Deutschland, deine Kathedralen (5)
08.11.2020 08:47
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Deutschland, deine Kathedralen (5)
Dresdner Kathedrale: Spätbarockes "Kirchenschiff" an der Elbe
Nur 300 Meter entfernt von der weltberühmten Frauenkirche steht in Dresden ein weiteres höchst sehenswertes Gotteshaus: die Kathedrale Sanctissimae Trinitatis des Bistums Dresden-Meißen. Die Entstehungsgeschichte der spätbarocken Kirche war turbulent, heute jedoch ist sie ein Juwel von "Elbflorenz".
Wenn die Stichworte "Dresden" und "Kirche" fallen, denken wohl die allermeisten Menschen zuerst an die Frauenkirche. Das evangelische Gotteshaus, das nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg von 1994 bis 2005 unter weltweiter Anteilnahme wiederaufgebaut wurde, ist das bekannteste Bauwerk der sächsischen Landeshauptstadt. Wer sich allerdings das berühmte Panorama von "Elbflorenz" vor Augen führt, weiß auch: Die Frauenkirche ist nicht der einzige monumentale Kirchenbau, der Dresdens Silhouette prägt.
Meisterwerke des Spätbarocks in Deutschland
Nur rund 300 Meter von der "Steinernen Glocke" entfernt steht direkt am Elbufer die ehemalige Hofkirche und heutige Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen. Das Gotteshaus, das der heiligsten Dreifaltigkeit – Sanctissimae Trinitatis – geweiht ist, braucht architektonisch keinen Vergleich mit seiner berühmten Nachbarin zu scheuen. Beide Kirchen, die nahezu zeitgleich Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet wurden, gelten als Meisterwerke des Spätbarocks in Deutschland. Zur Zeit ihrer Entstehung standen die Bauten allerdings durchaus in Konkurrenz zueinander. Während die von 1726 bis 1743 errichtete Frauenkirche Ausdruck des Selbstbewusstseins der mehrheitlich evangelischen Bürgerschaft Dresdens war, repräsentierte die wenige Jahre später erbaute Hofkirche die zum Katholizismus konvertierten Kurfürsten aus dem Herrscherhaus der Wettiner.
Kurfürst August der Starke war 1697 katholisch geworden, um in Personalunion auch König von Polen werden zu können. Dieser rein machttaktisch motivierte Schritt sorgte bei der evangelischen Bevölkerungsmehrheit in Sachsen für einige Unruhe, die sich noch verstärkte, als 1712 auch Augusts Sohn Friedrich August zum Katholizismus übertrat. August der Starke beeilte sich deshalb, Garantien der Glaubensfreiheit für die Bevölkerung zu verkünden und auf die Anwendung des Prinzips "Cuius regio, eius religio" (Wessen Gebiet, dessen Religion) zu verzichten. Ebenso verzichtete er auf den Bau eines repräsentativen katholischen Gotteshauses und feierte die Heilige Messe stattdessen zunächst diskret in der Schlosskapelle und ab 1708 in dem zur Kirche umgebauten Opernhaus am Taschenberg. Als Zeichen guten Willens förderte er zudem den Bau der Frauenkirche.
Erst sein Sohn, der 1733 als Friedrich August II. den Thron bestieg, ging das Projekt eines katholischen Kirchenneubaus an – anfangs jedoch unter strikter Geheimhaltung. Um die evangelische Bevölkerung nicht zu verärgern und mit Blick auf die im Bau befindliche Frauenkirche einen Affront zu vermeiden, war zunächst nur von einem "gewissen Bau" die Rede. Damit beauftragt wurde 1736 der italienische Baumeister Gaetano Chiaveri, der zuvor schon in Warschau für den Herrscher gearbeitet hatte.
Turbulente Bauzeit mit verärgertem Architekten
Die Bauzeit der Hofkirche erstreckte sich von 1739 bis 1755 und war einigermaßen turbulent. So verließ der temperamentvolle Chiaveri neun Jahre nach Beginn der Bauarbeiten verärgert die Stadt und sein noch unvollendetes Werk. Vorangegangen waren Intrigen seiner einheimischen Gegner, die unter anderem das Gerücht verbreitet hatten, das mächtige Tonnengewölbe der Kirche werde nach der Entfernung des Baugerüsts einstürzen. Hinzu kamen Geldmangel und der Ärger über den zögerlichen Bauverlauf.
