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Worum geht es eigentlich im Advent?

Worum geht es eigentlich im Advent?
Advent: Zeit der Vorbereitung


Am Sonntag beginnt die vierwöchige Vorbereitungszeit auf Weihnachten. Aber warum heißt diese Zeit Advent? Das Wort kommt vom lateinischen "adventus" und lässt sich mit "Ankunft" übersetzen. Was Sie sonst noch über den Advent wissen müssen, erfahren Sie hier.

In der Adventszeit bereitet sich die Gemeinde auf das Weihnachtsfest vor – und ist laut dem Gesangbuch "Gotteslob" geprägt von "hingebender und freudiger Erwartung". Die Gemeinde trifft sich zu werktäglichen Gottesdiensten, den sogenannten Roratemessen. Der erste Advent fällt immer auf das Wochenende nach dem 26. November. Die Länge der Adventszeit ändert sich also von Jahr zu Jahr. Mit dem ersten von vier Adventssonntagen beginnen das Kirchenjahr und der Weihnachtsfestkreis.

Vier Sonntage - vier Themen

Die Familie versammelt sich um den Adventskranz, "dessen Kreisform den Zusammenhalt und dessen wachsendes Licht die zuversichtliche Erwartung der Gläubigen im Advent ausdrückt". Nach Manfred Becker-Huberti und Ulrich Lota ("Katholisch A-Z"zwinkerndes Smiley steht der Adventskranz für den Erdkreis, der auf Erlösung wartet. 

Jede Woche wird eine zusätzliche Kerze entzündet. Je mehr Kerzen und je mehr Licht, desto näher rückt die Geburt des Erlösers Jesus Christus, auf die wir warten.

Die vier Adventssonntage widmen sich unterschiedlichen Themen. 

Der erste Sonntag im Advent ist geprägt von der Wiederkunft Christi am Letzten Tage, also der Apokalypse und dem Jüngsten Gericht. 

Am zweiten und dritten Adventssonntag steht Johannes der Täufer im Mittelpunkt. Er ist der letzte Prophet, der "die Wege für das Kommen des Herrn bereiten will". 

Den vierten Adventssonntag widmet die Gemeinde der Gottesmutter Maria. Am 8. Dezember feiern die Katholiken zudem das Fest Mariä Empfängnis.

In der Adventszeit begegnen den Kirchgängern viele bekannte Kirchenlieder, die das Kommen Jesu Christi ankündigen: "O Heiland, reiß die Himmel auf", "Kündet allen in der Not, bald wird kommen unser Gott", "Es kommt ein Schiff, geladen" und "Wir sagen euch an den lieben Advent".

Zuerst wurde die Adventszeit in Ravenna gefeiert

Das liturgische Jahr oder das Kirchenjahr beginnt ab jetzt, der "Zeit der Erwartung des Herrn". Wie der Jugendkatechismus Youcat erläutert, hat das Kirchenjahr "seinen ersten Höhepunkt im Weihnachtsfestkreis und seinen zweiten, noch größeren, in der Feier des erlösenden Leidens, Sterbens und Auferstehens Christi an Ostern". Das Kirchenjahr überlagert den normalen kalendarischen Jahreslauf mit den sogenannten "Geheimnissen des Lebens Christi" – von seiner Menschwerdung an Weihnachten über Tod und Auferstehung bis zur Wiederkunft in Herrlichkeit. Das Kirchenjahr endet am letzten Sonntag vor dem ersten Advent, am Christkönigssonntag.

Laut der Website heiligenlexikon.de lassen sich die Anfänge der Adventszeit bis ins fünfte Jahrhundert zurückverfolgen, und zwar in die italienische Region Ravenna. In Rom gab es Adventsliturgien demnach erst im sechsten Jahrhundert: Papst Gregor der Große habe erstmals die Zahl von vier Adventssonntagen festgelegt.

