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von Rolli

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Behinderten-Roadmovie "Hasta la Vista" Einfach geil

Von Jörg Schöning
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Foto: Ascot Elite

Auf zum ersten Sex! Was für Teenager an sich schon eine Herausforderung ist, entpuppt sich im belgischen Kinohit "Hasta la Vista" als Herkulesaufgabe - seine drei Helden sind körperlich behindert. Doch dann hören sie von einem Bordell in Spanien, das sich auf Freier wie sie spezialisiert hat.
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Philip ist der Anführer eines schwer hormongesteuerten Trios: oversexed and underfucked, ganz normal für Männer Anfang 20. Doch ganz normal ist ihr Leben eben nicht: Zwei der drei Freunde sitzen im Rollstuhl, der dritte ist auf einen Blindenstock angewiesen. Philip ist vom Halswirbel abwärts gelähmt, Lars unheilbar an Krebs erkrankt und Jozef nahezu blind.

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Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass "Vincent will Meer" den Deutschen Filmpreis gewann.Das frohgemute Roadmovie erzählt von drei Patienten einer Fachklinik für psychische Störungen, die nach Italien ausbüxen, um ans Mittelmeer zu gelangen - und sich dabei gegen alles, was sich ihnen in den Weg stellen will, munter behaupten. "Hasta la Vista" ist so etwas wie die belgische Antwort darauf. Ebenso unterhaltsam wie einleuchtend führt Regisseur Geoffrey Enthoven nun aber vor, dass nur "Meer" manchmal eben doch zu wenig ist. Der Vincent seines Films heißt Philip. Und Philip sagt: "Ich will Sex. Ich will poppen."

Doch auch ohne ihre Behinderungen blieben Philip und Kumpane womöglich unbeweibt. Schließlich ist keiner von ihnen der Typ, dem sich ein Mädchen freudig an den Hals wirft: Philip (Robrecht Vanden Thoren) kann ein egomaner Kotzbrocken sein, der übergewichtige Jozef (Tom Audenaert) ist ein Muttersöhnchen, und der smarte Lars (Gilles de Schryver) ist derart sensibel, dass sich ihm leicht mal der Magen umstülpt, gern bereits beim ersten Date.

Einen Urlaub lang selbständig

Da trifft es sich gut, dass Philip im Urlaub von einem beinamputierten Biker gehört hat, dass in Spanien ein Bordell existiert, das auf Freier wie sie spezialisiert ist: Im "El Cielo" (auf Deutsch: der Himmel) in Punta del Mar empfangen die Huren ausschließlich behinderte Gäste - in Philips Augen wirklich der Himmel auf Erden.

Schnell wird jedoch klar, dass hinter dem hormongeschwängerten Plot etwas mehr steckt als präpotente Geilheit. Aus dem Plan der Jungen, im "El Cielo" die Jungfräulichkeit zu verlieren, spricht der Wunsch, sich endlich selbständig zu fühlen. Nur dies verleiht ihnen die Überzeugungskraft, den Eltern die Reiseerlaubnis abzuringen (wobei der geplante Bordellbesuch unerwähnt bleibt) - und solche große Dringlichkeit, dass sie sich schließlich heimlich auf den Weg nach Spanien machen, nachdem eine ärztliche Diagnose Lars die Reise untersagt hat.
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Behinderten-Komödie "Hasta la Vista": Der Kinohit aus Belgien

"Bleibt doch mal realistisch", hatte dieser ganz am Anfang, noch beim ersten Pläneschmieden, seine Freunde ermahnt. Und im Gegensatz zu seinen Figuren, für die es bald kein Halten mehr gibt, nimmt sich Drehbuchautor Pierre De Clercq diese Devise zu Herzen. In einem für ein "Feel-Good-Movie" geradezu waghalsigen Maß bleibt "Hasta la Vista" der Wirklichkeit verpflichtet. Zwar räumt der Film alle Hindernisse, die sich den Jungen in den Weg stellen wollen, souverän beiseite. Doch weist er stets auf die - oft banalen - Einschränkungen eines Behindertenalltags hin: Mal liegt ein Koffer zu hoch im Regal, als dass er vom Rollstuhl aus zu erreichen wäre, oder aber die Hotelschlüsselkarte entpuppt sich als Barriere auf dem Weg zum Nachtlager.

Vom Trinklied zum Chanson

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Neben solchen "Kleinigkeiten", deren Folgen eben doch schwerwiegend sind, kommen soziale Rahmenbedingungen gleichrangig vor: Konflikte zwischen Flamen und Wallonen brechen innerhalb der Reisegruppe ebenso auf wie die Arroganz der bürgerlichen Mittelschicht. Denn die Jungs haben mit Claude (Isabelle de Hertogh) - zunächst unwissentlich - eine Chauffeurin engagiert, die aus dem Brüsseler Pflegeproletariat kommt und Zielscheibe ihrer frauen- wie fremdenfeindlichen Witze wird. Die allerdings dank ihrer profunden Körperlichkeit genügend Standfestigkeit besitzt, den Spieß allmählich umzudrehen, und den Halbstarken Lektionen in sittlichem Betragen gibt. So wird aus der Junggesellentour mit feucht-fröhlichen Zwischenstopps schließlich eine "éducation sentimentale": Während die Jungs kurz nach dem Start noch ein Trinklied grölten, finden sie en passant zum französischen Chanson.

Was "Hasta la Vista" von "Vincent will Meer" und vielen anderen Komödien um Gehandicapte unterscheidet, ist der Gestus der Normalität: Hier muss kein "Kranker" das Schicksal besiegen, niemand über sich hinauswachsen, keiner mehr leisten, als es auch dem unbehinderten Kinozuschauer auferlegt ist.

"Hasta la Vista" handelt von Träumen, die an physischen Beschränkungen zu zerschellen drohen. Für die auf ihre mechanischen Hilfen angewiesenen Jungs materialisieren sie sich in den autarken Körpern von Joggerinnen, Kellnerinnen - oder schließlich auch in den voluminösen Rundungen Claudes. Der Wunsch nach Sex ist dabei nur der "McGuffin", ein dramaturgischer Kniff, der die Sehnsüchte voranbringt. Dieses wenige - hier wird es zu mehr.

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 18.09.2012 22:15
Die Frage ist: Was wollte Rolli damit sagen?
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