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Papst trifft in Osttimor ein – 3. Etappe der Asien-Ozeanien-Reise

Papst trifft in Osttimor ein – 3. Etappe der Asien-Ozeanien-Reise
Bei seiner Ankunft wurde Franziskus vom Präsidenten der Republik Osttimor, José Ramos-Horta, und von Premierminister Xanana Gusmao begrüßt. Zwei Kinder in traditioneller Kleidung überreichten ihm Blumen und ein typisches Tuch, die Tais. Nach der Ehrenwache und der Begrüßung der Delegationen begaben sich der Papst, der Präsident der Republik und der Premierminister zu einem kurzen Gespräch in die VIP-Lounge.


Mario Galgano - Vatikanstadt

Vierzehn traditionell gekleidete Personen, die die 14 Gemeinden des Landes repräsentierten, begrüßten den Papst auf dem Weg zur VIP-Lounge. Im Anschluss an das Gespräch verließ Papst Franziskus den Flughafen und fuhr mit dem Auto zur Apostolischen Nuntiatur in Dili, wo er am Eingang von den Mitarbeitern empfangen wurde.

Mit der Reise nach Osttimor hat Franziskus damit den ersten päpstlichen Besuch seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 2002 angetreten. Der dreitägige Besuch sorgt bereits für große Begeisterung im mehrheitlich katholischen Inselstaat.

Papst Franziskus landete am Montag in Dili, der Hauptstadt von Osttimor, zu einem historischen Besuch. Das päpstliche Flugzeug kam um 14:20 Uhr Ortszeit an, nachdem es von Papua-Neuguinea aus gestartet war. Osttimor, ein Land, das sich 2002 nach jahrzehntelanger indonesischer Besatzung unabhängig erklärte, erlebt damit seinen ersten Papstbesuch seit der Unabhängigkeit.

Begrüßung in Dili für Franziskus
Begrüßung in Dili für Franziskus
Viele Treffen
Der Papst wird während seines dreitägigen Aufenthalts unter anderem mit politischen Führungspersönlichkeiten, katholischen Gläubigen und benachteiligten Gruppen zusammentreffen. Besonders emotional ist der Besuch in einem Land, in dem rund 98 Prozent der Bevölkerung katholisch sind. Höhepunkt wird eine große Messe im Freien sein, zu der Hunderttausende erwartet werden.

Schwierige Geschichte
Osttimor, das immer noch unter den wirtschaftlichen Folgen seiner schwierigen Geschichte leidet, sieht im Papstbesuch eine Chance, neue Hoffnung zu schöpfen. „Ich hoffe, dass Papst Franziskus durch seinen Besuch eine Botschaft des Friedens und der Einheit überbringen wird“, sagte ein Einheimischer gegenüber den vatikanischen Medien.

Neben religiösen Themen könnte der Papst auch soziale Probleme wie Korruption, Menschenrechtsverletzungen und Missbrauch thematisieren. Insbesondere der Fall des ehemaligen Bischofs Carlos Belo, der des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wird, hat das Land erschüttert.

Trotz der Herausforderungen, die dieser lange Besuch mit sich bringt, zeigte sich Papst Franziskus gesundheitlich stabil und energiegeladen. In den kommenden Tagen wird er sich intensiv mit den Gläubigen und der politischen Führung Osttimors austauschen, bevor er seine Reise in Singapur fortsetzt.

(vatican news)

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Klavierspielerin2 09.09.2024 17:51
Papst ermutigt Ost-Timor zur Aussöhnung mit Indonesien


Papst Franziskus hat Ost-Timor dazu aufgerufen, sich beim Aufbau der Gesellschaft weiterhin an der christlichen Soziallehre zu orientieren. 
Das sagte er nach seiner Ankunft in der Hauptstadt Dili an diesem Montag.


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Wortlaut: Große Polit-Rede des Papstes in Ost-Timor
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Der mit 98 Prozent katholischste Staat der Welt hat erst 2002 seine Unabhängigkeit von Indonesien erlangt; dazu gratulierte der Gast aus Rom in seiner Rede an Spitzenvertreter aus Politik und Gesellschaft.

„Danken wir Gott dafür, dass Sie während einer so dramatischen Zeit Ihrer Geschichte die Hoffnung nicht verloren haben und dafür, dass nach dunklen und schwierigen Tagen endlich eine Morgendämmerung des Friedens und der Freiheit angebrochen ist.“

 
Für eine „Reinigung des Gedächtnisses“
Franziskus lobte die Bemühungen Ost-Timors um Aussöhnung mit dem großen Nachbarland, der früheren Besatzungsmacht Indonesien. „Die erste und klarste Quelle dieser Haltung sind die Lehren des Evangeliums. Sie haben auch in der Bedrängnis an der Hoffnung festgehalten, und dank des Charakters Ihres Volkes und Ihres Glaubens haben Sie den Schmerz in Freude verwandelt! Der Himmel gebe, dass sich auch in anderen Konfliktsituationen in verschiedenen Teilen der Welt der Wunsch nach Frieden durchsetzt!“

Wichtig sei „eine gewisse Reinigung des Gedächtnisses, um Wunden zu heilen“ und den Hass zu bekämpfen, so der Papst. Seine erste Rede auf dem Boden der früheren portugiesischen Kolonie hielt er in seiner spanischen Muttersprache.