Der Volkskundler Alois Döring verortet in seinem Buch "Rheinische Bräuche durch das Jahr" die Anfänge der Adventszeit in Spanien und Nordfrankreich schon am Ende des vierten Jahrhunderts, allerdings als dreiwöchige, von Fasten und Askese begleitete Vorbereitungszeit auf Weihnachten. Das Konzil von Trient (1545-1563) schrieb dann eine vierwöchige Adventszeit statt der sechs Sonntage ab Martini (Sankt Martin) vor.

Erst drei, dann sechs, dann vier 

Beim Adventskranz handelt es sich um einen vergleichsweise jungen Brauch, den der Hamburger Johann Heinrich Wichern um 1838 erfand. Nach dem ökumenischen Heiligenlexikon entzündete er in der Adventszeit dieses Jahres Tag für Tag eine Kerze und steckte sie in den Kranz
 – als Symbol für das Licht der Welt. Wicherns Adventskranz-Vorläufer war demnach eine Lichterkrone mit 24 Lichtern. Erst 1925 soll in Köln der erste Adventskranz in einer katholischen Kirche gehangen haben. Der erste gedruckte Adventskalender erschien laut dem Lexikon im Jahr 1902.

Auf eine weitere, weniger bekannte Tradition verweist Volkskundler Döring: das sogenannte Frauen- oder Marientragen, eine seit dem 17. Jahrhundert bezeugte Variante der Herbergssuche. Demnach wird in der Adventszeit eine Marienfigur oder ein Marienbild an den neun letzten Abenden vor der Christnacht (der Nacht zum ersten Weihnachtstag) von einem Haus zum anderen getragen und auf einem Hausaltar zur Andacht für Familie und Nachbarschaft aufgestellt. Am Heiligen Abend wandert das 
Marienbildnis dann in die Kirche zurück.

Mit dem Ende der Adventszeit beginnt die größte Geschichte aller Zeiten, meist eingeleitet durch die Worte des Evangelisten Lukas (Lk 2,1): "Es geschah aber in jenen Tagen, da erging ein Befehl von Kaiser Augustus, dass der ganze Erdkreis (in die Steuerlisten) aufgeschrieben werden solle ..." Weihnachten steht vor der Tür, Gott wird Mensch in einem Kind, das in einem Stall geboren und in eine Krippe gelegt wurde.

Von Sascha Stienen und Agathe Lukassek

Kommentare

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Klavierspielerin2 28.11.2020 11:43
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit

 
Rosenlied 28.11.2020 12:17
⛪Da ich im Moment wenig Zeit habe, 
kann ich nur die Frage in der Überschrift beantworten...

⛪Advent: Wir warten aufs Christkind...⛪
 
(Nutzer gelöscht) 28.11.2020 12:19
Advent bedeutet vereinfacht Ankunft. Ich kann aus Erfahrung sagen, wenn man mit Projekten und Arbeit zu tun hat, dann kommt man an Weihnachten weniger an, wenn man bis zum letzten Tag rödelt.
 
Klavierspielerin2 28.11.2020 12:22
Genau so ist es. Aber wir wären ja keine Katholiken, wenn nicht noch mehr Hintergrund vorhanden wäre.
Ich wusste bis vor kurzem nicht, dass jeder der 4 Adventssonntage eine tiefe Bedeutung haben💡
 
(Nutzer gelöscht) 28.11.2020 12:23
Advent lateinisch adventus = Ankunft müßte eigentlich adventus Domini = lateinisch
Ankunft des Herrn heißen
 
Marion5000 28.11.2020 13:07
😀Wir leben heute: Was wäre, wenn jetzt ein armer Mann und seine
                             schwangere Frau an deiner Haustüre kingeln?
                          
                             Sie bitten um Übernachtung !
                             Was würdest Du tun?

                             Ist Dein Kühlschrank und Vorratsraum voll?
                             Ist Dein Bad geputzt?

                             Und hast Du ein Gästebett? oder nur eine
                             Couch oder Isomatte? Decken für Drei und
                             das Kind, das zur Welt kommt, braucht auch
                             noch was!?

