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Soziologe: Evangelische Missbrauchsstudie statistisch unseriös

Soziologe: Evangelische Missbrauchsstudie statistisch unseriös
Kritik am Vorgehen der Forschergruppe

Berlin/Münster ‐ Fast 10.000 Missbrauchsbetroffene in der evangelischen Kirche? Die Zahl einer im Februar vorgestellten Studie hat viele schockiert. Nun macht ein Wissenschaftler hinter die zugrundeliegende Hochrechnung ein großes Fragezeichen.


Der Religionssoziologe Detlef Pollack hat die erste bundesweite Studie zur sexualisierten Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) als statistisch nicht seriös kritisiert. In einem Beitrag für das Kulturmagazin "Zeitzeichen" verweist der Münsteraner Wissenschaftler darauf, dass in 19 der 20 Landeskirchen lediglich die Disziplinarakten von Pfarrpersonen systematisch durchgesehen wurden und nur in einer Landeskirche auch eine Analyse der Personalakten stattfand. Das Vorgehen der Forschergruppe, die in einer Landeskirche erhobenen Zahl von Missbrauchsfällen auf alle hochzurechnen, sei statistisch nicht vertretbar.

Laut der im Januar vorgestellten Untersuchung fanden sich in den Disziplinarakten aller Landeskirchen Hinweise auf 2.225 betroffene Kinder und Jugendliche und 1.259 Beschuldigte in den Jahren 1946 bis 2020. Mit Hilfe der Hochrechnung kamen die Forscher auf fast 10.000 Betroffene und etwa 3.500 Beschuldigte. Basis der Hochrechnung waren Zahlen der relativ kleinen Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz im ostfriesischen Leer, die in ihren Disziplinarakten auf sechs Fälle und in den Personalakten acht Fälle stieß.

Hochrechnung gründet auf 14 Fällen

Die von dem forensischen Psychiater Harald Dreßing vorgenommene Hochrechnung gründet laut Pollack damit nur auf 14 Fällen und sei daher statistisch nicht vertretbar. "Darüber hinaus handelt es sich um eine sehr kleine Landeskirche, die gerade einmal 0,8 Prozent der Mitglieder der in der EKD zusammengeschlossenen evangelischen Kirchen umfasst."

Pollack widerspricht der Kritik von Dreßing, die Landeskirchen seien nicht bereit gewesen, die Personalakten durchzusehen. "Nach meinen Gesprächen in den Landeskirchen und der Lektüre des Abschlussberichts ergibt sich insgesamt das Bild, dass sich beide Seiten mehr vorgenommen hatten, als sie verwirklichen konnten." Vielmehr habe es offenbar ein Zusammenspiel von nicht zu Ende gedachten Vereinbarungen und verwaltungstechnischer Überforderung gegeben. Nach Auskunft mehrerer Verantwortlicher in den Landeskirchenämtern sei von einer Gesamterhebung der Personalakten nie die Rede gewesen, so Pollack. Der Abschlussbericht spreche dann auch davon, dass "aus den einzelnen Verwaltungsebenen der Landeskirchen Stichproben an Personalakten gezogen werden" sollten.

Die Studie hat nach Einschätzung von Pollack aber das Wissen über die Bedingungen sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche erweitert. Ins Visier gekommen sei etwa das evangelische Pfarrhaus, das mit seinen vertrauensvollen Sozialbeziehungen der Verdeckung von ausnutzbaren Abhängigkeitsverhältnissen Vorschub leisten könne. (KNA)

Kommentare

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hansfeuerstein 30.09.2024 17:11
Die Dinge in aller Offenheit aufzuklären und daraus Präventivmaßnahmen einzuleiten ist die einzig seriöse Umgangsweise. Man sieht aber, dass nach wie vor viele lieber den Deckel drauf halten, auch weil sie Angst und Sorge vor Schmerzensgeldforderunen etc. haben.
 
Donaukiesel 30.09.2024 19:38
Wie in der RKK...schauen voneinander ab😃
 
Klavierspielerin2 30.09.2024 20:03
Die anderen haben noch garnix veröffentlicht. Nicht OK.
 
