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Gedenktag: Der 1. Märtyrer, Stephanus

Gedenktag: Der 1. Märtyrer, Stephanus
Stephanus: Der erste Märtyrer
Stephanus - Die Kirche gedenkt am Tag nach Christi Geburt des ersten Märtyrers. Ein Blick auf die Geschichte des heiligen Stephanus erklärt, warum.


Dass er etwas Besonderes ist, kann man schon an seinem Platz im Heiligenkalender erkennen: Direkt nach Weihnachten, dem Geburtsfest Jesu, gedenkt die Kirche des heiligen Stephanus - der um das Jahr 40 wegen seines Glaubens zu Tode gesteinigt wurde, als erster Märtyrer des Christentums. Über Stephanus' erste Lebensjahre ist nichts bekannt. Es wird lediglich angenommen, dass er ein Jahr nach Christi Geburt in Jerusalem zur Welt kam. Erst als er etwa um sein 30. Lebensjahr in der Urgemeinde seiner Heimatstadt aktiv wurde, begann er Geschichte zu schreiben.

Am Anfang stand ein Konflikt
Ausgangspunkt von Stephanus' Engagement in der Urgemeinde war ein Konflikt: die griechischsprachigen Hellenisten und die aramäischsprachigen Hebräer stritten um die der Gemeinde obliegende Versorgung von Witwen. Die Hellenisten warfen den Hebräern vor, Witwen mit griechischem Hintergrund bei der täglichen Versorgung mit Lebensmitteln übersehen zu haben. Um diesen Streit zu schlichten, baten die Apostel die Gemeinde, "sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit" (Apostelgeschichte 6,3) auszuwählen, damit diese als Diakone die sozialen Aufgaben der Urgemeinde, darunter die Betreuung der Witwen, übernehmen. Die erste Wahl fiel auf Stephanus, "einen Mann, erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist" (Apg 6,5). 

Als exponierter Vertreter der Urgemeinde geriet Stephanus bald darauf jedoch in einen Konflikt mit hellenistischen Juden. Zwar ist nicht bekannt, worum es bei der Auseinandersetzung ging. Wohl aber wird deutlich, dass die Juden dem redebegabten Diakon argumentativ nicht gewachsen waren. Um den unbequemen Kopf loszuwerden, schmiedeten sie deshalb ein Komplott: Sie setzten die Behauptung in die Welt, Stephanus habe sich der Gotteslästerung schuldig gemacht. 

Die Rede des Stephanus
Stephanus, so der konkrete Vorwurf, habe behauptet, Jesus von Nazareth wolle den jüdischen Tempel zerstören und die von Moses überlieferten jüdischen Gebräuche verändern. Nach Ansicht der hellenistischen Juden hatte sich der Diakon damit einer Art Hochverrat schuldig gemacht.

Als der Hohepriester Stephanus zu den Vorwürfen befragte, antwortete dieser mit einem der längsten Monologe der gesamten Bibel. In seiner Verteidigungsrede bekannte sich Stephanus mit flammenden Worten zu seinem christlichen Glauben. Zudem warf er seinen Anklägern und deren Vätern vor, sich dem Heiligen Geist widersetzt, die Propheten verraten und getötet sowie die durch Moses überbrachten Gebote missachtet zu haben (vgl. Apg 7,1-53). 

Als Stephanus zum Ende seiner Rede, die die Zuhörer laut der Bibel bereits aufs Äußerste empört hatte, zum Himmel blickte und dort nach eigenen Worten "die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen" (Apg 7,55) sah, war es endgültig um ihn geschehen. Die Menge umringte ihn und trieb ihn voller Zorn vor die Stadt. Dort, der Überlieferung nach unmittelbar vor dem Damaskustor, wurde Stephanus als Gotteslästerer verurteilt und gesteinigt. 

Umfassende Verehrung
Die Verehrung von Stephanus als erstem Märtyrer der Christenheit begann - nach der Wiederentdeckung seiner Reliquien - etwa um das fünfte Jahrhundert. Stephanus' Gebeine wurden der Überlieferung nach im Jahr 560 in der Krypta der Kirche Sankt Laurentius vor den Mauern in Rom bestattet. Der Stephanus-Tag wird seit der Einführung des Weihnachtsfestes als Gedenktag unmittelbar nach dem Fest der Geburt Jesu begangen. Dadurch soll gezeigt werden, dass der christliche Glaube schon bei der Freude über die Geburt Jesu das Kreuz und die daraus resultierende Bedrohung des Lebens mit bedenkt.