                             🤔
                    
 
hansfeuerstein 28.11.2020 14:35
Leider ist gerade die Adventszeit seit Jahren geradezu überfrachtet mit Aktionismus vielfältigster Art. In Unternehmen kumuliert in dieser Jahreszeit so ziemlich alles, jetzt muss möglichst viel und sofort und zugleich erledigt werden...man kommt so gar nicht mehr recht in die Reflexion.

Der erste Advent, die Sehnsucht nach Bezug und Licht

Zu Dir hin erhebe ich meine Seele,
mein Gott, auf Dich setze ich mein Vertrauen,
lass nicht zu, dass man mich beschämt.
Und auch meine Wiedersacher sollen
mich nicht verhönen können.
Denn alle, die auf Dich ihre Erwartung setzen,
dürfen sich vor Schande sicher wissen.

Psalm
Mit Deinen Wegen, o Herr, mache mich vertraut
und Deinen Pfaden zu folgen lehre mich.

https://youtu.be/VC4Bg3HlMys
 
(Nutzer gelöscht) 28.11.2020 15:03
@hansfeuerstein - in schlecht geführten Unternehmen ist das so. Stimmt. Aber wer kann es sich heute noch leisten, ein Unternehmen schlecht zu führen? Geschäftsbanken ausgeschlossen, da gehört es zur Basis.
Und so wie ein erfolgreiches Unternehmen nur mit guter Führung in alles Bereichen auf Dauer besteht, so ist es im Leben eigentlich auch. Wenn bestimmte Dinge zu lange ausser Acht gelassen werden, fordert das irgendwann seinen Tribut.
Ins geistliche übertragen bedeutet es eben auch, die Zeit sinnvoll auszukaufen und bereit zu sein. So betrachtet ist das ganze Jahr Advent, Jahresabschluß, Bilanzstichtag.
 
Klavierspielerin2 28.11.2020 15:27
Kurioser Streit zwischen Kaiser Konrad II. und Straßburger Bischof

Als die Dauer der Adventszeit festgelegt wurde

Drei bis vier Wochen und vier Sonntage: So lange dauert der Advent. Doch erst eine Synode im 11. Jahrhundert legte die Länge der Vorbereitungszeit auf Weihnachten fest. Vorausgegangen war ein Streit zwischen dem Kaiser und dem Straßburger Bischof.

Kaiser Konrad II. wollte den Fall für alle Christen in seinem Reich ein für alle Mal geregelt wissen. Wann beginnt der Advent und wie viele Adventsonntage gibt es? Über diese für die gottesdienstliche Praxis bedeutsame Frage bekamen sich im Mittelalter nicht nur die Theologen, sondern auch viele Gläubige immer wieder in die Haare.

Am 3. Dezember 1038 legte eine Synode im pfälzischen Kloster Limburg bei Bad Dürkheim auf Betreiben des römisch-deutschen Kaisers die Adventszeit mit ihren vier Sonntagen fest: Der erste Adventssonntag muss stets in der Zeit zwischen dem 27. November und dem 3. Dezember begangen werden. Diese Regelung gilt für katholische und später auch evangelische Gläubige seit knapp 1.000 Jahren bis heute. In diesem Jahr fällt der erste Adventssonntag auf den 29. November.


"Straßburger Adventsstreit" ging in die Geschichte ein

Der folgenreichen Zusammenkunft der Bischöfe in dem damaligen Kloster am Rand des Pfälzerwalds war ein kurioser Streit vorangegangen, der als "Straßburger Adventsstreit" in die Geschichte eingegangen ist. Der Gründer der Salierdynastie machte auf der Rückreise von Burgund nach Goslar am 26. November 1038 bei seinem Onkel Station, dem Straßburger Bischof Wilhelm. Just an diesem Tag – einem Sonntag – feierte dieser mit seinem Klerus den ersten Advent.