Nach Chiaveris Weggang übernahm Oberlandbaumeister Johann Christoph Knöffel die Verantwortung für die Baustelle, die Fertigstellung des Baus erfolgte dann unter dessen Nachfolger Julius Heinrich Schwarze. Beide Architekten nahmen einige Veränderungen an den ursprünglichen Plänen vor – etwa an der Orgelempore und den Logen der Königsfamilie. Auch auf die ursprünglich von Chiaveri vorgesehene Ausmalung mit einem Deckengemälde verzichteten die Nachfolger. Trotzdem gilt die Kirche heute als Hauptwerk des Italieners.
Die äußere Gestalt der Kirche wird geprägt von dem freistehenden, hohen Mittelschiff, dem umlaufenden niedrigeren Seitenschiff und dem 86 Meter hohen Turm. Wohl auch wegen der unmittelbar an der Kirche vorbeifließenden Elbe erinnert die Form der Kirche an ein großes Schiff, das aufgrund der fehlenden Ostung mit seinem Bug auf den Fluss gerichtet ist. Opulent geschmückt ist die gesamte Fassade des Gotteshauses mit 78 überlebensgroßen Heiligenstatuen und allegorischen Figuren des römischen Bildhauers Lorenzo Mattielli. Zu sehen sind unter anderem die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, die Apostel Petrus und Paulus, die Kirchenlehrer Augustinus und Ambrosius sowie Frauen und Männer, die als Schutzpatrone für Sachsen, Böhmen und Polen eine Bedeutung hatten oder von den Wettinern besonders verehrt wurden.
Eines der größten Gotteshäuser Deutschlands
Das Innere der Kirche, die mit einer Grundfläche von 4.800 Quadratmetern zu den größten Gotteshäusern Deutschlands gehört, gliedert sich in ein Hauptschiff, zwei Seitenschiffe und vier Eckkapellen (darunter die als Gedenkort für die Opfer des Zweiten Weltkriegs genutzte Nepomuk-Kapelle mit der 1973 von Friedrich Press gestalteten Pietà. Eine Besonderheit ist der zweistöckige Prozessionsumgang, der um das Hauptschiff verläuft. Da katholische Prozessionen unter freiem Himmel seit der Reformation in Sachsen verboten waren, wurde die Möglichkeit geschaffen, entsprechende Umzüge im Inneren der Kirche zu veranstalten. Unter den Ausstattungsgegenständen sind vor allem die geschnitzte Barockkanzel von Balthasar Permoser, das zehn Meter hohe, die Himmelfahrt Jesu zeigende Altargemälde von Anton Raphael Mengs und die Barockorgel von Gottfried Silbermann beachtenswert.
Unter der Kirche befindet sich die Gruft, in der die katholischen Mitglieder des Hauses Wettin beigesetzt sind; auch die Kapsel mit dem Herzen Augusts des Starken wird hier aufbewahrt. Insgesamt liegen 49 Mitglieder der albertinischen Linie des Herrscherhauses sowie deren Ehepartner und Kinder in den Gruft. Unmittelbar benachbart ist seit 1988 zudem die Bischofsgruft des Bistums Dresden-Meißen, in der 1996 Gerhard Schaffran als erster Dresdner Bischof seine letzte Ruhestätte fand.
Schwere Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg
Im Laufe ihrer Geschichte wurde die Hofkirche mehrfach saniert. Unter anderem musste der Turm des Gotteshauses bereits 1867/1868 umfangreich ausgebessert werden, da der ursprünglich verwendete Sandstein durch die Witterung schadhaft geworden war. Die mit Abstand größten Schäden richtete aber der Zweite Weltkrieg an. Bei den alliierten Luftangriffen vom 13. bis 15. Februar 1945, denen bekanntlich auch die
Frauenkirche und weite Teile der Dresdner Innenstadt zum Opfer fielen, wurde die Hofkirche von zahlreichen Sprengbomben getroffen. Das Dach und die Gewölbe im Inneren stürzten ein, die Außenmauern wurden beschädigt und teilweise sogar vollständig zerstört.