Ein Freiheitskämpfer als Präsident
Begrüßt worden war Franziskus von Staatspräsident José Ramos-Horta. Der Politiker ist für seinen gewaltfreien Einsatz für eine Unabhängigkeit Ost-Timors mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Der Papst wies deutlich auf die christliche Prägung seines Besuchslandes hin; es sei ein Beispiel für die „universale Berufung“ des Christentums, das ja „in Asien entstanden“ sei. Er lobte, dass Indonesien eine „Erklärung zur Geschwisterlichkeit aller Menschen“, die Franziskus 2019 zusammen mit einem hohen islamischen Geistlichen lanciert hat, unter seine nationalen Dokumente aufgenommen hat.

„Der Glaube, der Sie in der Vergangenheit erleuchtet und Ihnen Halt gegeben hat, möge auch weiterhin Ihre Gegenwart und Ihre Zukunft inspirieren (…), das heißt, er möge die Kriterien, die Projekte und die Entscheidungen im Sinne des Evangeliums inspirieren.“

 
Sorge über Armut und Gewalt
Besorgt zeigte sich Franziskus über die Auswanderung, die Armut in ländlichen Gebieten Ost-Timors, den Alkoholkonsum unter Jugendlichen und die Gewalt.

„Für die Lösung dieser Probleme wie auch für die optimale Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen des Landes – vor allem der Öl- und Gasreserven, die nie dagewesene Entwicklungsmöglichkeiten bieten könnten – ist es unerlässlich, diejenigen, die in nicht allzu ferner Zukunft die Führungsriege des Landes bilden werden, durch eine entsprechende Ausbildung angemessen vorzubereiten. (…) Auf diese Weise wären sie dann in der Lage, über alle notwendigen Mittel zu verfügen, um weitreichende Pläne im ausschließlichen Interesse des Gemeinwohls zu entwerfen. Die Kirche bietet ihre Soziallehre als Basis für einen solchen Bildungsprozess an.“

 
„Deus abençoe Timor-Leste! Maromak haraik bênção ba Timor-Lorosa’e!“


Sehr angetan zeigte sich Papst Franziskus davon, wie Ost-Timor demographisch dasteht: Etwa 65% der Bevölkerung seien unter 30 Jahre alt, das spreche für „Enthusiasmus, Frische, Zukunftsorientierung“ und Unternehmungslust. „Deus abençoe Timor-Leste! Maromak haraik bênção ba Timor-Lorosa’e!“

(vatican news – sk)
 

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Klavierspielerin2 09.09.2024 17:56
Wortlaut: Große Polit-Rede des Papstes in Ost-Timor


Hier finden Sie die erste Ansprache, die Papst Franziskus an diesem Montag nach seiner Ankunft in Ost-Timor gehalten hat, in vollem Wortlaut. Spontane Hinzufügungen wurden in den amtlichen Text eingearbeitet.
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Auslassungen werden durch (…) markiert. Der spanische Landesname Timor-Leste wurde im Text durch das im Deutschen gängige Ost-Timor ersetzt. Sämtliche Wortmeldungen des Papstes in ihrer offiziellen Fassung werden auf der Internetseite des Heiligen Stuhls publiziert.

Begegnung mit den Autoritäten, der Zivilgesellschaft
und dem Diplomatischen Korps
Dili, Präsidentenpalast, 9. September


Herr Präsident,
Herr Premierminister,
sehr verehrte Mitglieder der Regierung und des Diplomatischen Korps,
Herr Kardinal, meine Herren Bischöfe,
Vertreter der Zivilgesellschaft,
meine Damen und Herren!

Ich danke Ihnen für Ihren höflichen und freudigen Empfang in diesem schönen Land Ost-Timor. Und ich danke dem Präsidenten, Herrn José Ramos-Horta, und dem Premierminister, Herrn Xanana Gusmão, für die freundlichen Worte, die Sie gerade an mich gerichtet haben.

Hier berühren sich Asien und Ozeanien und begegnen in gewissem Sinne Europa, das zwar geografisch weit entfernt ist, aber doch nahe aufgrund der Rolle, die es in diesen Breiten in den letzten fünf Jahrhunderten gespielt hat. Von den holländischen Piraten will ich gar nicht erst reden. Aus Portugal kamen nämlich im 16. Jahrhundert die ersten Dominikaner-Missionare, die den Katholizismus und die portugiesische Sprache mitbrachten; diese und die Sprache Tetum sind heute die beiden offiziellen Sprachen des Staates.

 
„Inkulturation des Glaubens und Evangelisierung der Kultur“

Das Christentum, das in Asien entstand, ist durch europäische Missionare bis in diese entferntesten Ausläufer des Kontinents vorgedrungen und zeugt so von seiner universalen Berufung und seiner Fähigkeit, sich mit den unterschiedlichsten Kulturen in Einklang zu bringen, die durch die Begegnung mit dem Evangelium zu einer neuen, höheren und tiefgründigeren Synthese finden. Das Christentum inkulturiert sich, (…) und zugleich evangelisiert es die Kulturen. Dieser Gleichklang für das christliche Leben ist wichtig: Inkulturation des Glaubens und Evangelisierung der Kultur. Es handelt sich nicht um einen ideologischen Glauben, sondern um einen in der Kultur verwurzelten Glauben.

Dieses Land, geziert von Bergen, Wäldern und Ebenen, umgeben von einem nach allem, was ich sehen konnte, wunderbaren Meer, reich an so vielen Dingen, an Früchten und Holz... Dieses Land hat die Erschütterungen und die Gewalt erlebt, die oft auftreten, wenn ein Volk vor der vollen Unabhängigkeit steht und sein Streben nach Selbständigkeit nicht anerkannt oder behindert wird.