Konrad war verärgert und blieb der Feier fern: Der Gottesdienst sei eine Woche zu früh und eine Abweichung von der kirchlichen Norm, kritisierte er. Weil Bischof Wilhelm den Advent bereits am 26. November begann, hätte es 1038 bis zum 24. Dezember insgesamt fünf Adventssonntage gegeben – einen mehr, als Papst Gregor der Große rund 400 Jahre zuvor für die römische Kirche vorgegeben hatte. Die vier Sonntage standen symbolisch für die 4.000 Jahre, die die Menschen nach dem Sündenfall auf den Erlöser warten mussten.

Ursache des Streits war, dass es für das christliche Abendland keine einheitlichen Regeln für die Dauer der Adventszeit gab. In ihr bereiten sich die Christen auf das Fest der Geburt Jesu Christi vor. Je nach Liturgie gab es in verschiedenen Regionen des Reichs vier, fünf, sechs oder auch sieben Adventssonntage. Immer dann, wenn Weihnachten auf einen Montag fiel, wie im Jahr 1038, wurde es zusätzlich problematisch: Zählte Heiligabend nun als vierter Advent? Und dauerte die Adventszeit, die ja eine Buß- und Fastenzeit war, nun drei oder vier volle Wochen?

Eine Woche später, am 3. Dezember, feierte Konrad mit seiner Frau Gisela den ersten Advent im von ihm gegründeten Kloster Limburg, von dem heute nur noch eine Ruine übrig ist – und berief eilig eine Synode ein. Diese klärte den kirchenrechtlichen Fall in Anwesenheit des Kaisers, wie zwei spätere Quellen aus Speyer und Weißenburg berichten.

Konrad habe sich als "Bewahrer des Christentums" dazu verpflichtet gefühlt, in seinem Reich die Einheit des Glaubens und der gottesdienstlichen Praxis zu sichern, erläutert der Heidelberger Mittelalter-Historiker Bernd Schneidmüller. 

Der richtige Vollzug der Liturgie sei für mittelalterliche Menschen "total wichtig" gewesen: Wenn in Glaubensfragen keine Einmütigkeit herrsche, werde nach diesem Verständnis auch Gott selbst infrage gestellt, erläutert Schneidmüller. Er ist wissenschaftlicher Leiter der coronabedingt derzeit geschlossenen rheinland-pfälzischen Landesausstellung "Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht" im Mainzer Landesmuseum, die bis 18. April 2021 gezeigt werden soll.

Auch machtpolitische Gründe

Der Kaiser habe nicht nur religiöse, sondern auch handfeste machtpolitische Gründe gehabt, innerkirchlich einzugreifen und die Länge der Adventszeit regeln zu lassen, analysierte der Historiker Karl Josef Benz in einem bereits 1978 erschienenen Aufsatz über den Straßburger Adventsstreit. Konrad habe gar eine Kirchenspaltung wegen des Streits für möglich gehalten, und dies wiederum hätte auch die Einheit des Reiches bedroht, argumentiert Benz.

Letztlich hätten bei der Synode im Kloster Limburg die teilnehmenden Bischöfe eigenständig "mit Unterstützung des Kaisers ein griffiges Problem zur Entscheidung" gebracht, urteilt Pfarrer Mathias Köller vom Archiv des Bistums Speyer. Die Bischöfe hätten die Position des Kaisers mitgetragen, dass es nicht mehr als vier Adventssonntage geben dürfe. Auch der Historiker Schneidmüller glaubt nicht, dass Konrad im Adventsstreit gegenüber der Kirche ein Machtwort sprach.

Erst das Konzil von Trient machte 1570 die Regelung der vier Adventssonntage für die römisch-katholische Kirche rechtsverbindlich. Dennoch hat sich etwa im Erzbistum Mailand bis heute eine sechswöchige Adventszeit gehalten. Auch die orthodoxen Kirchen begehen den Advent sechswöchig.

