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Angst – Telefonat mit Paulus vom 20.03.2020

Angst – Telefonat mit Paulus vom 20.03.2020
Angst – Telefonat mit Paulus vom 20.03.2020
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Riiing, riiiiiiiiing, riiiiiiiiiiiiiiiiing

Paulus: hallo Bluehorse

Bluehorse: Hallo Paulus, hier ist der Pflastersteinethiknotdienst

Paulus: Wie bitte? Hab ich ja noch nie gehört. Bist Du sicher, dass es Dir gut geht? 

Bluehorse: ja, mir geht es prima. Ich bin nur guter Laune und kann mir einen Witz nicht verkneifen.

Ich kenne da einen schönen Witz: Ein Mann, in der Stadt fremd, fragt einen Passanten: „Wie komme ich am schnellsten zum Krankenhaus.“ Der Passant antwortet: „Gehen Sie einfach mit geschlossenen Augen über die viel befahrene Straße. Dann werden Sie sogar mit Blaulicht zum nächsten Krankenhaus gebracht.“

Paulus: Der Witz ist aber nicht für jeden Geschmack. Menschen haben Angst und damit sollte man keine Witze machen.

Bluehorse: Na ja, einige Menschen haben Angst. Andere haben keine Angst. Und ich wollte Dich fragen, womit diese Verschiedenheit zu tun haben könnte.

Paulus: Ich unterscheide reale Angst von irrealer Angst.
Reale Angst verstehe ich als ein Warnsignal vor einer real drohenden Gefahr.
Also bevor Du das Haus verlässt, kontrollierst Du, ob auch der Herd ausgeschaltet ist. Damit sorgst Du vor, so dass Du unterwegs keine Angst bekommst, weil bei Nichtausschalten ein Herdbrand entstehen könnte.

Irreale Angst ist dann gegeben, wenn keine Gefahr auch nur andeutungsweise unwahrscheinlich ist und der Mensch trotzdem Angst hat, wenn nicht gar Panik verspürt. 

Beispiel: Klaus Müller aus Köln hat Angst, dass seine Eltern jeden Moment reinkommen, mit ihm schimpfen und im Keller einsperren, weil er seine Hausaufgaben für die Schule nicht gemacht hat. Jedoch leben seine Eltern in Australien und die Schulzeit ist schon seit 20 Jahren vorbei.

Bluehorse: Ok, also man kann bei realen Ängsten vorsorgen. Und bei irrealen Ängsten? 

Paulus: dafür sind dann Psychologen, Psychiater, Therapeuten anzusprechen.

Bluehorse: Aber wieso empfinden manche Menschen Angst, manche nicht? Hat das Nichtempfinden von Angst nur etwas mit Vorsorge zu tun? 

Paulus: Natürlich ist Vorsorge sehr wichtig. Aber das Empfinden von Angst hat eben auch etwas mit Lebendigkeit zu tun. Damit meine ich die Wahrnehmungsfähigkeit.

Bluehorse: Also Du meinst die Fähigkeit, z.B. mit Augen, Ohren und Nase Signale aus der Umwelt wahrzunehmen und sie als harmlos oder als Warnsignal zu interpretieren?

Paulus: Ja, genau. Aber es gibt auch eine Lebendigkeit im Geiste. Der Mensch ist sensibel für die Situation, in der er von Gott getrennt ist oder getrennt werden könnte. Also er nimmt die mögliche oder die real vorhandene Trennung von Gott wahr und interpretiert sie als Bedrohung. Die Folge ist ein reales Angstgefühl. Diese Angst kann er ganz schnell wieder loswerden, indem er sich an Gott verankert oder sich seine Verankerung bewusst macht.

Bluehorse: Und wie sieht dann Unlebendigkeit im Geiste aus?

Paulus: Dein Deutsch ist manchmal eine Katastrophe! Lerne mal die deutsche Sprache. Unlebendigkeit gibt es nicht. 

Du meinst den Tod, der sich im Geist ausbreitet. Der vom Tod
betroffene Mensch hat sich durch seine kleinen und großen Entscheidungen desensibilisiert. 

Mit jeder falschen Entscheidung verliert er zunehmend die Sensibilität, geistige, geistliche und sogar körperlich drohende Gefahren als solche wahrzunehmen. Und deshalb empfindet er z.B. die Trennung von Gott auch nicht mehr als Bedrohung.

Bluehorse: Und wie wirkt sich das aus?

Paulus: Diese Frage scheint mir nun wirklich überflüssig zu sein. Die Folgen liegen doch klar auf der Hand! Er verblödet: Er trifft blöde Entscheidungen, macht blöde Sachen und kann über alle Gefahren, sogar über den Tod, lachen.

