Wir haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott stammt,..

Wir haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott stammt,..
„Lange habe ich dich herbeigesehnt, jetzt bietet sich an, wonach meine Seele verlangt, o Kreuz, ich komme voll Freude und Zuversicht. Nimm mich mit Jubel an, mich, den Jünger dessen, der an deinen Armbalken hing…“ So sprach der hl. Andreas (der Tradition nach), als er von Ferne das Kreuz sah, das für seine Hinrichtung aufgerichtet war. Wie konnte in diesem Mann eine so erstaunliche Freude, solch ein Überschwang entstehen? Woher kam in einem so zerbrechlichen Wesen so viel Standhaftigkeit? Wodurch wurde die Seele dieses Mannes so geisterfüllt, seine Liebe so glühend und sein Wille so stark? Wir dürfen nicht glauben, dass er so viel Mut aus sich selbst schöpfte; es war das vollkommene Geschenk von oben, vom Vater der Gestirne (Jak 1,17), allein von dem, der Wunder wirkt. Es war der Heilige Geist, der seiner Schwachheit zu Hilfe kam, der in sein Herz eine Liebe senkte, die stark war, ja stärker war als der Tod (Hld 8,6).

Möge Gott auch uns heute teilhaben lassen an diesem Geist! Denn wenn Umkehr uns heute mühsam erscheint, wenn uns nächtliches Beten langweilt, dann nur wegen unserer geistigen Bedürftigkeit. Wenn der Heilige Geist in uns wäre, käme er unserer Schwäche sicher zu Hilfe. Was er angesichts des Kreuzes und des Todes für den heiligen Andreas getan hat, das würde er auch für uns tun. Er würde der Umkehr alles Mühsame nehmen, sie wünschenswert, ja köstlich machen… Brüder, machen wir uns auf die Suche nach diesem Geist, verwenden wir all unsere Mühe darauf, ihn zu erwerben oder, wenn wir ihn schon haben, ihn noch voller zu besitzen! Denn „wer den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu ihm“ (Röm 8.9). „Wir haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott stammt“ (1 Kor 2,12)… Wir müssen also mit dem hl. Andreas unser Kreuz auf uns nehmen, oder vielmehr mit dem, dem er nachgefolgt ist, dem Herrn, unserem Retter. Der hl. Andreas freute sich, weil er ihm nicht nur im Tode nachfolgte, sondern auch starb wie er; und weil er, seinem Tod so innig verbunden, auch mit ihm herrschen sollte… Denn dieses Kreuz ist es, auf dem unser Heil liegt.

Bernhard von Clairvaux (1090 - 1153), Zisterziensermönch, Abt und Kirchenlehrer
2. Predigt zum Fest des hl. Andreas

Das Martyrium des hl. Apostels Andreas

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