Budapest (ANSA) VATIKAN Gallagher in Ungarn: Friedensstiftendes Potential der Religionen

Budapest (ANSA) VATIKAN Gallagher in Ungarn: Friedensstiftendes Potential der Religionen
Dass sich der Heilige Stuhl weiterhin für die Förderung von Gerechtigkeit und Eintracht zwischen den Nationen stark machen wird, hat der vatikanische Außenbeauftragte Erzbischof Paul Richard Gallagher in Ungarn hervorgehoben. Auch lobte er das friedensstiftende Potential der Religionen.


Der vatikanische Sekretär für die Beziehungen zu Staaten und internationalen Organisationen ist seit Donnerstag auf einem mehrtägigen Ungarnbesuch, der am Sonntag endet.

Menschenwürde im Mittelpunkt
„Der Heilige Stuhl bleibt der Förderung des Friedens, der Gerechtigkeit und der Eintracht unter den Völkern zutiefst verpflichtet“, betonte Gallagher am Freitag auf der Jahreskonferenz der Botschafter des Landes und verwies auf den Ukraine-Krieg, den Nahost-Konflikt und anhaltende Gewalt in verschiedenen Regionen Afrikas.

Der Erzbischof hob die wichtige Rolle der Religionen angesichts aktueller geopolitischer Herausforderungen hervor. Gerade die Verpflichtung, „die Menschenwürde in den Mittelpunkt aller diplomatischen Verhandlungen und Lösungen“ zu stellen, mache die Religionen und ihre Vertreter zu wichtigen Akteuren in friedensschaffenden Prozessen und Dialogen.

Das katholische Friedenskonzept, das den diplomatischen Bemühungen des Heiligen Stuhls zugrunde liege, sei nicht nur „eine politische Notwendigkeit“ oder „die Abwesenheit von Krieg“, sondern „eine moralische Pflicht und ein Abbild des Willens Gottes“.

Gemeinsame Werte
Die Werte der „Wahrheit, Gerechtigkeit, Nächstenliebe und Freiheit“, die die Grundlage für die Mission des Heiligen Stuhls bildeten, seien gleichwohl nicht „exklusiv für das Christentum“, sondern in allen Kulturen und religiösen Traditionen wahrnehmbar und „von Grund auf universell“. Dies mache den interreligiösen Dialog nicht „optional“, sondern vielmehr „ein wesentliches Instrument zur Lösung von Konflikten, die tiefe historische und moralische Dimensionen haben“.

Frieden muss „an etwas Tieferes appellieren: an die gemeinsamen moralischen und ethischen Überzeugungen, die in jeder Glaubenstradition vorhanden sind, und vor allem an das Wesen der menschlichen Person selbst“, betonte Gallagher, der als Beispiel den Dialog des Heiligen Stuhls mit dem Islam anführte. „Politische Friedensverträge können Kriege beenden, aber ohne moralische Grundlage gelingt es ihnen oft nicht, Spaltungen zu heilen“, führte der Prälat aus.

Religiöse Dimension von Konflikten
„Viele Konflikte hätten zudem „unabhängig von ihren unmittelbaren Ursachen eine religiöse Dimension“, stellte der Erzbischof weiter fest und verwies beispielshaft auf den Konflikt zwischen Israel und Palästina oder Länder wie Syrien, Irak oder Ukraine, wo zwar politische Faktoren im Vordergrund stehen, aber auch religiöse Spaltungen die verschiedenen Parteien beeinflussen.

Heute sei wichtig, dass die diplomatische Welt erkenne, dass religiöse Vertreter „ein mächtiges Werkzeug für Versöhnung und Einheit“ sein könnten, weil sie über diplomatische Fragen hinausgingen und eine Art von Dialog anbieten könnten, den „politischer Pragmatismus allein nicht erreichen kann“.

„Die Macht der religiösen Diplomatie liegt nicht in ihrem politischen oder militärischen Einfluss, sondern in ihrer Fähigkeit, die Herzen und Köpfe der Menschen anzusprechen“, erklärte Gallagher bei der Jahreskonferenz der Botschafter. Er erinnerte an die Vermittlerrolle des Heiligen Stuhls bei der Annäherung zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba, die in dem historischen Abkommen von 2014 gipfelte.