Klavierspielerin2 30.09.2024 20:51
EKD-MISSBRAUCHSSTUDIE ZEIGE, DASS EVANGELISCHE KIRCHE NICHT "BESSER" SEI
https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/read/128756/
 
Klavierspielerin2 30.09.2024 20:57
@Donau, habe doch noch etwas gefunden:

Missbrauchsuntersuchung an evangelikaler Schule gestoppt
https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/read/121349/
 
EchtePerle 30.09.2024 22:14
Danke, für Deine Aufklärung!🙂

Das könnte ja auch niemand mit gesundem Menschenverstand,
behaupten! 
Sexuellen Missbrauch, gibt es überall und gleich viel und schlimm!
Das hat mit der Glaubensgemeinschaft erst einmal gar nichts zu tun!
Dieses Unrecht, schreit zum Himmel!
 
hansfeuerstein 30.09.2024 23:23
Am Schlimmsten finde ich jene, die im trüben Teich fischen, und behaupten, da seht mal wieder, wir sind diejenigen die biblisch sind und darum komm sowas bei uns nicht vor.🤔
 
EchtePerle 01.10.2024 00:38
Nun laß mal "Butter bei die Fische!" , wie wir Hamburger sagen!

Wer hat denn hier im Forum, so etwas behauptet?

So lange Du, werter @hansfeuerstein, keinen eindeutigen Beweis
in Form einer Kopie und des Links zur Quelle, hier ein stellst,
bleibt Deine Äußerung lediglich der Versuch einer Täuschung,
= eine Lüge und eine falsche Verdächtigung 
= Falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten!

Du kannst ja in Deiner eigenen Bibel, nachschlagen!  🙂
 
Klavierspielerin2 01.10.2024 08:38
@EP, ich kann das auch bezeugen, was Hansfeuerstein schreibt.
 
buehnenspieler 01.10.2024 12:21
Manchmal hat sexueller Missbrauch sehr wohl mit der jeweiligen Religionsgemeinschaft zu tun. Etwa bei den berüchtigten "Kindern Gottes" und ihrem Gründer David Berg. Dort wurde Kindesmissbrauch ausdrücklich propagiert. Ansonsten sind es meistens Machtstrukturen und Abhängigkeitsverhältnisse, die Missbrauch begünstigen. Und auch eine sehr strenge oder eine sehr liberale Sexualmoral.
 
EchtePerle 01.10.2024 13:26
"Kinder Gottes" und ähnliche Strukturen, sind in dem eigentlichen, 
biblisch-geistlichen Sinne, keine Religionsgemeinschaften, sondern
Sekten und als solche, werden sie auch z.B. von der Evangelischen
Sektenbeauftragung, bewertet und aufgeführt.

Darum habe ich das so geschrieben, wie ich es geschrieben habe.
Das sollte aber für jeden bibelgläubigen Christen, klar sein.

Ist dann die Satanskirche auch eine Religionsgemeinschaft für Dich?

Für mich zeigt sich in Deinem Kommentar ganz eindeutig, in wie weit
Du wohl schon am Zeitgeist und dem Gedanken "Wir sind alle eine 
große Menschheitsfamilie" angedockt hast. 
Das ist freimaurerisches Gedankengut.

Aber, die Gedanken sind frei!
Du hast selbstverständlich das Recht, es so zu sehen, wie Du willst!
 
EchtePerle 01.10.2024 13:30
Werte Klavierspielerin 2,

nun, dann ist es doch kein Problem, den schriftlichen Beweis dafür hier
in Kopie, einzustellen.

Bei dem intellektuellen Hintergrund von Dir, @Klavierspielerin2 und von
@hansfeuerstein, ist Euch beiden ja klar, dass so eine Aussage eines klaren
schriftlichen Beweis-Beleges bedarf! 🙂
 
Klavierspielerin2 01.10.2024 13:46
Nee@EP, wir sind doch nicht vor Gericht.🙂
Aber trotzdem den Hinweis, dass ein Blick in IDEA hilft.
 
EchtePerle 01.10.2024 13:48
Danke, für Dein Framing! 😅
 
Sahratrust 01.10.2024 14:33
Ich möchte mich an dieser Stelle auch für das Framing "bedanken".

Und die Doppelmoral lässt grüßen. 😂
 
Klavierspielerin2 01.10.2024 15:04
OK, IDEA ist tatsächlich etwas einseitig. Evangelikal eben.
 
Klavierspielerin2 01.10.2024 20:23
Soziologe Pollack nannte Vorgehen statistisch unseriös

Co-Autor weist Kritik an evangelischer Missbrauchsstudie zurück


Hamburg/Mannheim ‐ Streit um die Missbrauchsstudie für die evangelische Kirche: Religionssoziologe Detlef Pollack hat eine Hochrechnung der Betroffenenzahl in der Studie kritisiert. Nun verteidigt der verantwortliche Forscher sein Vorgehen.

Der Psychiater Harald Dreßing hat Kritik an der bundesweiten Studie zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche zurückgewiesen. Bei den Betroffenenzahlen hätten die Forschenden explizit von einer Schätzung gesprochen und nicht von einer belastbaren statistischen Hochrechnung, sagte er am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Hamburg: "Wir haben vielmehr die ausgesprochen dünne Basis der Schätzung mehrfach explizit betont und deshalb weitere Untersuchungen der Personalakten als notwendig angemahnt", so der Co-Autor der Studie, der für den Zahlenteil verantwortlich war.