Vom 28. November 1975 bis zum 20. Mai 2002, also von der Erklärung der Unabhängigkeit bis zu ihrer endgültigen Wiederherstellung, erlebte Ost-Timor die Jahre seines Leidens und seiner größten Prüfung. Es hat gelitten. Doch das Land wusste sich wieder zu erheben, indem es einen Weg des Friedens und der Öffnung für eine neue Phase fand, die eine Phase der Entwicklung sein will, der Verbesserung der Lebensbedingungen, und in der die unberührte Pracht dieses Gebiets und seine natürlichen und menschlichen Ressourcen auf allen Ebenen zur Geltung gebracht werden sollen.

 
„Danken wir Gott dafür, dass Sie während einer so dramatischen Zeit Ihrer Geschichte die Hoffnung nicht verloren haben“



Danken wir Gott dafür, dass Sie während einer so dramatischen Zeit Ihrer Geschichte die Hoffnung nicht verloren haben und dafür, dass nach dunklen und schwierigen Tagen endlich eine Morgendämmerung des Friedens und der Freiheit angebrochen ist.

Bei der Verfolgung dieser wichtigen Ziele war die Verwurzelung im katholischen Glauben eine große Hilfe, wie der heilige Johannes Paul II. bei seinem Besuch in Ihrem Land im Jahr 1989 betonte. In seiner Homilie in Tasi-Tolu erinnerte er daran, dass die Katholiken von Ost-Timor »eine Tradition haben, in der das Familienleben, die Kultur und die Bräuche der Gesellschaft tief im Evangelium verwurzelt sind«; eine Tradition »reich an den Lehren und am Geist der Seligpreisungen«, eine Tradition reich an »demütigem Gottvertrauen, an Vergebung und Barmherzigkeit und, wenn notwendig, an geduldigem Leiden in der Bedrängnis« (12. Oktober 1989). (…)

In diesem Zusammenhang möchte ich besonders an Ihr unermüdliches Bemühen um eine Versöhnung mit Ihren Brüdern und Schwestern in Indonesien lobend erinnern. Die erste und klarste Quelle dieser Haltung sind die Lehren des Evangeliums. Sie haben auch in der Bedrängnis an der Hoffnung festgehalten und dank des Charakters Ihres Volkes und Ihres Glaubens haben Sie den Schmerz in Freude verwandelt! Der Himmel gebe, dass sich auch in anderen Konfliktsituationen in verschiedenen Teilen der Welt der Wunsch nach Frieden durchsetzt! Denn die Einheit ist wichtiger als der Konflikt, immer. (…) Und dazu braucht es auch eine gewisse Reinigung des Gedächtnisses, um Wunden zu heilen, den Hass durch Versöhnung zu bekämpfen, die Konfrontation durch die Zusammenarbeit. (…)

 
„Der Himmel gebe, dass sich auch in anderen Konfliktsituationen in verschiedenen Teilen der Welt der Wunsch nach Frieden durchsetzt!“



Es ist auch ein Grund zu Lob und Dank, dass Sie am 20. Jahrestag der Unabhängigkeit des Landes die Erklärung zur Brüderlichkeit aller Menschen, die ich zusammen mit dem Großimam von Al-Azhar am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi unterzeichnet habe, unter die nationalen Dokumente aufgenommen haben. (…) Und Sie haben dies getan, damit sie – wie es die Erklärung selbst wünscht – in die Lehrpläne aufgenommen und integriert werden kann. Dies ist grundlegend.

Zugleich ermutige ich Sie, in erneutem Vertrauen mit dem umsichtigen Aufbau und der Konsolidierung der Institutionen Ihrer Republik fortzufahren, so dass diese Einrichtungen geeignet sind, dem Volk von Ost-Timor zu dienen und die Bürger sich tatsächlich repräsentiert fühlen.

Jetzt hat sich ein neuer Horizont vor Ihnen aufgetan, frei von düsteren Wolken, aber mit neuen Herausforderungen, die es anzugehen und mit neuen Problemen, die es zu lösen gilt. Deshalb möchte ich Ihnen sagen: Der Glaube, der Sie in der Vergangenheit erleuchtet und ihnen Halt gegeben hat, möge auch weiterhin Ihre Gegenwart und Ihre Zukunft inspirieren: »Que a vossa fé seja a vossa cultura!«, das heißt, er möge die Kriterien, die Projekte und die Entscheidungen im Sinne des Evangeliums inspirieren.

 
„Die Notwendigkeit eines langfristig angelegten gemeinsamen Vorgehens gegen die Armut“



Ich denke bei den vielen aktuellen Themen an das Phänomen der Auswanderung, das immer ein Anzeichen für eine unzureichende oder unangemessene Erschließung der Ressourcen ist, wie auch dafür, dass man nicht in der Lage ist, allen einen Arbeitsplatz anzubieten, der einen gerechten Ertrag bringt und den Familien ein Einkommen sichert, das ihren Grundbedürfnissen entspricht. (…)

Ich denke auch an die Armut, die es in vielen ländlichen Gebieten gibt, und an die daraus folgende Notwendigkeit eines langfristig angelegten gemeinsamen Vorgehens, das vielfältige Kräfte und unterschiedliche Verantwortlichkeiten – zivile, religiöse und soziale – einbezieht, um Abhilfe zu schaffen und wirksame Alternativen zur Auswanderung zu bieten.