Der unmittelbar nach Kriegsende begonnene Wiederaufbau dauerte bis 1965. Die Spuren der Zerstörung sind allerdings noch heute an der unterschiedlichen Steinfärbung des Kirchenschiffs erkennbar. Auch aktuell ist die Kirche, die seit 1980 – nach der Verlegung des Bischofssitzes von Bautzen nach Dresden – als Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen dient, Baustelle. Bis voraussichtlich Februar 2021 werden für rund 4,9 Millionen Euro umfangreiche Bau- und Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Für Touristen ist die Kirche deshalb geschlossen, Gottesdienste finden aber – unter Beachtung der derzeit gültigen Corona-Schutzverordnung – statt.
Von Steffen Zimmermann
Nur 300 Meter entfernt von der weltberühmten Frauenkirche steht in Dresden ein weiteres höchst sehenswertes Gotteshaus: die Kathedrale Sanctissimae Trinitatis des Bistums Dresden-Meißen. Die Entstehungsgeschichte der spätbarocken Kirche war turbulent, heute jedoch ist sie ein Juwel von "Elbflorenz".
Wenn die Stichworte "Dresden" und "Kirche" fallen, denken wohl die allermeisten Menschen zuerst an die Frauenkirche. Das evangelische Gotteshaus, das nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg von 1994 bis 2005 unter weltweiter Anteilnahme wiederaufgebaut wurde, ist das bekannteste Bauwerk der sächsischen Landeshauptstadt. Wer sich allerdings das berühmte Panorama von "Elbflorenz" vor Augen führt, weiß auch: Die Frauenkirche ist nicht der einzige monumentale Kirchenbau, der Dresdens Silhouette prägt.
Meisterwerke des Spätbarocks in Deutschland
Nur rund 300 Meter von der "Steinernen Glocke" entfernt steht direkt am Elbufer die ehemalige Hofkirche und heutige Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen. Das Gotteshaus, das der heiligsten Dreifaltigkeit – Sanctissimae Trinitatis – geweiht ist, braucht architektonisch keinen Vergleich mit seiner berühmten Nachbarin zu scheuen. Beide Kirchen, die nahezu zeitgleich Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet wurden, gelten als Meisterwerke des Spätbarocks in Deutschland. Zur Zeit ihrer Entstehung standen die Bauten allerdings durchaus in Konkurrenz zueinander. Während die von 1726 bis 1743 errichtete Frauenkirche Ausdruck des Selbstbewusstseins der mehrheitlich evangelischen Bürgerschaft Dresdens war, repräsentierte die wenige Jahre später erbaute Hofkirche die zum Katholizismus konvertierten Kurfürsten aus dem Herrscherhaus der Wettiner.
Kurfürst August der Starke war 1697 katholisch geworden, um in Personalunion auch König von Polen werden zu können. Dieser rein machttaktisch motivierte Schritt sorgte bei der evangelischen Bevölkerungsmehrheit in Sachsen für einige Unruhe, die sich noch verstärkte, als 1712 auch Augusts Sohn Friedrich August zum Katholizismus übertrat. August der Starke beeilte sich deshalb, Garantien der Glaubensfreiheit für die Bevölkerung zu verkünden und auf die Anwendung des Prinzips "Cuius regio, eius religio" (Wessen Gebiet, dessen Religion) zu verzichten. Ebenso verzichtete er auf den Bau eines repräsentativen katholischen Gotteshauses und feierte die Heilige Messe stattdessen zunächst diskret in der Schlosskapelle und ab 1708 in dem zur Kirche umgebauten Opernhaus am Taschenberg. Als Zeichen guten Willens förderte er zudem den Bau der Frauenkirche.
Erst sein Sohn, der 1733 als Friedrich August II. den Thron bestieg, ging das Projekt eines katholischen Kirchenneubaus an – anfangs jedoch unter strikter Geheimhaltung. Um die evangelische Bevölkerung nicht zu verärgern und mit Blick auf die im Bau befindliche Frauenkirche einen Affront zu vermeiden, war zunächst nur von einem "gewissen Bau" die Rede. Damit beauftragt wurde 1736 der italienische Baumeister Gaetano Chiaveri, der zuvor schon in Warschau für den Herrscher gearbeitet hatte.