Von Steffen Zimmermann

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Klavierspielerin2 26.12.2020 08:14
Die Apostelgeschichte, Kapitel 7


Die Rede des Stephanus

Apg 7,1 Der Hohepriester aber fragte: Ist das wahr? 
Apg 7,2 Stephanus antwortete: Brüder und Väter, hört mich an! Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er in Mesopotamien lebte, ehe er sich in Haran niederließ, 
Apg 7,3 und sagte zu ihm: Zieh weg aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und geh in das Land, das ich dir zeigen werde. 
Apg 7,4 Da zog er aus dem Land der Chaldäer fort und ließ sich in Haran nieder. Von dort ließ Gott ihn nach dem Tod seines Vaters in dieses Land übersiedeln, in dem ihr jetzt wohnt. 
Apg 7,5 Er hat ihm darin kein Erbteil gegeben, auch nicht einen Fußbreit, doch hat er verheißen, das Land ihm und seinen Nachkommen zum Besitz zu geben, obwohl er kinderlos war. 
Apg 7,6 So sprach Gott: Seine Nachkommen werden als Fremde in einem Land wohnen, das ihnen nicht gehört; und man wird sie zu Sklaven machen und sie vierhundert Jahre lang hart behandeln. 
Apg 7,7 Aber auch über das Volk, dem sie als Sklaven dienen, werde ich Gericht halten, sprach Gott, und nachher werden sie ausziehen und mich an diesem Ort verehren. 
Apg 7,8 Und er gab ihm den Bund der Beschneidung. So wurde Abraham der Vater Isaaks und beschnitt ihn am achten Tag, ebenso Isaak den Jakob, und Jakob die zwölf Patriarchen. 
Apg 7,9 Die Patriarchen aber waren eifersüchtig auf Josef und verkauften ihn nach Ägypten; doch Gott war mit ihm. 
Apg 7,10 Er rettete ihn aus allen seinen Nöten, schenkte ihm Weisheit und die Gunst des Pharao, des Königs von Ägypten, und er bestellte ihn zum Herrscher über Ägypten und über sein ganzes Haus. 
Apg 7,11 Es kam aber eine Hungersnot über ganz Ägypten und Kanaan und das Elend war groß. Auch unsere Väter hatten keine Nahrung mehr. 
Apg 7,12 Als Jakob hörte, dass es in Ägypten Getreide gab, schickte er unsere Väter ein erstes Mal dorthin. 
Apg 7,13 Beim zweiten Mal gab Josef sich seinen Brüdern zu erkennen und dem Pharao wurde Josefs Herkunft bekannt. 
Apg 7,14 Josef aber ließ seinen Vater Jakob und seine ganze Familie holen: fünfundsiebzig Menschen. 
Apg 7,15 So zog Jakob nach Ägypten hinab; und er starb und auch unsere Väter starben. 
Apg 7,16 Man brachte sie nach Sichem und bestattete sie in dem Grab, das Abraham von den Söhnen Hamors in Sichem für Silbergeld gekauft hatte. 
Apg 7,17 Als aber die Zeit der Verheißung herankam, die Gott dem Abraham zugesagt hatte, vermehrte sich das Volk und breitete sich in Ägypten aus, 
Apg 7,18 bis ein anderer über Ägypten König wurde, der von Josef nichts wusste. 
Apg 7,19 Er ging gegen unser Volk heimtückisch vor und zwang unsere Väter, ihre Kinder auszusetzen; sie sollten nicht am Leben bleiben. 
Apg 7,20 In dieser Zeit wurde Mose geboren und Gott hatte Gefallen an ihm. Drei Monate lang wurde er im Haus seines Vaters aufgezogen; 
Apg 7,21 als er aber ausgesetzt wurde, nahm ihn die Tochter des Pharao auf und erzog ihn als ihren Sohn. 
Apg 7,22 Und Mose wurde in aller Weisheit der Ägypter ausgebildet und er war mächtig in Wort und Tat. 
Apg 7,23 Als er vierzig Jahre alt war, reifte in ihm der Gedanke, nach seinen Brüdern, den Söhnen Israels, zu sehen. 
Apg 7,24 Und als er sah, wie einem von ihnen Unrecht geschah, kam er dem Unterdrückten zu Hilfe und rächte ihn, indem er den Ägypter erschlug. 
Apg 7,25 Er dachte, seine Brüder würden begreifen, dass Gott ihnen durch seine Hand Rettung bringen wolle; doch sie begriffen es nicht. 
Apg 7,26 Am folgenden Tag kam er dazu, wie sie sich stritten; er versuchte, sie auszusöhnen und Frieden zu stiften, und sagte: Männer, ihr seid doch Brüder. Warum tut ihr einander Unrecht? 
