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Wer bin ich?

Wer bin ich?

Wer bin ich? Sie sagen mir oft,

ich träte aus meiner Zelle
gelassen und heiter und fest,
wie ein Gutsherr aus seinem Schloß.

Wer bin ich? Sie sagen mir oft,
ich spräche mit meinen Bewachern
frei und freundlich und klar,
als hätte ich zu gebieten.

Wer bin ich? Sie sagen mir auch,
ich trüge die Tage des Unglücks
gleichmütig lächelnd und stolz,
wie einer, der Siegen gewohnt ist.

Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen?

Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?
Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig, ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle, hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen, dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe, zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung, umgetrieben vom Warten auf große Dinge, ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne, müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen, matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen?

Wer bin ich? Der oder jener?

Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer?
Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler.

Und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling?

Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer, das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg?

Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott.

Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!

(aus: Dietrich Bonhoeffer. Widerstand und Ergebung)

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"Ich bin nicht der, der ich sein will.
Und will nicht sein wer ich bin."

(aus: Stark von Ich & Ich)


Kennt Ihr auch diese Momente, wo Ihr, aus welchen Gründen auch immer, Euch fragt, wer Ihr eigentlich seid?! Vielleicht sogar an Euch selbst zweifelt. Nicht der sein wollt, der Ihr seid. Vielleicht sogar eine lächelnde Maske aufhabt.

Und Ihr Euch dann fragt, warum dies so und jenes so verläuft, obwohl Ihr es doch so gerne ganz anders hättet?! Oft hilft der Glaube. Und das Gebet. Und wir dürfen wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen (Römer 8:28).
Und doch ist dies in manchen Situationen nur ein schwacher Trost. Zumindest gefühlt.
Wie geht ihr mit solchen Situationen um? 

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Gott sei Dank dürfen wir dies immer wissen:

Jeremia 1 
4 Und des HERRN Wort geschah zu mir:  
5 Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und bestellte dich zum Propheten für die Völker.  
6 Ich aber sprach: Ach, Herr HERR, ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung.  
7 Der HERR sprach aber zu mir: Sage nicht: »Ich bin zu jung«, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete.  
Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der HERR.

Kommentare

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Schneeball 22.11.2019 09:43
Wenige Wochen bevor ich mit 22 Jahren von Jesus "aufgesammelt" wurde
- ein starkes Gotteserlebnis - in Österreich - hing über meinem Schreibtisch
in der Studentenbude ein riesiges,selbstgemaltes Fragezeichen.
In diesem Fragezeichen kam neben anderen - weltanschaulichen und
politischen Fragen - genau dieses zum Ausdruck:"Wer bin eigentlich ich"?
---
Auch nachdem Jesus mich "aufgesammelt" hatte,blieb lange,lange diese
existentielle Frage.
Wie bin ich damit umgegangen ?
---
Von heute - beinahe 50 Jahre später - würde ich sagen:Meine Hauptleistung - wenn man es so bezeichnen will - war:Ich habe vertraut,
vertraut,vertraut.Ich habe zu IHM geschrieen - und ER hat geführt,geantwortet,geholfen - geheilt.
Heute weiß ich,wer ich bin - und darf recht oft mittlerweile identisch sein,
authentisch sein.Ein gewachsenes Geschenk!
Darf außerdem andere dazu ermutigen,stützen und stärken.
Wahre Identität ohne Bezug zu Christus mag' es durchaus geben - sehr oft
gibt es überzeugende Persönlichkeiten,aber - aber um über die Todesschwelle hinaus identisch bleiben zu dürfen - dazu ist die innere Verbindung zu Christus absolut erforderlich.
Das hat Bonhoeffer erkannt - wußte,wer er war und konnte sogar angesichts der Todesbedrohung seiner Identität im Vertrauen auf die
Auferstehung treu bleiben.
 
 
MrAD 22.11.2019 09:58
@ Schneeball:
Ja, Bonhoeffer hatte das nötige Gottvertrauen. Selbst im Tal der Todesschatten.
Und doch stellte auch er sich diese Frage „Wer bin ich“.
 