Turbulente Bauzeit mit verärgertem Architekten
Die Bauzeit der Hofkirche erstreckte sich von 1739 bis 1755 und war einigermaßen turbulent. So verließ der temperamentvolle Chiaveri neun Jahre nach Beginn der Bauarbeiten verärgert die Stadt und sein noch unvollendetes Werk. Vorangegangen waren Intrigen seiner einheimischen Gegner, die unter anderem das Gerücht verbreitet hatten, das mächtige Tonnengewölbe der Kirche werde nach der Entfernung des Baugerüsts einstürzen. Hinzu kamen Geldmangel und der Ärger über den zögerlichen Bauverlauf.
Nach Chiaveris Weggang übernahm Oberlandbaumeister Johann Christoph Knöffel die Verantwortung für die Baustelle, die Fertigstellung des Baus erfolgte dann unter dessen Nachfolger Julius Heinrich Schwarze. Beide Architekten nahmen einige Veränderungen an den ursprünglichen Plänen vor – etwa an der Orgelempore und den Logen der Königsfamilie. Auch auf die ursprünglich von Chiaveri vorgesehene Ausmalung mit einem Deckengemälde verzichteten die Nachfolger. Trotzdem gilt die Kirche heute als Hauptwerk des Italieners.
Die äußere Gestalt der Kirche wird geprägt von dem freistehenden, hohen Mittelschiff, dem umlaufenden niedrigeren Seitenschiff und dem 86 Meter hohen Turm. Wohl auch wegen der unmittelbar an der Kirche vorbeifließenden Elbe erinnert die Form der Kirche an ein großes Schiff, das aufgrund der fehlenden Ostung mit seinem Bug auf den Fluss gerichtet ist. Opulent geschmückt ist die gesamte Fassade des Gotteshauses mit 78 überlebensgroßen Heiligenstatuen und allegorischen Figuren des römischen Bildhauers Lorenzo Mattielli. Zu sehen sind unter anderem die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, die Apostel Petrus und Paulus, die Kirchenlehrer Augustinus und Ambrosius sowie Frauen und Männer, die als Schutzpatrone für Sachsen, Böhmen und Polen eine Bedeutung hatten oder von den Wettinern besonders verehrt wurden.
Eines der größten Gotteshäuser Deutschlands
Das Innere der Kirche, die mit einer Grundfläche von 4.800 Quadratmetern zu den größten Gotteshäusern Deutschlands gehört, gliedert sich in ein Hauptschiff, zwei Seitenschiffe und vier Eckkapellen (darunter die als Gedenkort für die Opfer des Zweiten Weltkriegs genutzte Nepomuk-Kapelle mit der 1973 von Friedrich Press gestalteten Pietà. Eine Besonderheit ist der zweistöckige Prozessionsumgang, der um das Hauptschiff verläuft. Da katholische Prozessionen unter freiem Himmel seit der Reformation in Sachsen verboten waren, wurde die Möglichkeit geschaffen, entsprechende Umzüge im Inneren der Kirche zu veranstalten. Unter den Ausstattungsgegenständen sind vor allem die geschnitzte Barockkanzel von Balthasar Permoser, das zehn Meter hohe, die Himmelfahrt Jesu zeigende Altargemälde von Anton Raphael Mengs und die Barockorgel von Gottfried Silbermann beachtenswert.
Unter der Kirche befindet sich die Gruft, in der die katholischen Mitglieder des Hauses Wettin beigesetzt sind; auch die Kapsel mit dem Herzen Augusts des Starken wird hier aufbewahrt. Insgesamt liegen 49 Mitglieder der albertinischen Linie des Herrscherhauses sowie deren Ehepartner und Kinder in den Gruft. Unmittelbar benachbart ist seit 1988 zudem die Bischofsgruft des Bistums Dresden-Meißen, in der 1996 Gerhard Schaffran als erster Dresdner Bischof seine letzte Ruhestätte fand.
