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Andacht vom 21. März 2025

Andacht vom 21. März 2025
Aber dann erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Retters.

Titus 3,4 (Gute Nachricht Bibel)


Er hieß Müller und hatte Literatur im Blut.
Mein Abilehrer war ein echter Knochen-Müller.
Persönlich hatten wir ein etwas ambivalentes Verhältnis: Er bekennender Kommunist – ich zugegebenermaßen Christ.
Man habe ihm damals bei einem Gottesdienstbesuch seine warme Pudelmütze geklaut.
Das war zu einer Zeit, als so eine Mütze noch ein echter Schatz war.
Seitdem wollte er mit Kirche nichts mehr zu tun haben, erklärte er der Klasse.
Verständnis allerseits.
Ob dies sein wirklicher Grund war – wer weiß.
Geschätzt habe ich seinen Unterricht dennoch.
Er begnügte sich nicht mit der Oberfläche.
Eines Tages konfrontierte er uns Nachwuchsklassenkämpfer mit einem Bertolt-Brecht-Zitat:
"Auch der Hass gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht macht die Stimme heiser.
Ach, wir, die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit, konnten selber nicht freundlich sein."

Die Worte des Dramatikers berühren mich bis heute.
Es ist so wahr!
Darf ich nicht berechtigt wütend sein über die egomanischen Parolen der bekannten Machtgier?
Über hole Phrasen selbstverliebter Schlauschwätzer?
Mich regt es auf, das ewig dumpfe Du-bist-falsch-Getöse der Hartholz-Richtigglauber – sie hämmern damit jeden nieder, der sich nach Gnade sehnt.
Und dann fällt es mir wieder ein: Auch der Hass gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge.
Nein, mit Geringschätzung und Verbitterung möchte ich meinem Nächsten nicht begegnen.
Was aber tun, wenn wir guten Christenmenschen mit dem Augsburger gemeinsam bekennen müssen:
"Wir, die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit, konnten selber nicht freundlich sein"?

Das Andachtswort lädt zum Innehalten ein: Besinne dich auf den, der erschienen ist.
Aufgegangen ist er wie die Sonne: Er hat es wieder hell gemacht über dem Dunkel der Völker.
Gott selbst kam in Jesus – mit leuchtender Freundlichkeit in den Augen und barmherziger Feinfühligkeit in den Händen.
Auch denen gegenüber, die vermeintlich Schuld tragen an meiner heiseren Stimme – oder die in der Kirche klauen.
Ich möchte heute mein Herz von dem anrühren lassen, der es wieder herzlich werden lässt.


(Ralf Schönfeld)

Kommentare

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paloma 22.03.2025 06:56
Jesus sagte: Ich bin nicht gekommen,um zu richten,sondern um zu retten.
Das sollten wir uns zu Herzen nehmen u Wort Gottes weiter geben. 
Wer es annehmen kann,da ist die Saat auf fruchtbaren Boden gefallen u Saat geht auf,durch das Wirken des Hlg Geistes.
Ein Angebot - Richten ist nicht unsere Sache od Aufgabe!
 
einSMILEkommtwieder 22.03.2025 11:09
@paloma
DANKE für DEINE Rückmeldung!
Bei dem Andachtstext waren meine Gedanken mehr bei der Freundlichkeit ... wie oft ertappe ich mich, dass ich nicht herzlich bin, sondern ungehalten und unfreundlich?
LG Vera
 
einSMILEkommtwieder 22.03.2025 11:10
Die Freundlichkeit

Die Freundlichkeit schwingt leicht wie eine Feder.
Sie strahlt auf wie die Sonne am Morgen
und ist wie der sanfte Abendwind.

Die Freundlichkeit knurrt den anderen nicht an.
Sie schimpft nicht wild drauflos
und regt sich nicht bei jeder Kleinigkeit auf.

Die Freundlichkeit ist großmütig und anregend.
Sie nimmt an und gibt weiter,
sorgt für Entspannung
und öffnet Herzen.

Die Freundlichkeit ist die kleine Schwester der Liebe.
Mit dem heiteren Blick
und dem Humor in der Tasche
geht sie über die Erde,
streichelt und schützt.


(Gottfried Hänisch)
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