Apg 7,27 Der Mann aber, der seinem Nächsten Unrecht getan hatte, stieß ihn weg und sagte: Wer hat dich zum Anführer und Schiedsrichter über uns bestellt? 
Apg 7,28 Willst du mich etwa umbringen, wie du gestern den Ägypter umgebracht hast? 
Apg 7,29 Daraufhin floh Mose und hielt sich als Fremder in Midian auf; dort wurden ihm zwei Söhne geboren. 
Apg 7,30 Als vierzig Jahre vergangen waren, erschien ihm in der Wüste beim Berg Sinai ein Engel im Feuer eines brennenden Dornbusches. 
Apg 7,31 Als Mose die Erscheinung sah, wunderte er sich darüber. Er ging näher hin, um sie genauer zu betrachten. Da ertönte die Stimme des Herrn: 
Apg 7,32 Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Mose begann zu zittern und wagte nicht hinzusehen. 
Apg 7,33 Da sagte der Herr zu ihm: Zieh deine Schuhe aus! Denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. 
Apg 7,34 Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und seine Klage gehört. Ich bin herabgestiegen, um sie zu retten. Und jetzt geh, ich sende dich nach Ägypten. 
Apg 7,35 Diesen Mose, den sie verleugnet hatten mit den Worten: Wer hat dich zum Anführer und Schiedsrichter bestellt?, ihn hat Gott als Anführer und Befreier gesandt durch die Hand des Engels, der ihm im Dornbusch erschien. 
Apg 7,36 Dieser Mose hat sie herausgeführt, indem er Zeichen und Wunder tat in Ägypten und im Roten Meer und in der Wüste, vierzig Jahre lang. 
Apg 7,37 Dies ist der Mose, der zu den Söhnen Israels gesagt hat: Einen Propheten wie mich wird Gott euch aus euren Brüdern erwecken. 
Apg 7,38 Dieser stand bei der Versammlung des Volkes in der Wüste zwischen dem Engel, der mit ihm auf dem Berg Sinai redete, und unseren Vätern. Er hat Worte des Lebens empfangen, um sie uns zu geben. 
Apg 7,39 Aber unsere Väter wollten sich ihm nicht unterordnen; sie wiesen ihn ab und wandten ihr Herz nach Ägypten zurück. 
Apg 7,40 Sie sagten zu Aaron: Mach uns Götter, die vor uns herziehen! Denn dieser Mose, der uns aus Ägypten herausgeführt hat - wir wissen nicht, was mit ihm geschehen ist. 
Apg 7,41 Und sie fertigten in jenen Tagen das Standbild eines Kalbes an, brachten dem Götzen Opfer dar und freuten sich über das Werk ihrer Hände. 
Apg 7,42 Da wandte sich Gott ab und überließ sie dem Sternenkult, wie es im Buch der Propheten heißt: Habt ihr mir etwa Schlachtopfer und Gaben dargebracht während der vierzig Jahre in der Wüste, ihr vom Haus Israel? 
Apg 7,43 Das Zelt des Moloch und den Stern des Gottes Romfa habt ihr herumgetragen, die Bilder, die ihr gemacht habt, um sie anzubeten. Darum will ich euch in die Gebiete jenseits von Babylon verbannen. 
Apg 7,44 Unsere Väter hatten in der Wüste das Bundeszelt. So hat Gott es angeordnet; er hat dem Mose befohlen, es nach dem Vorbild zu errichten, das er geschaut hatte. 
Apg 7,45 Und unsere Väter haben es übernommen und mitgebracht, als sie unter Josua das Land der Heidenvölker besetzten, die Gott vor den Augen unserer Väter vertrieb, bis zu den Tagen Davids. 
Apg 7,46 Dieser fand Gnade vor Gott und bat für das Haus Jakob um ein Zeltheiligtum. 
Apg 7,47 Salomo aber baute ihm ein Haus. 
Apg 7,48 Doch der Höchste wohnt nicht in dem, was von Menschenhand gemacht ist, wie der Prophet sagt: 
Apg 7,49 Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel für meine Füße. Was für ein Haus könnt ihr mir bauen?, spricht der Herr. Oder welcher Ort kann mir als Ruhestätte dienen? 
Apg 7,50 Hat nicht meine Hand dies alles gemacht? 
Apg 7,51 Ihr Halsstarrigen, ihr, die ihr euch mit Herz und Ohr immerzu dem Heiligen Geist widersetzt, eure Väter schon und nun auch ihr. 
Apg 7,52 Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Sie haben die getötet, die die Ankunft des Gerechten geweissagt haben, dessen Verräter und Mörder ihr jetzt geworden seid, 
Apg 7,53 ihr, die ihr durch die Anordnung von Engeln das Gesetz empfangen, es aber nicht gehalten habt. 

