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Über die Geduld

Über die Geduld
… beim Lesen einiger Diskussionen wurde ich an den folgenden Text von Rainer Maria Rilke erinnert:


Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären ...

Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.

Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit ...

Man muss Geduld haben!
Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.



https://www.youtube.com/watch?v=N6pgDBwv0Dg

Kommentare

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UP66 19.07.2020 09:43
Danke für diesen tollen Text 
 
(Nutzer gelöscht) 19.07.2020 09:46
Das ist für mich der bedeutsamste von einem Menschen inspirierte Text, den ich kenne. Ich liebe ihn so sehr. Ich denke, das weißt du.

Das Ungelöste im Herzen aushalten zu können ist eine große Herausforderung.

Hab einen gesegneten Tag!

Herzliche Grüße,
Ely
 
(Nutzer gelöscht) 19.07.2020 10:03
Nicht so erhebend.. aber nicht weniger tief:



Geduld


Geduld. Gelassenheit. O wem gelänge
Es still in sich in dieser Zeit zu ruhn,
Und wer vermöchte die Zusammenhänge
Mit allem Grauen von sich abzutun?

Zwar blüht das Land. Die reichen Zweige wehen,
Doch Blut und Tränen tränken rings die Erde
Und in der Tage stillem Kommen, Gehen
Verfällt das Herz der tiefsten Ungebärde.

Und ist des Leidens satt und will ein Ende
Und schreit für Tausende nach einer Frist,
Nach einem Zeichen, dass das Kreuz sich wende.

Und weiß doch nicht, mit welchem Maß der Bogen
Des Unheils über diese Welt gezogen
Und welches Schicksal ihm bereitet ist.


Marie-Luise Kaschnitz
 
(Nutzer gelöscht) 19.07.2020 10:05
Keine Ahnung... es liegt wohl an Gebären vs. Ungebärde und dem Thema... irgendwie passen die Gedichte überhaupt nicht zusammen - und für mich irgendwie doch.
 
(Nutzer gelöscht) 19.07.2020 10:42
Danke, liebe Vera, für das Teilen der wunder-baren Verse von R. M. Rilke. 😊

...nun haben mich insbesondere die letzten beiden Verse an "den Parakleten" [der Herbeigerufene und Tröster]... und (S)einer mitunter wichtigsten "Aufgaben" erinnert...

... DER "Heilige Geist" führt uns in DIE Wahrheit hinein..."Der Geist der Wahrheit" macht das Wort Gottes in uns lebendig...nur durch IHN können wir GOTTES WORT verstehen und deuten...Wie sollten wir GOTTES Wirken erfassen können ohne den GEIST GOTTES , der uns mitgeteilt wird... 

...hierzu bedarf es aber unsererseits (viel) Geduld und Beständigkeit...sowie die Liebe zu DER Wahrheit...dann wird uns der Paraklet allmählich DAS Wort (mehr oder weniger) offenbaren...wir erlangen Er-Kenntnis...und sind nun auf-gefordert SIE zu leben...folglich leben wir uns immer mehr in DIE Wahrheit hinein... 
 
hansfeuerstein 19.07.2020 22:31
Vermutlich muss sich auch das Böse erst ausgebären um ganz offenbar zu werden....

Ich denke da an die Aussage Jesu, dass man dem Bösen keinen Wiederstand leisten soll.
 
einSMILEkommtwieder 20.07.2020 17:58
@hansfeuerstein
DANKE für DEINE Erinnerung an den Bibeltext Mt 5,38-48

... und auch an alle "Kommentar-SchreiberInnen" ein herzliches DANKESCHÖN

LG Vera
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