Die 2. Betrachtung bei den Kurienexerzitien: Das Ende allen Richtens

Die 2. Betrachtung bei den Kurienexerzitien: Das Ende allen Richtens
Die wirkliche Überraschung des Jüngsten Gerichts wird darin bestehen, zu entdecken, dass von uns letztlich nur erwartet wurde, uns als Gottes Kinder zu erkennen: Darauf weist der päpstliche Hausprediger P. Roberto Pasolini in seiner 2. Betrachtung für die Kurienmitglieder am Montagvormittag hin.


Die Hoffnung auf das ewige Leben

Exerzitien 2025 des Heiligen Vaters und der Römischen Kurie

 

2. Das Ende allen Richtens 

(Montag, 10. März, 9.00 Uhr)

Das Gleichnis vom Jüngsten Gericht, das im Matthäus-Evangelium erzählt und in Michelangelos berühmtem Fresko dargestellt wird, wird gemeinhin als Aufruf zur Nächstenliebe interpretiert. Bei näherer Betrachtung ergibt sich jedoch eine überraschende Perspektive: Es handelt sich nicht um ein Gericht im herkömmlichen Sinne, sondern um eine Erklärung, die die von jedem Menschen bereits erfahrene Wirklichkeit offenbart. Das Kriterium für den Zugang zum Reich Gottes ist nicht die Religionszugehörigkeit, sondern die konkrete Liebe zu den kleinsten Brüdern und Schwestern, die aus evangelischer Sicht die Jünger Christi darstellen. Die Verantwortung der Christen besteht also nicht in erster Linie darin, Gutes zu tun, sondern andere dazu zu befähigen, es zu tun.

Darüber hinaus stellt das Gleichnis das gängige Urteilsvermögen auf den Kopf: Sowohl die Gerechten als auch die Bösen zeigen sich erstaunt über die Worte des Königs, ein Hinweis darauf, dass das Gute, das unter ihnen getan wurde, ganz natürlich und unbewusst gelebt wurde. Dies deutet darauf hin, dass der Zugang zum ewigen Leben nicht von moralischen Leistungen abhängt, sondern von der Fähigkeit, ohne Berechnung in Liebe zu leben.

Der Katechismus erklärt, dass das Reich Gottes am Ende der Zeit vollständig offenbart sein wird und die Menschheit und den Kosmos in einen „neuen Himmel und (eine) neue Erde“ verwandelt (KKK 1042-1044). Diese Hoffnung ist in der Verheißung Christi verwurzelt, der uns aufruft, schon jetzt in dieser Perspektive zu leben, ohne Leistungsdruck, sondern im Vertrauen darauf, dass Gott selbst es ist, der unsere Menschheit nach seinem Bild und Gleichnis umgestalten wird, nach jenem Plan der Liebe, der von Anfang an gilt.

Jesus verkündete das ewige Leben nicht als eine zukünftige und ferne Realität, sondern als einen Zustand, der denen, die sein Wort hören und an den Vater glauben, bereits zugänglich ist (Johannes 5,24). Das Evangelium lädt uns ein, zu erkennen, dass das ewige Leben bereits begonnen hat: Es zeigt sich in der Art und Weise, wie wir leben und lieben, indem wir uns der verwandelnden Gegenwart Gottes öffnen. Die wirkliche Überraschung des Jüngsten Gerichts wird darin bestehen, zu entdecken, dass Gott keine anderen Erwartungen an uns hatte, als uns voll und ganz als seine Kinder zu erkennen, die bereits in seine Ewigkeit eingetaucht sind.

(vatican news)

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Vatikan: Fastenexerzitien zum Thema Hoffnung
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