Von Alexander Lang (epd)
 
Marion5000 28.11.2020 15:28
🙂Der Frühjahr/Sommer Katalog ist schon da. Was plant ihr für
   2021🤔 Die Welt ist international, englisch , freundlich.☀

                       so denken alle Menschen, die Jesus lieben,
                         Jesus ist immer der Mittelpunkt-

                                       GLÜCK ist immer DA.☀
                                   
 
Rosenlied 28.11.2020 17:20
⛪Danke @Klavierspielerin für die intressante Seite.
Das wusste ich nicht, dass die Orthodoxen 6 Adventswochen
haben. Ich kannte auch die Geschichte vom Adventsstreit 
noch nicht. 
 
hansfeuerstein 28.11.2020 22:29
In früheren Tagen wusse man, wie elementar wichtig Gemeinsamkeiten für eine Gesellschaft sind. Wo es möglichst viele Gemeinsamkeiten gibt, und insbesondere in Dingen die über den Tagescharakter hinaus gehen, da ist großer Grundstein für Frieden und Verstehen gelegt...
 
Klavierspielerin2 02.12.2020 07:33
Viermal Fastenzeit extra: Die Tradition der Quatembertage

Neben dem Advent und der Fastenzeit kennt die katholische Tradition viermal im Jahr weitere Zeiten der Buße und des Gebets: die Quatembertage. Auch wenn sie offiziell noch nicht abgeschafft sind, haben sie kaum noch eine liturgische Bedeutung. Eine Spurensuche mit Vorschlägen zu einer Neuentdeckung.

"Nach Asche, Pfingsten, Kreuz, Luzei, gedenke, dass Quatember sei": So lautet ein uralter Merkvers, der in manchen Kalendern noch heute abgedruckt wird. Und auch ein kleiner Hinweis im Direktorium, dem liturgischen Kalender der Kirche, macht darauf aufmerksam, dass vier Wochen im Jahr als sogenannte "Quatemberwochen" zu halten sind. Wer in diesen Wochen allerdings die Gottesdienste besucht, wird vielerorts keinen Unterschied zu den normalen Eucharistiefeiern in dieser Zeit feststellen. Offiziell ist die Quatember zwar nicht abgeschafft, doch in den meisten Gegenden ist diese sehr alte Tradition mittlerweile gänzlich in Vergessenheit geraten. Manch einer wird sich vielleicht noch an den alten Merkspruch erinnern oder beim Blättern im Messbuch erstaunt auf das Messformular für die Quatembertage stoßen. Doch eine wirkliche Bedeutung im liturgischen Leben haben diese Tage schon lange nicht mehr. Ein Grund mehr, auf Spurensuche zu gehen, nachzuspüren, wann und warum diese besonderen Tage entstanden sind, und zu fragen, was sie uns heute wohl sagen können.

Ausrichtung an den Jahreszeiten

Der Name "Quatember" ist eigentlich eine Abkürzung des Lateinischen "Quatuor tempora", was nichts anderes heißt als "vier Zeiten". Im Blick auf die Einteilung des bürgerlichen Jahres kennt man diese vier Zeiten nur zu gut: Frühling, Sommer, Herbst und Winter lautet die klassische Einteilung der vier Jahreszeiten. Und im kaufmännischen Bereich hat sich bis heute diese Gliederung in den vier Quartalen gehalten. Die christlichen Quatembertage richten sich dabei vor allem nach den Jahreszeiten: Ursprünglich war jeweils die erste Woche einer neuen Jahreszeit als Quatemberwoche zu halten. Diese Woche lagen also im März, im Juni, im September und im Dezember; teilweise idealisiert an den christlichen Festtagen Aschermittwoch, Pfingsten, Kreuzerhöhung und dem Gedenktag der heiligen Luzia ausgerichtet. Da allerdings nur Kreuzerhöhung am 14. September und der Luzia-Tag am 13. Dezember einen fixen Termin besitzen, konnten die Quatemberwochen im Frühling und Sommer flexibel ausfallen. Dennoch waren sie jeweils um den Beginn der jeweils neuen Jahreszeit herum terminiert.

