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Wie die Angst in die Welt kam ...

Wie die Angst in die Welt kam ...
Zu unserer Wahrnehmung gehört eine "Brille", mit der wir das
interpretieren, was wir wahrgenommen haben. Es gibt verschiedene "Brillen" (die psychologische, die naturwissenschaftliche, die philosophische, die sozialwissenschaftliche und auch die theologische Brille) und somit verschiedene Interpretationen. Alle "Brillen" vermitteln uns Erkenntnisse. Die Erkenntnisse ergänzen sich, aber nicht immer. Es gibt auch widersprüchliche Erkenntnisse. Bis sich alle Erkenntnisse nur noch ergänzen, müssen wir die Widersprüche aushalten. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht, wenn wir nahe an der Realität bleiben wollen. 

Die verschiedenen Erkenntnisbrillen liefern Erkenntnisse, die ich
Puzzleteile nenne. Beim Zusammenfügen der Puzzleteile ziehe ich eine pragmatische Vorgehensweise vor. Bislang fügte ich die
Puzzleteile zusammen, die sich bereits ergänzten und ließ die
Puzzleteile beiseite, die sich noch nicht vernünftig einfügen
lassen wollten. Im Laufe der Zeit wurde die Menge der inkompatiblen Puzzleteile kleiner. Trotzdem weiß ich, dass ich wenig weiß.

Insofern ist es gut, wenn Du meine Gedanken hinterfragst und Deine Fragen notierst. Vielleicht haben wir Gelegenheit, diese zu
besprechen. 

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Die oben genannten "Brillen" sind nur Beispiele.  Es gibt noch
die weibliche sowie die männliche Brille oder auch die "Brille" aus dem 16. Jahrhundert und die "Brille", die nach Einnahme von Drogen auf der Nase sitzt und dann gibt es die griechische sowie die hebräische und die zeitlose "Brille" und und und  In jedem Fall bevorzuge ich die zeitlose "Brille", die möglichst den
Erkenntnissen aller anderen "Brillen" Raum gibt. 

Das DU erscheint mir der Schlüsselfaktor zu sein, der am besten
alle Erkenntnisse verbinden und erklären kann. Wir selbst verfügen nur über eine begrenzte Anzahl von "Brillen", dazu noch mit unterschiedlicher Qualität. Das DU ermöglicht uns eine deutliche Vergrößerung (= Verbesserung) unserer Erkenntnisse.  Mir scheint, dass alle Probleme mit dem DU zusammenhängen. Die Sozialwissenschaften weisen darauf hin, dass die Qualität der Kommunikation der Gradmesser für die Qualität der Beziehung ist.  

Die Bibel hat das schon lange erkannt und schildert die Folgen,
wenn die Beziehung Gott-Mensch sowie Mensch-Mensch gestört ist. Die Störung fängt an mit der Genesis. Die Genesis ist eine hebräische Erzählung. Dem liegt ein Denken zugrunde, welches dem griechischen fremd ist. Das ist wichtig zu wissen, denn das europäische Denken ist griechisch geprägt. 

Am besten lässt sich das griechische Denken vergleichen mit einem Foto. Wenn der Grieche (Europäer) sagt "so bist Du", dann hält er ein Foto in der Hand. Wenn der Hebräer ausdrücken will, wie Du bist, dann dreht er einen Film von Geburt bis zum Grab. Daraus resultieren viele Unterschiede in der Interpretation unserer Wahrnehmungen.  

Klaus sagt zu Udo: "Du bist dumm!" Und zu Mario sagt er "Du bist klug". Das mag im Moment so zutreffend sein. Aber das ist
Schubladendenken, denn schon morgen kann Udo gelernt haben und sich klug verhalten und Mario könnte fehlerhafte (dumme) Entscheidungen treffen. Deswegen vermeide ich die Ausdrucksweise "Du bist..."  (Es sei denn, ich möchte einer jungen Frau ein Kompliment machen und sage dann "Du bist schön"zwinkerndes Smiley Aber streng genommen ist es falsch, denn ungeschminkt und in 30 Jahren wird sie nicht mehr so sein wie heute. Was also ist richtig? Ist sie nur schön, weil wir heute den 16. Juli 2019 haben? 

