Der Käfig - Eine Kurzgeschichte

Hope94

Es war einmal ein Prediger in einer kleinen Ortschaft in New England. Eines Morgens kam er mit einem alten, rostigen Vogelkäfig in die Gemeindeversammlung und stellte ihn auf das Rednerpult. Die Gemeindemitglieder runzelten fragend die Augenbrauen. Er begann daraufhin mit seiner Predigt:

"Ich bin gestern durch den Ort spaziert. Da kam mir ein kleiner Junge entgegen, der diesen Vogelkäfig hin- und herschwang. Am Boden des Käfigs saßen drei kleine, wilde Vögel. Sie zitterten vor Angst und Kälte. Ich blieb stehen und fragte ihn: "Was hast du da, mein Sohn?"

"Nur ein paar alte Vögel," antwortete er.

"Was hast du mit ihnen vor?", fragte ich.

"Ich bringe sie heim und werde viel Spaß mit ihnen haben," antwortete er. "Ich werde sie ein bisschen ärgern, ihnen ein paar Federn ausrupfen und sie miteinander kämpfen lassen. Das wird ein Spaß!"

"Und wenn du nacher keine Lust mehr auf sie hast? Was wirst du dann tun?"

"Oh, wir haben ein paar Katzen auf dem Hof," sagte der kleine Junge. "Die mögen Vögel. Denen werde ich sie geben."

Ich verstummte einen kurzen Moment. Dann fragte ich: "Wieviel möchtest du für diese Vögel haben, mein Sohn?"

"Haben??!!! Warum? Wollen Sie sie etwa haben? Die sind doch nichts für Sie. Das sind gewöhnliche, alte Feldvögel. Nichts Besonderes. Die singen gar nicht und sie sind nicht 'mal hübsch."

"Wieviel?", fragte ich erneut.

Der Junge musterte mich, als ob ich verrückt geworden sei. Dann sagte er: "$10?"

Ich griff in die Tasche, zog einen 10 Dollar-Schein hervor und legte ihn in die geöffnete Hand des Jungen. Dieser ließ den Käfig stehen und rannte schnell davon.

Daraufhin hob ich den Käfig auf und trug ihn vorsichtig zum Ortsrand. Dort liegt ja eine große Wiese, die von etlichen Bäumen und Hecken umgeben ist. Ich stellte den Käfig ab und öffnete die Käfigtür. Nach einem leichten Klopfen an die Gitterstäbe ließen sich die Vögel nach draußen scheuchen. Ich ließ sie also frei."

Nun, das alles erklärte, warum ein leerer Vogelkäfig auf dem Rednerpult stand. Doch plötzlich begann der Prediger eine weitere Geschichte zu erzählen:

"Eines Tages führten Satan und Jahushua ein Gespräch. Satan kam gerade aus dem Garten Eden. Er prahlte voller Schadenfreude: "Ich habe gerade eine ganze Welt voller Menschen gefangen. Ich habe ihnen eine Falle gestellt und sie dort hineingelockt. Sie konnten einfach nicht widerstehen. Jetzt gehören sie alle mir!"

"Was hast du mit ihnen vor?, fragte Jahushua.

Satan antwortet: "Oh, ich werde meinen Spaß mit ihnen haben! Ich werde ihnen Lüge und Betrug beibringen. Ich werde sie Ehescheidung und Hass lehren und wie man am besten die Schwächen anderer ausnutzt. Ich werde ihnen beibringen, zu saufen, zu rauchen und zu fluchen. Ich werde ihnen zeigen, wie man Pistolen und Bomben erfindet und sich gegenseitig tötet. Ich werde wirklich viel Spaß haben!"

"Und was wirst du tun, wenn du mit ihnen fertig bist?", fragte Jahushua.

"Oh, dann werde ich sie umbringen!", erklärte Satan gleichgültig.

"Ich möchte sie haben. Ich werde mir vor dem Gesetz das Recht erwerben, mich um sie zu kümmern.", sagte Jahushua.

"Oh, was willst du mit diesen Leuten? Und warum? Die sind doch nicht gut. Die sind nichts wert. Wenn du dich ihrer annimmst, werden sie dich hassen. Sie werden dich anspucken, verfluchen und umbringen. Nein, du willst diese Menschen nicht haben!"

"Ich nehme sie.", sagte Jahushua wieder.

Satan schaute ihn an und spottete: "Das wird dich dein ganzes Blut, deine Tränen und dein Leben kosten."

Jahushua antwortete: "GEKAUFT." Und dann zahlte er den Preis."

Der Prediger nahm den Käfig und verließ das Pult.