Ich denke schließlich an das, was man als gesellschaftliche Plagen bezeichnen könnte, wie beispielsweise den übermäßigen Alkoholkonsum unter Jugendlichen. Bitte gehen Sie das an! Geben Sie den jungen Leuten Ideale, damit sie aus diesen Fallen herausfinden! Ein weiteres Phänomen ist das der Banden, die (…) gewalttätig werden. Gewalt ist immer ein Problem bei den Völkern. Und vergessen wir nicht die vielen Kinder und Heranwachsenden, die in ihrer Würde verletzt werden (…): wir alle sind gerufen, verantwortungsvoll zu handeln, um jeder Art von Missbrauch vorzubeugen und zu gewährleisten, dass unsere Kinder und Jugendlichen unbeschwert heranwachsen können.

 
„Die Soziallehre der Kirche ist keine Ideologie, sie gründet auf der Geschwisterlichkeit“


Für die Lösung dieser Probleme wie auch für die optimale Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen des Landes – vor allem der Öl- und Gasreserven, die nie dagewesene Entwicklungsmöglichkeiten bieten könnten – ist es unerlässlich, diejenigen, die in nicht allzu ferner Zukunft die Führungsriege des Landes bilden werden, durch eine entsprechende Ausbildung angemessen vorzubereiten. (…) Auf diese Weise wären sie dann in der Lage, über alle notwendigen Mittel zu verfügen, um weitreichende Pläne im ausschließlichen Interesse des Gemeinwohls zu entwerfen.

Die Kirche bietet ihre Soziallehre als Basis für einen solchen Bildungsprozess an. Diese stellt einen unverzichtbaren Grundpfeiler dar, auf dessen Basis man spezifische Kenntnisse entwickeln kann und auf den man sich stets stützen muss, um zu überprüfen, ob jene neuen Errungenschaften wirklich der ganzheitlichen Entwicklung zugutegekommen sind oder ob sie sich stattdessen als Hindernis erweisen, weil sie zu unannehmbaren Ungleichgewichten und einem erhöhten Anteil an Ausgestoßenen führen, die am Rand zurückgelassen werden. Die Soziallehre der Kirche ist keine Ideologie, sie gründet auf der Geschwisterlichkeit. Eine Lehre, die es zu fördern gilt, tut viel für die Entwicklung der Völker, vor allem der Ärmsten.

Doch auch wenn es an Problemen nicht mangelt – wie bei allen Völkern und zu allen Zeiten – möchte ich Sie einladen, zuversichtlich zu sein und einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft zu bewahren. (…)

 
„Der erste Bereich, in den investiert werden muss, ist die Bildung“



Sie sind ein junges Volk, nicht bezüglich Ihrer Kultur und der Besiedlung dieses Landes, die sehr alt sind, sondern weil etwa 65% der Bevölkerung von Ost-Timor unter 30 Jahre alt ist. (…) Diese Zahl sagt uns, dass der erste Bereich, in den investiert werden muss, die Bildung ist. (…) Eine Bildung, die Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt stellt und ihre Würde stärkt. (…) Der Enthusiasmus, die Frische, die Zukunftsorientierung, der Mut und die Unternehmungslust, die für die Jugend typisch sind, bilden zusammen mit der Erfahrung und der Weisheit der Älteren eine günstige Mischung aus Wissen und weitherzigem Tatendrang auf dem Weg in die Zukunft. (…) Zusammen sind diese jugendliche Begeisterung und diese Weisheit eine große Ressource und erlauben keine Passivität und schon gar keinen Pessimismus. (…)

Die katholische Kirche, ihre Soziallehre, ihre sozialen und caritativen Einrichtungen wie auch ihre Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen stehen im Dienste aller und sind ebenfalls eine wertvolle Ressource, die es ermöglicht, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. In dieser Hinsicht ist es anerkennenswert, dass das Engagement der Kirche für das Gemeinwohl auf die Zusammenarbeit und Unterstützung des Staates zählen kann, im Rahmen der freundschaftlichen Beziehungen, die sich zwischen der Kirche und der Demokratischen Republik Ost-Timor entwickelt haben und die von dem am 3. März 2016 in Kraft getretenen Abkommen beider rezipiert werden. Exzellente Beziehungen.

Ost-Timor, das Zeiten großer Bedrängnis mit geduldiger Entschlossenheit und Heldenmut zu meistern vermochte, lebt heute als friedliches und demokratisches Land, das sich um den Aufbau einer geschwisterlichen Gesellschaft müht und friedliche Beziehungen zu seinen Nachbarn innerhalb der internationalen Gemeinschaft entwickelt. Schaut man auf Ihre jüngste Vergangenheit und das bisher Erreichte, gibt es Grund zu der Zuversicht, dass Ihre Nation ebenso in der Lage sein wird, die heutigen Schwierigkeiten und Probleme verständig, klar kreativ anzugehen. Vertrauen Sie auf die Weisheit des Volkes! Ein Volk hat seine Weisheit – vertrauen Sie auf diese Weisheit.

Ich vertraue Ost-Timor und sein ganzes Volk dem Schutz der unbefleckt empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria an, der himmlischen Patronin, die mit dem Titel Virgem de Aitara angerufen wird. Sie begleite Sie und helfe Ihnen stets bei der Aufgabe, ein freies, demokratisches und solidarisches und fröhliches Land aufzubauen, in dem sich niemand ausgeschlossen fühlt und alle in Frieden und Würde leben können.

Deus abençoe Timor-Leste! Maromak haraik bênção ba Timor-Lorosa’e!