Mit Blick auf Ungarns würdigte Gallagher das Bemühen des Landes zu zeigen, dass Friedenskonsolidierung kein abstraktes Ideal sei. Sie sei gelebte Realität, die auf dem Schutz der Menschenwürde und der Achtung des menschlichen Lebens sowie der Förderung einer Gesellschaft beruhe, in der verschiedene kulturelle und religiöse Traditionen nebeneinander bestehen könnten und in der man sich um die Schwächsten kümmere.

Begegnung mit Außenminister und Teilnahme an Gedenkfeier
Zum Auftakt eines dreitägigen Ungarn-Besuchs traf der vatikanische Außenbeauftragte Paul Richard Gallagher in Budapest mit Außenminister Péter Szijjártó zusammen. Thema der Begegnung dürfte unter anderem die diplomatischen Bemühungen um einen Frieden in der von Russland angegriffenen Ukraine gewesen sein. Ungarn und der Vatikan würden sich auch in der kommenden Zeit konsequent für den Frieden einsetzen und die Friedensbemühungen mit allen Mitteln unterstützen, sagte Szijjártó laut staatlicher Nachrichtenagentur MTI bei einer gemeinsamen Pressekonferenz nach dem Treffen.

Szijjártó beklagte zudem die Verfolgung von Christen an vielen Orten der Welt und betonte die Bedeutung des staatlichen Hilfsprogramms „Hungary Helps“, das insbesondere christlichen Minderheiten in Kriegs- und Konfliktregionen direkte Hilfen vor Ort vermitteln soll. Bisher seien mehr als 400 humanitäre Projekte unterstützt worden, und man werde diese Bemühungen auch in Zukunft fortsetzen, versicherte der Außenminister.

Nach seiner Teilnahme an der Jahreskonferenz der Botschafter Ungarns nahm der vatikanische Spitzendiplomat in Budapest an einer Gedenkfeier anlässlich des 60. Todestags von Erzbischof Angelo Rotta (1872-1965) teil. Rotta war von 1930 bis 1945 Papst-Gesandter in Budapest und wurde später von Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ für seine Bemühungen um die Rettung der Juden während des Holocausts geehrt.

Nuntius Rotta gilt gemeinsam mit dem schwedischen Konsul Raoul Wallenberg und zwei spanischen Diplomaten als herausragende Einzelperson, der Tausende Verfolgte im Budapester Ghetto das Überleben in der Shoah zu verdanken haben, indem er Papiere und Pässe zur Ausreise vermittelte. Unter großem persönlichen Risiko richtete Rotta in Budapest auch „Schutz-Häuser“ ein, in denen verfolgte Juden Zuflucht finden konnten. Auch nach der Machtergreifung der faschistischen „Pfeilkreuzler“ protestierte der päpstliche Gesandte immer wieder bei der ungarischen Regierung gegen die Auslieferung der Juden an die deutschen Nationalsozialisten.

Gallagher auch in Pannonhalma
Auf dem Programm des Ungarn-Besuchs von Erzbischof Gallagher steht laut Mitteilung des vatikanischen Staatssekretariats auch ein Treffen mit den örtlichen Kirchenspitzen um den Budapester Erzbischof Kardinal Péter Erdö und den Bischofskonferenz-Vorsitzenden András Veres. Den Sonntagsgottesdienst will Gallagher in der Budapester Stephansbasilika feiern.

Bereits am Samstag sollte der päpstliche Außenbeauftragte zudem die Benediktiner-Abtei Pannonhalma besuchen, in der erst vergangene Woche auch Österreichs Bischöfe ihre Frühjahrs-Vollversammlung abgehalten hatten. Die Erzabtei auf dem Martinsberg ist neben der Domstadt Esztergom das wichtigste spirituelle Zentrum Ungarns und gilt auch international als bedeutender Ort für den ökumenischen Dialog der christlichen Kirchen.

Mit Infos von Isabella H. de Carvalho - Vatikanstadt

(vatican news/kna – pr)




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