Bluehorse: Der griechische Philosoph Epikur sagte: „Der Tod geht uns nichts an. Denn was sich aufgelöst hat, hat keine Empfindung. Was aber keine Empfindung hat, geht uns nichts an. So ist also der Tod für uns ein Nichts. Solange wir da sind, ist er nicht da, und wenn er da ist, sind wir nicht mehr da.“ Was sagst Du dazu?

Paulus: Epikur hat völlig Recht. Jedoch spricht er nur den Toten aus dem Herzen, also den Menschen, die am Leben kein Interesse haben.

Sie haben keine Sehnsucht nach Leben und meinen, mit „ein bißchen Spaß muß sein“ dem Leben mit allen seinen Herausforderungen erfolgreich begegnen zu können. Es sind Menschen, die gleichgültig geworden sind, abgestumpft, eben verblödet.

Bluehorse: es riecht auf einem Mal so merkwürdig streng.

Paulus: Dann stell den Herd ab. Das solltest Du eh tun, bevor Du mich anrufst. Das nennt man Vorsorge.

Bluehorse: Jaaaaaaaaaaaaaaa, bin weg.

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 20.03.2020 14:54
Wir habe dich und Paulus schon vermisst. Schön, dass ihr wieder da seid! 😊
 
Marion5000 20.03.2020 15:08
WAS ist das GEGENTEIL von ANGST?

  BITTE um eure guten IDEEN☀..........................................................................🤔

                              DANKE❤☀⛪
 
Schneeball 20.03.2020 15:46
Schade,daß bei @Bluehorse dann die Vorsorge für den Herd das Telefonat
so rasch beendet hat.
---
Die reale und berechtigte Angst und Vorsorge jetzt in der Zeit der Epedemie ist berechtigt,vernünftig,geboten.
Was wir allerdings in den Medien (nicht überall) und in uns selbst mit
dieser Situation machen,hängt sehr viel von dieser "inneren Lebendigkeit"-
sprich : die Verankerung in Gott ab:
Wir können uns entscheiden - wer übernimmt das innere Zepter ?
Angst oder Vertrauen (@Marion,15.08)
---
Und - ich denke - weil diese Epedemie eben lebensbedrohlich ist,werden
Ängste wach,die weit über das Maß einer normalen Angst hinaus gehen.
Der Mensch spürt schon - auch wenn er überhaupt keinen Bezug zu Gott
hat,daß der Tod uns durchaus etwas angeht!
---
In Zeiten der Pest fielen die Christen dadurch auf,daß sie Ruhe bewahrten
und sich unter Einsatz ihres Lebens um die Betroffenen kümmerten.
--
Unser Glaube wird überzeugender,wenn wir ihn leben!
Wir sind wirklich bevorzugt - wir können und dürfen "angstfrei" sein.
Gerade jetzt !
 
(Nutzer gelöscht) 20.03.2020 17:58
Klaus Müller 😅
 
(Nutzer gelöscht) 20.03.2020 18:01
Schön, wie Paulus dir einen auf den Deckel gibt für eine Wortneuschöpfung! 🤗
 
(Nutzer gelöscht) 20.03.2020 18:18
"Ein bißchen Spaß muss sein" - da reagiert Paulus aber sehr streng! Es kann sich auch um eine Reaktion auf große Anspannung handeln, also nur eine Pseudoverblödung oder Pseudoabstumpfung, quasi ein "Überlaufschutz", eine Sicherung, die rausspringt, bevor der von Wahnwitz betroffene Mensch "durchknallt".
 
(Nutzer gelöscht) 20.03.2020 18:19
Sehr schöner und witziger sowie geistreicher Dialog! Danke!
 
(Nutzer gelöscht) 20.03.2020 19:38
also, ich habe vorgestern tatsächlich vergessen den herd auszumachen...
als ich vom einkaufen kam, gestank im treppenhaus...
ich wußte sofort...😭
die pfanne ist hin
meine lieblingspfanne...😭

.................................
Epikr hat Recht...gäbe es da nur nicht die unangenheme "Übergangsphase"
vom Leben zum Tod...
Umfallen und Tod ist ja heute fast schon "Luxus"
die meisten vegetieren ja dahin oder leiden...
darauf habe ich keinen Bock...😭
 
