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Was für ein Mensch bist Du? Teil 3

Was für ein Mensch bist Du? Teil 3
Der Charakter eines Menschen ist ihm nicht gewachsen, wie seine Beine und Arme. Er selbst, der Mensch, macht sich seinen Charakter. Dies geschieht durch Denken und durch Entscheidungen, die er gedanklich trifft. Du bist - was Du denkst.

Was wir aber denken, wählen wir selbst aus. Was wir aber auswählen, hängt als Erwachsene auch davon ab, welcher Typ wir sind. Und welcher Typ wir sind, bestimmen wir. 


bisheriger Teil 1: Einführung und Übersicht über die 9 Typen
bisheriger Teil 2: Der Freund der Gemeinschaft - der Bindungswillige
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Heute: Quergeister - Eigensinn als eigener Sinn

Dazu zählt auch der Philosoph Heidegger, über den ich auch schon in Teil 2 berichtet hatte.
Hier stelle ich nun als Beispiel für einen Querdenker bzw. Quergeist den Philosophen Arthur Schopenhauer (1788-1860) sowie Sören Kierkegaard (1813-1855) vor. 

Zuerst eine Übersicht über Chancen und Risiken eines Quergeistes.

Es gab eine Zeit, in der nannte man einen Privatmann, der sich aus dem öffentlichen Leben zurückzog, einen Idioten. Jedoch wenn er (wie die Philosophin Hannah Arendt) diesen Rückzug nicht antritt sondern sich hörbar einmischt, wird sich ein Quergeist öfter Schimpfworte von Menschen anhören müssen, die mit seinem individuellen Lebensstil nicht einverstanden sind. Das nimmt er zwangsläufig in Kauf. Die Vorteile seines Lebensstils überwiegen.
a) er weiß, dass er seinen Sinn nicht in den konventionellen Vorlagen des angepassten Durchschnittsmenschen findet, sondern nur in einem selbstbestimmten Leben, welches sich in wesentlichen Teilen vom Leben anderer unterscheidet.
 
b) Eigensinnige verzichten auf die Übernahme gängiger Meinungen. Sie pflegen eigenständiges Denken, bei dem sie sich manchmal erst im Widerspruch zu allen anderen richtig wohl fühlen. Jedoch steht er aufrichtig zur selbstgefundenen Überzeugung. 

Individualisten betonen die Notwendigkeit, sich nicht vom Kollektiv vereinnahmen zu lassen. Sie glauben, dass die Gesellschaft den Einzelnen oft unnötig einschränkt. Sie wollen Gemeinschaften nur als frei vereinbarte, prinzipiell aufkündbare Zusammenschlüsse eigenverantwortlicher Mitglieder akzeptieren. Er macht sich meist nicht viele Freunde, er verlangt auch nicht ihre Unterstützung. Dafür gelingt ihm oft ein eigenständiger Lebensentwurf, bei dem er am Ende sagen kann: So wollte ich leben - und so lebte ich auch.

Die Schwäche eines Quergeistes liegt in den Worten: Das Schlechte ist die Übertreibung des Guten. 
Das Schlechte ereilt ihn, 
a) wenn er sich aus eingeübtem Reflex in Kleinkriege verrennt und die Energie, die er für wichtige Auseinandersetzungen benötigt, unnötig vergeudet.
b) wenn er zum unfreiwilligen Einzelgänger wird, weil c) zutrifft
c) wenn sich seine intensiv trainierte Durchsetzungsfähigkeit zu Dickköpfigkeit und Sturheit verfestigt
d) wenn er sich exzentrisch an den Rand der Gesellschaft begibt, rücksichtslos Eigeninteressen verfolgt und unsozial wird.

Arthur Schopenhauer vergleicht in einer Parabel die Menschen mit einer Rotte von Stachelschweinen, die bei frostigen Temperaturen zusammenrücken, um sich gegenseitig zu erwärmen. Bei solch engem Kontakt bekommt jeder die Stacheln des anderen zu spüren, was sie schnell wieder auseinander treibt, bis die klirrende Kälte sie wieder zusammentreibt.  Wie die Stachelschweine schwanken Menschen zwischen dem Bedürfnis nach Gemeinschaft und der Abstoßung durch unangenehme Stiche, die den Menschen durch unangenehme Eigenarten der Anderen zugefügt werden. Gegenseitiger Respekt und Höflichkeit helfen, eine mittlere Distanz zu finden, die zwar nicht unbedingt kuschelig ist, aber vor Verletzungen schützt. 
Schopenhauers These lautet: "Wer jedoch über viel eigene Wärme verfügt, bleibt lieber aus der Gemeinschaft weg." So ersparte er sich nicht nur ihre Zumutungen, sondern auch den anderen seine meist schlechte Laune. 