(vatican news – sk)
 

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Klavierspielerin2 09.09.2024 19:21
Highlights Dili

 
Klavierspielerin2 10.09.2024 08:16
„Sakrament der Armen“: Eine Stegreif-Rede des Papstes

Eigentlich war keine Ansprache des Papstes vorgesehen, als Franziskus an diesem Dienstagmorgen in Dili, der Hauptstadt von Osttimor, eine Schule für behinderte Kinder besuchte


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Doch angesichts des herzlichen Empfangs, den ihm die Kinder in dem von Ordensfrauen geleiteten Zentrum bereiteten, hielt der Gast aus Rom doch eine kleine Rede aus dem Stegreif. Hier finden Sie einen Ausschnitt daraus in einer Arbeitsübersetzung; der amtliche Text wird demnächst auf der Internetseite des Heiligen Stuhls publiziert.

 
Wortlaut
Es gibt eine Sache, die mich immer innehalten lässt: Wenn Jesus über das Jüngste Gericht spricht, sagt er zu einigen: „Kommt mit mir“. Aber er sagt nicht: „Komm mit mir, weil du getauft wurdest, weil du gefirmt wurdest, weil du kirchlich geheiratet hast, weil du nicht gelogen hast, weil du nicht gestohlen hast...“ Nein. Er sagt: „Komm mit mir, weil du dich um mich gekümmert hast. Du hast dich um mich gekümmert.“

 
Und Jesus sagt: „Komm mit mir, weil du dich um mich gekümmert hast, als ich hungrig war und du mir zu essen gegeben hast, als ich durstig war und du mir zu trinken gegeben hast, als ich krank war und du mich besucht hast, und so weiter.“ Ich nenne das „das Sakrament der Armen“. Eine Liebe, die ermutigt, die aufbaut und die stärkt. Und das ist es, was Sie hier finden: Liebe. Ohne Liebe ist das nicht zu verstehen. Und so können wir die Liebe Jesu verstehen, der sein Leben für uns gegeben hat. Wir können die Liebe Jesu nicht verstehen, wenn wir nicht anfangen, Liebe zu praktizieren.


„Lassen wir uns von Gott umsorgen und nicht von so vielen Ideen oder Projekten oder Launen“


Das Leben mit den Bedürftigsten zu teilen ist ein Programm, Ihr Programm, es ist das Programm eines jeden Christen. Ich möchte Ihnen für das danken, was Sie tun, und ich möchte auch den Mädchen, Jungen und jungen Frauen danken, die uns das Zeugnis geben, dass sie sich von Gott versorgen lassen. Denn sie sind es, die uns lehren, wie wir uns von Gott versorgen lassen müssen. Lassen wir uns von Gott umsorgen und nicht von so vielen Ideen oder Projekten oder Launen. Lassen wir uns von Gott versorgen. Und sie sind unsere Lehrer. Ich danke Ihnen dafür.

(vatican news - sk)
 
Klavierspielerin2 10.09.2024 08:22
Wortlaut: „Neuer Schwung für Evangelisierung in Osttimor“



Hier finden Sie die Ansprache, die Papst Franziskus an diesem Dienstag an Kirchenleute in Ost-Timor gehalten hat, in vollem Wortlaut. Spontane Hinzufügungen wurden in den amtlichen Text eingearbeitet.
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Auslassungen werden durch (…) markiert. Der Landesname Timor-Leste wurde im Text durch das im Deutschen gängige Osttimor ersetzt. Sämtliche Wortmeldungen des Papstes in ihrer offiziellen Fassung werden auf der Internetseite des Heiligen Stuhls publiziert.

ANSPRACHE DES HEILIGEN VATERS

Begegnung mit Bischöfen, Priestern, Diakonen,
Gottgeweihten, Seminaristen und Katecheten

Liebe Brüder im Bischofsamt,

liebe Priester und Diakone, Ordensmänner, Ordensfrauen und Seminaristen,

liebe Katecheten, Brüder und Schwestern, guten Morgen! (...)

Ich freue mich, bei euch zu sein, im Rahmen dieser Reise, die mich als Pilger in die Länder des Ostens führt. Ich danke Erzbischof Norberto de Amaral für die Worte, die er an mich gerichtet hat und mit denen er daran erinnert hat, dass Osttimor ein Land „an den Grenzen der Erde“ ist. (...) Und – so möchte ich sagen – gerade, weil es am Rande liegt, befindet es sich im Zentrum des Evangeliums! (...) Denn im Herzen Christi – das wissen wir – haben die Peripherien einen zentralen Platz: Das Evangelium ist voll von Personen, Figuren und Geschichten, die sich an den Rändern, an den Grenzen befinden, die aber von Jesus gerufen werden und zu Protagonisten jener Hoffnung werden, die er uns bringt.

Ich freue mich mit euch und für euch, denn ihr seid die Jünger des Herrn in diesem Land. Als ich an eure Mühen gedacht habe und an die Herausforderungen, denen ihr euch stellen müsst, ist mir eine sehr eindrucksvolle Passage aus dem Johannesevangelium in den Sinn gekommen, die von einer Szene der Zärtlichkeit und Vertrautheit erzählt, die sich im Haus der Freunde Jesu, Lazarus, Marta und Maria, zugetragen hat (vgl. Joh 12,1-11). In einem bestimmten Moment während des Mahls »nahm Maria ein Pfund echtes, kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füße und trocknete sie mit ihren Haaren. Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt« (V. 3).

 
„Den Duft bewahren, den Duft verbreiten“

Maria salbt die Füße Jesu und dieser Duft erfüllt das ganze Haus. Genau dabei möchte ich mit euch verweilen: der Duft, der Wohlgeruch Christi und seines Evangeliums, ist ein Geschenk, (...) das wir bewahren müssen und den zu verbreiten wir gerufen sind. Den Duft bewahren, den Duft verbreiten. (...) Denken wir darüber nach.

