Warum die Evolutionstheorie "Konsens" ist.
Ich stoße immer wieder auf die Frage warum die ET "wissenschaftlicher Konsens" ist, wenn sie denn falsch sein soll.
Zunächst bestimmt die Mehrheit ja nicht die Wahrheit. Die Flache Erde war auch mal "Konsens".
Im Fall der ET liegt der Grund aber wohl darin, was die meisten Wissenschaftler glauben wollen.
Ich beginne mit einem Zitat von dem Philosoph Thomas Nagel:
"Ich möchte, dass der Atheismus wahr ist, und es bereitet mir Unbehagen, dass einige der intelligentesten und bestinformierten Menschen, die ich kenne, gläubig sind. Es geht nicht nur darum, dass ich nicht an Gott glaube und natürlich hoffe, dass ich mit meinem Glauben richtig liege. Es geht darum, dass ich hoffe, dass es keinen Gott gibt! Ich will nicht, dass es einen Gott gibt; ich will nicht, dass das Universum so ist."(https://www.goodreads.com/quotes/325845-in-speaking-of-the-fear-of-religion-i-don-t-mean)
Was Thomas Nagel hier offen und ehrlich zugibt, ist wohl auch bei anderen Atheisten bewusst oder unbewusst der Grund: Der Gedanke eines Schöpfers, dem sie Rechenschaft schuldig wären, behagt ihnen nicht.
Die grundlegende Entscheidung einen Schöpfer von vornherein auszuschließen ist dann auch die Interpretationsgrundlage für die weitere naturgeschichtliche Forschung. Es ist egal wie und was der Befund ist, er wird von atheistischen Wissenschaftlern ausschließlich naturalistisch gedeutet.
Scott C. Todd, Immunologe: "Am wichtigsten ist, dass im Klassenzimmer deutlich gemacht wird, dass die Wissenschaft, einschließlich der Evolution, die Existenz Gottes nicht widerlegt hat, weil sie sie (vermutlich) nicht in Betracht ziehen darf. Selbst wenn alle Daten auf einen Intilligenten Schöpfer weisen, würde eine solche Hypothese aus der Wissenschaft ausgeschlossen werden, weil sie nicht naturalistisch ist. Natürlich steht es dem Wissenschaftler als Individuum frei, eine Realität anzunehmen, die über den Naturalismus hinausgeht." (Todd SC (1999) A view from Kansas on that evolution debate, Nature, 401, 423.)
Richard Lewontin, Genetiker: „Wir stellen uns auf die Seite der Wissenschaft trotz der offensichtlichen Absurdität einiger ihrer Gedankengebäude, obwohl sie viele übertriebene Versprechen von Gesundheit und Leben nicht halten konnte, und trotz der Toleranz der Wissenschaftsgemeinschaft gegen unbegründete, aus dem Ärmel geschüttelte Geschichten. Dies beruht auf einer schon früher eingegangenen Verpflichtung, nämlich einer Verpflichtung auf den Materialismus.
Nicht, dass uns die Methoden und Institutionen der Wissenschaft auf irgendeine Weise zwingen würden, die materialistische Erklärung der Phänomene der Welt zu akzeptieren. Wir sind im Gegenteil durch unsere von vornherein getroffene Grundsatzentscheidung für den Materialismus dazu gezwungen, Forschungsansätze und Erklärungskonzepte zu entwickeln, die sich auf materialistische Erklärungen beschränken.
Dabei spielt es keine Rolle, wie sehr sie der Intuition der Nichteingeweihten entgegenstehen oder ob sie ihnen rätselhaft erscheinen. Darüber hinaus ist dieser Materialismus absolut, denn wir können keinen göttlichen Fuß in der Tür zulassen.“ (Lewontin R (1997) Billions and billions for demons. The New York Review, January 9, S. 31. www.nybooks.com/articles/1997/01/09/billions-and-billions-of-demons/)
Und wenn die Mehrheit ausschließlich nach natürlichen Erklärungen sucht, ist es auch logisch, dass die Mehrheit die ET vertritt und Schöpfungsindizien nicht erkennt oder zugibt.
Der grundlegende Grund, warum die ET unter atheistischen Wissenschaftlern Konsens ist, ist ihre grundlegende Festlegung auf die naturalistische Weltanschauung. Darauf bauen dann erst evolutionstheoretische Argumente und "Belege" auf.
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Ein paar Bsp. wie sehr die zugrunde gelegte Weltanschauung den Umgang mit wissenschaftlichen Befunden bestimmt:
1) Früher gingen Evolutionsvertreter mal davon aus, dass Konvergenzen äußerst selten sein müssten, da Evolution ungerichtet verläuft und damit nicht zu erwarten ist, dass sie mehrfach zum gleichen Ergebnis führt.
Doch wie man inzwischen weiß, sind Konvergenzen sehr häufig. Ähnlichkeiten sind evolutionstheoretisch gesehen widersprüchlich verteilt, sodass man man bei Abstammungsrekonstruktionen immer wieder mehrfach unabhängige Entstehungen annehmen muss. Also ein Befund der einer evolutionstheoretischen Erwartung widerspricht. Doch das führte nicht zu einer Infragestellung des gesamten Evolutionskonzeptes, sondern Konvergenzen wurden einfach so hingenommen und in die ET eingepasst. Auf ähnliche Selektionsdrücke zu verweisen bringt auch nicht viel, denn Selektion kann nur auslesen was bereits vorhanden ist. Es sind vor allem die ungerichteten und zufälligen Mutationen, die mehrfach gleich sein müssten.