Schwere Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg
Im Laufe ihrer Geschichte wurde die Hofkirche mehrfach saniert. Unter anderem musste der Turm des Gotteshauses bereits 1867/1868 umfangreich ausgebessert werden, da der ursprünglich verwendete Sandstein durch die Witterung schadhaft geworden war. Die mit Abstand größten Schäden richtete aber der Zweite Weltkrieg an. Bei den alliierten Luftangriffen vom 13. bis 15. Februar 1945, denen bekanntlich auch die
Frauenkirche und weite Teile der Dresdner Innenstadt zum Opfer fielen, wurde die Hofkirche von zahlreichen Sprengbomben getroffen. Das Dach und die Gewölbe im Inneren stürzten ein, die Außenmauern wurden beschädigt und teilweise sogar vollständig zerstört.
Der unmittelbar nach Kriegsende begonnene Wiederaufbau dauerte bis 1965. Die Spuren der Zerstörung sind allerdings noch heute an der unterschiedlichen Steinfärbung des Kirchenschiffs erkennbar. Auch aktuell ist die Kirche, die seit 1980 – nach der Verlegung des Bischofssitzes von Bautzen nach Dresden – als Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen dient, Baustelle. Bis voraussichtlich Februar 2021 werden für rund 4,9 Millionen Euro umfangreiche Bau- und Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Für Touristen ist die Kirche deshalb geschlossen, Gottesdienste finden aber – unter Beachtung der derzeit gültigen Corona-Schutzverordnung – statt.
Von Steffen Zimmermann
Kommentare
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Rosenlied 08.11.2020 11:36
⛪Danke @Klavierspielerin2 für die
intressante Seite über die Dresdener
Kirche.⛪
Durch Deine Seiten lernen wir tolle
"Geschichten" kennen.👍
Hoffentlich hab ich heut noch
Zeit, alles zu lesen,
denn diese Stadt,
in der ich einmal vor Jahren
mit meinemlieben Mann war,
ist wirklich was ganz
Besonderes...⛪⛪⛪
intressante Seite über die Dresdener
Kirche.⛪
Durch Deine Seiten lernen wir tolle
"Geschichten" kennen.👍
Hoffentlich hab ich heut noch
Zeit, alles zu lesen,
denn diese Stadt,
in der ich einmal vor Jahren
mit meinemlieben Mann war,
ist wirklich was ganz
Besonderes...⛪⛪⛪
Die Geschichte des Bistums Dresden-Meißen schien mit der Reformation beendet zu sein. Doch 1921 kehrte die Diözese auf die kirchliche Landkarte zurück und überstand in der Folge zwei kirchenfeindliche Diktaturen. Inzwischen arbeitet das Bistum mit einem umfangreichen Reformprozess an der eigenen Zukunft.
Wer sich im Internet über das Bistum Dresden-Meißen informieren möchte und bei Wikipedia landet, liest zu Beginn des Artikels über die Diözese unter der Überschrift "Bistum Dresden-Meißen" folgenden Hinweis: "Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum von 968 bis 1581 existierenden Bistum siehe 'Bistum Meißen'." Dieser kurze Satz zeigt schon, dass die Geschichte der sächsischen Diözese nicht gradlinig verlaufen ist, sondern sich auf dem Weg durch die Jahrhunderte einige besondere Entwicklungen ereignet haben.
Doch von Anfang an: Aus der Taufe gehoben wurde das Bistum Meißen – das tatsächlich der Vorläufer der heutigen Diözese war – im Jahr 967 auf der Synode von Ravenna. Dort genehmigte Papst Johannes XIII. (965-972) auf Vorschlag von Kaiser Otto dem Großen die Errichtung dreier neuer Bistümer im heutigen Ostdeutschland: Meißen, Merseburg und Zeitz. Ziel Ottos war die Missionierung der slawischen Völker zwischen Elbe, Oder und Saale und die Sicherung der königlichen Herrschaft in dem noch wenig erschlossenen Gebiet. Ein Jahr nach dem Beschluss von Ravenna wurde der aus dem Kloster St. Emmeram in Regensburg stammende Benediktiner und Burgkaplan Burchard zum ersten Bischof von Meißen geweiht.