Die Steinigung des Stephanus

Apg 7,54 Als sie das hörten, waren sie aufs Äußerste über ihn empört und knirschten mit den Zähnen. 
Apg 7,55 Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen 
Apg 7,56 und rief: Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen. 
Apg 7,57 Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten gemeinsam auf ihn los, 
Apg 7,58 trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß. 
Apg 7,59 So steinigten sie Stephanus; er aber betete und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! 
Apg 7,60 Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er. 

https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/apg7.html
 
Klavierspielerin2 26.12.2020 08:21
Heute gedenkt die Kirche aller verfolgten Christen:

1. Korinther 12:26-27 SCH2000
Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr aber seid [der] Leib des Christus, und jeder ist ein Glied [daran] nach seinem Teil.
 
(Nutzer gelöscht) 26.12.2020 08:31
Und sie haben ihn überwunden um des Blutes  des Lammes und um des Zeugnisses willen und haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod.
Offenbarung 12,11
Schlachter Bibel 2000
 
(Nutzer gelöscht) 26.12.2020 10:00
Bei der Hinrichtung  des Stephanus (dt: der Bekränzte) war auch ein gewisser Saulus Paulus (aus Tarsus an der Südküste Kleinasiens) dabei und war auch mit der Steinigung einverstanden. Saulus (nach Saul, dem 1. König Israels) = Jude --- und Paulus (römischer Name), der Staats-Bürger des Imperium Romanum. Nach dem "Damaskuserlebnis" legte er den jüdischen Namen ab. 
Aus dem Verfolger des Christentums wurde ein Verkünder des Evangeliums (4 Missionsreisen und Gemeindegründer: Philippi, Korinth, Thessalonich ... Rom), Briefe. Seine letzte, 4. Reise erlebte er als Gefangener in Ketten, wie zuvor die Christen.
Im Passauer Dom "St. Stephan" ist die Steinigung figürlich dargestellt, auch Saulus Paulus ist als Figur erkennbar.  Paulus wurde nach langem Zwangsaufenthalt im Gefängnis in Rom hingerichtet.
 
(Nutzer gelöscht) 26.12.2020 18:29
 
Rosenlied 27.12.2020 13:07
⛪Danke @Klavierspielerin2 für die intressante Seite 
über den hl. Stephanus. 
Das Schicksal diese 1. Märtyrers hat mich schon 
immer sehr berührt. 
Er ist der Namenspatron unsres jüngsten Sohnes...
 
Klavierspielerin2 26.12.2021 07:59
Heilige Familie sticht Erzmärtyrer

Warum der Stephanustag dieses Jahr (fast) überall ausfällt

Wer heute am zweiten Weihnachtsfeiertag wie in normalen Jahren das Fest des Erzmärtyrers Stephanus erwartet, wird von der Heiligen Familie überrascht. Müssen Stefan und Stefanie sich Sorgen um ihren Namenstag machen?

Das Kirchenjahr funktioniert ein wenig wie Skat: Ober sticht Unter. Es gibt einfach zu viele Feste, Heilige und Selige für nur 365 Tage im Jahr, als dass es nie zu Kollisionen kommen könnte. Die meisten davon bleiben unbemerkt – aber wenn es die großen Heiligen trifft, fällt es dann doch auf. Dieses Jahr ist so ein Kirchenjahr: Wer am ersten Weihnachtsfeiertag die Messe besucht und das Gedenken an den heiligen Diakon Stephanus erwartet, wird enttäuscht. Der Stephanustag fällt in diesem Jahr aus – wie in jedem Jahr, in dem der zweite Weihnachtsfeiertag auf einen Sonntag fällt.

