weiße TaubeChrist sucht Christ Logo ohne Taube

Tempelreinigung... ! (Joh 2,13-25)

Tempelreinigung... ! (Joh 2,13-25)
Toll! So ist uns Jesus sympathisch!

Er greift durch und schneidet alte Zöpfe ab.
Wie sehr würden wir uns ihn auch heute in dieser Rolle in der Kirche wünschen, als einen, der aufräumt mit alten Traditionen, die vielleicht der Tradition halber wichtig sind und nicht so sehr, weil diese Traditionen für die Menschen von heute wichtige Glaubensgrundlagen ausdrücken.

Was damals Jesus zu Boden geworfen und vertrieben hat, waren alles für die Theologie der Schriftgelehrten wichtige Sachen! Allerlei Opfertiere und Opfergaben, getrennte Kassen zwischen dem schmutzigen Geld der Heiden und der Tempelwährung. Andachtsgegenstände und Devotionalien aller Art...
Dieser Marktplatz heiliger Dinge war den Menschen damals offenbar so wichtig und für den Tempelkult so bedeutsam geworden, dass die Kernbotschaft der heiligen Offenbarung ziemlich in den Hintergrund getreten ist.
Jesus musste einfach aufräumen, damit Sein neues Gebot, das sich nicht an Äußerlich­keiten festmachen und beurteilen lässt, klar in den Vordergrund tritt.

Wenn wir heute einmal genau hinschauen, was ist vielerorts so "wichtig" geworden, so sehr Thema von endlosen Diskussionen, Sitzungen und Resolutionen?
Zugegeben, die Trennlinie zwischen Unnötigem und Wichtigem lässt sich nicht immer klar ziehen. Und wer kann sich anmaßen, das für nachrangig zu erklären, was andere für besonders wichtig betrachten?
Leider haben wir den historischen Jesus nicht mehr unter uns, der das mit letztgültiger Autorität bestimmen könnte. Deshalb bleibt uns eine langwierige Klärung in der Unterscheidung der Geister nicht erspart, die nur mit einem ganz großen Maß an Demut zu bewältigen ist.

Das Pfingstereignis, also die so genannte "Geburtsstunde" der Kirche, bestand vor allem darin, dass der Heilige Geist durch seine Jünger in vielen Sprachen gesprochen hat. Es war nicht nur eine einzige und schon gar nicht allein die römische Sprache, in der der Lobpreis und die Verkündigung der Frohbotschaft erfolgten.
Vielfalt der Sprachen, Vielfalt der Gaben des Heiligen Geistes, das war das Erkennungszeichen der wahren Kirche Christi. Die vielen Sprachen waren vor allem in einem für alle verständlich: Es war immer Lobpreis Gottes und Dank.
Die vielen verschiedenen Ausdrucksformen waren immer gemeinschaftsstiftend und einheitsfördernd.

Zurück zur "Tempelreinigung" von heute. Ich glaube, es muss auch heute alles weggeschafft werden, was nicht der Förderung von Einheit und Gemeinschaft in Kirche und Gemeinde dient.
Da mögen die Argumente noch so schlagkräftig und "logisch" sein; sie sind für das Reich Gottes wertlos oder sogar abträglich, wenn die Frucht nicht Einheit und Frieden ist, um den wir in jeder heiligen Messe beten. Was soll das für eine alte oder neue Tradition sein, die nicht integrativ wirkt, die nicht Gottes Wirken sichtbar macht? Das Wirken jenes Gottes, der nicht fromme Einzelkämpfer, sondern Gemeinschaft will, schafft ein Volk, in dessen Mitte ER wohnt und das davon Zeugnis gibt?
Was nutzt Demokratie in der Kirche, wenn sich eine vermeint­liche "Mehrheit" durchsetzt, die aber den Rest auf der Strecke lässt und damit für belanglos erklärt?
Was nutzt eine autokratische Hierarchie in der Kirche, die Angst vor Neuem, Angst vor Vielfalt, Angst vor Zerfall der ach so wichtigen Tradition hat? Eine ängstliche Hierarchie, die dem unkontrollierbaren Geist Gottes womöglich misstraut oder zumindest suspekt gegenüber steht?