(Nutzer gelöscht) 20.03.2020 21:41
Meines Erachtens schwindet Angst, je mehr man sich damit konfrontiert.
Der erste Sprung vom Dreimeterbrett: jeder sagt Dir, wie es sich anfühlen wird...Du weißt, unten ist Wasser...Dir kann nichts passieren...und doch hast Du Angst. Wovor genau? Ich sag´s Dir: es ist der freie Fall - jener Moment, wo Du zum Spielball der Physik wirst, und NICHTS(!) machen kannst.
Anderes Beispiel: als ich den Motorradführerschein gemacht habe, traute ich mich erstmal nicht auf die Autobahn. Also sind wir erstmal auf der Landstraße gefahren - so schnell wie ich es mir zutraute. Dann wurde ich mutiger und konnte schließlich auf die Autobahn. Ja, und als die Piste frei war bin ich auch mal mit 150 geflitzt. Und am Ende war ich derart selbstsicher, daß die praktische Fahrprüfung nur ein harmloser Spaß war.
Oder Höhenangst: immer wiedert auf die leiter Steigen, dann auf ein gerüst, schließlich auf einen Turm.
Die Angst vor dem Unbekannten besiegt man am ehesten, je stärker man sich damit konfrontiert.
Persönlich komme ich aus der Metallwerkstatt, ein sehr gefährlicher Ort. Da aber alle jeden Tag mit den gefährlichen Maschinen sicher umgehen hat man auch keine Angst, und es passiert auch nichts.
Alles eine Frage der Übung.
 
Bluehorse 21.03.2020 07:07
Einerseits gut. Andererseits schlecht.
 
(Nutzer gelöscht) 21.03.2020 09:01
Guten Morgen allseits!
Weshalb, Bluehorse?
 
Bluehorse 21.03.2020 09:32
Übung verhilft zu sicherem Umgang. Gewohnheit lässt das Risiko der Gefahr vergessen. 
 
Bluehorse 21.03.2020 10:54
Im Grunde stimme ich Agil zu und bin eher ein mutiger Mensch, der auch Risiken eingeht. Aber im Dialog geht es noch um etwas ganz anderes. 
 
(Nutzer gelöscht) 21.03.2020 11:54
Angst und Mut-Tod- Entscheidungen- Trennung von Gott ...
Es ist schon etwas anspruchsvoll, deinem Denken zu folgen, aber das macht es ja gerade auch interessant. 😉
Es geht im Dialog also darum, dass die anscheinend Mutigen, die keine Angst und keinen Respekt vor dem Tod zeigen, von Gott getrennt sind. Das Getrenntsein von Gott ist der Schlüssel zu ihrer Verblödung. Danke für diesen aufschlussreichen Gedankengang! 👍
 
(Nutzer gelöscht) 21.03.2020 11:56
Die Angstlosen sind dann aber die Verblödeten im Gegensatz zu den Ehrfürchtigen.
 
(Nutzer gelöscht) 21.03.2020 12:45
"Sie haben keine Sehnsucht nach Leben", sagt Paulus und meint geistvolles Leben. Du bist philosophisch sehr begabt, Bluehorse. Geistreiche Nahrung, dein Dialog. Respekt!
 
(Nutzer gelöscht) 21.03.2020 12:48
Jetzt begreife ich auch den "Pflastersteinethiknotdienst".
 
(Nutzer gelöscht) 21.03.2020 12:52
Psychologen unterscheiden Angst und Furcht (vor realer Gefahr).
 
(Nutzer gelöscht) 21.03.2020 12:53
Angenehme Mittagsruhe!
 
Bluehorse 22.03.2020 18:10
"Psychologen unterscheiden Angst und Furcht (vor realer Gefahr)."

Ich konnotiere Furcht eher mit Ehrfurcht, also mit großem Respekt. 

Wenn wir über den Tod reden, dann sollten wir auch über Zeit, Vorstellungen von Zeit, reden. 
Aus Psalm 90: …11Wer glaubt aber, daß du so sehr zürnest, und wer fürchtet sich vor solchem deinem Grimm? 12Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden. 13HERR, kehre doch wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig!…

Dass Menschen sterben müssen, wissen auch Atheisten. Aber sie werden trotzdem selten klug. Das Getrenntsein von Gott ist ihnen zur Gewohnheit geworden, als ob es so sein und bleiben müsste. Sie versuchen das Getrenntsein oder den Tod auch noch logisch zu begründen. Aber so logisch diese Erklärungen auch sind, es sind keine Erklärungen, die Klugheit erkennen lassen.  
 
(Nutzer gelöscht) 23.03.2020 03:12
Furcht und Erfurcht haben nicht zufällig den gleichen Wortstamm. Den Gedanken, über Zeit zu reden und nachzudenken, finde ich sehr gut und weiterführend. Danke für die Anregung!
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