Grund dafür ist die Ordnung des Kirchenjahres. Das sieht vor, dass in der Weihnachtsoktav – also den acht Tagen, die mit Weihnachten am 25. Dezember beginnen und mit dem Hochfest der Gottesmutter Maria an Neujahr enden – das Fest der Heiligen Familie am Sonntag gefeiert wird. Und weil Weihnachten jedes Jahr an einem anderen Wochentag gefeiert wird, wandert die Heilige Familie durch die Oktav und verdrängt je nach Lage des Sonntags das Fest des Apostels Johannes am 27. Dezember oder das Fest der Unschuldigen Kinder am 28. Dezember. Nur Weihnachten selbst bleibt ungeschoren: Fällt der 25. Dezember auf einen Sonntag, wird die Heilige Familie am 30. Dezember gefeiert.

Erster Märtyrer mit älterem Fest

Dass Stephanus zurückstecken muss, ist nicht selbstverständlich: Eigentlich hätte der Gedenktag des ersten Märtyrers der Christenheit – sein Martyrium ist in der Apostelgeschichte geschildert – Vorrang, wenn es nach dem Alter geht. Das Gedenken an den Erzmärtyrer ist fast so alt wie die Feier der Geburt Jesu am 25. Dezember: Erstmals bezeugt ist es im auf den Anfang des 5. Jahrhunderts datierten Martyrologium Syriacum, einem Verzeichnis von Märtyrern. Weihnachten wurde nur wenige Jahrzehnte zuvor erstmals liturgisch am 25. Dezember begangen. Manche Liturgie- und Kirchenhistoriker gehen sogar davon aus, dass Stephanus schon im 3. Jahrhundert gefeiert wurde – und zwar schon immer am selben Tag, nur zwischen West- und Ostkirche gibt es Unterschiede: Im Osten wird Stephanus meist am 27. Dezember gefeiert.

Das Fest der Heiligen Familie dagegen ist in seiner heutigen Form ziemlich modern. Schon im Mittelalter ist die Verehrung der Familie Jesu nachzuweisen. Aber erst 1893 nahm Papst Leo XIII. (1878–1903) das zuvor nur in einigen Diözesen und Ordensgemeinschaften gefeierte Fest in den Römischen Generalkalender auf, der die Fest- und Gedenktage für die ganze Kirche des römischen Ritus sammelt, damals noch am dritten Sonntag nach dem Fest der Erscheinung des Herrn. Schon sein Nachfolger, Papst Pius X. (1903–1914) räumte den Generalkalender wieder etwas auf – zu viele Sonntage waren ihm anderweitig belegt. Er stärkte den Rang des "einfachen" Sonntags gegenüber anderen Festen und verschob die meisten der immer auf einen Sonntag fallenden Feste. Die kurze Auszeit für die Heilige Familie beendete wiederum der nächste Papst: Benedikt XV. (1914–1922) führte das Fest wieder ein mit dem alten Termin nach Erscheinung des Herrn.

Rangordnung des Kirchenjahres verweist Stephanus vom Platz

Seinen heutigen Platz am Sonntag in der Weihnachtsoktav erhielt das Fest erst 1969 mit der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, und dort ist es auch jetzt noch zu finden – und da Herrenfeste in der Rangordnung der liturgischen Tage über den Festen der Heiligen im Generalkalender stehen, hat das am Sonntag gefeierte Fest der Heiligen Familie Priorität, obwohl Stephanus älter ist. Herrenfeste sind die Feste, in denen die Heilsgeheimnisse Jesu das Jahr hindurch begangen werden, wie es in der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanums heißt, die auch explizit festlegt, dass die Herrenfeste vor denen der Heiligen Vorrang haben .

Aufgrund der Aufwertung der Sonntage durch Pius X. müsste der Märtyrer auch dann zurückstecken, wenn die Heilige Familie nicht am Sonntag der Weihnachtsoktav gefeiert würde: Als einfaches Heiligenfest aus dem Generalkalender würde Stephanus sogar von einem Sonntag im Jahreskreis, erst recht von einem Sonntag in der Weihnachtszeit, verdrängt – nur Hochfeste von Heiligen des Generalkalenders haben Vorrang vor den Sonntagen der Weihnachtszeit und des Jahreskreises, und davon gibt es nur drei: Josef, der Vater Jesu, am 19. März, die Geburt Johannes des Täufers am 24. Juni sowie Petrus und Paulus am 29. Juni. Josef hat dabei besonderes Pech: Sein Hochfest fällt immer wieder auf einen Sonntag in der Fastenzeit, die noch höher steht. Immerhin wird sein Tag am nächsten "freien" Tag nachgefeiert, anders als das Fest von Stephanus, das ersatzlos ausfällt.

