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Thea, Lia - wir spielen Scrabble

Thea, Lia - wir spielen Scrabble
Thea, Lia - wir spielen Scrabble

Ihr erinnert euch? Mit den beiden Schwestern Lia (82 ) und Thea (92) habe ich (66) einen schönen, freundschaftlichen Kontakt.

Nun war ich zum Kuchenessen eingeladen. Punkt 15 Uhr schellte ich an der Türe im Mehrfamilienhaus in der Florastraße 7.

Bluehorse: Hallo die Damen, darf ich eintreten?
Lia: Ach, Bluehorse, ich freue mich so. Schön, dass Du da bist. Komm rein.

Ich trat ein, zog meinen Mantel aus und ging mit Lia ins Wohnzimmer, wo Thea bereits am Wohnzimmertisch aus Eichenholz saß.

Thea: Bluehorse, ich bin erschüttert.
Bluehorse: wegen mir?
Thea: Nein, wegen dem Kuchen.
Bluehorse: Ja, was ist mit dem Kuchen?
Thea: er ist angebrannt.
Lia: sie ist am Tisch eingenickt.
Thea: jaaa, ich bin ganz erschüttert, dass mir das passieren konnte.
Lia: ich war einen Moment außer Haus.
Thea: Ach, einen Moment. Eine Stunde warst Du weg.
Bluehorse: Schade, ich hab mich auf den Blaubeerkuchen mit Himbeeren schon gefreut.
Thea: Dieses mal hatte ich Erdbeeren vorgesehen. Aber nun ist ja nichts mit Kuchen essen.
Lia: Aber Du bist nicht umsonst gekommen, Bluehorse. Ich habe eine Idee: Wir trinken schön Kaffee, essen Kekse und spielen etwas.
Thea: Und was sollen wir spielen? Für Volleyball fühle ich mich nicht so in Form und für Tischtennis ist unser Wohnzimmertisch zu klein.
Lia: Nein, wir spielen Scrabble. Kennst Du das Spiel, Bluehorse?
Bluehorse: Ja, das kenne ich. Mit Buchstaben sinnlose Worte legen.
Thea: Oh, schöne Idee. Hol mal Kaffee und Kekse, Lia, und ich das Spiel.

Und nun saßen wir am Tisch mit dem Spiel, Kaffee und Keksen.

