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Aus meiner Ahnenforschung 02

Aus meiner Ahnenforschung 02
Hallo an alle!

Heute mal wieder ein Bericht aus meiner Ahnenforschung. Diesmal aus einem Familienzweig der viele Diakone hervorgebracht hat. Die erste die in den dienenden Dienst gegangen ist, war meine Urururgroßtante Amalie Luley. Sie hat um 1900 ihre Erinnerungen in einem Buch veröffentlicht. Hier ein Lebensbild über sie, aus meiner Familienchronik. 

Betreibt ihr Ahnenforschung? Schriebt ihr etwas für die Nachwelt und eure Familien auf?


Amalie Luley ist am 28.05.1839 zu Friedeburg geboren. Sie schrieb im Alter ihre Erinnerungen in einem kleinen Büchlein auf. Dieses wurde veröffentlicht in 3 Auflagen, um junge Frauen für das Diakonissenleben zu begeistern. Dieses Buch ist sehr lesenswert.

Hier folgt eine kleine Übersicht über ihr Lebensbericht:

Das Buch fängt an, wie sie von Zigeunern entführt wird und fliehen kann. Es folgen weitere Kindheitserinnerungen, bis ihre Mutter an Cholera stirbt. Da war sie 9 Jahre alt. Ihr Vater ist schon vor ihrer Geburt verstorben. Sie fand freundliche Menschen, die sie aufnahmen. Und solche Menschen fand sie ihr Leben lang. Doch einen Menschen, der an ihrer Seite war und mit dem sie sich bei Problemen hätte besprechen können, hatte sie nicht. Folgerichtig schreibt sie einmal: -… da fragte ich Gott, meinen einzigen Berater, betete und erhoffte Antwort….

Dieses zählen auf Gott und seinen Beistand war für Amalie notwendig, um ihren oft so schweren Dienst als Diakonisse durchzustehen. Wie oft hat sie Menschen in den letzten Wochen ihres Lebens begleitet. Und da war nicht nur Pflege angesagt, sondern auch zu trösten und in rechter Art hinzuweisen auf den HERRN Jesus über Leben und Tod, der auch für dich und mich weiterweiß, wenn das Leben hier zu Ende geht.

 Nach dem Tod ihrer Mutter kommt sie nun zu einer Gutsbesitzer-Familie nach Rambin bei Friedeburg. Mit 13,5 Jahren wird sie in der Kirche zu Friedburg konfirmiert und erhält als Denkspruch: „Gott wird dich nicht verlassen noch versäumen.“ (Die Bibel Hebräer 13;5). Sie lernt Weißnähen und muss dann nach Alsleben – 18km, 3 Stunden Fußweg – wo sie bei Madame Florett Haushaltung (-wirtschaft) erlernt.

Schon nach etwa 2 Jahren (1855) nimmt sie Abschied, denn sie will sich anderswo Arbeit suchen. Mit einem „Sittenzeugnis“ bewaffnet geht sie auf Wanderschaft. Ihre Vorsprechen wegen Arbeit bleiben aber erfolglos. Ein 16-jähriges Mädchen hält man für zu unerfahren. Deshalb wendet sie sich nach Halle. Sie will in der Stadt versuchen, was ihr auf dem Lande nicht gelingen wollte. Zehn Stunden ist sie dabei an einem Tag wandernd unterwegs.

In Halle In Halle wird sie nach längerem vergeblichem Bemühen von einer fremden, alleinstehenden Frau K. aufgenommen und sie bleibt bei ihr 5,5 Jahre. Frau K. möchte sie gern verheiraten und gut versorgt sehen. Sie versucht Amalie auf diesen Weg zu führen. Aber Amalie mag das nicht. In Sommerzeiten zieht sie sich gerne auf eine Bank im Garten zurück, wo sie mit sich und ihrem Gott allein ist. Sie hört auch, dass es in Halle ein Diakonissenhaus gibt. Dort, so scheint ihr, sei der Platz für ihre Zukunft. Gegen den Rat, der ihr so freundlich gesinnten Frau K. nimmt sie Abschied und tritt in die Gemeinschaft des Halleschen Diakonissenhauses ein. Dort durchlebt sie eine harte, aber gute Ausbildung im Kreise von Gleichgesinnten. Doch die Gruppe ist klein und verkleinert sich noch mehr, weil einige Schwestern woanders Arbeit finden. Da entschließt Amalie nach Dresden zu gehen, wo es ein wesentlich größeres Diakonissenhaus gibt.

