Na gut - eine wahre Sankt-Martins-Geschichte...

Na gut - eine wahre Sankt-Martins-Geschichte...
Na gut

Sankt-Martins-Umzug von der roten Backsteinkirche, in die Häuserzeile eingebaut, durch den großen Park und rückwärts zurück. St. Martina auf dem Pferd vorneweg, hundert Laternen schaukeln im Pulk hinterher, Mütter, Schulkinder, ganz Kleine. Mama trägt Simons Laterne, weil sie ihm vom Pendeln immer wieder erlischt. Ich trage meine, selbstgemacht aus Luftballon und Seidenpapier. Ansprache im Kirchgarten bei Martinshörnchen und warmem Kakao: St. Martin teilte seinen Mantel mit einem frierenden Bettler. Ein Held. Jetzt friert der Held am rechten Arm, denke ich, der Bettler am linken – na ja, eine offene Jacke ist sowieso kalt.

Tage später setzt der Schnee ein, pünktlich Mitte November, einige Tage nur. „Hole bitte deinen Bruder vom Kindergarten ab, ich schaffe es heute nicht.“ „Na gut“, sage ich und laufe zweimal ums Eck, beeile mich, es ist dunkel und kalt.

„Wir haben im Garten im Schnee gespielt, Simons Stiefel sind völlig durchgeweicht, so kann er nicht nach Hause gehen.“ Die Kindergärtnerin hat gut reden. Ist er selbst schuld, denke ich, er ist fünf und kann auch mal selbst aufpassen.

Ich fasse seine Stiefel an, das Innenfutter zum Auswringen nass. „Na gut“, sage ich, „komm her“. Stecke ihn mit seinen nassen, roten Strumpfhosen in meine trockenen Moonboots, ziehe den Reißverschluss an seinem Anorak ganz zu und gehe auf Strümpfen mit ihm auf die Straße. Simon stolpert mit meinen großen Schuhen rasch hinter mir her, ich denke an St. Martin und genieße es, ein Held zu sein. Auch wenn es niemand sieht.

© Eva E.

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