Wann und warum die Quatembertage entstanden sind, lässt sich nicht restlos aufklären. Sicher ist, dass sie wohl in Rom ihren Ursprung haben, da Papst Leo der Große in seinen Predigten zu den Quatembern bereits bezeugt, diese seien eine alte Tradition, die vor allem aus Fasten, dem Gebet und der Eucharistiefeier in Sankt Peter bestehe. Besonders Mittwoch und Freitag wurden in der Quatemberwoche als Fasttage gehalten. Möglich ist es, einen Zusammenhang zu den jahreszeitlichen Gegebenheiten zu suchen: Vielleicht rezipierte man christlicherseits alte heidnische Aussaat- oder Erntetermine und gab ihnen eine neue Füllung.

Eventuell griff man auch auf die jüdische Praxis zurück, die ebenfalls bestimmte Feste zu den Zeiten der Aussaat und der Ernte kannte (zum Beispiel das Laubhüttenfest oder das Fest Shawuot). Solche Spekulationen sind allerdings nicht unumstritten und können historisch jedenfalls nicht hinreichend belegt werden. Die Nähe der Quatembertage zum Beginn der neuen Jahreszeiten ist allerdings höchst auffällig und darf wohl als Indiz gelten, dass man hierbei tatsächlich altes heidnisches Brauchtum mit einem christlichen Inhalt füllte.

Noch vor der Jahrtausendwende galten die Quatembertage als herausragende Ordinationstermine, an denen die heiligen Weihen gespendet wurden. Das weist zumindest darauf hin, dass die Quatember eine ausgezeichnete Zeit im Jahreskreis war. Mit der römischen Synode von 1078 wurden auch die Termine für die Quatember festgelegt, wie sie bis ins 20. Jahrhundert hinein geübt wurden: die erste Woche der Fastenzeit, die Pfingstwoche, die Woche nach Kreuzerhöhung und die Woche nach dem Fest der heiligen Luzia.

Weihen wurden an Quatember-Samstagen terminiert

Waren die Quatembertage ursprünglich vor allem mit dem Motiv der Buße und der Umkehr verbunden, so trat im Mittelalter besonders das Bitten für das Wachsen und Gedeihen der Feldfrüchte in den Vordergrund. Der Blick richtete sich nun von der eigenen Umkehr und dem Geben von Almosen auf die ganze Schöpfung und den Dank für die Gaben, welche die Menschen aus dieser Schöpfung immer neu empfangen dürfen. Interessant ist, dass selbst der Codex des kanonischen Rechts von 1917 noch die Weihen an den Samstagen der Quatembertage terminierte (vgl. c. 1006 § 2 CIC/1917). Nach dem neuen Kirchenrecht gibt es diese Verbindung der Weihespendung mit den Quatembertagen nicht mehr. Dies macht jedenfalls deutlich, dass eine sehr alte kirchliche Praxis bis hinein ins 20. Jahrhundert Bestand hatte und die Quatembertage inhaltlich füllte.

Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist die Quatember mitunter weitgehend in Vergessenheit geraten. Die Liturgiereform überließ die Festlegung der Quatembertage den örtlichen Bischofskonferenzen. In der Grundordnung des Kirchenjahres werden die Quatembertage zusammen mit den Bitttagen genannt, die vielerorts traditionell vor dem Fest Christi Himmelfahrt begangen werden. Es heißt, dass die Kirche an diesen Tagen "für mannigfache menschliche Anliegen, besonders für die Früchte der Erde und für das menschliche Schaffen" betet; sie seien auch "als Tage für den öffentlichen Dank" geeignet. Für den deutschen Sprachraum wurden 1979 als Termine für die Quatember die erste Advents- und Fastenwoche, die Woche vor Pfingsten und die erste Oktoberwoche festgelegt. 