Wir haben es wirklich schwer und der Sturm der Zeit hat das Schiff der Kirche heftig in Seenot geraten lassen, zumindest wenn man die Austrittszahlen und die schwindende Zahl der Priester in der Kirche betrachtet.
Aber wenn wir doch schon wissen, dass die Weisheit Gottes nicht in einem einzigen Kopf, auch nicht in einem einzigen Gremium Platz hat, warum fällt es uns so schwer, je eigene Positionen loszulassen und wirklich hinzuhören auf das, was der Geist Gottes uns gemeinschaftlich sagen will?
In der "Tempelreinigung" von heute
> ist jede Art von Dialog überlebensnotwendig
> kann keiner von sich behaupten, die einzig richtige Meinung zu haben
> muss jedes Wehen des Geistes, der alles neu machen möchte, wahrgenommen werden
> soll es keinen geben, der nicht gehört und in seinen Bedürfnissen ernst genommen wird.
> darf keinem der "Kleinen" Ärger gemacht werden, um nicht selbst den Mühlstein um den Hals zu bekommen...

Tempelreinigung!
Da wird nicht irgendetwas Belangloses gereinigt, sondern ein "heiliger Bezirk" unseres persönlichen und kirchlichen Lebens.
Natürlich gibt es auch heute Menschen, die womöglich selbstsicher fragen: "Mit welchem Recht dürft ihr das tun?"
Und Jesus antwortete damals mit dem Hinweis auf seine Mission, das Leben hinzugeben.

Auch heute kann es ähnlich wie damals nur eine Antwort geben: Zur "Tempelreinigung" hat nur der ein Recht, der wie Jesus in Demut bereit ist, das eigene Leben zu geben, im Dienst an den Menschen, an der Kirche, ohne Erwartung eines besonderen Ansehens, ohne den Anspruch, selbst Recht zu haben.
"Tempelreinigung", eine echte Lebensaufgabe!

Fangen wir damit an, jeder in seinem eigenen "heiligen" Bezirk, jeder in der Demut, wie sie Jesus hatte...


[url=]http://www.konrad-heil.de[/url]

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
hansfeuerstein 08.03.2015 12:38
BRIEFE aus SIENA: kath.net-Mitarbeiterin Victoria Bonelli schreibt an Persönlichkeiten der katholischen Kirche. Dieses Monat an Franz-Josef Bode, Bischof von Osnabrück.

Siena/Wien 

Hochwürdigster Bischof Bode,

Ich bin keine Kirchenfunktionärin sondern studiere ganz normal Kommunikationswissenschaften an der Uni Wien. Ich will weder quotenbewusst Kommunion austeilen noch Evangelium vorlesen noch konzelebrieren – bin also so ganz anders als die „Laien“, die Sie vielleicht kennen. Trotzdem wage ich es, Ihnen zu schreiben. Hochwürdigster Bischof Bode, bei der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe in Hildesheim plädierten Sie, für einen Paradigmenwechsel auf der Familiensynode im Herbst: Ihr Vorschlag wäre, dass neben Schrift und Tradition als Quellen der theologischen Erkenntnis auch „die Realität von Menschen und der Welt“ hinzugenommen werden möge.

Und bei diesem Ihrem Satz erlaube ich mir das Wort zu ergreifen, denn die Realität von Menschen und der Welt kenne ich in meinem Umfeld und meiner Generation recht genau. Wie auch nicht? Ich bin ja mitten drin: Ich befinde mich unter meinen Mitstudenten in einem Umfeld, das mit Gott und Kirche rein gar nichts mehr zu tun hat. Bei uns kommt nie ein Pfarrer oder gar ein Bischof vorbei, und auch Pastoralassistenten und Kommunionausteilerinnen sind bei uns nicht wirklich präsent. Die würden echt schief angeschaut werden... Mein erstes Fachtutorium begann die Professorin zum Beispiel mit einer Entschuldigung, dass noch immer „dieses Kreuz“ da an der Wand hängt.
Bitte verzeihen Sie im Folgenden die plakativen Beschreibungen meines soziologischen Umfelds, aber ich würde gerne dem Vorsitzenden der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz das Leben an der wirklichen Basis näherbringen: In meinem Milieu an der Uni spielt so etwas wie „Sexualmoral“ eine recht untergeordnete Rolle. Und die Frage, ob Wiederverheiratete kommunizieren dürfen, bewegt meine Kommilitonen soviel wie ob in China ein Sack Reis umfällt. Über den Begriff „Familie“ gibt es bei uns keinerlei Konsens, außer dass damit niemand diskriminiert werden darf. Meine Mitstudenten experimentieren mit One-Nights-Stands, offenen Partnerschaften, Dreiecksbeziehungen und sonstigen Formen von Promiskuität. Richtig glücklich ist damit niemand.

