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Mitten in Deutschland.. Deutsche Täter , Richter, Behörden

Mitten in Deutschland.. Deutsche Täter , Richter, Behörden
DETMOLD taz |

2.8. 2019

 „Aua, das tut weh.“ Es ist die Stimme eines Kindes, welches diesen Satz in einem Video sagt. Das Kind erlebt gerade sexuelle Gewalt, verübt von Mario S., 34, einem Maler und Putzmann. Im Film hört man ihn erregt atmen und stöhnen.
      Es ist der 6. Verhandlungstag vor dem Landgericht Detmold im Prozess wegen jahrelanger und hundertfacher sexueller Gewalt an Kindern auf einem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lügde. Dort sollen seit 2008 zwei Männer regelmäßig Kinder sexuell missbraucht haben. Einer der beiden Angeklagten soll sich schon Ende der 90er Jahre an Kindern vergangen haben.
     
      
   
      An diesem Donnerstag wird nur gegen Mario S. verhandelt. Die Staatsanwaltschaft Detmold wirft ihm 162 Taten an acht Mädchen und neun Jungen vor. Der zweite Hauptangeklagte, der 56-jährige arbeitslose Andreas V., ist krank und nicht vernehmungsfähig. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft 298 Fälle sexueller Gewalt, verübt an 23 Mädchen vor. V. soll Kinder zum Teil schwer vergewaltigt haben, er missbrauchte sie meist in seinem Campingwagen, teils vor laufender Kamera.

      Allein das Verlesen der 64 Seiten langen Anklageschrift gegen den gerade erkrankten Andreas V. beim Prozessauftakt im Juni dauerte über eine Stunde. Die Anklageschrift gegen Mario S. umfasst über 40 Seiten.
      Eine der Schöffinnen wendet sich ab.

      Ein dritter Mann, Heiko V., 49, hat Kinder nicht selbst vergewaltigt, aber mehrfach bei Taten in Live-Chats zugesehen und mehr als 30.000 Dateien mit kinderpornografischem Material besessen. Er ist mittlerweile zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden.




Richterin Anke Grudda spielt an diesem Donnerstag auf einem Laptop zwei Videos ab, Opferanwälte, Gerichtsangestellte und Zeugen stellen sich hinter Grudda an den Richtertisch. Nur sie können die Videos sehen. Wie Peter Wüller, einer der zahlreichen Opferanwälte, später berichtet, sieht man in den Filmen, wie Mario S. „Geschlechtsverkehr mit einem Mädchen und Oralverkehr mit einem Jungen“ hat. Im Saal 165 des Detmolder Landgerichts ist es bedrückend still. Eine der drei Schöff*innen schaut immer wieder erschrocken zur Seite, ihr fällt es augenscheinlich schwer, den Taten zu folgen. Selbst Jürgen Bogner, Verteidiger von Mario S., sagt: „Das ist abgründig, das ist völlig abnormal. Es fällt schwer, das zu kommentieren.“

      Richterin Grudda zeigt den Prozessbeteiligten auch Fotos. In einem Aktenordner blättert sie Seite für Seite um und fragt den Angeklagten: „Wer ist das Mädchen?“, „Wer der Junge?“, „Ist das Ihr Wohnwagen?“, „Haben Sie die Fotos gemacht?“ Mario S. antwortet stets mit „Ja“, nennt Namen von Mädchen und Jungen. Mehr sagt er nicht. Ein Foto zeigt Opferanwalt Wüller zufolge zwei Kinder, die miteinander Sex haben: „Ein Mädchen, das Oralverkehr an einem Jungen ausübt.“ Die beiden sind laut Wüller „deutlich unter zehn Jahren“.

      Opfer haben immer Angst vor Mario S.

      Vorher hatte – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – ein junger Mann ausgesagt, ein weiteres Opfer des 34-jährigen Putzmanns. Zum Zeitpunkt des Missbrauchs war der junge Mann minderjährig und für den Angeklagten eine „leichte Beute“. Der heute 21-Jährige ist intellektuell eingeschränkt, er hat Gutachten zufolge den geistigen Entwicklungsstand eines 6-Jährigen. Er kann nicht Nein sagen, erklärt seine gesetzliche Betreuerin. Auch ein weiterer junger Mann, der zum Tatzeitpunkt minderjährig war, sagt am Donnerstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. Das, was er erlebt hat, deckt sich mit den anderen Aussagen.