Ein herausragender Bischof in politisch höchst unruhigen Zeiten
Herausragender Bischof der ersten Jahrhundert des Bistums war jedoch Benno von Meißen, der volle 40 Jahre – von 1066 bis 1106 – Oberhirte der Diözese war, 1523 heiliggesprochen wurde und heute Schutzpatron von Dresden-Meißen ist. Benno gründete Ortschaften wie Bischofswerda, begann im Elbtal mit dem Weinanbau und trieb in politisch höchst unruhigen Zeiten die Missionierung der Region massiv voran. Vollständig christianisiert wurde das Gebiet trotzdem erst zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert. Unter anderem wurden in dieser Zeit 72 neue Klöster gegründet und der organisatorische Ausbau der Diözese abgeschlossen.
Mit der Einführung der Reformation in den sächsischen Gebieten im Jahr 1539 begann dann der Niedergang des Bistums Meißen, der 1581 mit der Resignation von Bischof Johann IX. von Haugwitz endete. Nach 613 Jahren hörte das Bistum Meißen damit auf zu existieren; das Diözesangebiet fiel an das Kurfürstentum Sachsen, Klöster und Stifte wurden säkularisiert. Eine Ausnahme bildete nur die Lausitz, in der ein kleiner Rest des alten Bistums erhalten blieb und die sich bis heute eine besondere katholische Prägung bewahrt hat.
Im Rest Sachsens fiel die katholische Kirche für die folgenden Jahrhunderte in eine Art Dornröschenschlaf. Einen ersten wichtigen Wendepunkt markierte jedoch im Jahr 1697 der Übertritt des sächsischen Kurfürsten Friedrich August I. zur katholischen Kirche. August der Starke, wie er heute meistens genannt wird, vollzog diesen Schritt zwar vor allem aus machttaktischen Gründen – er wollte König von Polen werden –, gleichwohl hatte die Konversion positive Auswirkungen auf die katholische Minderheit in seinem Herrschaftsgebiet. So konnte an Weihnachten 1699 zum ersten Mal seit der Reformation in Sachsen wieder öffentlich ein katholischer Gottesdienst gefeiert werden.
Ein opulenter Barockbau als Ausdruck der katholischen Rückkehr
Prächtigster Ausdruck der vom Herrscherhaus beförderten Rückkehr des Katholizismus in die Region war ab Mitte des 18. Jahrhunderts die unter Friedrich August II. errichtete katholische Hofkirche im Zentrum von Dresden. Der opulente Barockbau des Italieners Gaetano Chiaveri steht am Altstädter Elbufer und ist neben der wiedererrichteten Frauenkirche heute der prägende Sakralbau der sächsischen Landeshauptstadt. Die Errichtung der Hofkirche begann 1739 – mit Blick auf die evangelische Bevölkerungsmehrheit und den kurz zuvor begonnenen Bau der Frauenkirche zunächst unter strenger Geheimhaltung. Seit 1980 ist das Gotteshaus, bei dem äußerlich vor allem der beeindruckende Hauptturm und die 78 auf der Fassade und den Balustraden platzierten Heiligenfiguren hervorstechen, die Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen.
Einen weiteren Schritt hin zur Stärkung des Katholizismus in Sachsen bildete 1806 der Frieden von Posen. Der Vertrag, der den Konflikt zwischen Frankreich und dem Kurfürstentum Sachsen im Zuge des Dritten Napoleonischen Krieges beendete, sicherte den Katholiken politische und kirchliche Gleichberechtigung mit den Lutheranern zu. In der Folge – und dank der im Zuge der Industrialisierung stark anwachsenden Zuwanderung von katholischen Gläubigen – entstanden viele neue Pfarrgemeinden.
Durch das Ende der Monarchie und die Verabschiedung der Weimarer Reichsverfassung mit ihrem Selbstbestimmungsrecht für die Religionsgemeinschaften wurde im Jahr 1919 dann die Möglichkeit eröffnet, eine Wiedererrichtung des Bistums Meißen anzustreben – die bereits zwei Jahre später Wirklichkeit wurde. Am 24. Juni 1921 errichtete Papst Benedikt XV. (1914-1922) mit der Apostolischen Konstitution "Sollicitudo omnium ecclesiarum" das Bistum neu, das seinen Sitz nun allerdings in Bautzen hatte, weil dort seit der Reformation eine Apostolische Präfektur existiert hatte. Erster Bischof der Diözese wurde Christian Schreiber, der zuvor als Regens des Fuldaer Priesterseminars tätig gewesen war.