Erstens: Den Duft bewahren. Wir müssen immer wieder zurückkehren zum Ursprung des empfangenen Geschenks unseres Christseins, unseres Priesterseins, unseres Lebens als Ordensleute und Katecheten. Wir haben das Leben Gottes selbst durch seinen Sohn Jesus empfangen, der für uns gestorben ist und uns den Heiligen Geist geschenkt hat. Wir sind gesalbt worden mit dem Öl der Freude und der Apostel Paulus schreibt: »Wir sind Christi Wohlgeruch für Gott« (2 Kor 2,15).

Liebe Brüder und Schwestern, ihr seid der Wohlgeruch Christi! Und dieses Symbol ist euch nicht fremd. Hier in Timor wächst Sandelholz im Überfluss, mit seinem Duft, der auch bei anderen Völkern und Nationen sehr geschätzt und begehrt ist. Die Bibel selbst lobt seinen Wert, wenn sie berichtet, dass die Königin von Saba König Salomo besuchte und ihm Sandelholz [deutsche Einheitsübersetzung: Almuggimholz] zum Geschenk machte (vgl. 1 Kön 10,12). 
(...)

„Ihr seid der Duft des Evangeliums in diesem Land“

Brüder und Schwestern, ihr seid der Duft des Evangeliums in diesem Land. (...) Wie ein immergrüner, starker Sandelbaum, der wächst und Früchte trägt, seid auch ihr missionarische Jünger, mit dem Wohlgeruch des Heiligen Geistes, um das Leben eures heiligen, treuen Volkes Gottes zu beseelen.

Eines sollten wir jedoch nicht vergessen: Der vom Herrn empfangene Wohlgeruch muss sorgsam bewahrt werden, (...) so wie Maria von Betanien ihn eigens für Jesus aufbewahrt hatte. (...) Auch wir müssen die Liebe, mit der der Herr unserem Leben Wohlgeruch verliehen hat, bewahren, damit sie sich nicht verflüchtigt und ihren Duft verliert. Was bedeutet das? Es bedeutet, sich der empfangenen Gabe bewusst zu sein, sich daran zu erinnern, dass der Duft nicht für uns selbst bestimmt ist, sondern dafür, die Füße Christi zu salben, indem wir das Evangelium verkünden und den Armen dienen; es bedeutet, wachsam gegenüber uns selbst zu sein, weil Mittelmäßigkeit und geistliche Lauheit stets auf uns lauern. (...)

 
Und ich möchte noch etwas hinzufügen: Wir blicken mit Dankbarkeit auf die Geschichte zurück, die sich vor uns ereignet hat, auf den Samen des Glaubens, der hier von den Missionaren gesät wurde, (...) auf die Schulen für die Ausbildung. Aber ist das genug? Nein! In der Tat müssen wir die Flamme des Glaubens immer wieder neu entfachen. Deshalb möchte ich euch sagen: Vernachlässigt es nicht, die christliche Lehre zu vertiefen und in eurer geistlichen, katechetischen und theologischen Ausbildung zu reifen; denn all dies dient dazu, das Evangelium in eurer Kultur zu verkünden und sie gleichzeitig von archaischen und manchmal abergläubischen Formen und Traditionen zu reinigen. (...) Es gibt viele wertvolle Dinge in eurer Kultur, ich denke insbesondere an den Glauben an die Auferstehung und an die Gegenwart der Seelen der Verstorbenen; aber all dies muss stets im Licht des Evangeliums und der Lehre der Kirche gereinigt werden. Engagiert euch dafür, denn »jede Kultur und jede gesellschaftliche Gruppe bedarf der Läuterung und der Reifung« (Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 69).

„Eine Kirche in Bewegung, eine Kirche, die nicht stillsteht“


Kommen wir zum zweiten Aspekt: Den Duft verbreiten. Die Kirche ist dazu da, das Evangelium zu verkünden, und wir sind gerufen, den anderen den sanften Duft des neuen Lebens des Evangeliums zu bringen. Maria von Betanien benutzt das kostbare Nardenöl nicht, um sich selbst schön zu machen, sondern um die Füße Jesu zu salben, und so erfüllt der Duft das ganze Haus. (...) Das Markusevangelium berichtet sogar, dass Maria das Alabastergefäß mit dem duftenden Öl zerbricht, um Jesus zu salben (vgl. 14,3). Evangelisierung geschieht, wenn wir den Mut haben, das Gefäß, in dem sich das duftende Öl befindet, zu „zerbrechen“, die „Schale“ zu zerbrechen, die uns oft in uns selbst verschließt, und herauszutreten aus einer mittelmäßigen, bequemen Religiosität, die nur für den persönlichen Bedarf gelebt wird. Mir hat die Formulierung gefallen, die Schwester Rosa in ihrem Zeugnis verwendet hat: eine Kirche in Bewegung, eine Kirche, die nicht stillsteht, die nicht um sich selbst kreist, sondern von der Leidenschaft verzehrt wird, allen die Freude des Evangeliums zu bringen.

 
Auch euer Land, das in einer langen christlichen Geschichte verwurzelt ist, braucht heute neuen Schwung bei der Evangelisierung damit der Duft des Evangeliums alle erreicht: der Duft der Versöhnung und des Friedens nach den leidvollen Jahren des Krieges; der Duft des Mitgefühls, der den Armen hilft, wieder auf die Beine zu kommen und zu einem Engagement zugunsten der wirtschaftlichen und sozialen Geschicke des Landes anregt; einen Duft der Gerechtigkeit gegen die Korruption. (...) Und insbesondere muss der Duft des Evangeliums gegen alles verbreitet werden, was das menschliche Leben erniedrigt, entstellt und sogar zerstört, gegen jene Plagen, die innere Leere und Leid erzeugen, wie Alkoholismus, Gewalt und mangelnder Respekt vor der Würde der Frauen. Das Evangelium Jesu hat die Kraft, diese dunklen Wirklichkeiten zu verwandeln und eine neue Gesellschaft zu schaffen. (...)