Die zeitlose "Brille" hilft uns zu verstehen, dass wir mit dem IST nur das Vergängliche ausdrücken können, welches zum Wesen des menschlichen Seins gehört. Die Frage stellt sich: Was ist denn das Bleibende, das Unvergängliche?    

So folgert Eugen Drewermann, dass die Genesis keine Darstellung des Ist-Zustandes des Menschen am Anfang seiner Geschichte ist, sondern in der Art eines Herstellungsberichtes aufzeichnet, was der Mensch in seinem Wesen ist und immer schon war, wie er von Anfang an gewesen ist. Wenn also in Genesis 2,7 beschrieben wird, dass der Mensch aus Staub gemacht wurde, so will (lt. E. Drewermann) der Schreiber nicht ausdrücken, wie der Mensch entstanden ist, sondern
entsprechend der dynamischen Denkweise ausdrücken, wie der Mensch von seiner Natur von Anfang her ist und immer schon war und was das Wesen des Menschen ist. Wenn der Schreiber in Genesis 3 beschreibt, wie der Mensch gegen Gott sündigt, dann nicht um zu sagen, daß der Mensch damals gesündigt hat, sondern dass der Mensch von seinem Ursprung her ein
Sünder ist, dass er in dieser Weise sündigt, daß es zu ihm gehört, sich Gott gegenüber so zu verhalten. 

Schöpfungsgeschichte:
Die Denkweise (der Urgeschichte), die ihr eigentümlich ist, ist im Grunde die gleiche, wie ich sie in der Kategorie des Hebräischen gerade vorgestellt habe. Die Ätiologie versucht, einen Tatbestand der Gegenwart zu erklären, in dem sie berichtet, wie er entstanden ist; indem sie scheinbar von etwas Vergangenem erzählt, beschreibt sie in Wahrheit (auch) etwas Gegenwärtiges. Hat bisher (Genesis 2) Gott gehandelt, so wird jetzt der Mensch handeln. Und nach wenigen Zeilen menschlichen Handelns wird sich zeigen, daß die Ordnung, die Gott gewollt hat, Punkt für Punkt in ihr qualitatives Gegenteil übergehen wird. Die ganze Tragik liegt darin, daß nun durch das Tun des Menschen das, was als Segen gemeint war, zum Fluch wird. Der Mensch war geschaffen aus dem Staub der Erde, aber er war in seiner Hinfälligkeit durch den Anhauch Gottes zum Leben berufen. Indem er die Verbindung zu Gott zerstört, fällt er in den Staub zurück der er ist.

Genesis 2-3 bestehen aus zwei Hälften. Formal Klimax und
Antiklimax, inhaltlich in dem Gegensatz von Schöpfung durch Gott und Verfluchung (Bestrafung) durch Gott. Die äußere Wirklichkeit scheint hier wie da die gleiche zu sein und dennoch wird sie in ihr Gegenteil verkehrt. Diese Verkehrung wird deutlich durch die Beschreibung, dass die Menschen erkennen, was Gut und Böse ist. Daß ihnen „die Augen aufgehen“ (3,5.7) bezeichnet den Vorgang, durch den die Menschen zu dieser Erkenntnis von Gut und Böse gelangen. Und dass sie zu dieser Erkenntnis gelangen bedeutet, daß sie sich als nackt erkennen, was sie in 2,25 schon waren, wessen sie sich jetzt aber schämen. Daraus erfolgt die Deutung: Was Gott gemacht hat, ist gut, bzw. Gott schafft solange, bis es gut ist (2,18). Und so ist und bliebe es, wenn der Mensch in der Gemeinschaft mit Gott bleibt. 

Alles aber bekommt eine andere Qualität, wenn die Menschen sich von Gott abwenden. In der Trennung von Gott ist das, was vorher gut war – aus Lehm geschaffen zu sein, den Ackerboden bestellen zu müssen, auf Gemeinschaft hingeordnet zu sein, nackt zu sein – schlecht bzw. böse. 