Einer meiner Studienkollegen lebt mit einer Gruppe von sieben anderen jungen Männern in regelmäßigen Sexualkontakt und ist mit allen irgendwie „zusammen“ – ich weiß nicht, ob Sie sich die Eifersuchtsszenen vorstellen können, mit denen diese Jungs uns regelmäßig konfrontieren. Beziehungsstatus: „kompliziert“. Das ist aber noch immer besser als andere Abenteurer meines Jahrgangs, die mit Smartphone und Internetplattformen ständig herauszufinden suchen, wo sich der nächste Sexualpartner anbietet – an dessen Leib sie sich dann in aller Anonymität befriedigen. Eine meiner Kommilitoninnen wiederum ist dazu übergegangen, nur mehr mit der „Pille danach“ zu verhüten – da sie die Pille nicht nehmen will (Gesundheitssorgen!) und sie die Hormonspirale nicht verträgt. Denn für Sex will sie immer bereit sein, das steht für sie unreflektiert fest. Manch andere in meinem Milieu zu guter Letzt – zugegeben eher die Freaks - praktizieren nur mehr Cypersex: weil das sicher nicht ansteckend ist. Abstoßend? – Aber das ist nun mal „die Realität von Menschen und der Welt“ in meinem Milieu... Bei all dem regiert die Angst vor den Folgen: die Angst vor der Krankheit und die Angst vor dem Kind. Mein Ortsbischof, Kardinal Schönborn, hatte es einmal - in der sensationellen Jerusalemer Predigt - ganz deutlich formuliert: Europa habe dreimal Nein zum Leben gesagt: bei der Pille, der Abtreibung und der Homosexualität. Diese Predigt sollte von allen Pastoraltheologen zum Grundstudium herangezogen werden.

Da ist die Lehre der Kirche über die Sexualität mit ihrer Leib- und Menschenfreundlichkeit etwas ganz anderes: ein wohltuender Kontrast, Balsam auf die Seele, eine Oase des Friedens und der inneren Ordnung. Meine Kommilitoninnen werden ganz ruhig und nachdenklich, wenn ich ihnen im vertraulichen Rahmen von meinem Glauben, vom Konzept der Keuschheit und den katholischen Eheidealen erzähle. Dass ich in ihrem Alter kirchlich verheiratet und schwanger bin, ist für sie greifbar echt. Wenn ich unser Bild der unauflöslichen Partnerschaft skizziere, merke ich manchmal, wie die Augen zu leuchten beginnen – denn vor vielen Jahren als frischpubertäre Girls hatten sie noch so ein idyllisches, harmonisches Familienbild „wie im Kino“. Ich merke neben dem ersten Staunen sehr viel Verständnis, großen Respekt und positives Feedback, denn die Menschen spüren im Grunde, dass ihnen ihre Beziehungspraxis nicht wirklich guttut – viele haben die Übersexualisierung satt, vor allem die Frauen.

Hochwürdigster Bischof Bode, wir Christen wollen doch einer unerlösten Menschheit das Evangelium bringen, oder? So verstehe ich jedenfalls unseren Sendungsauftrag und so erlebe ich es auch in diesen dichten, intimen und vertrauten Begegnungen. Herr Bischof, Sie äußerten in besagtem Interview die Sorge, Wahrheit und Leben dürften nicht auseinanderfallen: leider hat sich aber in das Leben der Menschen viel Unwahrheit und viel Lüge eingeschlichen. Genau weil das persönliche Leben vieler nicht in der Wahrheit stattfindet, brauchen sie Jesus Christus, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Und: es bringt den Menschen NICHTS, wenn wir die Wahrheit an ihr Leben anpassen, bis diese abgedroschene, stromlinienförmige, inhaltsbefreite „Wahrheit“ sie nicht mehr in Frage stellt, sie nicht mehr herausfordert – aber eben auch kalt lässt. Unsere Pflicht als Katholiken ist es, für die Wahrheit gerade zu stehen und Zeugnis zu geben – ob die anderen nun das Geschenk annehmen wollen oder (noch) nicht. Meine Erfahrung: die Menschen gewinnen wir nicht durch Abstriche, sondern durch das Verinnerlichen der kirchlichen Lehre.

Weiters formulierten Sie Ihr Anliegen, dass Pastoral und Dogmatik sich gegenseitig befruchten sollten. Ja, aber doch sicherlich nicht in dem Sinn, dass die armselige, lebensfeindliche „menschliche Realität“ – wozu der Mensch eben in seiner Freiheit leider imstande ist – die wunderschöne lebendige Lehre der Kirche umtexten soll. Die Lehre der Kirche erlebe ich als eine konkrete Wegbeschreibung zu Christus – die können wir doch nicht von denen umschreiben lassen, die den Weg (noch) nicht gefunden haben... Pastoral ist aus meiner untheologischen Sicht die Kunst, die Lehre der Kirche so zu formulieren, dass sie verstanden wird – nicht, sie so zu verändern, dass sie nicht mehr aneckt.

