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Traditionelles und visionäres Christentum

Traditionelles und visionäres Christentum
Vor ein paar Tagen hat Pabst Franziskus öffentlich gemacht, dass im Vatikan ein heftiger Kampf zwischen Traditionalisten und visionär Ausgerichteten tobt. Solche Kämpfe gibt es überall im Christentum.

Was ist traditionelles Christentum? Das ist die Hochschätzung von Traditionen und Ritualen, mit denen man sich wohlfühlt. Sie sind gewissermaßen eine Wellness-Oase. Daneben wird die Bibel hochgehalten. Großes Bibelwissen steht hoch im Kurs. Damit kennt man sich gut in Gottes Willen aus. Und weiß in jeder Situation, wo es langgeht. Äußerst provokativ gesagt: Die Bibel wird damit an Gottes Stelle gesetzt - Gott selbst braucht man dann nicht mehr.

Und was ist visionäres Christentum? Gottes Wille weist immer in die Zukunft. Sei es die allernächste oder die ferne Zukunft. Seid fruchtbar und mehret euch (1.Mose 9,7) ist dabei der Auftrag Gottes von Anfang an. Aber wohin das führt, wenn man diesen Willen Gottes geistlos anpackt und ohne Rückkoppelung mit ihm ausführt, sehen wir inzwischen.

Visionäres Christentum sucht die Rückkoppelung mit Gott. Bei Bedarf möchte es immer wieder seinen ganz aktuellen Willen erfahren. Und es versucht, so Gottes Kreativität und Zukunftswissen mit menschlicher Kreativität zusammenzuführen. Dafür nutzt es alle Möglichkeiten von Impulsen und Eingebungen, um Gottes aktuellen Willen zu erfahren. Und der führt garantiert immer wieder aus Wellness-Oasen hinaus ...

Kommentare

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hansfeuerstein 27.12.2017 16:23
Weisst Du, die Rückkoppelung bei Gott findest Du vor Allem bei Gottesdiensten die eine reiche Stille erlauben, und die ihren Bezug zur Transzendenz Gottes und seine Vertikale Ausrichtung erkennen lassen. Die ganzen "horizontal" ausgerichteten "Versammlungen" gibt es in Hülle und Fülle, sie sprechen die Sehnsucht der Menschen nach Transzendenz kaum an. Kardinal Sarah hat dazu eindrückliches geschrieben.
 
RolfK 27.12.2017 16:39
@Hans
Weißt du, mein Problem mit vielen Gottesdiensten ist: Dass über Gott geredet wird. Aber dass kein ausdrückliches Angebot da ist, direkt mit Gott zu reden, sich also persönlich vertikal nach oben zu wenden. Ich glaube dir gern, dass du für dich einen Gottesdienst vertikal erlebst. Aber für die Mehrheit der Gottesdienstbesucher gilt das eher nicht. Sie schwelgen vielleicht in einem schönen Ritual oder in schöner Musik. Aber das ist dann die Wellness-Oase, von der ich sprach.
 
RolfK 27.12.2017 16:49
@Hans
Noch ergänzend und klarer gesagt: Mir fehlt in praktisch allen Denominationen - vielleicht bis auf die Quäker - eine besondere Phase im Gottesdienst. Da wird den Menschen gesagt: So, jetzt dürft ihr euch mit eurem Anliegen an Gott wenden, und ihr dürft innerlich fühlen, hören oder sehen, was Gott euch sagen will und klar machen möchte. Diese Phase könnte mit animierender, meditativer Musik unterlegt und vielleicht von geeigneten kleinen Textschnipseln begleitet sein.
 
hansfeuerstein 27.12.2017 16:54
@ziska1946, die horizontale Ausrichtung bedient das Gemeinschaftsgefühl bei der Feier des Gottesdienstes. Seit Ende der 60iger Jahre stark verbreitet. Die vertikale Ausrichtung richtet sich vestärkt auf die Tanszendenz Gottes, also von unten nach oben, die stille Anbetung z.B. ist Ausdruck einer vertikalen Ausrichtung