So läuft sie zurück in ihre Heimat, wo noch derselbe Pastor amtiert, der sie konfirmiert hat. Der stellt ihr ein Taufschein aus den sie braucht, um bei Gericht einen Heimatschein zu erhalten. Der ist nötig, weil sie ja nach Sachsen, also ins Ausland geht. Nach Besuchen bei lieben Menschen verlässt sie die Heimat. Das Dresdener Mutterhaus schickt Amalie mit anderen Mitschwestern nach:
1865:
Werdau, wo die Cholera grassiert

1866:
In den Krieg zwischen Preußen und Österreich zur Verwundeten-Betreuung nach Prag, Linz und weiter nach Wien. Sie müssen oft Hunger leiden.

1867:
Geht es nach Bautzen. Dort ist wieder Cholera ausgebrochen. Danach übernimmt sie Privatpflege und fährt:

1868:
Nach Appenzell (Schweiz)

1870:
In dem Jahr will sie ihre Heimat besuchen, aber es ist wieder Krieg. Sie kommt nur bis Halle, kehrt um und wird von der Schweiz aus zum Lazarettdienst nach Nancy (Frankreich) geschickt. Dort arbeitet sie bis Wochen nach Kriegsende, im April 1871, das Lazarett aufgelöst wird. Dann reist sie mit Unterbrechung in Straßburg in ihre Heimat, aber alsbald zurück in die Schweiz. Sie musste erfahren, dass sie in ihrer Heimat nur noch wenigen Leuten bekannt war, aber sie musste immer und immer wieder ihre Erlebnisse erzählen.

Zurück in Zürich tritt sie in die Gemeinschaft der dortigen Diakonissen ein. Sie tut ihren Dienst bis sie 1876 wegen totaler Überarbeitung schwer erkrankt.

Kaum erholt, eilt sie in die Heimat, denn sie will ihrer sehr kranken Schwester Henriette helfen. Abwechselnd wohnt sie bei ihrem älteren Bruder in Friedeburg und bei ihrer Schwester Pauline in Alsleben. Sie verschafft Henriette in Bernburg eine Wohnung, in der sie nun bleiben und leben kann, dann geht sie nach Berlin und wohnt im Amalienhaus in der Kurfürstenstraße. Von hier aus kümmert sie sich weiter um ihre Schwester in Bernburg.

1885 pflegt Amalie ihren älteren Bruder während der letzten drei Wochen seines Lebens. Noch im gleichen Jahr erleidet ihr anderer Bruder Friedrich Gottlieb Ludwig einen Schlaganfall. Er ist schon Witwer, und weil er allein dasteht, versorgt sie seine Wohnung und bringt ihn in einem Krankenhaus unter.

1886 reist sie wieder in die Schweiz. Dort wird ihr Erholung zuteil. Etwas später kann sie sogar als Begleitperson einer Dame nach Italien reisen. Dann feiert sie ihr 25-jähriges Diakonissenjubiläum. Sie ist nun 47 Jahre alt.

Doch bald ist sie wieder in Deutschland. Ihren todkranken Vetter und Vormund pflegt sie in seinen letzten Lebenstagen. Ihre schwerkranke Schwester übergibt sie der Gemeinde-Diakonisse.

Danach beendet sie ihre 12-jährige „freie“ Tätigkeit mit wechselnden Aufgaben und wechselnden, unsicherem Einkommen und geht wieder in das Züricher Diakonissenhaus, um dort zu arbeiten und zu leben. Ja, viel ist sie unterwegs gewesen ihr Leben lang. Und es ist überliefert, dass sie keinen Koffer benutzte. Sie zog alles an, was sie brauchte, übereinander und unter der Diakonissentracht fiel das ja nicht groß auf.

Aber es dauert nicht lange, dann ist sie wieder krank: Überarbeitung, dazu ein Kopfgeschwür, das fünf Monate lang eitert. Die Erkenntnis, mit ihrer Arbeit überfordert zu sein, führt sogar zu Depressionen. Amalie kann nicht verkraften, dass sie für ihren Traumberuf nicht mehr tauglich sein soll.

Im Jahre 1894, nach 33 Jahren Arbeit in der Diakonie, im Alter von 55 Jahren, entschloss sie sich endgültig, wenn auch wohl nicht leichten Herzens, das Berufsleben aufzugeben.