Die beiden Opfer sind so stark traumatisiert, dass der Angeklagte den Gerichtssaal verlassen muss, bevor sie die Fragen des Gerichts beantworten und erzählen, was ihnen auf dem Campingplatz widerfahren ist. Einer der beiden sagt, er habe immer noch Angst vor Mario S., schon seit einer Woche fürchte er sich vor dem heutigen Termin. Beim anderen Opfer wollen sowohl die Anwältin als auch die Betreuerin zudem eine „sekundäre Traumatisierung“ vermeiden: Das Opfer könnte erneut in schwere psychische Abgründe geraten, wenn es Mario S. begegnet.
      An einem der vergangenen Prozesstage sagte Andreas V.s frühere Pflegetochter aus. Die Angaben des Mädchens seien absolut plausibel, sie habe dem Gericht all das bestätigt, was sie bereits der Polizei gesagt habe, teilte später Cornelius Pietsch, der Anwalt des Mädchens, mit.
      Die heutige Achtjährige war trotz Warnungen des Jugendamts in Lippe in Nordrhein-Westfalen für zweieinhalb Jahre bei V. untergebracht worden. Die Mitarbeiterinnen hatten vorher gewarnt, das Kindeswohl sei in dem vermüllten Wohnwagen gefährdet. Damals war das Mädchen fünf Jahre alt, Andreas V. hatte uneingeschränkten „Zugriff“ auf das Kind. Laut den Ermittlungen ist das Mädchen mehr als hundert Mal missbraucht worden. Es ist schwerst traumatisiert und wird professionell betreut. Um das Kind nicht erneut zu schädigen, mussten die Angeklagten und die Öffentlichkeit bei der Aussage des Mädchen den Gerichtssaal verlassen.

      Der Prozess beschäftigt auch die Öffentlichkeit. Eine junge Frau ist an diesem Donnerstag extra aus Hamburg nach Detmold gekommen. „Das ist unfassbar“, sagt sie: „Gegen sexuellen Missbrauch muss man dringend etwas tun.“ Später will sie sich der Demo „Gegen Kindesmissbrauch“ anschließen, die von der Innenstadt zum Gerichtsgebäude führt.
      Organisiert hat sie Markus Diegmann, 53, kahler Schädel, dunkle Sonnenbrille. Er hat früh am Morgen in der Fußgängerzone sein Wohnmobil abgestellt und ein Zelt aufgebaut. Auf das Auto hat er Faksimiles von Zeitungstexten über Missbrauch geklebt. „Kinderarzt soll 21 Jungen missbraucht haben“ steht da. Oder „Bayer vergewaltigt Mädchen im Vogtland“.

      Härtere Strafen gefordert

      Diegmann ist selbst Missbrauchsopfer von drei Männern geworden, erzählt er. Er war fünf, als das Martyrium begann. Jahrzehntelang hat er das Erlebte verdrängt, bis es 2013 aus ihm „herausbrach“. Seitdem tourt er durch Deutschland, berät Betroffene und fordert, dass sexuelle Gewalt an Kindern strafrechtlich nicht verjährt. Derzeit verjährt sexueller Missbrauch nach 5 bis 20 Jahren, bei Missbrauch mit Todesfolge nach 30 Jahren.
     
      
      Diegmann sagt: „Auch Bewährung bei solchen Taten darf es nicht geben.“ Damit zielt Diegmann auf das Urteil ab, das Richterin Grudda Mitte Juli gegen Heiko V. gefällt hatte. Der dritte Täter im Lügder Missbrauchs­prozess, der zwar nicht aktiv an den Taten beteiligt war, aber die beiden anderen zur massiven sexuellen Gewalt angestiftet und die Taten mehrfach live im Internet verfolgt hat, hat als „freier Mann“ den Gerichtssaal verlassen. So jedenfalls werten viele Beobachter*innen das zweijährige Bewährungsurteil.
      Das Urteil war in Fachkreisen als zu mild kritisiert worden, mit der Begründung, auch passive Täter wie V. seien harte Täter. Sie würden die Kinderpornoindustrie anheizen, indem sie Videos, Bilder und anderes Material im Internet kauften oder herunterluden.
      Auch der „Anstifter“ soll härter bestraft werden
      Die Staatsanwaltschaft Detmold hatte unmittelbar nach der Urteilsverkündung Revision eingelegt. Sie hatte eine Strafe von zwei Jahren und neun Monaten gefordert. Mit diesem Strafmaß wäre eine Bewährungsstrafe nicht möglich gewesen.
      Zeliha Evlice, Anwältin eines der Mädchen, die Opfer von Videoaufnahmen wurde, hat sich als Nebenklägerin der Revision angeschlossen. Sie hält das Urteil für zu schwach: „Das Gesetz bestraft ja auch den Besitz von kinderpornografischem Material.“
     
     
   
      An diesem Freitag soll der erkrankte Andreas V. wenige Minuten lang aussagen. Am 15. August sollen möglicherweise wieder beide Angeklagten zusammen vor Gericht erscheinen. So jedenfalls forciert es die Richterin. Um das Verfahren nicht unnötig in die Länge zu ziehen, sagt Grudda. Für Bogner, Verteidiger des mutmaßlichen Täters Mario S., wäre das „ein gutes Bild“: „Die Taten haben mit beiden auf dem Campingplatz stattgefunden, also sollten auch beide zusammen abgeurteilt werden.