Dreßing nahm Bezug auf einen kürzlich veröffentlichten Beitrag des Religionssoziologen Detlef Pollack im Kulturmagazin "Zeitzeichen". Darin hatte dieser die Studie als statistisch nicht seriös kritisiert. Pollack verwies darauf, dass in 19 der bundesweit 20 Landeskirchen lediglich die Disziplinarakten von Pfarrpersonen systematisch durchgesehen wurden und nur in einer Landeskirche auch eine Analyse der Personalakten stattfand. Das Vorgehen der Forschergruppe, die in nur einer Landeskirche erhobene Zahl von Missbrauchsfällen auf alle 20 hochzurechnen, sei statistisch nicht vertretbar.

Die sogenannte "ForuM"-Studie war im Januar von einem unabhängigen Forscherteam vorgestellt worden. Ihr zufolge fanden sich in den Disziplinarakten aller Landeskirchen Hinweise auf 2.225 betroffene Kinder und Jugendliche und 1.259 Beschuldigte in den Jahren 1946 bis 2020. Mit Hilfe einer Hochrechnung schätzten die Forscher insgesamt fast 10.000 Betroffene und etwa 3.500 Beschuldigte. Basis der Hochrechnung waren Zahlen der relativ kleinen Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz im ostfriesischen Leer, die in ihren Disziplinarakten auf sechs Fälle und in den Personalakten auf acht Fälle stieß.

Forschende: Nicht zu viel vorgenommen

Dreßing widersprach auch Pollacks Aussagen, dass sich insgesamt das Bild ergebe, Landeskirchen und Forschende hätten sich mehr vorgenommen, als sie hätten verwirklichen können: "Zumindest das Team der Forschenden hat sich sicherlich nicht zu viel vorgenommen, sondern ein Vorgehen gewählt, das exakt der erfolgreich praktizierten Methodik der MHG-Studie entsprochen hat", so Dreßing. Diese Methodik sei auch klar kommuniziert worden.

Die sogenannte MHG-Studie war 2018 im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) veröffentlicht worden. Darin wurden bundesweit Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche untersucht. Diese Studie hatte Dreßing koordiniert.

Landeskirchen konnten Zahl der Personalakten nicht angeben

Der Psychiater wandte sich auch gegen die Kritik, die Forschenden hätten "katholische Begrifflichkeiten" gewählt, die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verbreitet würden. Viele Landeskirchen seien zum Beispiel nicht in der Lage gewesen, die Zahl der Personalakten von Pfarrerinnen und Pfarrern anzugeben, so Dreßing. Dies sei sicherlich keine katholische Fragestellung. Diese Information wäre dem Wissenschaftler zufolge aber eine Basis für belastbarere statistische Berechnungen gewesen. (KNA)
 
hansfeuerstein 01.10.2024 21:26
Bei jenen, die vorgeben, das gäbe es bei ihnen nicht, ist die Quote besonders hoch. Vorsicht.
 
Klavierspielerin2 02.10.2024 07:51
Das befürchte ich auch.
 
buehnenspieler 02.10.2024 10:28
Auch das evangelikale Lager ist gegen sexuelle Gewalt nicht immun. Siehe Bill Hybels, Ravi Zacharias und Klaus Vollmer. 

Ein interessanter Podcast  vom Deutschlandfunk zum Thema Missbrauch in Freikirchen: https://www.deutschlandfunkkultur.de/ich-mache-dich-zu-lots-tochter-missbrauch-in-evangelischen-freikirchen-dlf-kultur-bc0aba62-100.html#:~:text=Gesch%C3%A4tzt%20jede%20vierte%20Frau%20und,sich%20dabei%20auf%20die%20Bibel
 
Klavierspielerin2 02.10.2024 11:25
Das ist wohl ein Gesamt- Gesellschaftsproblem:

54 Jahre sexuelle Revolution
https://www.christ-sucht-christ.de/index.php/christliches-forum/read/91909/

Z.B.der Grüne Cohen - Bendit ist so ein typischer Vertreter seiner Zeit und Partei.
Hat in einem seiner Bücher berichtet, wie er als Kindergärtner sich von einer 4- jährigen erregt fühlte...
 
Sherezade 02.10.2024 19:20
Jeder Missbrauch ist ein Missbrauch zu viel! Schönreden ist ekelhaft....gemeinsam gegen Verschleierung, für Prävention, Opferhilfe und Täter müssen aus dem Verkehr gezogen werden.
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