Das Bedürfnis, ein guter Mensch zu sein und „Gott, sei mir Sünder gnädig
29.03.2014 10:26
Das Bedürfnis, ein guter Mensch zu sein und „Gott, sei mir Sünder gnädig
29.03.2014 10:26
Das Bedürfnis, ein guter Mensch zu sein und „Gott, sei mir Sünder gnädig
Liebe Schwestern, eines sollt ihr doch wissen: Wenn ich einem Menschen begegnete, der tatsächlich fühlt wie der Zöllner und der sich aufrichtig für einen Sünder hält… ich würde ihm – vorausgesetzt, er hätte bei seinem Gefühl der Niedrigkeit das Bedürfnis, ein guter Mensch zu sein – guten Gewissens jeden zweiten Tag den Leib unseres Herrn reichen… Wenn der Mensch sich weiterhin vor schweren Stürzen und Fehlern bewahren will, dann ist es unerlässlich, dass er sich von dieser edlen und kraftspendenden Speise ernährt … Deshalb dürft ihr nicht leichtfertig der Kommunion entsagen, bloß weil ihr wisst, dass ihr Sünder seid. Im Gegenteil, ihr müsst noch schneller zum Tisch des Herrn gehen. Denn von dort kommt alle Kraft, alle Heiligkeit, alle Hilfe und aller Trost; dort ist dies alles verwahrt und verborgen.
Ihr dürft aber auch nicht solche verurteilen, die das nicht tun… Ihr sollt überhaupt nicht urteilen, um nicht dem Pharisäer ähnlich zu werden, der sich selbst rühmte und den verurteilte, der ganz weit hinten stand. Hütet euch davor wie vor dem Verderben eurer Seele…; hütet euch vor der gefährlichen Sünde, andere zu tadeln…
Wenn der Mensch am Gipfel seiner Vervollkommnung angekommen ist, dann hat er nichts nötiger als hinabzutauchen in die tiefsten Tiefen, hinab zu den Wurzeln der Demut. Denn wie die Höhe eines Baumes abhängig ist davon, wie tief seine Wurzeln gründen, so ist die Höhe des Lebens, das ihr führt, abhängig von der Tiefe der Demut. Deshalb wurde der Zöllner ja erhoben, der die tiefsten Tiefen seiner Erbärmlichkeit hatte erkennen müssen, sodass er nicht mehr die Augen zum Himmel zu erheben wagte. Denn „er kehrte als Gerechter nach Hause zurück“.
Johannes Tauler (ca. 1300-1361), Dominikaner in Straßburg
Predigt 48, zum 11. Sonntag nach Trinitatis
Ihr dürft aber auch nicht solche verurteilen, die das nicht tun… Ihr sollt überhaupt nicht urteilen, um nicht dem Pharisäer ähnlich zu werden, der sich selbst rühmte und den verurteilte, der ganz weit hinten stand. Hütet euch davor wie vor dem Verderben eurer Seele…; hütet euch vor der gefährlichen Sünde, andere zu tadeln…
Wenn der Mensch am Gipfel seiner Vervollkommnung angekommen ist, dann hat er nichts nötiger als hinabzutauchen in die tiefsten Tiefen, hinab zu den Wurzeln der Demut. Denn wie die Höhe eines Baumes abhängig ist davon, wie tief seine Wurzeln gründen, so ist die Höhe des Lebens, das ihr führt, abhängig von der Tiefe der Demut. Deshalb wurde der Zöllner ja erhoben, der die tiefsten Tiefen seiner Erbärmlichkeit hatte erkennen müssen, sodass er nicht mehr die Augen zum Himmel zu erheben wagte. Denn „er kehrte als Gerechter nach Hause zurück“.
Johannes Tauler (ca. 1300-1361), Dominikaner in Straßburg
Predigt 48, zum 11. Sonntag nach Trinitatis
auch wieder ins Heute passt...