Die Namenstage sind sicher

Praktische Bedeutung hat der liturgische Kalender auch nur da: in der Liturgie. Stefans und Stefanies, die den Erzmärtyrer Stephanus als Namenspatron feiern, können selbstverständlich trotzdem auch in diesem Jahr ihren Namenstag wie üblich feiern. Zum einen gibt es für den Brauch des Namenstags ohnehin keine verbindlichen kirchlichen Regeln, zum anderen fällt der Stephanustag auch nur in der Feier der Liturgie aus, während der Grundsatz bleibt, dass der Tag des Heiligen der 26. Dezember ist. Was für Namenstage im kleinen gilt, wird auch für andere Anlässe so gehalten: Auch wenn der Stephanustag liturgisch ausfällt, begeht die Kirche in Deutschland auch dieses Jahr am 26. Dezember den Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen und erinnert sogar in den dafür vorgeschlagenen Fürbitten an den Gedenktag, obwohl das Fest nicht gefeiert wird. Darum konnte es auch in Jahren wie 2020 Entwarnung für besorgte Kinder geben: Als im vergangenen Jahr Nikolaus auf einen Sonntag fiel, musste wegen des liturgischen Kalenders wohl kein Kind auf den Besuch des Heiligen verzichten, nur weil der Adventssonntag den nichtgebotenen Gedenktag ersetzt hatte.

Für Freunde des heiligen Stephanus, die partout nicht auf die liturgische Feier verzichten wollen, gibt es ohnehin einen Ausweg. Wer das Fest auch dieses Jahr feiern will, kann das etwa in der ganzen Erzdiözese Wien tun. Stephanus ist der Hauptpatron der Metropolitankirche von Wien, dem Stephansdom, und wird im ganzen Erzbistum als Eigenhochfest gefeiert – und das wiederum sticht die Heilige Familie, die in Wien dafür am 30. Dezember gefeiert wird. In Deutschland kann man Stephanus im Mainzer Dom (dort ist er der zweite Patron) und in der Passauer Kathedrale feiern – dort ist Stephanus Patron von Dom und Stadt, so dass Bischof Stefan Oster seinen Namenstag auch liturgisch feiern kann. 

Von Felix Neumann
 
Klavierspielerin2 26.12.2021 12:35
Mahnung am Gedenktag des ersten christlichen Märtyrers


CDU-Politiker Rachel besorgt um weltweite Religionsfreiheit


Der Stand der Religionsfreiheit sei alarmierend, mahnt der neue kirchenpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Thomas Rachel. Drei von vier Menschen weltweit hätten wegen ihres Glaubens Unterdrückung oder Verfolgung zu befürchten.

Besorgt um die weltweite Religionsfreiheit zeigt sich der neue kirchenpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Thomas Rachel (CDU). "Es ist ein Alarmsignal, dass drei von vier Menschen in Ländern leben, in denen die freie Ausübung von Religion eingeschränkt oder gar verboten wird", sagte er anlässlich des Stephanustags am Sonntag in Berlin. "Religionsfreiheit ist ein fundamentales Menschenrecht, das allerdings weltweit unter Druck gerät." Der 26. Dezember, der zweite Weihnachtsfeiertag, ist der Gedenktag des heiligen Stephanus. Er gilt als erster bekannter Märtyrer der Christenheit.

Als "besonders dramatisch" bezeichnete Rachel die Situation der Christen in Afghanistan. Vor allem seit der Machtübernahme der Taliban müssten Christen muslimischer Herkunft mit "fatalen Konsequenzen bis hin zur Ermordung rechnen". Auch in Nigeria und im Irak würden Menschen vermehrt wegen ihrer Religion angegriffen.

Ohne die Religions- und Weltanschauungsfreiheit blieben die anderen Menschenrechte unvollständig, sagte der Politiker. "Dieses Bewusstsein muss noch viel stärker als bisher die öffentliche Aufmerksamkeit erregen und das außenpolitische und entwicklungspolitische Engagement Deutschlands in der gesamten Welt prägen." (KNA)
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