Der Zauber der Selbstherrlichkeit

Der Zauber der Selbstherrlichkeit
Der Fürst der Finsternis, der die Kräfte seines überlegenen Geistes schon so lange zur Verführung von Menschen eingesetzt hat, passt sich mit seinen Verführungskünsten geschickt Leuten sämtlicher sozialer Schichten an. Den Gebildeten bringt er den Spiritismus in verfeinerter, intellektueller Form nahe und lockt auf diese Weise viele erfolgreich in seine Falle. Die Weisheit, die der Spiritismus verleiht, ist, wie der Apostel Jakobus sagt, »nicht die Weisheit, die von oben kommt, sondern eine irdische, eigennützige, teuflische Weisheit« (Jakobus 3,15 EÜ). Dies verbirgt der große Betrüger jedoch, wenn Verheimlichung seinem Zweck am besten dient. Er, der in der Wüste der Versuchung im Licht eines himmlischen Seraphs vor Christus erscheinen konnte, wird auch vor den Menschen in sehr ansprechender Weise als »Engel des Lichts« (vgl. 2. Korinther 11,14) auftreten. Er wendet sich mit anspruchsvollen Themen an den Verstand, regt die Phantasie mit hinreißenden Darstellungen an und erwirbt sich Zuneigung durch Schilderungen von Liebe und Güte. Er beeinflusst die Einbildungskraft zu erhabenen Gedankenflügen und macht Menschen stolz auf ihre eigene Weisheit, sodass sie in ihren Herzen den Ewigen verachten. Dieses mächtige Wesen, das den Erlöser der Welt auf einen extrem hohen Berg führen und ihm alle Königreiche der Erde und deren Herrlichkeit zeigen konnte, wird seine Versuchungen den Menschen in solch einer Weise präsentieren, dass die Sinne aller verwirrt werden, die nicht unter dem Schutz der göttlichen Macht stehen.

Satan verführt Menschen heute in gleicher Weise, wie er einst Eva in Eden durch Schmeichelei täuschte, indem er das Verlangen nach verbotenen Erkenntnissen weckte und das Streben nach Selbstverwirklichung förderte. Weil er sich selbst diesen Begierden hingab, kam er zu Fall, und jetzt versucht er, die Menschen ebenso zu ruinieren. »Ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist” (1. Mose 3,5), hatte er versprochen. Der Spiritismus lehrt: »Der Mensch ist ein Geschöpf des Fortschritts, es ist seine Bestimmung, sich von seiner Geburt an bis in die Ewigkeit zur Gottheit hin zu entwickeln.” Ferner: »Jeder Geist wird sich selbst richten, und nicht ein anderer. ... Das Gericht wird ein gerechtes sein, denn es ist ein Selbstgericht. ... Der Thron ist in dir selbst.” Ein spiritistischer Lehrer sagte, als das »geistige Bewusstsein” in ihm erwachte: »Alle meine Mitmenschen waren ungefallene Halbgötter.” Ein anderer behauptet: »Jedes gerechte und vollkommene Wesen ist Christus.”

An die Stelle der Gerechtigkeit und Vollkommenheit eines ewigen Gottes, des wahren Gegenstands der Anbetung, und an die Stelle der vollkommenen Gerechtigkeit seines Gesetzes, des wahrhaften Maßstabs menschlicher Taten, hat Satan die sündhafte und irrende Natur des Menschen als einziges Objekt der Verehrung, als einziges Richtmaß für Gerechtigkeit und als Norm für den Charakter gesetzt. Dies ist jedoch keine Aufwärts-, sondern eine Abwärtsentwicklung.

Es ist eine geistige und geistliche Gesetzmäßigkeit, dass wir uns durch Betrachten einer Sache verändern. Das Denken passt sich allmählich den Dingen an, mit denen es sich befasst. Es nimmt das in sich auf, was zu lieben und zu verehren ihm zur Gewohnheit geworden ist. Der Mensch wird nie über das hinauswachsen, was er sich als Maßstab für Reinheit, Güte oder Wahrheit gesetzt hat. Wenn sein Ich zum höchsten Ideal wird, erreicht er nie erhabenere Werte. Er wird vielmehr immer tiefer sinken. Nur die Macht der Gnade Gottes kann den Menschen veredeln. Bleibt er sich selbst überlassen, führt ihn sein Weg unabwendbar nach unten.

Dem zügellosen, vergnügungssüchtigen und sinnlichen Menschen zeigt sich der Spiritismus unter einer weniger raffinierten Maske als dem Gebildeten und Intellektuellen. In seinen gröberen Formen finden diese Menschen eine Übereinstimmung mit ihren Neigungen. Satan studiert jede Schwachheit der menschlichen Natur. Er merkt sich die Sünden, die jeder zu begehen geneigt ist, und sorgt dann dafür, dass es nicht an Gelegenheiten mangelt, das Verlangen zum Bösen zu stillen. Er verführt die Menschen zu Ausschweifungen in Dingen, die an sich rechtmäßig sind, und veranlasst sie durch Unmäßigkeit, ihre körperlichen, geistigen und sittlichen Kräfte zu schwächen. Durch das freie Ausleben von Leidenschaften hat er Tausende verdorben und er tut es immer noch, um dadurch die Natur des Menschen zu verrohen. Um sein Werk zu vervollständigen, lässt Satan seine Geister verkünden, dass »wahre Erkenntnis den Menschen über das Gesetz erhaben macht«, dass »alles, was ist, auch richtig ist”, dass »Gott nicht verdammt« und dass »alle Sünden, die begangen wurden, harmlos sind«. Auf diese Weise werden Menschen zur Überzeugung geführt, die Lust sei das höchste Gesetz, Freiheit sei ein Freibrief und der Mensch sei nur sich selbst verantwortlich. Wen wundert es da, wenn sich Unredlichkeit und Verdorbenheit überall ausbreiten? Unzählige nehmen solche Lehren an, die ihnen die Freiheit gewähren, den Einflüsterungen des fleischlichen Herzens zu gehorchen. Die Zügel der Selbstbeherrschung werden der Lust überlassen, die Kräfte des Geistes und des Charakters werden tierischen Neigungen unterworfen. So treibt Satan frohlockend Tausende in sein Netz, die sich als Nachfolger Christi bezeichnen.
 
Quelle : VSzL

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