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 02.08.2019 10:50
Wenn man das liest, 
wird einem richtig bewusst,
dass es Himmel und HÖLLE geben muss,
um Gerechtigkeit zu vollstrecken.
 
(Nutzer gelöscht) 02.08.2019 11:51
Lieber Gott, bitte hilf den armen Opfern!!
Hl.Geist, bitte komme zu den viel zu laschen
Richtern usw., dass die Strafen in unserm 
Land wieder gerechter und passender werden!!!

JESUS ICH VERTRAUE AUF DICH...…..
 
(Nutzer gelöscht) 02.08.2019 11:54
es gibt viel zu viel schreckliches Unrecht in dieser missverstandenen Welt


des Menschen Herz ist böse aber warum so schlimm  grausam?
 
(Nutzer gelöscht) 02.08.2019 11:55
Das ist Alltag auf dieser Welt 1000fach, diese Welt die eine Hölle ist !!!

Habe schon oft mit "früh sexualisierten Traumapatienten" zu tun gehabt in meinem kurzen Leben... Ein Einzelner schafft es kaum 1-2 von den Mädels wieder halbwegs auf die gerade Spur zu bringen. Oftmals ist lebenslange Hilfe notwendig, Orientierung, Halt und Schutz usw.
Bei solch einer Anzahl von Missbrauchsvorgängen von "nur" drei Vollidioten mit Videokamera ist nicht am Ansatz auch nur das Leid zu ermessen, was damit in die Welt getragen wurde.

#freie Meinungsäußerung: Todesstrafe ist hier nicht genug, oftmals gibt es leider für solche Arschgesichter nur 1-2 Jahre Freiheitsentzug !

Nun stelle man sich diese Geschichten in Kriegsgebieten noch vor, wo 10.000 oder mehr Soldaten ihre "männliche Potenz" noch ausleben wollen... dann ist das Leid nicht mehr zu ermessen. Jede Menge "Nahrung" für die Hölle... Im wahrsten Sinne des Wortes ! Niemand darf wegschauen, wenn auch nur im Ansatz der Verdacht im eigenen Lebensumfeld aufkommt. Lieber einmal mehr z.B. die Polizei informieren als einmal zu wenig ! 
 
(Nutzer gelöscht) 02.08.2019 12:01
Deshalb ist unser schöner christlicher Glauben
sooooo wichtig. 
JESUS finden ist für alle das allerbeste "Rezept".
Ich glaube, mit IHM können auch die armen Opfer 
wieder ins Leben zurückfinden.....

Und mit IHM könnten sich sogar die 
Verbrecher bekehren.. 
ER hilft jedem Menschen, der sich 
an IHN wendet...
 
(Nutzer gelöscht) 02.08.2019 12:13
autsch, ja die Opfer können außer "dieses" auch fast nichts mehr tun, viele sitzen nur noch in der Ecke und weinen, denn in der Regel hilft kaum einer und diese Leute sind mehr oder weniger alleine unterwegs... und trauen sich auch oft niemandes etwas zu sagen vor Scham oder Reue oder Not. Nach meiner Erfahrung,  und da kommt dann wieder die "rosarote Brille" zum Einsatz.."bekehren" sich diese Täter, Verbrecher sowas von ganz und gar überhaupt nicht, sondern machen in der einen oder anderen Form munter weiter, denn oftmals sind diese auch schon Opfer in ihrem Leben geworden... Ein ganz spezieller höllischer Kreislauf... umso wichtiger diese Täter aus dem Verkehr zu ziehen, im wahrsten Sinne des Wortes... ! 
 
(Nutzer gelöscht) 02.08.2019 12:17
Ja @Drohnadeva, das glaub ich, 
dass die Opfer bestimmt erst Mal 
total fertig sind!!!!!
Und damit hast Du auch recht, 
dass diese Verbrecher "weggesperrt"
müssen!!!
Es ist ganz schlimm. 
Ich seh halt nur noch JESUS als 
neuen Weg! 
 
(Nutzer gelöscht) 02.08.2019 12:23
ja liebe Rosenlied
Jesus ist für die Kranken gekommen 
zu heilen

für die Täter spüre ich kein pardon
im Gegenteil 
 
calando 02.08.2019 12:35
in Bezug auf die Höhe der Strafe könnten wir dann eher  von ausländischen Rechtssystemen lernen
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