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Mk 10,17-27 ... dann komm und folge mir!

Mk 10,17-27 ... dann komm und folge mir!
Wissen Sie eigentlich, was eine "Berufung" ist und wie man sie erkennt?
Natürlich sind die Berufungswege ganz individuell und keine der Lebensgeschichten der Nachfolge Jesu gleicht einer anderen.

In Mk10,17 ff geht es um eine Berufungsgeschichte, die sich nicht realisieren konnte, ein Weg der Nachfolge, der von diesem Mann nicht angetreten wurde. Und es wird uns auch gleich die Konsequenz der Nichtergreifung einer Berufung geschildert, wenn es heißt: Der Mann war betrübt und ging traurig weg...
Traurigkeit bis hin zur Depression, das droht jenen Menschen, die sich einer Berufung zur Nachfolge verweigern und lieber ihrem "Reichtum" nachgehen. So lautet die kurz gefasste Inhaltsangabe des heutigen Evangeliums.

Aber gehen wir mal schön langsam dem tiefgreifenden Inhalt auf den Grund.
Der Mann, um den es geht, hat Jesus kennen und schätzen gelernt, und zwar so sehr, dass er von sich aus die Initiative ergreift und auf Jesus zugeht. Er fällt vor ihm sogar auf die Knie, so groß ist seine Verehrung. Er nennt Jesus einen "guten Meister". Er weiß, dass es in der Botschaft Jesu um sein Leben geht, um sein ewiges Leben. Und er möchte es erlangen. So fragt er Jesus noch genauer, was er tun muss, um sich des ewigen Lebens sicher sein zu können.
Dann sagt ihm Jesus, er solle einfach die bekannten Gebote erfüllen. Das ist also eine Grundvoraussetzung für das ewige Leben.
Selbstsicher bestätigt dieser Mann, dass er von Jugend an die Gebote gehalten hat. Es war also ein anständiger, ehrlicher Mensch, der sich redlich um seinen Glauben bemühte.
Das stellt ihn sicher in eine Reihe mit uns allen ...

Jesus gefällt, was dieser Mann sagte. Er schätzt ihn sogar so sehr, dass es heißt, dass Jesus ihn liebte. Und jetzt steht im Evangeli­umstext: "Weil er ihn liebte, sagte er: 'Geh und verkaufe alles, was du hast...'"
Jesus meint es also besonders gut mit ihm und sagt es ihm klar und deutlich, was ihm bei aller Anstrengung, die er ja schon aufbringt, noch fehlt: Das Loslassen von allem Materiellen, woran ein Menschenherz hängen kann.
Und genau das geht diesem Mann zu weit. Dazu ist er nicht bereit. Zu vieles müsste er aufgeben und loslassen, zu mächtig sind für ihn die Dinge, an denen sein Herz hängt. Er ist nicht bereit, sein Leben ganz für Jesus in den Dienst zu stellen, und die Entscheidung über sein Leben aus der Hand zu geben.
Und das Schlimme an der ganzen Geschichte: Bisher schien er mit seinem anständigen Leben einigermaßen zufrieden gewesen zu sein, er war ja ein guter Mensch, der alle Gebote befolgte...
Aber jetzt, in der offenen Absage an die liebevolle Einladung Jesu, ihm ganz nachzufolgen, beginnt für ihn eine Traurigkeit, die ihn lange nicht loslassen wird. Er wird vermutlich zu einem gespaltenen Menschen, der beides möchte: Ein erfülltes und ewiges Leben mit Jesus und gleichzeitig ein Leben, das von seinen eigenen materiellen Interessen geprägt ist.
Vor diesem Ereignis erschrecken sogar die Jünger Jesu, die ja schon alles verlassen haben und dem Meister gefolgt sind.
Sie erkennen auch für sich, in der Nachfolge ist nicht zu spaßen, sie funktioniert nur ganz oder gar nicht...

Wie ist es nun mit uns, mit einem jeden Einzelnen von uns?

Wir dürfen uns nicht vor unserer eigenen Berufungsfrage drücken, und uns nur mit einem anständigen Leben begnügen.
Es geht um viel mehr als um ein tadelloses, erfolgreiches Leben und den regelmäßigen Kirchenbesuch.
In meiner langjährigen Erfahrung der geistlichen Begleitung von Menschen, die es ernst meinen, habe ich viele Lebensgeschichten kennen gelernt, die dem sehr ähnlich sind, was wir von dem Mann des heutigen Evangeliums erfahren haben.
Wie viele Berufungen zu einem Leben der ganzheitlichen Nachfolge gibt es, die sich nicht realisieren konnten...
Wie viele Ehen wurden geschlossen von Menschen, die mögli­cherweise die Berufung zur Ehelosigkeit gehabt hätten und dann in der Ehe nicht wirklich glücklich wurden und sich sogar wieder haben scheiden lassen.
Deshalb kann ich den jungen Menschen ehrlichen Herzens nur den Rat geben, nicht einfach deswegen zu heiraten, weil man sich verliebt hat (das vergeht wieder!) und es in der Gesellschaft "normal" ist zu heiraten.
"Normal" für uns Christen kann nur sein, den Lebensweg zu gehen, für den uns Gott geschaffen und gerufen hat. Das ist die für uns einzig mögliche Selbstverwirklichung. Alles andere ist ein schlechter Ersatz, der auf Dauer nicht wirklich glücklich macht.

