Erich Fried: "Höre, Israel"
06.04.2025 15:01
Erich Fried: "Höre, Israel"
06.04.2025 15:01
Erich Fried: "Höre, Israel"
Erich Fried über den israelisch-palästinensischen Konflikt
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Der deutsche Einmarsch nach Österreich 1938 verwandelte den damals 17-jährigen Oberschüler Erich Fried in einen verfolgten Juden.
Fortan nahm sich Fried vor, "gegen Faschismus, Rassismus, Unterdrückung und Austreibung unschuldiger Menschen" zu schreiben.
Dieses Gedicht von Erich Fried ist ein Gedicht gegen das Unrecht und wurde von ihm als Reaktion auf den Holocaust geschrieben:
Höre, Israel
Als wir verfolgt wurden,
war ich einer von euch.
Wie kann ich das bleiben,
wenn ihr Verfolger werdet?
Eure Sehnsucht war,
wie die anderen Völker zu werden
die euch mordeten.
Nun seid ihr geworden wie sie.
Ihr habt überlebt
die zu euch grausam waren.
Lebt ihre Grausamkeit
in euch jetzt weiter?
Den Geschlagenen habt ihr befohlen:
„Zieht eure Schuhe aus“.
Wie den Sündenbock habt ihr sie
in die Wüste getrieben
in die große Moschee des Todes
deren Sandalen Sand sind
doch sie nahmen die Sünde nicht an
die ihr ihnen auflegen wolltet.
Der Eindruck der nackten Füße
im Wüstensand
überdauert die Spuren
eurer Bomben und Panzer.
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Dieses Gedicht und weitere, in denen er sich schonungslos mit Aspekten und Folgen des Zionismus und der israelischen Politik im Nahen Osten befasste, erschienen 1974 in der Sammlung „Höre, Israel! “, nach deren Erscheinen Fried von einer zionistischen Gruppe mit dem Tod bedroht wurde.
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Erich Fried betont, dass er nicht als Fremder oder Feind spricht, sondern als Freund und als jemand, der die Schrecken des Holocausts selbst miterlebt hat und erwähnt, dass seine Verwandten in den Gaskammern und Öfen umgekommen sind.
"Seit dem Judenmord des Hitlerfaschismus führt in Westeuropa ein kollektives Schuldgefühl oft dazu, dass jede Kritik an Juden und dem Staat Israel unterbleibt. Dabei wird kurzerhand beides gleichgesetzt. Parteinahme für die Zionisten und Kritiklosigkeit gegenüber Israel gilt vielen als Wiedergutmachungspflicht."
Erich Fried, nach dem deutschen Einmarsch in Wien 1938 selbst als Jude verfolgt, empfindet außer Solidarität mit allen unschuldig Verfolgten und Benachteiligten auch Mitverantwortlichkeit für das, was Juden in Israel den Palästinensern und anderen Arabern antun."
Das Gedicht ist eine Mahnung gegen das Vergessen und eine Aufforderung, sich gegen das Unrecht zu stellen.

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Der deutsche Einmarsch nach Österreich 1938 verwandelte den damals 17-jährigen Oberschüler Erich Fried in einen verfolgten Juden.
Fortan nahm sich Fried vor, "gegen Faschismus, Rassismus, Unterdrückung und Austreibung unschuldiger Menschen" zu schreiben.
Dieses Gedicht von Erich Fried ist ein Gedicht gegen das Unrecht und wurde von ihm als Reaktion auf den Holocaust geschrieben:
Höre, Israel
Als wir verfolgt wurden,
war ich einer von euch.
Wie kann ich das bleiben,
wenn ihr Verfolger werdet?
Eure Sehnsucht war,
wie die anderen Völker zu werden
die euch mordeten.
Nun seid ihr geworden wie sie.
Ihr habt überlebt
die zu euch grausam waren.
Lebt ihre Grausamkeit
in euch jetzt weiter?
Den Geschlagenen habt ihr befohlen:
„Zieht eure Schuhe aus“.
Wie den Sündenbock habt ihr sie
in die Wüste getrieben
in die große Moschee des Todes
deren Sandalen Sand sind
doch sie nahmen die Sünde nicht an
die ihr ihnen auflegen wolltet.
Der Eindruck der nackten Füße
im Wüstensand
überdauert die Spuren
eurer Bomben und Panzer.
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Dieses Gedicht und weitere, in denen er sich schonungslos mit Aspekten und Folgen des Zionismus und der israelischen Politik im Nahen Osten befasste, erschienen 1974 in der Sammlung „Höre, Israel! “, nach deren Erscheinen Fried von einer zionistischen Gruppe mit dem Tod bedroht wurde.
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Erich Fried betont, dass er nicht als Fremder oder Feind spricht, sondern als Freund und als jemand, der die Schrecken des Holocausts selbst miterlebt hat und erwähnt, dass seine Verwandten in den Gaskammern und Öfen umgekommen sind.
"Seit dem Judenmord des Hitlerfaschismus führt in Westeuropa ein kollektives Schuldgefühl oft dazu, dass jede Kritik an Juden und dem Staat Israel unterbleibt. Dabei wird kurzerhand beides gleichgesetzt. Parteinahme für die Zionisten und Kritiklosigkeit gegenüber Israel gilt vielen als Wiedergutmachungspflicht."
Erich Fried, nach dem deutschen Einmarsch in Wien 1938 selbst als Jude verfolgt, empfindet außer Solidarität mit allen unschuldig Verfolgten und Benachteiligten auch Mitverantwortlichkeit für das, was Juden in Israel den Palästinensern und anderen Arabern antun."
Das Gedicht ist eine Mahnung gegen das Vergessen und eine Aufforderung, sich gegen das Unrecht zu stellen.

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