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Telefonat mit Paulus vom 22 Januar 2020

Telefonat mit Paulus vom 22 Januar 2020
Hilfe....

Riing, riiiiiiiiiiing

Paulus: Hallo Bluehorse

Bluehorse: Hallo Paulus. Du brauchst aber mal wieder echt lange, bis Du mal am Telefon bist.

Paulus: Du wirkst ungeduldig. Was ist los?

Bluehorse: Ich brauche dringend Hilfe.

Paulus: Was ist denn so dringend?

Bluehorse: Ich habe ein komisches Gefühl an den Zähnen.

Paulus: Bin ich denn ein Zahnarzt? 

Bluehorse: Nein, aber Du könntest mir raten. 

Paulus: Raten - wozu?

Bluehorse: Ich überlege, ob ich zum Zahnarzt oder zum Kieferorthopäden gehen soll, ob ich eine Zusatzversicherung abschließen soll oder ob ich mich auf eine schmerzhafte Behandlung einstellen soll - oder eben nicht. Du weißt ja, die mentale Vorbereitung auf eine mögliche Behandlung ist wichtig.

Paulus: Ich verstehe nichts.

Bluehorse: Wieso das denn nicht? Ich habe doch ganz klare Fragen gestellt. 

Paulus: Stimmt. Aber das Problem, welches Deinen Fragen zugrunde liegt, hast Du nicht genannt. 

Bluehorse: Das ist so nicht richtig. Ich habe doch klar gesagt, dass ich so ein komisches Gefühl an den Zähnen habe.

Paulus: Das ist ein Kommunikationsproblem. Mit Deinen Gefühlen kann ich wenig anfangen, denn es sind nur Deine Gefühle. Ich selbst habe keine komischen Gefühle … 

Bluehorse: Und was schlägst Du vor?

Paulus: Selbstreflexion

Bluehorse: Was meinst Du denn damit? Soll ich über meine Gefühle an den Zähnen nachdenken?

Paulus: Ja, das wäre guter ein Anfang.

Bluehorse: und wie mache ich das Nachdenken über Gefühle?

Paulus: Geh strukturiert vor. Die erste Frage lautet: Seit wann habe ich das komische Gefühl?

Bluehorse: Ungefähr seit 3 Monaten.

Paulus: wie war die Situation, als das komische Gefühl auftrat?

Bluehorse: Ich hatte mich mit Klaus über die Theodizee-Frage unterhalten. 

Paulus: Und dabei hast Du mit den Zähnen geklappert, worauf Du ein komisches Gefühl verspürtest?

Bluehorse: Nein, ich trank währen des Gespräches ein echt kaltes Bier. 

Paulus: Und wie bist Du damit umgegangen? 

Bluehorse: Ich habe das Glas schnell geleert. 

Paulus: Nein, ich meine: Wenn ich Dich richtig verstehe, hattest Du beim Trinken ein komisches Gefühl. Wie bist Du damit umgegangen?

Bluehorse: gar nicht. Ich habe mir ein zweites Bier bestellt und war durch das interessante Gespräch so ablenkt, dass ich nicht weiter über das Gefühl an den Zähnen nachdachte.

Paulus: Und warum kommst Du jetzt zu Deinen dringenden Fragen?

Bluehorse: Weil ich das komische Gefühl immer öfter habe. Es ist richtig unangenehm, ja schmerzhaft. Ich kann an fast nichts anderes mehr denken. Egal ob ich mich mit Arbeit ablenke oder einen schönen Film schaue oder im Gottesdienst mich auf die Predigt konzentrieren will.

Paulus: Jetzt habe ich mal eine Frage. Beschäftigst Du Dich mit Deinen komischen Gefühlen immer erst dann, wenn es dringend wird?

Bluehorse: Keine Ahnung. Ich glaube, dass ich Probleme sofort angehe.

Paulus: Glaubst Du das nur oder weißt Du das genau?

Bluehorse: Ich gehe natürlich davon aus, dass ich mich mit meinen Problemen immer sofort auseinandersetze. 

Paulus: In diesem Fall hast Du 3 Monate gebraucht.

Bluehorse: Oups. 

Paulus: "Oups" ist etwas wenig. Mit "oups" werden keine Probleme gelöst. Überlege Dir mal ausnahmsweise eine kluge Frage.

Bluehorse: Warum habe ich mich nicht sofort um den Grund für mein komisches Gefühl an den Zähnen gekümmert?

Paulus: Das ist eine gute Frage. Und was wäre die Antwort?

