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Am Sabbat: Wir betrachten das Sonntagsevangelium

Am Sabbat: Wir betrachten das Sonntagsevangelium
Die verlorenen Söhne


Pastor Christian Olding über das Sonntagsevangelium

Ausgelegt!
Geldern ‐ Zwei ungleiche Söhne – und keiner von beiden spricht wirklich mit dem Vater. Im Grunde halten sie ihn beide für einen geizigen Despoten. Pastor Christian Olding entdeckt in diesem Sonntagsevangelium sowohl Mahnung als auch Ermutigung für das eigene Gebet.


Wenn wir den Vater im Gleichnis beim Wort nehmen, wird deutlich, wie sehr sich beide Söhne in ihrem Urteil über ihn geirrt haben. Sie betrachteten ihn als geizig und despotisch, obwohl er stets großzügig und freimütig war. Und weil die Söhne ihren Vater so gründlich missverstanden, wurden sie auch einander zu Rivalen.

Der Vater lässt den jüngeren Bruder gehen, ohne dass ein falscher Unterton mitschwingt. Er zeigt von Beginn an Großherzigkeit: keine moralischen Belehrungen, letzte Worte oder große Gesten. Der Sohn hat die Erlaubnis zu gehen.

Und als er wieder zurückkehrt, gibt es keine Bemerkung wie "Habe ich es dir nicht gesagt"; sondern der Vater zieht ihm Schuhe an, damit der Sohn sofort seinen eigenen Weg weitergehen kann. Dieser Vater möchte seinem Sohn immer wieder Freiheit schenken.

Und der andere Bruder? Er stellte sich vor, welche Erlebnisse der Draufgänger und Rebell gehabt haben könnte und was ihm derweil zu Hause entgangen ist. Er empfindet Neid. Er hatte unterdessen aus Angst vor seinem Vater alle persönlichen Wünsche, Träume und Vorstellungen eines erfüllenden Lebens zurückgehalten. Es scheint, als hätte er sich in dem immer zwanghafter werdenden Versuch verloren, die Zustimmung seines Vaters nicht zu verlieren. Hinter der Fassade des wohlerzogenen Sohnes verbergen sich Enttäuschung und Frustration.

Der Vater versucht, seinen älteren Sohn zu überzeugen: "Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein." Dahinter steht beim Vater die unausgesprochene Frage: "Warum in aller Welt hast du bloß nie etwas gesagt? Du bist Mitbesitzer von allem, was ich habe. Du darfst dich – ohne unterwürfig zu fragen – frei und verantwortlich bedienen. Sei als Sohn nicht mein Knecht, sondern mein gleichberechtigter und verantwortungsvoller Partner."

Solch eine Vaterliebe erfreut die Verlorenen, die es eigentlich nicht verdient haben und verärgert die Daheimgebliebenen, die sich alles aufgrund ihrer Leistung verdienen und erarbeiten wollen. Solch eine Liebe unterläuft die üblichen Standards und kann eine Zumutung sein.

Der Vater geht auf beide Söhne gleichermaßen zu. Er nimmt beide mit ihren Anliegen ernst. Sie sind und bleiben beide seine Söhne. Der Knackpunkt des Gleichnisses von den verlorenen Söhnen ist für mich der, dass beide nicht mit ihrem Vater geredet haben – zumindest nicht über das, was sie wirklich bewegte.

Rede also mit Gott über deine Wünsche und Vorstellungen und frage ihn danach, wie er es sieht? Wenn ich Gott in meine Gedanken und Überlegungen einbeziehe, dann gebe ich Gott – und mir selbst – alle Möglichkeiten, dass er reagieren kann – dass er mir Gedanken in Kopf und Herz geben kann, die weiterhelfen. Er kann mir Grenzen zeigen, die für mich persönlich gelten und wichtig sind, und Perspektiven geben, die ich mir selbst kaum gegönnt hätte. In Psalm 37,4 heißt es: Habe deine Lust am HERRN! So wird er dir geben, was dein Herz begehrt.

Aus dem Evangelium nach Lukas (Lk 15,1–3.11–32)
In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen.

Da erzählte er ihnen dieses Gleichnis und sagte: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht! Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er begann Not zu leiden.

Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon.

Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner!

Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn zu ihm: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.

Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt einen Ring an seine Hand und gebt ihm Sandalen an die Füße! Bringt das Mastkalb her und schlachtet es;
wir wollen essen und fröhlich sein. Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.

Und sie begannen, ein Fest zu feiern. Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiederbekommen hat.

Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte seinem Vater: Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir und nie habe ich dein Gebot übertreten; mir aber hast du nie einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet.

Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.

Der Autor
Christian Olding ist Pastor in der Pfarrei St. Maria Magdalena in Geldern.

Kommentare

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Celia 29.03.2025 17:17
...bei youtube recherchieren,..ist sehr  interessant,..
danke ..
 
Klavierspielerin2 29.03.2025 17:32
Mit der heutigen Vorabendmesse in eurer Kirchengemeinde starten wir in den Sonntag.

Wer die Heiligen Messe nicht selbst besuchen kann, kann z.B. auf k- TV online live, heute, um 18:30, dabei sein.


Gesegneten Sonntag.
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