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„Dein Wille geschehe!“

„Dein Wille geschehe!“
Darin liegt das ganze Leben des Erlösers. Er kam in die Welt, um den Willen des Vaters zu erfüllen, nicht nur, um die Sünde des Ungehorsams durch seinen Gehorsam zu sühnen (vgl. Röm 5,19), sondern mehr noch: um die Menschen in ihre eigentliche Berufung auf den Weg des Gehorsams zurückzuführen. Es ist dem Willen des Geschöpfes nicht gegeben, als sein eigener Herr frei zu sein; vielmehr ist es dazu berufen, sich dem Willen Gottes anzugleichen. Wenn es ihn durch seine freie Unterwerfung anerkennt, dann darf es frei an der Vollendung der Schöpfung mitzuarbeiten. Wenn es sich dem widersetzt, dann verliert das freie Geschöpf eben seine Freiheit. Der menschliche Wille bewahrt noch die volle Entscheidungsfreiheit, doch steht er unter der Beeinflussung der Geschöpfe. Sie ziehen und stoßen ihn in Richtungen, die ihn von der gottgewollten Entfaltung seiner Natur entfernen und bringen ihn vom Ziel ab, das er sich in seiner ursprünglichen Freiheit selbst gesetzt hat. Zusätzlich zu seiner ursprünglichen Freiheit verliert er auch die Sicherheit seiner Entscheidungskraft. Er wird unbeständig und unentschlossen, von Zweifeln und Skrupeln bedrängt oder verhärtet sich in seiner Verirrung. Dagegen gibt es kein anderes Heilmittel als der Weg der Nachfolge Christi, dem Menschensohn, der nicht nur unmittelbar dem himmlischen Vater gehorchte, sondern sich auch den Menschen unterwarf, die ihm den Willen des Vaters zeigten. Der Gehorsam, so wie ihn Gott gewollt hat, befreit unseren Willen, der in den Fängen der Geschöpfe versklavt ist, und führt ihn zur Freiheit zurück. Es ist deshalb auch der Weg zur Reinheit des Herzens. Durch die Sendung, zu der die Kirche berufen ist, nämlich die ganze Welt durch die Botschaft des Evangeliums zu erleuchten und in einem Geist alle Menschen zu einen, zu welcher Nation, Rasse oder Kultur sie auch gehören mögen, erscheint die Kirche als Zeichen dieser Brüderlichkeit, die einen loyalen Dialog möglich
macht und ihn unterstützt. Das fordert von uns zu allererst, dass wir im Schoße der Kirche die Hochachtung, den Respekt und die Eintracht befördern in
Anerkennung aller legitimen Verschiedenheit und hinsichtlich eines Dialogs, der
immer fruchtbarer zwischen all jenen geführt wird, die das eine Volk Gottes bilden, seien es nun die Hirten oder andere Christen. Was die Christen wirklich eint, ist stärker als das, was sie trennt: Einheit im Notwendigen, Freiheit im Zweifel, in allem jedoch die Liebe. Gleichzeitig umfangen unsere Gedanken unsere Brüder und ihre Gemeinschaften, die noch nicht in vollständiger Gemeinschaft mit uns leben, mit denen wir jedoch verbunden sind durch das Bekenntnis des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und durch das Band der Liebe... Wir denken auch an alle, die Gott erkannt haben und deren Traditionen wertvolle religiöse und menschliche Elemente enthalten. Wir wünschen uns, dass ein vertrauensvoller Dialog uns alle zusammen dahinführt, großzügig den Anruf des Geistes anzunehmen und ihm voller Hingabe zu folgen. Was uns betrifft, so schließt der Wunsch nach einem solchen Dialog, einzig durch die Liebe zur Wahrheit und auch mit der nötigen Klugheit geführt, niemanden aus, weder diejenigen, die die hohen menschlichen Werte anerkennen, ohne bislang deren Urheber zu erkennen, noch jene, die sich der Kirche widersetzen und sie auf unterschiedliche Weise
verfolgen. Da Gott der Vater Urgrund und Ziel aller Menschen ist, sind wir alle
dazu berufen, uns als Brüder zu erkennen. Und da es unsere Bestimmung ist,
einer einzigen und gleichen göttlichen Berufung zu folgen, können und müssen wir
beim Aufbau der Welt im wahren Frieden zusammenarbeiten, ohne Gewalt und
Hintergedanken.

Quelle: Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]
Dem Vater gehorsam, in der Nachfolge des Sohnes

Kommentare

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CH2006 27.09.2011 12:39
Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg!
Er antwortete: Ja, Herr!, ging aber nicht.
Da wandte er sich an den zweiten Sohn und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn, und er ging doch.
Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der zweite. Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, das sage ich euch: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr.
Denn Johannes ist gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu zeigen, und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen, und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.

Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg!
Er antwortete: Ja, Herr!, ging aber nicht.
Da wandte er sich an den zweiten Sohn und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn, und er ging doch.
Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der zweite. Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, das sage ich euch: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr.
Denn Johannes ist gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu zeigen, und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen, und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.
Aus dem Evangelium nach Matthäus 21,28-32.
 
(Nutzer gelöscht) 27.09.2011 13:04
Jesus kam nicht in die Welt, um sich dem Willen Gottes anzugleichen, sondern Gottes Willen zu tun.
Er trat stellvertretend für den Vater-Gott in die Welt und wirkte als Gott.
 
hansfeuerstein 27.09.2011 15:54
Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]
Brillant, wie immer.
 
(Nutzer gelöscht) 28.09.2011 15:29
Da es ja ein sehr langer Satz war am Anfang und auch schwer zu durchdringen, hatte ich es auf das "Leben Christi" als "es" bezogen. Anne.

Das Wort angleichen gefällt mir auch nicht für uns, weil wir doch den Willen Gottes tun sollen?
Das waren nur meine Gedanken, beim Durchlesen des Textes.
Entweder tue ich das was sein Wort sagt oder ich tue es nicht, was ist denn dann "angleichen"?
 
(Nutzer gelöscht) 28.09.2011 20:48
Wie ich an anderer Stelle sachrieb sollte man sich mal auf eine oder zwei originale Bibelübersetzungen konzentrieren, sich dann zu einer Lehre einigen und das ganze drum herum, wie Traditionen usw., was ja oft sehr störend ist für die anderen, über Bord werfen.
Tradition heißt ja nicht immer das dies so auch im Wort Gottes so steht.
Dann wäre man schon einen Schritt weiter in der Verständigung und ich wäre die Letzte, die zunächst etwas, nicht tolerieren würde!
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