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Du süßes Antlitz, wann wirst du mich mit dir sättigen?

Du süßes Antlitz, wann wirst du mich mit dir sättigen?
Mein Gott, mein linder Abend, wenn für mich der Abend dieses Lebens gekommen sein wird, lass mich sanft in dir einschlafen und diese selige Ruhe erfahren, die du denen bereitet hast, die du liebst. Der friedliche und gnädige Blick deiner Liebe ordne und richte voller Güte die Vorbereitungen meiner Hochzeit. Mit dem Reichtum deiner Güte ... bedecke die Armut meines bedürftigen Lebens. Meine Seele soll in der Köstlichkeit deiner Liebe voll tiefen Vertrauens Wohnung nehmen. Du Liebe, sei mir ein so hinreißender Abend, dass meine Seele voller Freude und Jubel zu meinem Leib ein sanftes Adieu sage und dass mein Geist, der zum Herrn zurückkehrt, der ihn mir geschenkt hat, in Frieden unter seinem bergenden Schatten ausruhe. Dann wirst du mir deutlich kundtun...: „Siehe, der Bräutigam kommt: Brich auf und vereinige dich nun noch inniger mit ihm, damit er dich durch die Herrlichkeit seines Antlitzes erfreut“... Wann endlich wirst du dich mir zeigen, dass ich dich sehe und mit Wonne aus dieser lebendigen Quelle schöpfe, die du bist, mein Gott? (vgl. Jes 12,3) Dann werde ich trinken, werde mich berauschen an der Überfülle der Süßigkeit dieser lebendigen Quelle, die hervorquillt aus den Wonnen desjenigen, den meine Seele ersehnt (Ps 41,3). Du süßes Antlitz, wann wirst du mich mit dir sättigen? Dann werde ich eintreten in das wunderbare Heiligtum, bis ich Gott schaue (Ps 41,5). Ich stehe nur am Eingang, doch mein Herz klagt über die Dauer meiner Verbannung. Wann wirst du mich mit Freude erfüllen mit deinem Angesicht (Ps 15,11)? Dann werde ich den wahrhaftigen Bräutigam meiner Seele schauen und umarmen, meinen Jesus... Dort werde ich erkennen, wie ich erkannt bin (1Kor 13,12), werde ich lieben, so wie ich geliebt bin. So werde ich dich schauen, mein Gott, wie du bist (1Joh 3,2), in deiner beseligenden Schau, werde mich an dir freuen und dich selig besitzen für immer.

Quelle: Gertrudis de Helfta

Kommentare

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hansfeuerstein 06.11.2011 23:06
Unglaublich tief und reich das gläubige Erleben der Gertrud v. Helfta.
Komisch, man liest derartiges zeitgenössisch gar nicht mehr....

Lese es sehr gerne. Ja, wir stehen alle nur am Eingang zur Schauung v. Gottes Güte und Herrlichkeit, und unsere Sehnsucht gilt dem, der unser Leben ist...und unserer Traurigkeit über die Trennung hier auf Erden beschwert unser Herz.....unsere Sehnsucht nach dem Paradies.
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