 
 
hansfeuerstein 27.12.2017 17:00
@RolfK,es ist die Phase der Stille. Ich empfehle das Buch von dem afrikanischen Kardinal Sarah, Kraft der Stille. Er ist Präfekt der Gottesdienstordnung, und spricht sehr klar
über diese Dinge. Wir wenden uns eigentlich den ganzen Gottesdienst über mit unseren
Anliegen innerlich an Gott. Es ist nur allenthalben zuviel Text, es wird zuviel gesprochen,
der Mensch macht insgesamt zuviel eigene Worte, die Stille, die Betrachtung braucht mehr Raum.
 
RolfK 27.12.2017 17:14
@Hans
Da sind wir uns einig: Es wird zu viel gesprochen! Und manchmal werden nur um des Singens willen Lieder gesungen, die langweilig sind.
Ich könnte mich gut auf mehr Stille einlassen, wenn sie nicht auch lastend werden könnte. Die meisten Menschen brauchen mehr Anleitung und Erfahrung mit Stille, damit sie sie nutzen können. Ich habe Erfahrung damit, dass man Menschen vorher etwas in die Stille mitgeben muss,damit sie sie für einen fruchtbaren Kontakt nach oben nutzen und Gott direkt erleben können.
 
hansfeuerstein 27.12.2017 17:28
Danke.
 
 
RolfK 27.12.2017 18:01
Danke für das Ruhegebet! Ich kenne es allerdings schon urlange unter dem Namen Herzensgebet. Doch egal welcher Name: Es belegt, es braucht erst einmal Anleitung, um damit richtig umzugehen.
das Ruhegebet hilft allerdings dann nicht weiter, wenn einem etwas sehr auf dem Herzen liegt. Da gefällt mir das besser, was unter "Hörendem Gebet" verstanden wird: Aktives Hinhören, Hinsehen, Hinfühlen auf Gott zu. Sich also eine Antwort von Gott wünschen und erwarten. Und das Wichtige ist: Ein Gottesdienst mit seiner versammelten spirituellen Kraft aller Anwesenden kann genau der richtige Ort sein, wo Gott besonders deutlich anworten kann. Und wo die persönliche Konzentration darauf höher sein kann als im stillen Kämmerlein.
 
RolfK 27.12.2017 19:27
Nein, dass sich etwas in Gänze zu ändern hat, dafür plädiere ich auch nicht. Das wäre nur durch eine größere Krise oder gar Katastrophe denkbar.
Aber zumindest die größeren Kirchen erodieren. Ihre Attraktivität sinkt. Ihr Wort in der Gesellschaft hat immer weniger Gewicht. Und in einer bestimmten Region Deutschlands hat einmal ein Insider das Verhältnis unter den im Pfarramt Verantwortlichen als Haifischbecken charakterisiert. Hinter den Kulissen gibt es viel Fäulnis.
Da  aber kann man mit Visionärem gegenhalten. Gutes auf den Weg bringen. Erstarrtem eine neue Lebendigkeit einhauchen.
 
RolfK 27.12.2017 19:31
@Garten17
Gratuliere! Schön.
 
hansfeuerstein 27.12.2017 21:43
Das war aber wohl nie recht viel anders. Sagt nicht schon ganz zu Beginn Jesus zu Petrus,
und wenn Du dich wieder bekehrt hast, geh und stärke Deine Brüder? (Luk22). Für mein
Dafürhalten gibt es eher nicht die Option etwa wie in einem Kaufhaus aus einem Angebot jenen  "Glauben einzukaufen" der mir irgendwie am Besten zu belieben scheint. Es ist schon die Frage entscheidend, was ist transzendental wirklich. Und da, gibt es eben erhebliche inhaltliche Unterschiede. Nur weil die Quäker im Gottesdienst ein Element entahlten haben,
dass einem entspricht, sähe ich es als keine Option an, von daher.
 
