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Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt

Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt
„Als tiefes Schweigen das All umfing, da stieg dein allmächtiges Wort herab.“ (Weish 18, 14-15) Von diesem Wort ist heute die Rede...
Welches ist also der Ort, wo Gott sein Wort ausspricht und seinen Sohn zeugt? Das Herz, in dem sich eine solche Geburt vollenden soll, muss sich in großer Reinheit bewahren, ein intensives inneres Leben führen, in tiefer Vereinigung mit Gott. Wenn es sich nicht an Äußerliches verliert, sondern gesammelt bleibt, vereint mit Gott im tiefsten Grund seines Seins, wird Gott es erwählen, um darin zu wohnen.

Wie kann man bei dieser Geburt mitwirken, bei dieser geheimnisvollen Einhauchung des Wortes? Wie kann man würdig werden, dass sie sich in uns erfüllt? Muss man sich abmühen mit Vorstellungen und Gedanken über Gott? Kann man diese neue Geburt Gottes in uns beschleunigen? Oder wäre es im Gegenteil besser, sich leer zu machen von allen Gedanken, von jedem Wort, von aller Aktivität und von jedem Bild und vor Gott in völliger Stille zu verharren, um ihn in uns handeln zu lassen? ...
Die Schrift selbst gibt darauf die Antwort: „Mitten im Schweigen hat sich zu mir ein heimliches Wort gestohlen.“ (Ijob 4,12)

Sammle dich also, wenn du kannst; vergiss alles in deinem Gebet; befreie dich von den Vorstellungen, von denen du erfüllt bist. Umso mehr vergisst du den Rest, umso mehr bist du fähig, dieses Wort aufzunehmen, das dir so geheimnisvoll bleibt...
Flieh also vor der Aktivität und den Gedanken, die dich treiben, denn sie verhindern den inneren Frieden. Damit Gott sein Wort in uns sprechen kann, ist es notwendig, dass wir selbst im Frieden und in der Stille sind. Nun kann er uns sein Wort hören lassen; er selbst spricht sich in uns aus.

Johannes Tauler (um 1300-1361) Dominikaner in Straßburg
Weihnachtspredigt, Gesammelte Werke, t. 1,p.109f (tr. alt. Tournai) (Übers.: Sr. M. Franziska OSCCap)

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 05.01.2014 22:35
Danke für diese interessanten Worte von einem Dominikaner im 14. Jhdt.
Ich glaube, diese Worte könnten auch von einem heutigen Christen stammen.
Sie sind einleuchtend und schön...
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