Kritik an Pistorius: Bundeswehr soll neue Ausgehuniformen für 825 Millionen Euro bekommen
Heute, 05:35
Kritik an Pistorius: Bundeswehr soll neue Ausgehuniformen für 825 Millionen Euro bekommen
Heute, 05:35
Kritik an Pistorius: Bundeswehr soll neue Ausgehuniformen für 825 Millionen Euro bekommen
Das Bundesverteidigungsministerium will einem Medienbericht zufolge 825 Millionen Euro für neue Ausgehuniformen seiner Soldatinnen und Soldaten ausgeben.
Beim Haushaltsausschuss sei ein entsprechender Antrag eingegangen, berichtet die "Bild am Sonntag". Von den 825 Millionen Euro sind demnach 306 Millionen bereits vertraglich gebunden, aber bisher nicht ausgegeben. Nach dem Willen des Ministeriums soll der Haushaltsausschuss in seiner nächsten Sitzung die fehlenden 519 Millionen Euro für die neuen Ausgehuniformen beschließen. Die Zeitung zitiert den CDU-Haushaltsexperten Ingo Gädechens, der der Bundesregierung eine "absurde Prioritätensetzung" vorwirft.
Die Uniformen würden die Bundeswehr "kein Stück kriegstüchtiger machen", sagt Gädechens demnach.
Die "unfassbar große Summe" werfe "viele Fragen auf".
Beim Haushaltsausschuss sei ein entsprechender Antrag eingegangen, berichtet die "Bild am Sonntag". Von den 825 Millionen Euro sind demnach 306 Millionen bereits vertraglich gebunden, aber bisher nicht ausgegeben. Nach dem Willen des Ministeriums soll der Haushaltsausschuss in seiner nächsten Sitzung die fehlenden 519 Millionen Euro für die neuen Ausgehuniformen beschließen. Die Zeitung zitiert den CDU-Haushaltsexperten Ingo Gädechens, der der Bundesregierung eine "absurde Prioritätensetzung" vorwirft.
Die Uniformen würden die Bundeswehr "kein Stück kriegstüchtiger machen", sagt Gädechens demnach.
Die "unfassbar große Summe" werfe "viele Fragen auf".
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Wichtiger wären die Tarn-Ponchos gegen die Drohnen ...
doch vorerst geht es einmal nur um den5-Farben-Druck der Kampfanzüge ...:
Der Multitarndruck wird trotz Fürsprache aus der Wehrwissenschaft, den bevollmächtigten Vertretern der Truppe sowie der Wehrbeauftragten des Bundestages der breiten Truppe offenbar weiterhin vorenthalten bleiben.
Und dies, obwohl es dem Vernehmen nach einen Weg gegeben hätte, den bis dato nur den Spezialkräften zugänglichen Tarndruck mit einem vernachlässigbaren Kostenaufwand einem breiten Teil der Streitkräfte verfügbar zu machen.
Dafür soll gut informierten Kreisen zufolge in den nächsten fünf Jahren ein hoher dreistelliger Millionenbetrag für „neue“ Dienstanzüge ausgegeben werden. Das neu muss deswegen in Anführungszeichen geschrieben werden, weil es sich Insidern zufolge um Uniformen handelt, die mit einem anderen Material als in der Vergangenheit hergestellt werden. Der Schnitt der Dienstanzüge soll hingegen nicht verändert werden.
Obwohl sich die bevollmächtigten Vertreter der Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche im Bereich Bekleidung – so die Funktionsbezeichnung von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die von ihrem Inspekteur dazu bevollmächtigt wurden, in seinem Namen zu sprechen – hartpunkt vorliegenden Informationen zufolge bereits Ende 2022 für die querschnittliche Einführung des derzeit ausschließlich Spezialkräften der Bundeswehr vorbehaltenen Multitarn genannten Tarnmusters ausgesprochen haben, sah es das Verteidigungsministerium (BMVg) als notwendig an, erstmal „eine querschnittliche perspektivische Einführung des Multitarndrucks im Rahmen zukünftiger Innovationszyklen bei der Bekleidung und persönlichen Ausrüstung weiter zu untersuchen und dabei sämtliches mit Tarndruck versehenes Material in der Bundeswehr mit zu betrachten“, wie es aus einer Antwort des BMVg auf die Anfrage der CDU/CSU-Fraktion vom August 2023 hervorgeht.
Wie es nun aus einem vergangene Woche von der BW Bekleidungsmanagement GmbH – verantwortlich für die Uniformbeschaffungsvorhaben der Bundeswehr – auf der europäischen Vergabeplattform TED eröffneten Teilnahmewettbewerb für den sogenannten Kampfbekleidungssatz Streitkräfte (KBS-SK) – so die Bundeswehrbezeichnung für die aktuelle und zukünftige Standardkampfuniform der Truppe – hervorgeht, plant man den nun auslaufenden KBS-SK-Rahmenvertrag durch eine neue Rahmenvereinbarung zu ersetzen. Ausgeschrieben ist ein Rahmenvertrag mit der Zeitdauer von März 2025 bis Februar 2029 mit der Option der dreimaligen Verlängerung um jeweils ein Jahr. Im Zuge dieses Vertrages will man mindestens 308.460 Kampfhosen, 205.746 Kampfjacken sowie 102.873 Kampfjacken, lang abrufen, maximal könnten es bis zu 1.001.500 Kampfhosen, 667.668 Kampfjacken sowie 333.832 Kampfjacken, lang werden. Da ein Kampfbekleidungssatz aus drei Hosen, zwei Jacken und einer langen Jacke besteht, lassen sich aus der Mindestbestellmenge rund 102.800 Sätze generieren.