„Ein Priester darf seine Rolle niemals ausnutzen, er muss immer segnen“


Liebe Freundinnen und Freunde, diese Aufrüttlung durch das Evangelium ist notwendig, und deshalb brauchen wir leidenschaftliche, qualifizierte und kreative Priester, Ordensleute und Katecheten. (...) Und ich danke Herrn Florentino für sein Zeugnis, einem Katechisten, der einen Großteil seines Lebens diesem wunderbaren Dienst gewidmet hat. Insbesondere den Priestern möchte ich sagen: Ich habe gehört, dass das Volk euch mit viel Zuneigung begegnet und euch „Amu“ nennt, was hier der wichtigste Titel ist, es bedeutet „Herr“. Dies darf jedoch nicht dazu führen, dass ihr euch dem Volk überlegen fühlt, (...) es darf euch nicht zur Versuchung des Stolzes und der Macht verleiten (...). Denken wir daran: Mit dem Öl werden die Füße Christi gesalbt, die die Füße unserer Brüder und Schwestern im Glauben sind, angefangen bei den Ärmsten. Eine Geste, die die Gläubigen hier vollziehen, wenn sie euch Priestern begegnen, ist vielsagend: Sie nehmen eure gesalbte Hand und führen sie als Zeichen des Segens an ihre Stirn. Es ist schön, in diesem Zeichen die Zuneigung des heiligen Volkes Gottes zu sehen, denn der Priester ist ein Segenswerkzeug. Er darf seine Rolle niemals, niemals ausnutzen, er muss immer segnen, trösten, ein Diener des Mitgefühls und ein Zeichen der Barmherzigkeit Gottes sein. (...)

 
Liebe Brüder und Schwestern, ein portugiesischer Diplomat aus dem 16. Jahrhundert, Tomé Pires, hat folgendes geschrieben: „Malaiische Kaufleute sagen, dass Gott Timor wegen des Sandelholzes erschaffen hat“ (The Summa Oriental, London 1944, 204). Wir wissen jedoch, dass es noch einen anderen Duft gibt, (...) den Wohlgeruch Christi und des Evangeliums, der das Leben reich macht und mit Freude erfüllt. (...)

Verliert nicht den Mut! Daran hat uns Pater Sancho in seinem bewegenden Zeugnis erinnert: »Gott weiß, wie er für diejenigen sorgen wird, die er berufen und ausgesandt hat«. (...) Ich segne euch von Herzen. Und ich bitte euch, für mich zu beten. (...) Danke. (...)

(vatican news)
 
Engelslhaar 10.09.2024 08:22
Sehr interessant, vielen Dank!
 
Klavierspielerin2 10.09.2024 08:44
Highlights in Dili
 
Klavierspielerin2 10.09.2024 08:45
 
Klavierspielerin2 10.09.2024 17:51
Wortlaut: Die Papstpredigt in Osttimor


Wir dokumentieren hier die Predigt, die Papst Franziskus am Dienstag, den 10. September 2024 in Osttimor gefeiert hat, in deutscher Übersetzung. Auf der Archivseite vatican.va, die sämtliche öffentliche Ansprachen und Dokumente des Papstes in amtlicher Übersetzung bündelt, ist dieser Text in Kürze ebenfalls abrufbar.

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»Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt« (Jes 9,5)

         Das sind die Worte aus der ersten Lesung, mit denen sich der Prophet Jesaja an die Bewohner Jerusalems wendet, in einer Zeit des Wohlstands für die Stadt, die aber leider auch durch einen großen moralischen Verfall gekennzeichnet ist.

         Es gibt viel Reichtum, aber der Wohlstand macht die Mächtigen blind und gaukelt ihnen vor, dass sie sich selbst genügen, dass sie den Herrn nicht brauchen, und ihre Vermessenheit verleitet sie dazu, selbstsüchtig und ungerecht zu sein. Das ist der Grund, weshalb trotz des großen Reichtums die Armen im Stich gelassen werden und Hunger leiden, die Untreue um sich greift und die religiöse Praxis zu einer reinen Formalität verkommt. Die trügerische Fassade einer auf den ersten Blick perfekten Welt verbirgt also eine viel dunklere und traurigere, harte und grausame Wirklichkeit, die dringend der Umkehr, der Barmherzigkeit und der Heilung bedarf.

         Deshalb verheißt der Prophet einen neuen Horizont, den Gott ihnen eröffnen wird: eine Zukunft der Hoffnung und der Freude, in der Unterdrückung und Krieg für immer verbannt sein werden (vgl. Jes 9,1-4). Er wird über ihnen ein großes Licht aufgehen lassen (vgl. V. 1), das sie von der Finsternis der Sünde, die sie belastet, befreit, und zwar nicht mit der Macht von Armeen, Waffen und Reichtum, sondern durch das Geschenk eines Sohnes (vgl. V. 5-6).

         Verweilen wir also bei der Betrachtung dieses Bildes: Gott lässt sein rettendes Licht durch das Geschenk eines Sohnes aufleuchten.