Bluehorse: ich war abgelenkt, beschäftigt, dann habe ich es vergessen.

Paulus: Gefühle sind nicht unwichtig. Wenn wir sie ignorieren, dann kann es sein, dass wir ein den Gefühlen zugrunde liegendes Problem übersehen. 

Bluehorse: Ja, das verstehe ich gut, denn das Problem mit der Theodizee-Frage ist wirklich heftig.

Paulus: Ich merke, dass Du nichts verstanden hast. 

Bluehorse: was sollte ich denn verstehen? 

Paulus: Menschen werden ignorant, wenn sie Angst haben. Dann lenken sie sich ab, z.B. mit der Theodizee-Frage -  und werden sogar vergesslich.

Bluehorse: Wovor sollte ich Angst haben?

Paulus: Natürlich vor dem Zahnarzt. Du hast Angst davor, dass er Dir von Deinem Problem erzählt, welches sich in Deinem Mund befindet und viel schlimmer sein könnte, als eine unbeantwortete Theodizee-Frage. 

Bluehorse: Und - nehmen wir mal an - Du hättest Recht. Wie sollte ich Deiner Meinung nach vorgehen?

Paulus: Du rufst sowohl bei einem Zahnarzt als auch bei einem Kieferorthopäden an und fragst: Sind Sie für das Problem zuständig? Könnten Sie mir helfen? Und wenn nur einer von beiden "ja" sagt, machst Du einen Termin und gehst hin.

Bluehorse: Aber Paulus!!! Ich kann doch nicht zu einem Menschen gehen, ihn in meinem Mund rumpopeln lassen, wenn ich doch ihn nicht kenne, also noch kein Vertrauen habe.

Paulus: Wie wäre denn Dein Vertrauen zu einem Arzt, der Dich wegschickt und erst mal 3 Monate lang warten lässt, bis die Schmerzen dringlich werden?

Bluehorse: Dem würde ich den Hals umdrehen. Dem sollte man die Zulassung entziehen. 

Paulus: Dann fang mal bei Dir damit an. Du behandelst Dich schlecht. Du bist es doch, der 3 Monate wartet, bis Du Dich um Dein Problem kümmerst. 

Bluehorse: Nein, so einfach ist das nicht. Es geht doch um das Vertrauen. Nicht jeder Zahnarzt ist auch wirklich gut. Man hört ja so einiges...

Paulus: Jeder Zahnarzt, auch wenn er noch nicht viel Erfahrung haben sollte, ist immer 10x besser als Du, denn Du hast nur Angst aber keine Erfahrung mit der Lösung solcher Probleme. Schieb doch nicht Dein Misstrauen, welches Du berechtigter Weise Dir selbst gegenüber hast, anderen in die Schuhe.

Bluehorse: OK, da gebe ich Dir Recht. Aber sonst bin ich nicht so. 

Paulus: Ich befürchte - manchmal doch. Die Angst ist ein ständiger Begleiter des Menschen. Wie ein Schatten. Wenn Menschen ins Licht, in die Sonne treten, dann erst bemerken sie ihren Schatten. Im Unterschied zum Schatten löst Angst menschliche Reaktionen aus, wenn Menschen sie bemerken. Menschen ignorieren die Angst oder leugnen sie oder lenken sich ab, z.B. in dem sie sich krampfhaft mit der Theodizee-Frage oder anderen theologischen Fragen beschäftigen.

Ein weiteres Problem der Angst ist das Misstrauen. Misstrauen ist eine Folge der Angst. Misstrauen ist wie Eiter. Während Eiter die Körperzellen schädigt, zerstört Misstrauen die Beziehungen, ja, verhindert sogar den Beginn neuer Beziehungen.

Bluehorse: Na, das ist bei mir aber nicht so. Ich bin ein ganz offener und kontaktfreudiger Mensch. Mit mir kann man über alles reden. Kontaktaufnahme mit neuen Menschen, das Starten neuer Beziehungen sind für mich kein Problem.

Paulus: Na prima. Dann ruf nicht bei mir an, sondern beim Zahnarzt und starte eine neue Beziehung. 

Bluehorse: Und was mache ich mit meiner Angst? Der Zahnarzt könnte mir weh tun. 

Paulus: Verstehe. Wenn es Dir lieber ist, dann warte doch noch mit dem Anruf, sagen wir mal nochmal 3 Monate. 

Bluehorse: Du bist ein Sadist ! 

