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Dona Dona - Die Freiheit der Seele

Dona Dona - Die Freiheit der Seele
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Dona, Dona – Die mystische Bedeutung
Von Mendel Weinberger

Es gibt ein altes jüdisches Volkslied, Dona Dona, das ich als Kind im Sommercamp lernte. Ist es nur Nostalgie oder hat es eine tiefere Bedeutung? Zuerst lassen Sie uns die Worte betrachten und dann nach dem verborgenen Schatz suchen, der unter der Oberfläche versteckt ist.

Auf einem Wagen, gebunden für den Markt
Ist ein Kalb mit einem traurigen Auge
Hoch über ihm fliegt eine Schwalbe
die flink durch den Himmel fliegt.

Refrain:
Wie die Winde lachen
Sie lachen mit ganzer Kraft
Lachen und lachen den ganzen Tag
Und die halbe Sommernacht lang

Dona dona, dona etc.

“Hör auf, dich zu beklagen”, sagte der Bauer
„Wer hat dir befohlen, ein Kalb zu sein?“
Warum hast du keine Flügel zum Fliegen
Wie die stolze, freie Schwalbe?

Refrain
Kälber kann man leicht binden und schlachten
Und sie wissen, nie warum
Aber wer immer Freiheit schätzt
Muss wie eine Schwalbe fliegen lernen.

Refrain

Auf den ersten Blick wirkt dieses Lied wie ein unbeschwerter, irgendwie sentimentaler Dialog zwischen einem Bauern und seinem Kalb auf dem Weg zum Schlachthaus. Das Kalb ist traurig, weil es sterben wird und die Schwalbe fliegt über seinen Kopf, gleichgültig gegenüber dem Schicksal des Kalbes.

Der Bauer rügt das Kalb, kritisiert es dafür, dass es ein Kalb ist und stachelt es an, sich wie die Schwalbe Flügel wachsen zu lassen, wenn es das nur könnte. Das Lied schließt mit einer ironischen Feststellung der Hilflosigkeit von Kälbern und wie einfach es ist, ihr kurzes Leben zu beenden. Die Schlusszeile gibt aber einen versteckten Hinweis darauf, dass das Lied nicht nur von einem Kalb und einer Schwalbe handelt, sondern von Freiheit. Viele Folksänger haben dieses Lied gesungen, von jiddischen Sopranen über Klezmer Bands bis zu Joan Baez, die es in Englisch sang. Sie alle finden darin eine weltweite Botschaft über Unterdrückungsopfer und den Wunsch nach politischer Freiheit. Aber in dem Lied steckt eine tiefere Botschaft, die auf geistliche Befreiung hinweist.

Das Kalb im Lied repräsentiert den Körper, den Sitz des Begehrens. Der Körper und die tierische Seele, die ihr Begehren mit Vergnügen, Wohlstand und Ehre beleben. Das Kalb, das auf dem Weg zum Schlachthaus gebunden ist, ist eine Metapher für die Reise des Körpers Richtung Tod. Das Kalb (d. h. der Körper) ist traurig, weil es an das Leben und Vergnügen gebunden ist und das Unbekannte der nächsten Welt fürchtet.

Die Schwalbe, die flink durch den Himmel fliegt, repräsentiert die Seele. Die göttliche Seele ist ein Teil des Wesens Gottes und ist nicht an materielle Begrenzungen gebunden. Sie ist frei in das geistliche Reich über dem irdischen aufzusteigen. Die Seele fürchtet den Tod nicht, denn sie ist mehr im Himmel als auf Erden zu Hause.

Der Refrain spricht von lachenden Winden. Aus der himmlischen Perspektive, müssen das Streben des Menschen, die Begierden des Körpers und der tierischen Seele ziemlich absurd scheinen. Aber warum lachen die Winde den ganzen Tage und die halbe Sommernacht lang? Gemäß der Tora ist die Nacht zweigeteilt. Der erste Teil der Nacht, von Sonnenuntergang bis Mitternacht, gilt als din Zeit des strengen Gerichts. Dies ist keine Zeit des Lachens, sondern eine Zeit, um die Taten des Tages zu betrachten und sie zu reflektieren. Der zweite Tag der Nacht, von Mitternacht bis zur Dämmerung ist die cheset Zeit der Liebenswürdigkeit, und diese Güte dauert den ganzen Tag an. An einem Sommertag ist das Tageslicht am Längsten und die Nacht ist relativ kurz. Was das Lied sagt, ist, dass der Charakter Gottes, die geistliche, kreative Kraft des Universums, vor allem liebevolle Güte ist. Der Schöpfer ist geduldig mit unseren Fehlern und Kämpfen und seine Freundlichkeit ist meistens anwesend, aber nicht immer. Es gibt eine Zeit des Gerichts am Anfang der Nacht.