hansfeuerstein 27.12.2017 21:58
Gott zu begegnen, Gott zu erfahren, ist ein Weg bei dem man nicht die Möglichkeit hat, nur eben mal in den Glauben hineinzuschnuppern, oder Gott bei einem Gottesdienstbesuch "erfahrbar" zu machen. Denn machen können wir da Nichts, das muss uns klar sein. Es ist ein Prozess der Interaktion. Das Wort Gottes, und alles was dort geschieht, muss individuell und persönlich auf fruchtbaren Boden fallen, ansonsten tut sich einfach Nichts....Mir scheinen
auch bei den Weihnachtsfeiertagen, die übervoll sind, stets eine erhebliche Zahl von Menschen dabei, für die Weihnachten einfach ein großes Event ist, bei dem eben ein Christmettenbesuch zur Stimmungslage dazugehört. Im Alltag sind dagegen z.B. Obdachlose anwesend, die jedes Lied mitsingen, die ehrfürchtig zum Himmel blicken, nachdem sie die Kommunion empfangen haben. Das gleiche Ereignis eines Gottesdienses/Messe greift den einen tief ins Innerste, und  einem anderen scheint es am "Regenmantel" abzuperlen. Vielleicht nicht ganz, aber doch unvergleichlich.
 
RolfK 27.12.2017 22:28
Ja, absolut richtig! Es ist eine Frage der Interaktion. Einer längeren Interaktion mit Gott. Was heißt: Gott geht zunächst seinerseits auf den Menschen zu. Etwa in einem Wort der Bibel. In einem äußeren Ereignis. Oder auf andere Weise. Und der Mensch entdeckt dann, dass und wie sich Gott ihm schenken will. Dabei schenkt sich Gott dem Menschen in der Weise, wie dieser Mensch ihn gerade mit seinen persönlichen Fähigkeiten wahrnehmen und in Empfang nehmen kann.
Der Ausgangspunkt dieser Interaktion ist erstens oft, dass der Mensch erst einmal von anderen erfährt, dass ein besonderes persönliches Geben und Nehmen zwischen Gott und Mensch möglich ist. Und zweitens, dass der Mensch bewusst in solch eine Interaktion eintreten will.
Der Mensch, wenn er in solcher Interaktion geübt ist und sie ausreichend ernst nimmt, ist dann von Gott her visionär erreichbar. Er nimmt erst einmal überhaupt Gottes Wünsche und Willen wahr. Und ist auch dafür aufgeschlossen, sich in darin einbinden zu lassen und mit Gott - manchmal mutig - voranzuschreiten.
Bei sporadischen Festgottesdienstbesuchern ist natürlich so etwas weder zu erwarten noch zu finden.
 
hansfeuerstein 27.12.2017 22:57
Es sind hier einige interressante Aspekte zur Sprache gekommen. Dass Stille Anleitung braucht, um nicht zur "peinlichen Stille" zu werden, stimmt absolut. Auch stimme ich zu,
dass es keinen Sinn macht, sich beständig "neu zu erfinden", weil damit auch mit dem Gefühl der Beständigkeit und der Kontinuität leicht das Gefühl der Beheimatung verlustig geht. Weil es eben ein entsprechendes Angebot bereits gibt. Es muss nicht alles gleichgezogen werden. Mir scheint, dass in den vergangenen Jahrzehnten allgemein der Sense für den Ausdruck der Transzendenz ein Stück weit verloren gegangen ist. "Das Gebet ist eine Konversation, ein Zwiegespräch mit dem dreieinigen Gott: Wenn man sich zu bestimmten Zeiten an Gott oder den Mitmenschen wendet, schweigt man, um zuzuhören." (Kard. Sarah)
 
RolfK 27.12.2017 23:03
Ein gutes Schlusswort!
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