(Nutzer gelöscht) 22.11.2019 12:11
"Wer bin Ich in einer traumatisierten Gesellschaft ? " Wie Täter-Opfer-Dynamiken unser Leben bestimmen und wie wir uns daraus befreien. Klett-Cotta-Verlag, Prof. Dr. Franz Ruppert,
Übersetzungen : englisch, norwegisch, spanisch.
Durch Trauma geschieht Spaltung, es ist eine lebenslange Aufgabe wieder "ganz" zu werden und dann sein Ich zu fühlen, zu leben und zu lieben. 
 
MrAD 22.11.2019 12:42
@ Tachschoen: Werde ich später lesen aufgrund des langen Textes. Danke.


@ Hyazinthe: Ich bin Täter meines Lebens, auch oft genug ein Opfer meines Lebens, aber eine Täter-Opfer-Dynamik bestimmt wohl auch mein Leben nicht. Zumindest nicht in dem Sinne, dass ich irgendein Trauma durchleben musste. Ich bin in einer liebevollen christlichen Familie aufgewachsen, hatte eine wunderbare Kindheit, auch ansonsten lief mein Leben weitesgehend in geregelten (langweiligen?!) Bahnen. 
Und doch stellt man sich an einem Punkt im Leben diese Fragen. Wer bin ich, was wäre gewesen wenn und was wird sein?
 
(Nutzer gelöscht) 22.11.2019 12:48
"... wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen ..." (Römer 8:28), dieser Vers begleitet mich seit gefühlten Urzeiten ..., wie auch die von dir erwähnte Frage von Bonhoeffer und sein "Credo", das du sicher auch kennst, das ich seit langem als auch das meinige auf meiner "Visitenkarte" habe ...!
Soviel für jetzt, mit guten Gedanken und Wünschen,
idele
 
MrAD 22.11.2019 13:50
"Ich glaube, dass Gott aus allen, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dazu braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft gibt, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben kann alle Angst vor der Zukunft überwunden werden.
Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden als mit unseren guten Taten.
Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Schicksal ist, sondern, dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet."
 
Schneeball 22.11.2019 14:00
Danke @Tachschoen für den langen,ausführlichen Text.
---
"Wer ich auch bin,DU kennst mich,Dein bin ich,oh Gott!" sagt Bonhoeffer
am Ende.
In diesem "Mittelteil":"DU kennst mich" liegt für mich die ganze menschliche,meine persönliche "Gespaltenheit".
Ich bin "gottgeliebt,christuserlöst" und zugleich auch immer wieder ein
Mensch,der sich aus der Nähe zu Gott (das alte Wort : "sündigen"zwinkerndes Smiley heraus-
begibt,herausfällt.Opfer,Täter oder beides . . .
Entscheidend:Ich bin,darf es sein:Eigentum Gottes :"Dein bin ich,o Gott"!
Hier entsteht die "Auflösung des Sündenfalls":Identität wird wieder hergestellt.
Als ich in meinem persönlichen Alltag dieses "Erlöst und Sünder zugleich
sein" begriffen hatte,konnte ich weg von dem Fixiert-Sein auf das "Bloß-
keinen-Fehler-machen"!
Die tragende Basis des Lebens in allen Bezügen ist:"Dein bin ich,o,Gott"!
Das reicht !
 
(Nutzer gelöscht) 22.11.2019 14:19
Dissoziative Identitätsstörung ?
 
(Nutzer gelöscht) 22.11.2019 15:42
Nein...das ist was ganz anderes.
 
(Nutzer gelöscht) 22.11.2019 16:03
MrAD, danke für deine freundlichen Zeilen und ja, das können nur wenige sagen, dass sie ein so behütetes Leben haben, gratuliere. 
 
(Nutzer gelöscht) 22.11.2019 16:05
@Shira
Aus meinen Erfahrungen KANN das mit ein Thema sein..........besonders dann, wenn Trauma  durchlebt wurde........
 
