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..der Herr liebt die, die Freude schenken.

..der Herr liebt die, die Freude schenken.
Ich habe etwas bemerkt, was ganz natürlich ist: dass Schwestern, die am heiligmäßigsten sind, am meisten geliebt werden. Man sucht das Gespräch mit ihnen, man leistet ihnen Dienste, ohne dass sie darum bitten… Die Unvollkommenen sind gar nicht gefragt. Was sie angeht, bewegt man sich zweifelsfrei innerhalb der Grenzen religiöser Höflichkeit; da man aber vielleicht Angst hat, keinen sonderlich freundlichen Ton ihnen gegenüber anzuschlagen, meidet man ihre Gesellschaft… Der Schluss, den ich daraus ziehe, ist folgender: Ich muss in der Rekreation, in der freiverfügten Zeit, die Gesellschaft derjenigen Schwestern suchen, die mir am wenigsten angenehm sind, ich muss bei den verletzten Seelen den Dienst des guten Samariters erfüllen.

Ein Wort, ein freundliches Lächeln reicht oft aus, um einen traurigen Menschen aufzuheitern. Ich möchte aber Liebe üben nicht nur, um dieses Ziel zu erreichen; denn ich weiß, dass ich bald entmutigt wäre. Ein Wort, das ich in bester Absicht gesagt habe, würde vielleicht falsch ausgelegt. Daher möchte ich, um meine Zeit nicht zu verschwenden, mit allen freundlich verkehren (und vor allem mit den am wenigsten liebenswerten Schwestern), um Jesus eine Freude zu machen und den Rat zu befolgen, den er im Evangelium etwa so formuliert: „Wenn du ein Essen gibst, so lade nicht deine Verwandten oder Freunde ein, sonst laden auch sie dich ein, und damit ist dir wieder alles vergolten. Lade vielmehr die Armen, Krüppel und Lahmen ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ Zu welchem Gastmahl könnte eine Karmelitin ihre Schwestern einladen, wenn nicht zu einem geistigen Mahl der liebenswerten und fröhlichen Barmherzigkeit?

Was mich betrifft, so kenne ich kein anderes Gastmahl, und ich möchte tun, was der hl. Paulus tat, der sich mit denen freute, die sich freuten. Er hat aber auch mit denen geweint, die traurig waren, und Tränen muss es auch bei dem Festmahl geben, das ich geben will. Immer aber will ich das Meine tun, dass sich Tränen in Freude verwandeln, denn der Herr liebt die, die Freude schenken.

Theresia vom Kinde Jesu (1873-1897), Karmelitin, Kirchenlehrerin
Selbstbiographische Schriften C, 28 r-v
"Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten"

(vgl. Lk 10,33; Lk 14,12-14; Mt 6,4-5; Röm 12,15; Joh 16,20; 2 Kor 9,7)

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 04.11.2013 20:08
Ist das eine liebenswerte Schrrift von der hl. Theresia!
Sie war so ein lieber Mensch.
Danke dafür...
 
(Nutzer gelöscht) 04.11.2013 21:51
Ja, die hl. Theresia von Lisieux ist sehr jung gestorben...
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