Sie propagieren einen Paradigmenwechsel, bei dem nicht nur Schrift und Tradition Quellen der theologischen Erkenntnis ist, sondern auch „die Realität“ von Menschen und der Welt. Diese Realität, Herr Bischof, ist aber erlösungsbedürftig, wie sie es seit 2000 Jahren immer gewesen ist. Deswegen ist Gott ja Mensch geworden, wegen dieser schmerzhaften, irrigen Realität. „Die Realität“ der Menschen um mich ist für die Betroffenen letztlich so unbefriedigend und quälend – hier müssen wir die Zeichen der Zeit erkennen!, – dass nämlich die Menschen von heute gerne glaubwürdige Repräsentanten kennenlernen wollen, die glücklich katholisch leben – und ihre Lehre nicht ängstlich relativieren aus Furcht vor Widerspruch.

Sie erklärten schließlich, es gäbe innertheologische Gründe dafür, dass das Sakrament nicht nur Darstellung der Einheit, sondern auch Mittel zur Einheit sei und zur Heilung beitragen könne. Auch das klingt aufs erste sehr gut – aber es ist leider etwas uneindeutig und damit leicht umdeutbar. Ich bin keine Theologin sondern Kommunikationswissenschaftlerin und will und kann mich nicht auf eine fachtheologische Diskussion mit einem Bischof einlassen. Aber Sie hätten die Schlacht bei meinen Kommilitonen nicht etwa dann gewonnen, wenn diese wahrnehmen würden, dass Bischof Bode sie alle ohne weitere Bedingungen zur Kommunion zulassen würde (das würde sie kalt lassen), sondern erst dann, wenn sie den Herrn wahrhaft im konsekrierten Leib erkennen würden, die Knie beugten, ihr Leben änderten und Buße tun würden. Und erst darauf, im nächsten Schritt – durch das Sakrament der Versöhnung würdig geworden – ehrfurchtsvoll zum Tisch des Herrn zu treten wagen.

Es liegt also aus meiner Perspektive von der vordersten Front keinerlei Wert darin, dass möglichst viele Menschen die Kommunion empfangen, sondern darin, dass möglichst viele Menschen WÜRDIG die Kommunion empfangen. Und unter „würdig“ verstehe ich, dass sie von Gott würdig gemacht wurden durch eine gute Vorbereitung, durch das Wissen von der Realpräsenz und der Transsubstantiation, durch entsprechende Reinigung in der Beichte, und im demütigen Bewusstsein, was für ein großartiges unverdientes Geschenk sie empfangen dürfen.

Ihre ergebene

Victoria Bonelli

Der Ärger dürfte dann am Geringsten sein, wenn man nicht mit immer neuen "Aufbrüchen" stets zugleich Gräben ausheben würde, in die zunächst einmal viele Menschen hineinfallen.

Kamen und kommen die zeitgeistigen Tempelreinigungen also wirklich von Christus? Oder sind es nicht eher menschliche Tempelreinigungen, in denen am Ende Christus immer weniger vorkommt, dafür das Ego immer größer wird, wie in der Welt, anstatt daß ER allein herrsche...?
 
pieter49 09.03.2015 09:34
Vielen Dank @KummerOpa!
Ernsthafte Predigt!
Zum ueberdenken, nachdenken, und wo/wenn moeglich in der Praxis umsetzen!
@Mann51 und @Hansfeuerstein auch vielen Dank fuer eure Beitraege!
 
hansfeuerstein 12.03.2015 00:09
Lieber Kummeropa, der kirchliche Betrieb kommt mir mehr und mehr vor wie Petrus, der zu Jesus sagte:

"Meister es ist gut, daß wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für Dich,
eine für Mose, und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte."

Damit ist treffend der kirchliche Betrieb und die "Jesus ist mein Freund"- Mentalität beschrieben; ein liebenswerter guter Wille und pragmatischer Sinn dafür, etwas aufzubauen, sowie der freundschaftliche Bezug zum irdischen Jesus, dem Menschenfreund und Wundertäter, aber zugleich die Verschlafenheit für das Geheimnis Jesu und die ungeheure Dramatik seines Weges hinein in Leiden, Sterben, und Durchbruch in eine neue Wirklichkeit.
weiße TaubeJetzt kostenlos registrieren