(Nutzer gelöscht) 22.11.2019 16:08
Hallo Ianny, danke für deine Einlassungen, wenn du in allem in christlicher Weise leben würdest und könntest, wärest du ein Engel und kein Mensch. 
Wir haben beides in uns, die Fähigkeit zum Guten und zum Bösen und müssen uns immer wieder neu entscheiden, Tag für Tag, Nacht für Nacht. 
Ich habe die Hyazinthe als Namen gewählt, da ich ihren Duft so mag und eine der ersten Blumen im Frühjahr ist. 
 
(Nutzer gelöscht) 22.11.2019 16:50
Zielorientiert

Im Moment lebt bei mir ein sehr guter Freund, der die Diagnose vor 2 Wochen bekommen hat.
Vor 2 Wochen kannte ich den Ausdruck gar nicht.
Er sagte mir immer, dass er in einer sehr lieben Famillie aufgewachsen wäre, sehr behütet.

Er hat nie Schäge bekommen und ist auch nie sexuel missbraucht worden.
Jetzt kam aber raus, dass er extrem emotional vernachläsigt wurde.
Die Mutter hat es immer gut gemeint, er musste funktionieren da man sonst zu nichts kommt.....
Er hat studiert, bekommt immer das Essen von seiner Mutter gekocht, die Wäsche gewaschen (weil geschieden) Eine bessere Mutter kann man nicht haben dachte er....

Ich wollte damit sagen, dass weder er noch die Familie bei ihm an Trauma gedacht hätte.
Obwohl er als Kind sich schon spalten musst und total traumatisiert ist.

Zum Artz ist er gegangen wegen Drogenmissbrauch (Zigaretten und Alkohol, aber immer nur abends) und Sucht und Zwänge und zwar Pornosucht, die er auf gar keinen Fall haben will, die sein Leben zerstören, die aber zwanghaft war/ist.

Er allein wäre nie drauf gekommen, dass er diese Störung hat.
 
(Nutzer gelöscht) 22.11.2019 16:57
Noch etwas, die Mutter geht mind. 3 mal die Woche in die Kirche.
Ich kenne seine Mutter, mich hat es total schockiert, dass er seine Mutter für die beste Mutter der welt hielt......
 
(Nutzer gelöscht) 22.11.2019 17:21
@Shira
Die Kurzform;

So wie Du das beschreibst, "Er musste funktionieren" hat man so gut wie keine eigene Identität mehr. Die ist durch das funktionieren müssen, komplett pervertiert worden. Da brauchts besonders viel Geduld mit sich selbst und der Mutter, sowie Vergebungsbereitschaft.

Aber wichtig wäre jetzt, dass er sich räumlich von seiner Mutter trennt.

Emotionaler Missbrauch ist eine schwere Form der versch. Missbräuche. Er fällt mit unter die Rubrik Narzissmus/ Opfer.  
 
 
(Nutzer gelöscht) 22.11.2019 17:37
Alles auf die Mutter/Kindheit zu schieben ist mir zu einfach.
Die Mutter hat wohl eher nichts damit zu tun, das er dich Pornos reinpfeift, oder?
 
(Nutzer gelöscht) 22.11.2019 17:50
@Holzf.
Nein natürlich hat die Mutter nicht die alleinige Schuld. Hier geht's auch nicht um Schuldfrage.

Sondern wieso jemand bis ins Erwachsenenalter des "Lieben Frieden Willens", funktioniert hat. Und das kann zu versch. Süchten führen, wenn du nicht du selbst bist.
Erst einmal müssen sich diese Menschen bewusst darüber werden, d. sie Verantwortung für ihr eigens Leben übernehmen müssen.

Wie geschrieben, Die Kurzform 😉 
 
Marion5000 22.11.2019 17:51
🙂Wir sind doch dazu da, einander zu helfen.
    Das ist doch der Auftrag von Jesus.
    Den Weg mit IHM zu gehen.

    Das WIE - WORT...........?

    Zu beten, das ist die ANTWORT.