Kommentare

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Bluehorse 05.06.2020 18:32
Sören Kierkegaard war auch so ein Querdenker. 

Er wünschte sich als Grabinschrift die Worte "jener Einzelne". So wollte er betonen, dass er seiner Erkenntnis treu geblieben war, dass nur die individuelle Stellungnahme zum Leben sinnvoll ist. Dieser "Einzelne" war jedoch kein Einzelgänger sondern pflegte gerne viele und ganz unterschiedliche Kontakte.
 
In seinem Glaubenskampf gegen die dänische Amtskirche zögerte er nicht, seinen Mitchristen Heuchelei und Mangel an echter Überzeugung vorzuwerfen. Ein wahrhaftiges Verhältnis zu Gott könne man nur als Einzelner finden, nicht jedoch in einem zum Budenzauber verkommenen Gottesdienst unter selbstzufriedenen Priestern und scheinheiligen Kirchgängern. 

Diese mit beißendem Spott vorgetragene Kritik fand nur bei den Kirchengegnern Beifall. Die Gemeindeglieder fühlten sich getroffen und die Amtsträger erklärten, er sei verrückt geworden. 

Sein Bruder gab nach seinem Tode die Schrift heraus "Gesichtspunkt für meine Wirksamkeit als Schriftsteller". In der Beilage mit dem Titel "der Einzelne" wiederholt Sören Kiergegaard eindringlich seinen Appell: "Die Menge ist die Unwahrheit". Seine Klage galt nicht nur der Nachfolge Jesu, sondern bezog sich auch auf die unangreifbare diffuse öffentliche Meinung.

Heute könnten wir seinen Appell aufgreifen u.a. als Plädoyer gegen die viel umjubelte Schwarmintelligenz des Internets.     
 
Rosenlied 05.06.2020 19:27
Danke @Bluehorse für die intressanten Ausführungen. 
Deinen 2. Teil will ich auch noch lesen. 

Das wusste ich nicht, dass Soeren Kierkegaard
auch so ein Querdenker wie Schopenhauer war. 
Lustig ist der Vergleich der Menschen mit Stachelschweinen...
 
Friedensstifter 05.06.2020 19:55
"Blouhorse": Du gibst dir viel Mühe. Danke auch für diesen Teil.

Auf Bibel TV gab es, vor nicht allzu langer Zeit, eine Verfilmung seines Lebens und Wirkens, die mich persönlich wirklich sehr angesprochen hat, weil er ein Kämpfer für den Glauben bis zum Tod war. 
Er war und ist hoffentlich noch immer Vorbild für viele suchende Menschen, die ehrliche Antworten für ihr Leben suchen.   

"Schwarm-Intelligenz" des Internets mag von vielen umjubelt sein, ist jedoch gefährlich für heranwachsende und unsichere Menschen, die ja gerne sich der Masse anhängen, um das Gefühl zu bekommen, dazu zu gehören und um nicht allein zu sein.
 
Bluehorse 05.06.2020 20:07
Kennt jemand aus seinem Umfeld eine Person, von dem er/sie denkt, dass das ein Querdenker ist, wie es hier beschrieben wird?
 
Rosenlied 05.06.2020 20:36
🙂Ich hab in dem Bericht einige Wesenszüge 
von meinem ältesten Sohn entdeckt. 
Er war immer sehr eigenwillig.
Ich glaube, mit der Veranlagung hat mans 
nicht leicht.
 
Marion5000 05.06.2020 20:43
🙂Ich kenne auch einen Querdenker, doch er hat sich geirrt.
    Denn er wollte ohne Gott leben und das hat meine Familie geschwächt.

    Ich bin für GOTT und für Jesus, das gibt mir
    FRIEDEN. Im Singen und im Beten.

    Das wünsche ich euch auch. ☀
 
Friedensstifter 05.06.2020 21:27
"Bluehorse": Weil ich eine klare Meinung habe und den Leuten nicht nach dem Mund rede - sondern einfach aufrichtig sein möchte - wurde/werde ich schnell als "Quertreiber" bezeichnet, was natürlich von der Thematik an sich abhängig ist.
 
Bluehorse 05.06.2020 22:51
Friedensstifter
das klingt ja wie nach einer guten Auszeichnung für Dich.
Jesus war auch so ein Quertreiber. Er kam, um die Werke des Teufels zu zerstören. Kein Wunder, dass Jesus beim Teufel so unbeliebt war. Und wenn in Deiner Umgebung Menschen hast, die sich vom Teufel (ver-) führen lassen, dann machst Du Dich vermutlich aus ähnlichem Grunde unbeliebt wie Jesus. 
 
Friedensstifter 05.06.2020 22:52
So ist es! "Bluehorse"
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