Die 1. Betrachtung von P. Pasolini bei den Kurienexerzitien

Die 1. Betrachtung von P. Pasolini bei den Kurienexerzitien
Der Tod ist der Moment, in dem Gläubige endlich das Antlitz Gottes erblicken und entdecken, dass das Ende nur der Anfang war: Das hat der päpstliche Hausprediger Roberto Pasolini zum Auftakt der Fastenexerzitien der Kurie am Sonntagnachmittag im Vatikan in seiner Betrachtung gesagt. Papst Franziskus kann wegen seines Krankenhausaufenthaltes nicht persönlich an den Exerzitien teilnehmen.


Hier eine Zusammenfassung der Betrachtung: 

Die Hoffnung auf das ewige Leben

Exerzitien 2025 des Heiligen Vaters und der Römischen Kurie

1. Das Ende wird der Anfang sein

(Sonntag, 9. März, 17 Uhr)

 

Der Glaube der Kirche, der auf der Auferstehung Christi gründet, hat der Welt seit jeher die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod angeboten. Im Laufe der Zeit hat sich diese Verheißung jedoch getrübt, und heute wird sie weniger angefochten als vielmehr ignoriert. Angesichts dieser Gleichgültigkeit sind die Gläubigen aufgerufen, den Wert und die Schönheit des ewigen Lebens wiederzuentdecken, um ihm seine wahre Bedeutung zurückzugeben. Diese Aufgabe ist in diesem Heiligen Jahr und in der Zeit des tiefen Leidens, die der Heilige Vater gerade durchlebt, noch dringlicher.

Der Weg der geistlichen Übungen zum Thema des ewigen Lebens, den wir beschreiten wollen, findet seine Grundlage in der christlichen Offenbarung. Wir beginnen ihn, indem wir einige zusammenfassende Aussagen aus dem Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) entnehmen, der eine leicht zugängliche Zusammenfassung des theologischen Denkens bietet. Der Katechismus stellt den Tod nicht als Ende, sondern als Übergang zum ewigen Leben in der Gemeinschaft mit Christus dar. Dieses Konzept ist im Römerbrief verwurzelt, wo der heilige Paulus erklärt, dass wir durch die Taufe mit dem Tod und der Auferstehung Christi vereint sind und so Zugang zu neuem Leben erhalten.

Alle haben Zugang zum Heil 
Der Tod, so der Katechismus, ist der Moment, in dem das besondere Gericht über die Annahme oder Ablehnung der Gnade Gottes gefällt wird. Das Heil ist jedoch nicht nur denjenigen vorbehalten, die Christus förmlich kennengelernt haben: Das Zweite Vatikanische Konzil erkennt an, dass auch diejenigen Zugang zum ewigen Leben erhalten können, die ihrem Gewissen folgen und Gott aufrichtig suchen. Der KKK betont, dass das endgültige Gericht nicht auf rein äußerlichen Taten beruht, sondern auf gelebter Liebe, wobei er den Gedanken des heiligen Johannes vom Kreuz aufgreift: „Am Abend unseres Lebens werden wir nach der Liebe gerichtet werden“.

Das endgültige Schicksal des Menschen ist in drei Möglichkeiten unterteilt: Paradies, ewige Verdammnis (Hölle) und endgültige Läuterung (Fegefeuer). Das Paradies steht für die volle Verwirklichung des Menschen, eine ewige Gemeinschaft mit Christus, in der jeder Mensch seine wahre Identität findet. Die Hölle hingegen wird als die endgültige Trennung von Gott beschrieben, aber die Kirche hat nie definitiv erklärt, dass jemand dazu verdammt ist. Das Fegefeuer schließlich wird als Läuterungsprozess für diejenigen angesehen, die zwar in der Gnade Gottes stehen, aber noch nicht bereit für den Himmel sind. Und vielleicht finden wir gerade in dieser letzten „Bestimmung“ die Einzigartigkeit der christlichen Offenbarung. Die Möglichkeit eines letzten „Augenblicks“ der Läuterung ist die Gelegenheit, sich bis zum Äußersten mit der unendlichen Liebe Gottes auseinanderzusetzen.

„Die Möglichkeit eines letzten „Augenblicks“ der Läuterung ist die Gelegenheit, sich bis zum Äußersten mit der unendlichen Liebe Gottes auseinanderzusetzen“

Die Überlegungen der Kirche über die Ewigkeit des Lebens sollen keine Angst erzeugen, sondern Hoffnung nähren, indem sie betonen, dass unsere Bestimmung von der Freiheit abhängt, mit der wir uns für ein Leben in Liebe entscheiden. Die wahre Läuterung besteht nicht darin, perfekt zu werden, sondern darin, uns selbst im Licht der Liebe Gottes voll anzunehmen und die Illusion zu überwinden, dass wir „anders“ sein müssen, um das Heil zu verdienen.

Wir sind oft davon besessen, perfekt sein zu müssen, doch das Evangelium lehrt uns, dass die wahre „Unvollkommenheit“ nicht in unserer Schwäche liegt, sondern im Mangel an Liebe. Das Fegefeuer kann als letzte Gelegenheit gesehen werden, uns von der Angst zu befreien, nicht genug zu sein, und mit Gelassenheit anzunehmen, was wir sind, indem wir es zu einem Ort der Beziehung und der Gemeinschaft mit anderen machen. Das Fegefeuer kann als der „Moment“ verstanden werden, in dem wir endlich aufhören, Gott etwas beweisen zu wollen, und uns stattdessen einfach lieben lassen. Die Ewigkeit ist also nicht nur eine künftige Belohnung, sondern eine Wirklichkeit, die hier beginnt, in dem Maße, in dem wir lernen, in Liebe und Gemeinschaft mit Christus zu leben. Letzten Endes ist unsere Bestimmung nicht von Angst, sondern von Hoffnung beeinflusst. Der Tod ist keine Niederlage, sondern der Moment, in dem wir endlich das Antlitz Gottes erblicken und entdecken, dass das Ende ... nur der Anfang war.

(vatican news)

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Vatikan: Fastenexerzitien zum Thema Hoffnung
https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/read/148965/

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