Ist Gott schwach?

RolfK

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Ist Gott schwach?

Es gibt zwei gegensätzliche Ansichten von Gott: Nach der einen ist Gott schwach, nach der anderen ist Gott stark.

Nach der ersten Ansicht hat Gott die Welt wunderbar geschaffen. Aber der Mensch verhunzt sie jeden Tag neu und ein Stück weiter. Der Mensch kann danach zwar keine Welt schaffen, sie aber immerhin zum Teil zerstören. Und er kann viel Leid über seine Mitmenschen bringen.

Und weil Gott schwach ist, muss er dem Menschen dabei ohnmächtig zuschauen. Oder schärfer gesagt: Der Mensch kann dabei Gott auf der Nase herumtanzen. Gott hat nur die eine Möglichkeit: den Menschen nach dem Tod für sein destruktives Tun zu bestrafen.

Nach der zweiten Ansicht ist Gott nicht ohnmächtig, sondern allmächtig. Und das heißt: Gott hat zwar die Macht, dem Menschen in seinem zerstörerischen Tun Einhalt zu gebieten. Aber er tut es nicht.

Dabei ergibt sich allerdings ein schweres Problem: Wenn Gott zugleich ein durch und durch liebender Gott ist, wieso greift er dann nicht in seiner Allmacht ein und verhindert viel Zerstörung und Leid?

Doch würde Gott das tun, ergäbe sich ein weiteres Problem: Gott nähme dem Menschen seine Freiheit und seinen eigenen Willen. Der Mensch würde zu einer willenlosen Marionette.

Und wie kommt nun ein allmächtiger Gott aus diesem Dilemma heraus? Er zügelt seine Allmacht, übt sie nicht aus und greift nicht ein. Er lässt Zerstörung und Leid zu. Aber verstößt er dabei nicht gegen sich selbst und gegen seine eigene Liebe zu den Menschen?

Scheinbar ein neues Dilemma. Es sei denn: Gott ist größer als unsere allzu einfältigen Gedanken!

Denn Gott nutzt gezielt Zerstörung und Leid. Ohne Leid würden wir im Paradies leben. Oder im Schlaraffenland. Wir würden jeden Tag verwöhnt. Mit Zerstörung und Leid kommen wir aber unter Druck, müssen uns damit auseinandersetzen und können daran wachsen.

Ja, damit werden wir zwar aus einem billigen Paradies ausgetrieben, in dem uns die Früchte in den Mund wachsen würden und uns keine Arbeit das Dasein erschwerte. Und wo wir arglose und ahnungslose Kinder bleiben würden. Aber in der Auseinandersetzung mit Schwerem und nicht zuletzt auch mit dem Bösen werden wir erwachsen.

Und das heißt: Als Kinder könnten wir nur spielen. Als Erwachsene können wir dagegen Partner Gottes werden und ihm bei seinen Aufgaben helfen.