1896 verlässt sie die Schweiz. Sie fährt nach Wittenberg, um dort liebe Verwandte zu besuchen, nämlich ihren Neffen Louis Luley und seine Familie. Die Eheleute sind Hauseltern des Glöcknerstiftes. Amalie hat vor sich in Köthen niederzulassen, nimmt dann aber doch eine Wohnung in Wittenberg. Sie hatte sich schon wieder, hier und dort, ein wenig nützlich gemacht, da überfiel sie neues Unglück.

1900 wird sie wieder krank. Ihre Hand entzündet sich und wird dick und gefühllos. Auf Drängen der Luleys wird ein Arzt hinzugezogen. Der eröffnet ihr, dass die Hand abgenommen werden muss. Doch Amalie willigt nicht ein, versucht die Hand selbst zu heilen, und siehe, nach und nach tritt Besserung ein. Doch da stolpert sie und verknickt sich das rechte Knie, dazu fängt sie sich eine Influenza ein. Doch Amalie findet Hilfe, auch die Luleys helfen ihr, so gut sie es vermochten. Als sie endlich wiederhergestellt ist zieht sie nun nach Neudietendorf/ Thüringen. Dort findet sie leichte Arbeit, die sie bewältigen kann. Am 13. August 1902 wird sie in die Brüdergemeinde aufgenommen.

Amalie Luley hat in den Jahren danach noch ein paarmal Zürich besucht, Wiedersehen mit lieben Mitschwestern und Bekannten aus früherer Zeit gefeiert und Erholungszeit genossen.

Sie ist am28.08.1915 im Alter von 76 Jahren in Neudietendorf gestorben.

Kommentare

 
Birkenblatt2 19.03.2025 19:24
Ich finde das Wissen über die Vorfahren hat etwas mit den eigenen Wurzeln zu tun. 
Wenn jemand wie Amalie Luley ein Buch über ihr Leben geschrieben hat, ist das natürlich ideal,
leider eher die Ausnahme. 

Über meine Vorfahren weiß ich nicht viel. Ein paar Daten, Ahnenpässe, einige Erzählungen, Fotos ...... 
Aber es reicht für eine kleine Familiengeschichte. Es gibt heutzutage viele Möglichkeiten mehr zu erfahren. Über Kirchenbücher beispielsweise.
 
Tach 19.03.2025 19:29
Ich finde das Wissen über die Vorfahren hat etwas mit den eigenen Wurzeln zu tun. 
Das stimmt.
Ich habe das Glück in meiner mütterlichen Linie einige Leute zu haben, die ihre Erinnerungen aufgeschrieben haben, zudem Unmengen an Fotos etc. Bei meiner väterlichen Seite ist fdas leider nicht so.
Und ja, man kann dank der heutigen Technik, viel über die Vorfahren herausfinden. So hab ich große Stammbäume bei mir hängen und habe schon eine Familienchronik geschrieben....
 
Birkenblatt2 19.03.2025 19:38
"So hab ich große Stammbäume bei mir hängen und habe schon eine Familienchronik geschrieben...."

Das finde ich sehr beeindruckend, denn Du bist ja noch sehr jung. Die meisten jungen Leute interessieren sich hauptsächlich für ihre eigene Zukunft,- und weniger für die Vorfahren. Das Interesse kommt bei vielen 
erst wenn sie älter geworden sind.
 
Fantomasia 19.03.2025 19:43
Im Prinzip stammen wir alle von der Spitzmaus ab. Die irgendwann mal über den großen Graben gesprungen ist. 
Nachdem sie sich zur Springmaus entwickelt hatte 🐀🐁🐿
 
Birkenblatt2 19.03.2025 19:46
Die Geschichte von Amalie Luley ist bewegend. Übrigens sind mir die Orte Friedeburg, Rambin und Halle gut bekannt, da ich seit 40 Jahren in Halle lebe.
 
Tach 19.03.2025 19:50
Ja, ich habe die Zeit und das Interesse mich in meiner Familie darum zu kümmern. 
Hab aber auch schon für befreundete Familien ein wenig recherchiert. 

Ich hab auch das Buch von Amalie Luley in Lateinschrift transkribiert und ein Hörbuch daraus gemacht, welches die nächsten Tage erscheint.
 
Tach 19.03.2025 19:53
Junge Leute leben in der Zukunft
Leute mittleren Alters in der Gegenwart
Und Alte Leute in der Vergangenheit 

Nur ich bin da etwas aus der Art geschlagen...
Aber zum Glück. Sonst wäre schon viel in der Familie verloren gegangen, wenn ich es nicht schon bewahrt hätte!
 
Tamicha 19.03.2025 19:58
19.43 😂🫣 😨😰
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