Was der Mensch in der Gemeinschaft mit Gott nicht sehen konnte, die Kehrseite der Dinge, dafür gehen ihm jetzt „die Augen auf“. Der Ausdruck bezeichnet sehr treffend, daß nicht die Wirklichkeit sich verändert, sondern Aspekte an dieser Wirklichkeit bislang verhüllt waren, die jetzt wahrgenommen werden. Genau dies und nichts anderes ist das Erkennen von Gut und Böse. (Interpretation von Eugen Drewermann) 

Nackt zu sein heißt nicht, sich schämen zu müssen, solange die
Einheit mit Gott besteht. Arbeiten und den Acker zu bearbeiten
heißt nicht, Sklave sein zu müssen, solange die Gemeinschaft mit Gott besteht. In Gemeinschaft miteinander zu leben heißt nicht, etwas oder sich selbst verstecken zu müssen, solange die
Gemeinschaft mit Gott besteht. Aus Lehm geschaffen sein heißt
nicht, sterben zu müssen, solange die Gemeinschaft mit Gott
besteht. Aber es bedeutet all das, wenn die Gemeinschaft mit Gott zerbricht. 

Und dies zu erkennen, heißt Gut und Böse zu erkennen. 

Die Sündenfallerzählung ist im Grund eine Geschichte der Angst, daß die Schlange geradezu vermittels der Angst, die sie verbreitet, ihre eigentlich verderbliche Macht über die Menschen gewinnt. 

Wir kennen viele Formen der Angst, z.B: Angst abgelehnt und
verlassen zu werden oder Angst, nicht genug Geld zu haben oder die Angst vor Krankheiten, Angst vor dem Sterben, Angst die Kontrolle zu verlieren, Angst vor eigener Hilflosigkeit etc. 

Diese und andere Ängste verlieren an Macht, wenn wir ein
menschliches Du haben. Je besser die Qualität unserer Beziehung ist, um so weniger Macht kann die Schlange mittels Angst unser Denken und Tun beeinflussen. Und die Kommunikation ist wieder der Gradmesser der Qualität unserer Beziehung. So wird verständlich, dass der Sündenfall in dem Moment stattfand (und bis heute stattfindet), als Adam und Eva mit der Schlange diskutierten - aber mit Gott keine Kommunikation hatten. Die Kommunikation mit Gott war auf Null zurückgegangen. Sind wir alleine mit uns, haben wir keine Kommunikation mit einem Du, ist die Gefahr von Irrtum und Angst besonders groß. 

Das menschliche Du ist also schon eine große Bereicherung und Hilfe, aber in ihrer Qualität sowie zeitlich begrenzt. Wir wissen
nie, wie lange wir z.B. den Freund oder den Ehepartner als unser Du haben werden. Wir wissen nur, dass dieses menschliche Du irgendwann enden wird. Im Gegensatz dazu ist unser DU in Gott unvergänglich und unbegrenzt. Mit Gott kann ich reden, laut oder nur in Gedanken, zu jeder Tages- und Nachtzeit, ohne auf Telefon oder Handy angewiesen zu sein. Ich brauche Ihm auch nicht die jeweilige Situation zu erklären, denn ER kennt sie bereits. 

Wir können anderen Menschen etwas vorspielen, sogar uns täuschen (selbst belügen), aber nicht Gott. 

Das Einhalten der Gebote ist unzweifelhaft wichtig, ersetzt aber nicht die qualitativ hochwertige Kommunikation mit Gott. Eine gute Kommunikation besteht aus Reden und aus Zuhören. Zu einer guten Kommunikation gehören auch Fragen, z.B. "wie hast du das gemeint?"  oder "über was würdest Du Dich freuen?" oder "warum? (warum tust Du was Du tust?)". 

Liebe ist Interessiertsein. Interessiertsein führt zur Kommunikation. Im Gegensatz zeigt Null-Kommunikation auch Null Interesse ==> Null Liebe. Ohne Liebe sind auch alle Farben eines schönen Blumenstrausses blass. Zur Liebe gehört ein "ja" wie auch ein "nein". In jedem Fall gehört zur Liebe Authentizität. Durch Authentizität erkennen wir, wo wir nicht so sind, wie wir sein wollen. Und so gehört auch Fortentwicklung zur Liebe. Liebe ist also ein Begriff für Fortentwicklung.   