Dank der Wiedererrichtung des Bistums erlebte das katholische Leben in Sachsen einen großen Aufschwung. Dieser wurde jedoch bald darauf gestoppt – erst durch die NS-Diktatur, später durch das SED-Regime. Ab 1933 hatte das kleine Bistum unter den Attacken der besonders kirchenfeindlichen Nationalsozialisten in Sachsen zu leiden. Unter anderem kamen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 36 Priester der Diözese in Gefängnisse und elf in Konzentrationslager, wo drei von ihnen starben.
Die Kirche in der DDR als Schutzraum für die Gläubigen
Staatliche Repressionen musste das Bistum auch nach 1949 erdulden, als sich die Zahl der Katholiken in Sachsen durch den Zuzug aus den ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten im Osten seit Kriegsende mehr als verdoppelt hatte. Gemäß der atheistischen Staatsdoktrin der neu gegründeten DDR nahmen die Einschränkungen des kirchlichen Lebens mit der Zeit auch im Arbeiter-und-Bauern-Staat immer mehr zu. Der Druck des SED-Regimes führte allerdings auch dazu, dass viele Katholiken ihre Kirche in der DDR als Schutzraum wahrnahmen, in dem man "unter sich" war und zumindest einen Hauch von Freiheit erleben konnte.
Aus den Jahren der DDR ragen aus diözesaner Perspektive drei Ereignisse hervor. 1969 berief Bischof Otto Spühlbeck im Nachgang zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) die Meißner Synode ein, die bis 1971 über eine Umsetzung der Konzilsbeschlüsse auf Bistumsebene diskutierte und wegweisende Neuerungen beschloss – am Ende aber an innerkirchlichen Widerständen scheiterte. 1980 wurde unter Bischof Gerhard Schaffran der Sitz des Bistums nach Dresden verlegt und der Name der Diözese zu Dresden-Meißen erweitert. Und 1987 fand in Dresden unter dem Leitwort "Gottes Macht – unsere Hoffnung" das einzige DDR-weite Katholikentreffen statt, an dem rund 100.000 Gläubige teilnahmen.
Ein Jahr später wurde Joachim Reinelt Bischof von Dresden-Meißen. Ihm oblag es, die Diözese nach 1990 in das wiedervereinigte Deutschland zu führen. Eventuell existierende Hoffnungen auf einen neuen kirchlichen Aufbruch in Sachsen nach dem Ende der deutschen Teilung wurden allerdings bald enttäuscht. Im Gegenteil: Die Zahl der Gläubigen im Bistum Dresden-Meißen war nach der Wiedervereinigung viele Jahre stark rückläufig. Lebten 1990 noch rund 187.000 Katholiken in der Diaspora-Diözese, waren es 2018 nur noch etwa 140.000. Immerhin: Diese Zahl ist nun – auch dank westdeutschen Zuzüglern in die beiden boomenden Großstädte Dresden und Leipzig – seit einigen Jahren stabil.
"Wir sind ein kleiner Sauerteig, aber nicht ohne Wirkung!"
Um den langjährigen Rückgang bei den Gläubigen und auch den zunehmenden Priestermangel auffangen zu können, wurden im Bistum seit der Jahrtausendwende zwei große Reformprozesse durchgeführt. Die zweite diese Reformen unter dem Titel "Erkundungsprozess" initiierte 2014 der damalige Bischof Heiner Koch mit dem Ziel, bislang eigenständige Pfarrgemeinden zu sogenannten Verantwortungsgemeinschaften zusammenzuführen und Menschen neu mit Christus in Berührung zu bringen. Kochs Nachfolger Heinrich Timmerevers, der seit August 2016 im Amt ist, führte die Reform fort. Für ihn geht es dabei auch um "das Ringen miteinander nach Wegen, wie wir im Heute Kirche sein können", wie er in einem katholisch.de-Interview sagte.
Beim Blick in die Zukunft des Bistums ist Timmerevers nicht bang. "Wir sind ein kleiner Sauerteig, aber nicht ohne Wirkung! Und was die Zukunft betrifft: Die Christen haben in den Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts vielfältige Bedrängnisse ausgehalten und überwunden. Sie stellen sich zuversichtlich der Zukunft."
Von Steffen Zimmermann