Paulus: Nein, der Mensch, der seine Ängste ignoriert, verhält sich selbst gegenüber sadistisch. Und wenn ihm die Situation gefällt, dann ist er eben ein Masochist. 

Bluehorse: Na gut. Ich rufe einen Zahnarzt an. Aber das tue ich nur auf Dein Risiko hin.

Paulus: Wenn Du erwachsen bist, dann trägst Du auch das Risiko, z.B. dass der Zahnarzt keinen zeitnahen Termin für Dich hat. 

Bluehorse: Und dann? 

Paulus: Dann rufst Du bei einem anderen Zahnarzt an.

Bluehorse: Und wenn der auch keinen zeitnahen Termin hat?

Paulus: Willst Du Angsthase jetzt mit mir über alle Eventualitäten weiter diskutieren oder endlich handeln?

Bluehorse: ich muß jetzt das Gespräch mit Dir beenden.

Paulus: Warum? Bist beleidigt?

Bluehorse: NEIN !!! Ich habe jetzt keine Zeit zum Plaudern, weil ich dringend einen Zahnarzt anrufen muß !!!
  

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 22.01.2020 15:30
@Bluehorse, oh,
gerade hab ich darüber nachgedacht, ob ich nicht doch lieber beim Zahnarzt anrufe um einen Termin zu machen, ich hab seit ca. 6 Wochen so ein komisches Gefühl bei dem ich nicht weiß, soll ich zum Kiefernorthopäden oder zum Zahnarzt. Echt jetzt. Das ist grad wie eine Offenbarung für mich......... ich glaub, ich ruf mal an......
 
Bluehorse 22.01.2020 15:32
Ich denke, Männer gehen besonders ungern zu einem Arzt - egal zu welchem. 

Aber das Thema Zahnarzt ist nur ein Aufhänger, ist hier im Telefonat nicht die Hauptsache.
 
(Nutzer gelöscht) 22.01.2020 15:40
für mich schon............. nächsten Montag hab ich einen Termin, 15.45, das hätte ich jetzt noch ziemlich lange rausgeschoben, also danke nochmal......
 
Bluehorse 22.01.2020 15:44
gerne geschehen. Viel guten Erfolg! 😊 🤠  
Wozu doch ein Telefonat mit Paulus gut sein kann... so praktische Wirkung hätte ich jetzt nicht vermutet. 😀
 
(Nutzer gelöscht) 22.01.2020 15:50
😆, ja, ich staune auch grad sehr
 
dcs 22.01.2020 16:06
Face your fears and extinguish your problems. Today.

Wie auch das letzte telefonat mit Paulus, hervorragend Bluehorse. Danke.
 
(Nutzer gelöscht) 23.01.2020 00:22
Es ist doch ganz einfach: Löse Deine Aufgaben SOFORT(!)...und wer fertig ist darf sich auch mit der Kaffeetasse auf dem Sofa breitmachen und das Pantoffelkino piesacken!
Und wir sollten froh sein daß es Zahnärzte gibt...jedenfalls bei uns...wie wäre es mit einem vereiterten Weisheiszahn - irgendwo im Nirgendwo?
Es geht einfach darum die Verantwortung zu übernehmen und an den Aufgaben zu wachsen.
Und wie hart sind die "harten Burschen" wenn´s mal RICHTIG wehtut? Machen sie dann beim Zahnarzt das Maul auf und zeigen ihm die Zähne? Oder lassen beim Urologen mal die Hosen runter?
 
(Nutzer gelöscht) 23.01.2020 04:54
Warum gehen ungerne Männer zum Arzt? 
Das haben wir auch mal an der UNI diskutiert mit einem Junior Professor. 
"Männer haben Angst, dass sie eine gefährliche Krankheit haben" sagte er.
Ja, mag es sein,  aber  wir Frauen auch.
 Nun wenn der Arzt die Krankheit rechtzeitig entdecken kann, weil wir rechtzeitig reagieren und uns untersuchen lassen, dann ist vielleicht die Behandlung kurzer und leichter.
Rechtzeitig zum Arzt gehen kann uns auch das Leben  retten.

Aber wer sagt das? 
Viele möchten nicht zum Arzt, weil sie nicht möchten wissen, welche gefährliche Krankheiten sie haben.
Ich kann das gut verstehe. 
Aber ist die Angst größer als unserer Wunsch weiter zu Leben?:Wie schwer ist darüber nachzudenken in Zeiten der Krankheit!

PS: BLuehorse Danke für deine gute Besserungs Wünsche bei Zephoras Blog.
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