Soweit meine Gedanken für heute.

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 17.07.2019 05:50
@Bluehorse, 👍👍🙂
 
(Nutzer gelöscht) 17.07.2019 07:15
"Das Einhalten der Gebote ist unzweifelhaft wichtig, ersetzt aber nicht die qualitativ hochwertige Kommunikation mit Gott. Eine gute Kommunikation besteht aus Reden und aus Zuhören. Zu einer guten Kommunikation gehören auch Fragen, z.B. "wie hast du das gemeint?"  oder "über was würdest Du Dich freuen?" oder "warum? (warum tust Du was Du tust?)"."

Theorie ist gut, praktische Beispiele besser. Diese vermisse ich bei Dir. Wie sieht Deine Kommunikation mit dem lebendigen, allein wahren Gott und seinem Sohn Jesus Christus aus? Fragst Du IHN, was IHN freuen würde - bezogen auf Dein praktisches Leben?
 
Psalm115 17.07.2019 07:39
Amen.Amen
 
(Nutzer gelöscht) 17.07.2019 08:48
Wenn das Vertrauen schwindet,
kommt die Angst.
Gottvertrauen hilft.
 
Bluehorse 17.07.2019 12:35
Richtig, Weisheit. 
Wenn das Vertrauen schwindet, wird die Distanz zum Du größer.
 
Bluehorse 17.07.2019 20:16
Liebe Freueteuch,
danke für Deine Gedanken. 

Mit vielen Gedanken bin ich sehr einverstanden, z.B. mit "Er hat uns erschaffen, kennt jede Zelle unseres Körpers, hat unsere Haare gezählt.
Er kennt unser Herz und unsere Nieren."

Aber mit anderen Deiner Gedanken bin ich nicht einverstanden - oder zumindest ganz schön skeptisch.

1. Kommunikation mit Tieren fällt vielen Menschen leichter als mit Menschen. Tiere verstellen sich nicht.

Das ist nur richtig, solange der Kommunikationsinhalt sehr rudimentär einfach ist. Anspruchsvolle Kommunikation, wie bei Menschen, ist mit Tieren nicht möglich.

Was Du meinst, ist vielleicht die Hemmschwelle. Viele Menschen trauen sich nicht, andere Menschen anzusprechen. Gegenüber Tieren kann durchaus eine niedrigere Hemmschwelle bestehen.

2. Kommunikation mit Gott geht erst, wenn Er uns Augen und Ohren öffnet.

Das halte ich für falsch. Der Mensch kann immer und überall mit Gott kommunizieren, ohne Augen und ohne Ohren. 

3. Wir müssen Gottes Willen kennen, wenn wir mit Ihm Gemeinschaft haben möchten.


Wenn wir Gottes Willen kennen, bedeutet das nicht automatisch, dass wir dem Willen zustimmen. Sicherlich ist die Gemeinschaft mit Gott besonders schön, wenn wir seinen Willen kennen und zustimmen.

4. Vor Gott müssen wir echt und ehrlich sein.

Nein, auch das müssen wir nicht. Es ist nur völlig überflüssig, dass wir uns vor Gott verstecken oder vor Ihm etwas geheimhalten wollen. Gott kennt und weiß schon alles.
 
Bluehorse 17.07.2019 20:40
Niemand bestreitet, dass man mit Tieren keine schönen Erlebnisse haben kann. Und ja, ich hatte mehrere Tiere.

Deine Ausführung geht jetzt langsam am Thema vorbei.
 
Bluehorse 18.07.2019 12:06
freudigglauben

Ich lese von Dir: "Theorie ist gut, praktische Beispiele besser. Diese vermisse ich bei Dir. Wie sieht Deine Kommunikation mit dem lebendigen, allein wahren Gott und seinem Sohn Jesus Christus aus? Fragst Du IHN, was IHN freuen würde - bezogen auf Dein praktisches Leben?"

Du zitierst vor Deinem Beitrag ein praktisches Beispiel von mir und fragst dann nach Praxis. Was ich schreibe, lebe ich auch. 
Hast Du verstanden, wieso die Angst in das Leben der Menschen kam?
Ich frage nicht nachdem wodurch - sondern nachdem wieso.
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