Jetzt kann man sich natürlich die Frage stellen:
"Wie erkenne ich denn, was meine Berufung ist?"
Soviel kann man auf die Schnelle an dieser Stelle sagen: Es ist ein erfahrungsreicher und womöglich längerer Weg, auf den man sich begeben muss. Die Frage nach der eigenen Berufung kommt meist in jungen Jahren hoch und bedarf einer ganz sensiblen Be­gleitung von Menschen, die Erfahrung haben und nicht irgend­welche Interessen verfolgen, nicht einmal "heilige" Interessen...
Aber die Frage nach der eigenen Berufung bezieht sich nicht nur auf die Lebensentscheidung, zu heiraten oder nicht, sondern sie kann auch noch in späteren Lebensphasen aktuell werden und den persönlichen Einsatz der Zeit und der Talente betreffen.
Ich war ca. 55 Jahre, da ist bei mir die Berufungsfrage wieder neu ganz deutlich spürbar geworden. Und auch Verheiratete können sich im reiferen Alter die Frage neu stellen, an welchem Platz möchte mich Jesus jetzt und künftig haben...
Wo werden meine Talente und Gaben jetzt gebraucht?

Eines steht fest: Berufung und Nachfolge haben etwas mit dem erfüllten Leben zu tun und mit dem ewigen Leben...

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Kommentare

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pieter49 11.10.2015 20:47
Ja ... , Wie ist es nun mit uns, mit einen jedem Einzelnen von uns ... !
Sehr Große und sehr wichtige Frage ... !
Wo werden meine Talente und Gaben jetzt gebraucht ... ?
Schreibt @KummerOpa in sein sehr ernsthafte Predigt.
Vielen Dank !
Hoffentlich denken wir alle darüber ernsthaft nach ... und tun etwas um zum erfüllten Leben zu gelangen.
 
Engelslhaar 11.10.2015 20:51
Danke für die Mut machende Predigt!
Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie in Ihrer langjährigen seelsorgerlichen Tätigkeit viele Menschen begleitet haben, die sich die Frage gestellt haben, wie es mit ihrem Leben weiter gehen soll, welchen Weg sie einschlagen sollen.
Ja, wir können uns vor der Frage nicht drücken, irgendwann werden wir gefragt werden, was wir aus unserem Leben gemacht haben.
Die konsequente Nachfolge ist eine Herausforderung, der man sich wohl täglich neu stellen muss!
 
hansfeuerstein 11.10.2015 21:11
Trotz Priestermangels findet an manchen diözesanen Priesterseminaren ein regelrechter Kampf gegen „zu glaubenstreue“ und „zu fromme“ Bewerber und Seminaristen statt. Eine Negativauslese, die an manchen Seminaren bereits seit Jahrzehnten andauert. Die Folgen sind Berufungsverlust, Abwanderung in die Orden, Flucht ins Ausland oder auch Unterwerfung unter eine Art von Umerziehung. Wer durchhält, braucht ein dickes Fell.

Ein junger Seminarist wurde gar als „Sedisvakantist“ beschimpft, weil er nicht an einem „Fest für Papst Franziskus“ mit bunten Luftballons und Lametta teilnehmen wollte. „Ich bete täglich für den Papst, doch für solche Eskapaden gebe ich mich nicht her“, begründete der Seminarist seine Haltung, fand aber kein Verständnis

Text: Giuseppe Nardi

-Wenn man solche Dinge vernimmt, muss man sich sogar um Berufungen ernsthaft Sorgen machen. Auch fällt auf, daß die sehr guten und sehr gläubigen polnischen Aushilfspriester beinahe aus dem deutschen Sprachraum verschwunden sind.- Mit Sorge betrachtet man diese Entwicklungen im deutschen Sprachraum.... und man muss sich fragen, welche Berufungen sind
erwünscht? Sind es am Ende die gerade nicht auf auf Beides verzichten sollen? Wo werden unsere Talente heute gebraucht? Vielleicht gerade im "gegen den Strom schimmen". Denn das ist es hauptsächlich, was Jesus von seinen Jüngern und Nachfolgern verlangte. Warum sollte es Heute anders sein?
 
(Nutzer gelöscht) 11.10.2015 21:42
Danke @Kummeropa für die gute Predigt, in der Sie über die Berufungen sprechen
(das Beispiel von dem reichen frommen jungen Mann, der wegen seinem Reichtum den letzten Schritt der Nachfolge nicht machen konnte...

Ja, wenn ein junger Mensch in seinem Innern eine Berufung spürt,
dann sollte er sich von Gott leiten lassen und Ihm nachfolgen.

Schön, dass Sie in Ihrer Predigt auch auf die "kleinen täglichen Rufe Gottes"
zu sprechen kommen, von denen ja auch noch ältere Menschen erreicht werden.

Am besten lassen wir uns täglich vom Hl. Geist führen, dann können wir Jesus täglich "nachfolgen"....
 
pieter49 12.10.2015 19:14
Berufung!
Schade @ Wonderfullife das du in deine Ergänzung nichts darüber geschrieben hast ... ?
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