Thea: Jeder zieht einen Buchstaben aus dem Beutel. Und der fängt an, dessen Buchstabe die meisten Punkte hat. Fang an, Bluehorse.
Bluehorse: Ich habe ein N mit 1 Punkt.
Lia: ich habe das Q mit 10 Punkten.
Thea: Den Buchstaben wollte ich doch haben.
Lia: fang nicht jetzt schon mit dem Meckern an.
Ich leg der Mitte das Wort Qualgeist an. Dreifacher Wortwert.
Thea: Qualgeist gibt es nicht. Es muß Quälgeist heißen.
Lia: Da irrst Du Dich. Quälgeist ist die Bezeichnung für jemanden, der andere quält und Qualgeist ist jemand, der sich selbst quält, unter eigenen Qualen leidet.
Thea: Bluehorse, was sagst Du?
Bluehorse: Ähm, ja, klingt irgendwie doch logisch.
Thea: Aber im Duden gibt es das Wort nicht.
Lia: ich bin nicht obrigkeitsgläubig.
Thea: darum geht es nicht. Es muß doch einen neutralen, kompetenten und sachlichen Entscheider geben.
Lia: Eben. Deswegen entscheide ich!
Bluehorse: Dann leg ich an Qualgeist das Wort Tau an.
Lia: Das bringt Dir nicht viele Punkte. Kannst Du nicht ein längeres Wort legen?
Bluehorse: Ich denke nein.
Thea: Ich helf Dir mal. Lass mich mal schauen.
Bluehorse: Nein danke. Ich schaff das schon alleine.
Lia: Ach, diese Männer, immer wollen sie alles alleine schaffen.
Thea: So, und ich lege das Wort Unglick.
Lia: Das gibt es nicht. Es muss - wenn schon - Unglück heißen.
Thea: Doch, eingewanderte Deutsche aus Königsberg sprechen immer von Unglick.
Bluehorse: Aber heute heißt die Stadt Kaliningrad in der russischen Oblast.
Thea: Das akzeptiere ich nicht.
Bluehorse: Wie meinst Du das? Du kannst doch politische Ereignisse dieser Tragweite nicht umkehren. Oder meinst Du, dass Putin Deine Meinung berücksichtigt?
Thea: Nein, so meinte ich das nicht. Ich will nur sagen, dass ich damit nicht einverstanden bin.
Lia: Bluehorse, meine Thea ist Protestantin. Das merkt man in politischen Fragen immer wieder.
Bluehorse: Aha. Dann bin ich dafür, dass wir Unglick zulassen. Wir haben doch schon fast Weihnachten.
Lia: Und nun bin ich dran. Ich lege das Wort Krippe.
Bluehorse: Und ich lege das Wort Peter.
Thea: Das passt. Ich verlängere auf Petersilie. Lia, Du bist dran.
Lia: Ich überlege noch.
Thea: Ich hole mal neuen Kaffee. Soll ich ein Eier-Likörchen mitbringen?
Bluehorse: Ich sage nicht „nein“.
Lia: Ich hab’s. Ich lege Eierlikur.
Thea: Das heißt Eierlikör. Nicht kur.
Lia: Es kann auch kur heißen, wenn man sich damit kuriert.
Thea: Dann aber nur Eierkur.
Lia: Nein, etwas Likör gehört ja zur Kur.
Thea: Mädel, Du bist dickköpfig. Das hat Mama auch schon bemängelt.
Bluehorse: Ach, ist doch egal. Wir trinken jetzt ein Likörchen, dann klappt es auch mit der Eierlikur.
Thea: Gut, und ich lege Öse. Öse – kurz aber schönes Wirt.
Bluehorse: Dann leg ich ntopf dann haben wir einen Ösentopf.
Thea: Was soll das denn sein?
Bluehorse: Ein Topf mit Ösen – das sagt doch schon das Wort.
Lia: Wir kochen heute Erbsensuppe. Ösen haben wir noch nie gekocht.
Bluehorse: ist denn Erbsensuppe sowas wie ein Weihnachtsessen bei euch?
Thea: ja, warum nicht. Zu Weihnachten kommt noch Gebratenes wie Gänsebrust hinzu, was wir unter die Erbsen mischen.
Bluehorse: Und dieser Mischmasch schmeckt?
Lia: Ja, sogar sehr.
Bluehorse: Und das soll zu Weihnachten passen?
Thea: Sogar sehr gut. Sieh mal, Weihnachten ist doch auch ein Mischmasch. Christliches Gedankengut und heidnischer Tannenbaum.
Bluehorse: Ich bin für klare Verhältnisse. Bei mir gibt es keinen Tannenbaum.
Thea: Aber für Kinder ist doch ein geschmückter Tannenbaum soooo schön.
Bluehorse: Hier sehe ich keine Kinder.
Thea: Lia, melde Dich!
Bluehorse: Jetzt brauch ich noch ein Likörchen.
Lia: Du kannst nachher mitessen, Bluilein.
Thea: Ja, das wäre schön. Aber das Likörchen bekommst Du erst nach dem Essen, sonst schläfst Du uns noch vor dem Essen ein.
Bluehorse: Scrabbeln ist anstrengend, macht müde.
Thea: Kuchenbacken macht auch müde. Und ich habe ihn verdorben.
Lia: Ach Thea, ist doch nicht so schlimm. Im Leben verdirbt uns viel … das ist eben so.
Deswegen freuen wir uns doch auf Weihnachten, weil es dort um eine gelungene Geburt
geht, die allen Freude macht. Dann vergessen wir auch den angebrannten Kuchen.
Bluehorse: Ich verstehe, wenn wir uns an die vielen Kuchen im Leben erinnern, die wir haben verkohlen lassen.
Thea: Ja genau. Diese Erinnerungen sind mein Unglick.
Lia: Und die Geburt Jesu ist unser Glück.
Bluehorse: Du kannst echt gut predigen, Lia. Damit trägst Du Weihnachtsfreude ins Wohnzimmer.
Thea: Ja, sie ist mein Sonnenschein, auch wenn es ein nebeliger Wintertag ist.
Bluehorse: Welch ein Glick. Zündet doch mal neue Kerzen an, die alten sind schon runtergebrannt. 
Thea: Ja, es sollte immer jemand auf die Kerzen achten, damit es kein Unglick gibt und wir es immer hell haben. 
Lia: Du kannst ruhig Unglück sagen und den unpassenden Dialekt weglassen.
Thea: Hör auf, mich schulmeistern zu wollen. Das ist meine Aufgabe.
Bluehorse: Hört auf zu streiten, sonst brauch ich vor dem Essen doch noch einen Likör.
© JJ

Kommentare

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Bluehorse 24.12.2020 01:14
Diese Geschichte ist ein Weihnachtsgeschenk für eine passionierte Scrabble-Spielerin.... und ich hoffe, dass auch viele User ihre Freude daran haben.
 
(Nutzer gelöscht) 24.12.2020 03:03
Sehr schön, wie im richtigen Leben, nur noch ein bisschen lustiger. Danke für das Weihnachtsgeschenk. Ich bin zu später Stunde fast wieder munter geworden.
 
(Nutzer gelöscht) 24.12.2020 09:25
Ich bin zu später Stunde fast wieder munter geworden.

Ja, so ging es mir auch gestern. Erheitert bin ich dann eingeschlafen.

@Bluehorse, die beiden haben ein großes Herz in dem wir alle Platz haben, denn sie laden uns immer wieder zu sich ein. Danke fürs Teilen............... und bitte, immer mehr davon.🙂
 
(Nutzer gelöscht) 24.12.2020 11:01
Mich hat beim Einschlafen die Likur gehindert. Die ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
@Bluehorse, besonders gut gefällt mir, wie nachsichtig Du in Deinen Geschichten mit den älteren Damen umgehst und auch mal fünfe gerade sein lassen kannst. Da könnte ich noch was lernen.
 
(Nutzer gelöscht) 24.12.2020 15:21
Danke für den schönen Blog.

 Frohe, segensreiche Weichnachtzeit. 

 
Bluehorse 24.12.2020 15:25
Ich bin nun für ein paar Tage nicht im Forum anwesend. Bleibt gesegnet und lieb zu einander.
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