Der Bauer repräsentiert den tzadik, den heiligen, gerechten Mann, der uns rügt und sagt: „Wer hat dir befohlen, ein Kalb zu sein?“ Warum identifizierst du dich mit deinem Körper? Wenn du das tust, bist du nicht besser dran als das Kalb auf dem Weg geschlachtet zu werden, denn du bist an deine Begierden gebunden und bestimmt zu sterben. „Warum hast du keine Flügel um zu fliegen?“ Verbinde dich mit deiner Seele und überwinde deine physischen Begrenzungen. Flieg in das geistliche Reich und fühle die Kraft deiner Seele.

Die letzte Strophe ist eine Lehre für alle Menschen. Wenn dir deine Seele unbewusst bleibst, wirst du leicht gebunden und geschlachtet werden. Du wirst Sklave deiner Begierde sein und dein Körper wird sterben, ohne des Sinn deines Lebens zu verstehen. Aber wenn du Freiheit schätzt, die Freiheit der Seele, wirst du lernen, die Beschränkungen des Körpers und des Kleingeistes zu überwinden und du wirst dein Leben aus einer höheren Perspektive verstehen. Du wirst frei sein.

Liedtext: Aaron Zeitlin, Melodie: Sholom Secunda, (1940/41).
http://www.jewishmag.com/144mag/dona_dona/dona_dona.htm

Übersetzung: Eva E.

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 18.10.2015 11:10
@RhythmusOfHeaven. Ich habe eben das sehr gut gesungene Lied
mit derwunderschönen Melodie gehört und eine Gänsehaut bekommen...
Der Text, den ich dann las, macht richtig traurig....!

ABer die Auslegung bringt große Hoffnung!
Das Kalb bedeutet unsern Körper, da ja irgendwann sterben muss,
doch die Schwalbe soll unsre Seele darstellen,
die ja beim Tod frei wird und zu Gott kommt...

Danke für das sehr schöne, traurige, denkwürdige und doch
hoffnungsvolle Lied...!.
 
RhythmOfHeaven 18.10.2015 17:19
Ja, Himmelmohn, ich kannte das Lied auch nur als Symbol für die vielen Juden, die wehrlos zur Schlachtbank in KZs geführt wurden. So habe ich es auch immer verstanden, wenn ich es auf der Gitarre gespielt habe. Daher war ich sehr überrascht, auf einer jüdischen Webseite eine andere Deutung des Liedes zu lesen.
Gruß, Eva
 
RhythmOfHeaven 18.10.2015 18:32
Auf deinen Hinweis hin habe ich nach der Entstehung des Liedes recherchiert.
Es wurde 1940/41 von jüdischen Immigranten aus Osteuropa in den USA geschrieben als Teil des Musicals Esterke, das sich auf die mittelalterliche Geschichte der Mätresse eines polnischen Königs bezieht und auch an das alttestamentliche Estherbuch anklingt. Es scheint vom Einsatz Esthers für die Juden zu handeln, somit nicht vom Holocaust, der noch nicht geschehen war.

"Die jiddische Szene in den USA, die das Liedl ja hervorgebracht hat, war insbesondere durch die Flüchtlinge aus dem russischen Bereich geprägt, die bereits vor den Progromen der Zarenzeit oder des Bürgerkrieges geflohen war. 1940 war vielleicht noch gar nicht klar, dass es diesmal noch schlimmer kommen sollte. Man könnte jetzt natürlich auch schon über jüdischen Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich nachdenken, aber die sprachen ja in aller Regel kein jiddisch."
http://www.matrix.hotlein.de/viewtopic.php?p=461273

Die eingangs zitierte Auslegung habe ich nur übersetzt. Sie ist der Text des jüdischen Verfassers Mendel Weinstein.
 
RhythmOfHeaven 18.10.2015 21:21
Ich habe es übersetzt, weil nicht alle hier gut Englisch verstehen. Letztens hieß es bei einem englischsprachigen Post: "Schade, in Englisch."
Die Übersetzung habe ich als Quelle angegeben, da die Originalwebseite auf Englisch ist.

Der Text, den ich gepostet habe, gefällt mir. Es ist eine andere und für mich genauso legitime Interpretation des Liedtextes. Dass er auf einer jüdischen Webseite steht, fand ich bemerkenswert, weil ich vermutet hatte, dass gerade in der jüdischen Community nur die Deutung auf den Holocaust hin als gerechtfertigt gelte für den Liedtext. Und das ist offenbar nicht so. Das hatte ich entdeckt und wollte es teilen. Mehr nicht. lachendes Smiley
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