So heißt es in dem Teil „Allgemeine Informationen“ zwar, dass die BW Bekleidungsmanagement GmbH sich zwar das Recht vorbehält „die Farbumstellung in 3-Farb Tarndruck und/oder Multi Tarndruck“ vorzunehmen,
die ausgeschriebene Mindestbestellmenge soll Insidern zufolge jedoch im 5-Farb-Tarndruck beschafft werden. Da sich die Industrie aufgrund des Passus eh darauf einstellen muss, die Uniformen bei Bedarf in anderen Tarndrucken zu liefern, werden die dafür notwendigen Kosten – wenn es überhaupt einen Kostenunterschied geben sollte – in dem Angebot bereits eingepreist.
Hier hat man offensichtlich eine Chance verpasst, verfügbare Haushaltsmittel „intelligent“ zu nutzen. Denn allein mit dem Mindestabruf ließe sich das komplette Heer auf den von der Truppe favorisierten Tarndruck umstellen, ohne dass zusätzliche Kosten anfallen würden, da die in Nutzung befindlichen Uniformteile aufgetragen oder an andere Teilstreitkräfte bzw. die Reserve übergeben werden könnten – deren KBS-SK-Einkleidung eh in naher Zukunft vorgesehen ist.
Auch wenn das BMVg in seiner Antwort vom August 2023 eine Studie des Wehrwissenschaftlichen Instituts für Werk- und Betriebsstoffe (WIWeB) mit den Worten „ein Multi Tarndruck („multicam“, multi terrain pattern etc.) ist nicht das beste Muster in möglichst vielen Einsatzumgebungen, sondern in möglichst vielen Einsatzumgebungen nicht das Schlechteste“ zitiert, haben die Autoren der Studie hartpunkt vorliegenden Informationen zufolge vor dem Hintergrund der sich verändernden Vegetation eine querschnittliche Einführung des Multi-Tarndruck als neues Tarnmuster befürwortet.
Auch die Tatsache, dass eine Mehrzahl der europäischen Armeen – inklusive der beiden im Ukraine-Krieg kämpfenden Parteien – sowie die Streitkräfte der USA und die Spezialkräfte der Bundeswehr auf ein dem Multi-Tarndruck ähnlichen Muster schwören, sollte Hinweis genug sein, dass ein solcher Tarndruck über bessere querschnittliche Tarneigenschaften verfügt.
Auch wenn es sicherlich Situationen gibt, wo ein 5-Farb-Tarndruck Vorteile bietet – wie beispielsweise beim Einsatz im grünen europäischen Mischwald – sollte man nicht unterschlagen, dass die meisten Gefechte in und rund um urbane Räume(n) stattfindet (Ukraine) oder prognostiziert wird. Und genau in solchen Umgebungen tarnt der Multi-Tarndruck der WIWeB-Untersuchung zufolge besser als der 5-Farb-Tarndruck.
In diesem Zusammenhang sollte nicht unerwähnt sein, dass die Bundeswehr insbesondere beim Schutz vor Drohnen der Tarnwirkung der einzelnen Soldaten eine wichtige Rolle zuspricht. So werden als Resultat von Vorschlägen der im BMVg angesiedelten Task Force Drohne in einem ersten Schritt 1.100 Tarnponchos beschafft, um damit die in Litauen stationierte Truppe auszustatten, hartpunkt berichtete.
Auch wenn die Tarnponchos in puncto Tarnwirkung nicht mit der Kampfbekleidung vergleichbar sind, da diese die Trägersignatur in unterschiedlichen Spektralbereichen (auch im Thermalbereich) reduzieren und die Konturen des menschlichen Körpers verwischen, ist es unverständlich, wieso man auf den zusätzlichen Schutz des Multi-Tarndrucks verzichtet. Unabhängig davon, wie gering die zusätzliche Tarnwirkung über die volle Breite der Einsätze hinweg sein mag, hätte man die Umstellung bereits zu Beginn des neuen Rahmenvertrages umgesetzt, wäre eine zusätzliche Tarnwirkung quasi kostenneutral realisierbar gewesen. Denn im Gegensatz zu vielen vergleichbaren Tarndrucken liegen die Nutzungsrechte des Multi-Tarndrucks bei der Bundeswehr, die den Tarndruck selbst entwickelt hat.
So muss die Truppe wohl noch mehrere Jahre warten, bevor neue querschnittliche Uniformen im Multi-Tarndruck beschafft werden.
Als „Trostpflaster“ kann man sich ja auf die „neuen“ alten Dienstanzüge freuen, die der Großteil der Truppe nur zu einer Handvoll Anlässen in der gesamten Dienstzeit trägt.
Dazu hat es vor wenigen Wochen auch bereits erste Trageversuche gegeben. Die Enttäuschung der Soldaten soll Insidern zufolge an ihren Gesichtern ablesbar gewesen sein.
Man hatte sich offenbar auf tatsächlich neue Uniformen gefreut, bekommen hat man hingegen die gleichen Uniformen nur in einem anderen Stoff. Das Vorhaben wird zwar nicht die Kriegstüchtigkeit der Truppe voranbringen, trotzdem hat man dem Vernehmen nach einen hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag für das Vorhaben vorgesehen, damit jede Soldatin und jeder Soldat – offenbar auch die Selbsteinkleider – in den nächsten fünf Jahren mit den „neuen“ Dienstanzügen ausgestattet werden kann.