hast kannst du dir noch das Video anschauen, es gehört alles zusammen.
Da erzäht die Immaculee von ihrem erlebten.
Da erzäht die Immaculee von ihrem erlebten.
(Nutzer gelöscht) 08.01.2021 21:37
Ich habe reingehört.
Meine Frage war, ob mein Eintrag für dich passt?
Meine Frage war, ob mein Eintrag für dich passt?
Martin123 08.01.2021 21:43
ich las ihn stehen, aber man muss auch so Fair sein und nicht verkennen, das Immaculee oft zur Muttergottes gebetet hat, um Führsprache zu Christus.
Soll hier aber kein neuer Streitblog werden, dafür ist das Thema zu ernst!
Soll hier aber kein neuer Streitblog werden, dafür ist das Thema zu ernst!
(Nutzer gelöscht) 08.01.2021 22:12
Martin, JA, das habe ich kapiert!
Was mir halt nicht gefällt, ist, dass jemand zu Maria betet, die du als Mutter Gottes bezeichnest!...um Fürsprache zu Christus zu bekommen.
DAS ist glaub ein echter Unterschied zwischen uns; den Katholen und Evangelen.
Ich finde super, dass Gebet, in solcher Situation wie Immaculee das machte, SIE von Hass und Unfrieden befreit hat!
Du hast sowas von Recht, dass hier kein Streitbolg über katholisch, evangelisch, richtig oder falsch entstehen soll.
...vielleicht zoffen wir andersmal wieder -grins!
HIER ist sicher, dass "Papa" gewirkt hat!
Was mir halt nicht gefällt, ist, dass jemand zu Maria betet, die du als Mutter Gottes bezeichnest!...um Fürsprache zu Christus zu bekommen.
DAS ist glaub ein echter Unterschied zwischen uns; den Katholen und Evangelen.
Ich finde super, dass Gebet, in solcher Situation wie Immaculee das machte, SIE von Hass und Unfrieden befreit hat!
Du hast sowas von Recht, dass hier kein Streitbolg über katholisch, evangelisch, richtig oder falsch entstehen soll.
...vielleicht zoffen wir andersmal wieder -grins!
HIER ist sicher, dass "Papa" gewirkt hat!
hansfeuerstein 09.01.2021 02:29
In einer echten Gemeinschaft wirklich einmütig und demütig Glaubender kann es das sein....
Wie kann ich Menschen vergeben, die mich umbringen wollen, die vielleicht schon meine Familie und meine Freunde abgeschlachtet haben? Diesen Killern zu vergeben wiederspricht für mich jeder Logik. Lass mich stattdessen für ihre Opfer beten, für diejenigen, die vergewaltigt, verstümmelt und ermordet wurden. Lass mich für die Waisen beten und für Witwen.
Lass mich für Gerechtigkeit beten. Gott, ich bitte dich, diese bösen Männer zu bestrafen, aber vergeben kann ich ihnen nicht-ich kann es einfach nicht.
Schließlich hörte ich, wie die Killer verschwanden. Erst verließen sie das Zimmer des Pastors, dann das Haus. Bald darauf entfernten sie sich, ihr Gegröle wurde immer leiser.
Ich begann wieder zu beten. Ich dankte Gott, dass er uns gerettet und mir die Idee eingegeben hatte, den Schrank vor die Tür unseres Verstecks zu schieben.
Das war klug von dir, lieber Gott. Du bist wirklich sehr klug, sagte ich in Gedanken und dankte ihm noch einmal. Ich fragte mich, wo die Killer jetzt hingingen, und begann für meine Feunde und meine Familie zu beten: Bitte pass auf meine Mutter auf, lieber Gott, sie macht sich so große Sorgen um uns. Pass auf meinen Vater auf, er kann so dickköpfig sein...
Es hatte keinen Sinn-meine Gebete kamen mir unaufrichtig vor. In meiner Seele hatte ein Kampf begonnen und mit einem Herzen voller Hass konnte ich nicht mehr zu einem Gott der Liebe beten.