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28. Juli 2012

28. Juli 2012
Ballade vom armen Heuerling

Am Dammsiel vorbei und ins Trübmoor hinaus
da kommt man zum armen Heuerlingshaus.

Der Herbststurm keucht gegen Rähm und Gefach,
in der Milchkammer tropft's durch das faulende Dach.

Es ächzt und knarrt in Knaggen und Sparren,
es huscht und wispert über Diel' und Karren.

Da hockt noch ein Alter und denkt zurück
an stolze Zeiten, verflossenes Glück.

Schlohweiß und träge der Flettfeuerqualm
der wabert und wallt durch des Daches Walm.

Kein Funke mehr springt,
kein Gesicht, das erhellt,
kein Lied, das nach glücklichem Tagwerk erklingt,
kein Nachbar, kein Bote, der Nachricht bestellt.

Und mit dem letzten Herdstellenqualmen,
lauscht er vermeintlichem Rindermalmen.

Und träumt: war's nicht wie leises Geklirr,
als zerre die Liesel am Kettengeschirr?

Doch die Rinderpest kam, das Vieh ist verendet,
und die letzte Färse, die ward ihm gepfändet.

Da legt sich der Sturm und der Regen verrinnt.
Der alte Bauer grübel und sinnt,

und denkt an Wiebke, die geliebte Frau,
einst, im Kindbett, verstummte der fröhliche Bau.

Jäh in die bleischwer drückende Stille
flüstert er: "War's wirklich Gottes Wille?"

Der Alte seufzt mit gesenktem Blick:
"Ach, Wiebke, kehrtest du nur zurück!"

"Was bleibt, was bleibt vom Leben mir nur?"
Da klopft im Schwellholz die Totenuhr!

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Alles hat seine Zeit - und manchmal ist eben Zeit, ein Gedicht zu schreiben -
in diesem Fall beeinflußt von der Suche nach einem eigenen Heim.
Sommer 2012

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 28.07.2012 08:19
Ist aber auch sehr traurig, doch gut geschrieben! Danke fürs teilen.
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