2) Ernst Mayr hatte 1963 in seinem Buch "Animal species and evolution" die Erwartung geäußert, dass die Suche nach homologen Genen außer bei sehr nahe verwandten Formen ganz vergeblich sei. Seine Kollegen stimmten ihm damals sicher zu. Der Gedanke dahinter war wohl, dass die Evolution bei entfernter verwandten Formen die Gene schon zu sehr verändert haben müsste. - Was ja auch logisch klingt.
Doch die weitere Forschung brachte das genaue Gegenteil zum Vorschein:
Carroll 2005: "But contrary to the expectation of any biologist, most of the genes first indentified as governing major aspects of fruit fly body organizations were found to have exact counterparts that did the same thing in most animals including ourselves."
Die Befunde hätten den Erwartungen kaum mehr widersprechen können. Doch statt auch nur kurz darüber nachzudenken, ob das Grundkonzept falsch sein könnte, wurde es einfach zum Beleg für die ET umfunktioniert:
"The discovery of the ancient genetic tool kit is irrefutable evidence of the descent and modification of animals, including humans, from a simple common ancestor." (CARROLL SB (2005) Endless forms most beautiful. The new sience of evo devo and the making of the animal kingdom. London.)
3) Darwin erwartete eine graduelle Zunahme der Verschiedenartigkeit im Lauf der Evolution. Das ist ja auch nur logisch: Am Anfang ein einfacherer Vorfahr, dann entstehen langsam weitere Arten, es kommen verschiedene Neuheiten dazu und im Lauf der Evolution werden die Arten immer verschiedener.
Doch die Realität ist exakt umgekehrt: Schon im Kambrium taucht plötzlich ohne Zwischenformen eine hohe Verschiedenartigkeit auf und nimmt sogar tendenziell eher wieder ab. Hughes et al. bestätigten das in einer umfangreichen Studie und stellten fest, dass eine frühe große Verschiedenartigkeit das dominierende Muster bis heute ist und nach einem frühen Maximum wieder abnimmt.
Auch wieder das genaue Gegenteil der Erwartung, doch statt sich zu fragen ob das Evolutionskonzept falsch sein könnte, werden Erklärungen gesucht um diesen Befund einpassen zu können.
4) Als molekulare Analysen möglich wurden, wurde erwartet, dass diese morphologische Stammbaumrekonstruktionen bestätigen würden. Das war zwar z.T. der Fall, aber oft führten molekulare Analysen auch zu widersprüchlichen Ergebnissen.
Richter & Sudhaus: „Molekular-systematische und morphologische Analysen kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen oder aber die molekularen Analysen widersprechen einander genauso, wie das auch bei unterschiedlichen morphologischen Analysen der Fall ist. Auch die Kombination morphologischer und molekularer Daten in einen einheitlichen Datensatz hat in den meisten Fällen noch nicht zu wirklich überzeugenden Verwandtschaftshypothesen geführt.“ (Richter S & Sudhaus W (Hg, 2004) Kontroversen in der Phylogenetischen Systematik der Metazoa. Sitzungsbericht der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin. N.F. 43, 1-221. Rieppel O (1989) Unterwegs zum Anfang. Zürich, München.)
Doch auch hier wurde natürlich nicht an eine kritische Hinterfragung der ET gedacht.
Der primäre Grund für den Konsens der Evolutionstheorie ist die Festlegung der meisten Wissenschaftler auf den Naturalismus. Ihre Bereitschaft die ET an jeden noch so widersprüchlichen und unerwarteten Befund anzupassen (oder den Befund an die Theorie), macht sie im größeren Rahmen unwiderlegbar. - Aber dann sollten sie auch so ehrlich sein die eigene Theorie nicht als konkurrenzlos hinzustellen.
Und Atheisten wollen oft die Möglichkeit der Existenz eines Gottes nicht in Betracht ziehen, weil es ihr Weltbild zerstören würde... und sie dann ihr Leben ändern müssten..:! 🤔
Die ET ist eine Theorie, für die schon viele Gegenbeweise vorgebracht wurden, aber die Anhänger der ET-Theorie klammern weiter daran, wie als wäre es ihre Religion, die ihnen "Halt" im Leben gibt...! 😥 Traurig!
Ja, es stimmt, dass die Mehrheit nicht immer Recht hat / oft falsch liegt... z.B. in der C-Zeit der letzten Jahre, wo die Mehrheit geglaubt hat, weil sie es glauben wollte, dass die Pharmaindustrie sie (mit Giftspritzen) retten würden vor einem schrecklichen Erstickungstod... 😒 und viele an den Giftspritzen gestorben sind oder schwere gesundheitliche Schäden seitdem tragen... 😭
Das liegt daran, dass die meisten Menschen an "das Gute" im Menschen glauben wollen - sogar Christen, obwohl die Bibel sagt, dass der Mensch böse ist seit dem Sündenfall... 😥 Christen sollten es besser wissen...! 🤔