    Verantwortung zu übernehmen.......das denke ich ist ein Punkt,
    wo wir unser Leben ausrichten sollen.

    Einfach mal sich unterhalten dürfen, das finde ich fair.

    Denn einen Dialog mit Freundlichkeit zu erwarten, das finde ich
    ist bei CsC ein Punkt, wo man z. B.
    gewaltfreie Kommunikation erleben könnte.☀
 
(Nutzer gelöscht) 22.11.2019 18:07
Wenn man die Zusammenhänge nicht versteht, sollte man auch nicht für andere beten. Denn das führt unweigerlich zu manipulierendem Gebet. Also sinnlos, denn Gott lässt sich nicht manipulieren 😉
 
(Nutzer gelöscht) 22.11.2019 20:24
nicht die falsche Shira - 
genau , das ist der Punkt, sich von der Illusion zu lösen die beste Mutter gehabt zu haben. Das fällt total schwer, denn es ist doch der innigste Wunsch jedes Menschen von seiner Mutter gewollt, geliebt und geschützt zu werden.
Wenn das nicht gegeben ist, spricht man vom Trauma der Liebe.
Ich kenne mehrere Männer, die es nicht wahrhaben wollen, dass die Mutter ihnen wenig Gutes getan hat. 
- Mutter  = von ihrer Mutter ebenfalls nicht gewollt, geliebt, geschätzt und geschützt.
Das muss nicht auf alle Teile dieser Aufzählung zutreffen.
 
(Nutzer gelöscht) 22.11.2019 20:59
Ich hatte die allerbeste Mutter der Welt.
Acht Geschwister...davon der jüngste Sohn mehrfach Schwerstbehindert..der Ehemann über die Hälfte des Jahres als Volksmissionar für unseren Herrn unterwegs.
All das und dennoch immer ein offenes Haus und was noch wichtiger war...ein offenes Herz.
 
Engeli 22.11.2019 23:09
@MAD

Dieses Gefühl kann ein Hinweis sein.
Ein Hinweis darauf etwas zu ändern im Leben.
Seinen wahren Weg zu gehen, seinen wahre Berufung zu finden.
Man kann es als Impuls deuten
Es ist Zeit für Veränderungen
 
(Nutzer gelöscht) 23.11.2019 00:06
@Holzfaeller - du bist ein verstehender Sohn!
 
(Nutzer gelöscht) 23.11.2019 00:10
Weiß nicht...ist das so?

Ist das jetzt was Gutes?
 
(Nutzer gelöscht) 23.11.2019 01:05
Ich meine schon - insofern, dass DU die Mühen und Taten deiner Mutter achtest, respektierst oder auch nur beachtest. Einer Mutter, der man das auch anerkennend vermittelt wird geehrt und es wird ihr sehr gut tun!! 
Wenn man es vielleicht nicht mehr vermitteln kann, dann zumindest im Gedenken. Gott sieht es. Und er kennt dein Herz. 
 
vertrauen2015 23.11.2019 15:16
@holzfäller
das ist schon was Gutes (Vater und Mutter zu ehren)
ein Gebot mit Verheißung

*Wer Vater und Mutter ehrt, wird mit einem langen Leben belohnt*
 
vertrauen2015 23.11.2019 15:16
@holzfäller
das ist schon was Gutes (Vater und Mutter zu ehren)
ein Gebot mit Verheißung

*Wer Vater und Mutter ehrt, wird mit einem langen Leben belohnt*
 
(Nutzer gelöscht) 23.11.2019 15:24
Hallo Mrad,  an Deinem Text von Dietrich Bonhoeffer berüht mich am meisten der Absatz mit der Überschrift "oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß.... ...."
Ja diese Fragen kenne ich auch, aber was Dietrich Bonhoeffer im Gefängnis vor seiner Hinrichtig unerlebt hat kennt wohl keiner von uns ... seine Sehnsüchte ... machen zutiefst betroffen und traurig ... im Grunde müssen wir hier bei uns dankbar sein für jeden Tag Frieden in unserem Land
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