Ein „deutsches Gefühl“ gibt es für Angela Merkel nicht. Im Podcast „Hotel Matze“ spricht die Altkanzlerin dennoch darüber, was sie mit der Bundesrepublik verbindet: „Das ist für mich Heimat. Und es ist sehr mit Sprache verbunden: Nicht umsonst sagt man, man hat eine Muttersprache“, erklärt sie.
Ausweichend reagiert Merkel, die jüngst ihre Memoiren veröffentlicht hat, auf die Frage, ob sie „eine stolze Bundesbürgerin“ sei. „Dazu haben wir viel zu viel bei den Jungpionieren gehört“, weist sie auf ihre Jugend in der DDR hin und stellt klar: „Ich freue mich, Bundesbürgerin zu sein. Ich freue mich, wenn unser Land international durchaus geschätzt wird. Ich kann mich damit auseinandersetzen, wenn wir kritisiert werden. Ich möchte, dass wir nicht auftrumpfend auftreten, wir brauchen aber auch unser Licht nicht unter den Scheffel zu stellen.“ Mit dem Begriff „stolz“ hadere sie dennoch. „Es ist nicht so, dass ich sagen würde: Das ist jetzt mein Innerstes, jeden Tag sagen zu müssen, ich bin stolz, Deutsche zu sein.“
„Jeder, der bei uns die Staatsbürgerschaft hat, ist das Volk“
Besonders schätze Merkel die deutsche Demokratie. „Es ist ein Land, in dem wir auch Toleranz leben sollten. Deshalb sollten wir mit dem, was wir haben als Bundesrepublik Deutschland, sehr pfleglich umgehen. Das ist nicht gegeben.“ Ein wichtiger Pfeiler unseres politischen Systems sei „die Bereitschaft, auch Verschiedenheit zu akzeptieren und gelten zu lassen - und sich nicht immer weiter zu polarisieren“.
Umso besorgter blickt die 70-Jährige in den aktuellen Krisenzeiten auf die Entwicklung innerhalb der politischen Landschaft. „Meine Hoffnung ist, dass die demokratischen Parteien wirkliche Lösungen finden - und nicht die Agenda derer übernehmen, die eigentlich nur Hass und Missgunst aus einer solchen Situation heraus schüren wollen.“ Merkel plädiert: „Jeder, der bei uns die Staatsbürgerschaft hat, ist das Volk. Es gibt nicht eine Gruppe, die definieren darf, wer die Elite ist, wer das Volk ist.“
Diese Charaktereigenschaften hält Angela Merkel für „nervig“
Man befinde sich aktuell in einer „schwierigen Zeit“, macht die CDU-Politikerin deutlich. Aus diesem Grund wünsche sie sich, dass die etablierten Parteien „gut miteinander kooperieren und zeigen, dass sie sich um die Lösung der Probleme der Menschen kümmern wollen und nicht immer wieder die Agenda der AfD übernehmen“. Es gebe „noch viele andere Probleme als das Thema der Flüchtlinge und der Migration“ hierzulande: „Es geht jetzt um Arbeitsplätze, es geht um den Krieg in der Ukraine, Russland, und da muss man ruhig argumentieren.“
Schwarz-Weiß-Denken hält Merkel für gefährlich. Sie selbst sei „von Haus aus jemand, der immer schon neugierig auf Menschen war und sehr gut damit leben kann und es einfach auch schön findet, dass jeder Mensch seine eigenen Fähigkeiten hat, und dass jeder anders ist“. Sie habe „überhaupt kein Bedürfnis, mich zu verkriechen in eine Gruppe, die immer nur meiner Meinung ist und wo es gar keine Reibungen oder Anregungen gibt“. Gewisse Charaktereigenschaften empfinde die langjährige Bundeskanzlerin aber „natürlich manchmal auch als nervig“ - etwa, wenn jemand „immer laut spricht oder sich sofort durchsetzen will“.
https://www.ksta.de/panorama/promis/im-podcast-stellt-merkel-klar-sie-ist-nicht-stolz-deutsche-zu-sein-919456
Hotel Matze
12.12.2024 13:53
Hotel Matze
12.12.2024 13:53
Kommentare
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Alleshinterfragen 12.12.2024 14:02
Was ich an Matze gut finde ist, dass er seine Gesprächspartner/innen aussprechen lässt und sie nicht dauernd unterbricht.
Man kann den Podcast nebenbei anhören und evtl. manches anders sehen.
Man kann den Podcast nebenbei anhören und evtl. manches anders sehen.
Zeitlos5 12.12.2024 14:23
Jede Bundeskanzler/in
hat die Aufgabe,
Gesetze beschließen zu lassen,
die dem deutschen Volk dienen.
Laß doch die Vergangnheit ruhen?
Nicht jeder ist mit ihrer Politik einverstanden gewesen ...
hat die Aufgabe,
Gesetze beschließen zu lassen,
die dem deutschen Volk dienen.
Laß doch die Vergangnheit ruhen?
Nicht jeder ist mit ihrer Politik einverstanden gewesen ...
paloma 12.12.2024 15:09
Man merkt Frau Merkel auf jeden Fall ihr christlich geprägtes Elternhaus an u das würde ich mir häufiger in der Politik wünschen.Ich schätzte ihre Besonnenheit,auch wenn sie mir hin- u wieder als Aussitzen von Problemen vorkam. Wünsche mir aktiveres Lösen von Problemen ,aber ohne schwarz-weiß Denken u Polarisierung,wie es an den Rändern leider extrem propagiert wird,ohne Rücksicht auf den Frieden im Land
Alleshinterfragen 12.12.2024 15:17
Wünsche mir aktiveres Lösen von Problemen ,aber ohne schwarz-weiß Denken u Polarisierung,wie es an den Rändern leider extrem propagiert wird,ohne Rücksicht auf den Frieden im Land
Dies würde ich auch unterstreichen. Danke für Deinen Kommentar, paloma.
Dies würde ich auch unterstreichen. Danke für Deinen Kommentar, paloma.
Mein heutiger Gast ist die Bundeskanzlerin a.D. Dr. Angela Merkel.
Frau Merkel war, wie viele von euch wissen, seit vielen Jahren mein absoluter Wunschgast für das Hotel. Und nun habe ich sie tatsächlich endlich gesprochen.
Ein großer Meilenstein kann man sagen.
Ich wollte von ihr wissen, was für sie Freiheit bedeutet, wie ihre Kindheit in der DDR sie geprägt hat, woher ihr Ehrgeiz und ihre Souveränität kommen, was sie als ihre Errungenschaften und ihre Niederlagen betrachtet – und noch so viel mehr.
Wir sprechen über das Leben als eine der öffentlichsten Personen der Welt, über Stärken und Schwächen, Ambitionen, Selbstentfaltung, Gewinne und Versäumnisse.
Für mich war das Gespräch sehr besonders und ich hoffe, dass sich das überträgt.