die neue terminierung der quatember ist wohl auch ein grund dafür, dass diese besonderen tage im kirchenjahr kaum noch begangen werden. die quatemberwochen sind bereits mit anderen inhalten besetzt, sodass es beinahe unmöglich ist, auch noch auf die quatember hinzuweisen. der advent und die fastenzeit haben als geprägte zeiten bereits ihren eigenen schwerpunkt; die woche vor pfingsten wird meist als pfingstnovene mit der bitte um die aussendung des heiligen geistes begangen; anfang oktober rückt die schöpfung und der dank für ihre gaben bereits mit dem erntedankfest in den fokus. somit scheint es wenig verwunderlich, wenn die Praxis der Quatembertage kaum noch geübt wird. Inhaltlich wurde die Quatember im deutschsprachigen Raum zwar besonders durch das Gebet um geistliche Berufungen gefüllt – anknüpfend an die alte Praxis der Weihespendung zu diesem Zeitpunkt –, doch sind auch hier andere Termine, wie der vierte Ostersonntag, mittlerweile enger mit diesem Anliegen verbunden.

So bleibt am Ende die Frage offen, wie die Quatemberwochen im Kirchenjahr noch gebührend begangen werden können. Zunächst sollte wohl grundsätzlich die Frage nach dem Termin der Quatember gestellt werden: Aufgrund der hohen Dichte an inhaltlichen Themen sollte versucht werden, die Quatembertage aus den geprägten Zeiten zu verlagern. Zum anderen sollte der Blick auf die inhaltliche Füllung dieser Tage gelenkt werden. Einerseits können sie sicher bewusst als Gebetstage um geistliche Berufungen begangen werden, andererseits sollten aber auch andere Themen in den Fokus rücken, die gerade aktuell sind. Vielleicht eignen sie sich, um ausdrücklich um die Anliegen einer Gemeinde oder Pfarrei zu beten. Die Quatembertage könnten dann Kristallisationspunkt von all dem sein, was die Menschen gerade bewegt.

Als besondere "Themenwochen" im Kirchenjahr könnten sie auch mit unterschiedlichen liturgischen Angeboten verbunden werden, wie der eucharistischen Anbetung oder einem Vespergottesdienst. Letztendlich sollte aber auch hierbei sehr sensibel überlegt werden, damit es nicht zu einer inhaltlichen Überfüllung kommt. Bei den vielen Gebetstagen und Themenwochen, die es schon im Kirchenjahr gibt, bleibt jedenfalls die abschließende Anfrage, ob es wirklich sinnvoll ist, diesen noch zusätzliche hinzuzufügen. Oder ob es nicht weiterführender wäre, beispielsweise die Gebetsoktav für die Einheit der Christen, mit der Quatember zu verbinden.

Von Fabian Brand
 
pieter49 02.12.2020 10:13
Vielen Dank!
 
Klavierspielerin2 05.12.2020 13:51
Habe ein schönes Adventslied  entdeckt:

Maria durch den Dornwald ging 

LiedText:
1.
Maria durch ein' Dornwald ging.
Kyrieleison!
Maria durch ein' Dornwald ging,
der hatte in sieben Jahr'n kein Laub getragen!
Jesus und Maria.

2.
Was trug Maria unterm Herzen?
Kyrieleison!
Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen,
das trug Maria unter ihrem Herzen.
Jesus und Maria.

3.
Da haben die Dornen Rosen getrag'n;
Kyrieleison!
Als das Kindlein durch den Wald getragen,
da haben die Dornen Rosen getragen!
Jesus und Maria.

4.
Wie soll dem Kind sein Name sein?
Kyrieleison!
Der Name, der soll Christus sein,
das war von Anfang der Name sein!
Jesus und Maria.

5.
Wer soll dem Kind sein Täufer sein?
Kyrieleison!
Das soll der Sankt Johannes sein,
der soll dem Kind sein Täufer sein!
Jesus und Maria.

6.
Was kriegt das Kind zum Patengeld?
Kyrieleison!
Den Himmel und die ganze Welt,
das kriegt das Kind zum Patengeld!
Jesus und Maria.

7.
Wer hat erlöst die Welt allein?
Kyrieleison.
Das hat getan das Christkindlein,
das hat erlöst die Welt allein!
Jesus und Maria.
 
Klavierspielerin2 05.12.2020 13:52
Von Helene Fischer interpretiert:

 
Klavierspielerin2 05.12.2020 13:54
Von ' den Prinzen' interpretiert:

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