         Überall auf der Welt ist die Geburt eines Kindes ein lichter Augenblick der Freude und ein Moment des Feierns, der gute Sehnsüchte weckt: nach Erneuerung im Guten, nach Rückkehr zu Reinheit und Einfachheit. Angesichts eines neugeborenen Kindes erfüllt sich selbst das härteste Herz mit Wärme und Zärtlichkeit. Die Schwäche eines Kindes enthält eine Botschaft, die so stark ist, dass sie selbst die verstocktesten Herzen berührt und ihnen wieder Harmonie und Gelassenheit gibt. Es ist wunderbar, was bei der Geburt eines Kindes geschieht!

Die Nähe Gottes geschieht durch ein Kind. Gott wird ein Kind und es ist nicht nur eine Einladung, zu staunen und innerlich bewegt zu sein, sondern besteht auch darin, uns der Liebe des Vaters zu öffnen und uns von ihr formen zu lassen, damit sie unsere Wunden heilen, uns bei Uneinigkeit wieder vereinen und unser Leben wieder in Ordnung bringen kann.

In Osttimor ist es schön, weil es so viele Kinder gibt: Ihr seid ein junges Land, in dem man in jeder Ecke das Leben pulsieren und aufblühen sieht. Und das ist ein großes Geschenk: So viel Jugend und so viele Kinder erneuern nämlich beständig die Frische, die Energie, die Freude und den Enthusiasmus eures Volkes. Aber mehr noch ist es ein Zeichen, denn wenn wir den Kleinen Raum geben, sie aufnehmen, uns um sie kümmern und auch uns selbst vor Gott und voreinander klein zu machen, sind das genau die Haltungen, die uns für das Wirken des Herrn öffnen. Indem wir uns klein machen, erlauben wir dem Allmächtigen, Großes an uns zu tun, nach dem Maß seiner Liebe, wie Maria uns im Magnifikat (vgl. Lk 1,46-49) und auch in dieser Feier lehrt.

         Heute verehren wir die Gottesmutter als Königin, d.h. als Mutter eines Königs, Jesus, der klein geboren werden wollte, um unser Bruder zu werden, indem er sein mächtiges Handeln dem „Ja“ einer schwachen und armen jungen Mutter anvertraute (vgl. Lk 1,38).

         Und Maria hat dies so gut verstanden, dass sie sich entschloss, ihr ganzes Leben lang klein zu bleiben, ja, sich immer kleiner zu machen, indem sie diente, betete, in den Hintergrund trat, um Jesus Platz zu machen, auch wenn sie das sehr viel kostete. 

         Deshalb, liebe Brüder und Schwestern, wollen wir keine Angst davor haben, uns vor Gott und voreinander klein zu machen, unser Leben zu versäumen, unsere Zeit zu verschenken, unsere Pläne zu revidieren oder etwas aufzugeben, damit es einem Bruder oder einer Schwester bessergeht und sie glücklich ist. Lasst uns auch keine Angst davor haben, unsere Pläne, wenn nötig, kleiner ausfallen zu lassen, nicht um sie zu schmälern, sondern um sie noch schöner zu machen, dadurch dass wir uns selbst verschenken und die Anderen annehmen, mit all den Unwägbarkeiten, die dies mit sich bringt. 

         All dies wird durch zwei wunderschöne traditionelle Schmuckstücke dieses Landes sehr gut versinnbildlicht: der Kaibauk und der Belak. Beide sind aus Edelmetall gefertigt. Das heißt, dass sie von Bedeutung sind!

         Das erste Schmuckstück symbolisiert die Hörner des Büffels und das Licht der Sonne, es wird erhöht platziert, als Stirnschmuck, oder auch, durch die Form der Dächer, ganz oben auf den Häusern. Es steht für Kraft, Energie und Wärme und kann die lebensspendende Kraft Gottes darstellen. Aber nicht nur: Auf Kopfhöhe getragen und ganz oben auf den Häusern, erinnert es uns daran, dass auch wir mit dem Licht des Wortes Gottes und mit der Kraft seiner Gnade durch unsere Entscheidungen und Handlungen am großen Heilsplan mitwirken können.

         Das zweite Schmuckstück, der Belak, das auf der Brust getragen wird, ist eine Ergänzung zum ersten. Er erinnert an den zarten Schein des Mondes, der in der Nacht das Licht der Sonne bescheiden reflektiert und alle Dinge in einen leichten Schimmer hüllt. Er steht für Frieden, Fruchtbarkeit und Sanftheit und symbolisiert die Zärtlichkeit der Mutter, die mit dem zarten Widerschein ihrer Liebe alles, was sie berührt, mit demselben Licht erstrahlen lässt, das sie von Gott empfängt.  

         Kaibauk und Belak, Kraft und Zärtlichkeit von Vater und Mutter: So zeigt der Herr sein Königtum, das aus Liebe und Barmherzigkeit besteht. 

         Und so bitten wir in dieser Eucharistiefeier gemeinsam darum – ein jeder von uns, als Männer und Frauen, als Kirche und als Gesellschaft – dass wir in der Welt das starke und zärtliche Licht des Gottes der Liebe widerspiegeln können, jenes Gottes, der, wie wir im Antwortpsalm gebetet haben, „den Geringen aufrichtet aus dem Staub und aus dem Schmutz den Armen erhebt, um ihn bei den Fürsten seines Volkes wohnen zu lassen“ (vgl. Ps 113,7-8).

(vatican news)

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Klavierspielerin2 10.09.2024 18:03
 
Klavierspielerin2 11.09.2024 08:44
Osttimor: Papst trifft Jugendliche


Papst Franziskus hat Jugendliche in Osttimor zu Engagement für eine geschwisterlichere Welt aufgerufen. Dabei sollten sie ruhig „Krach schlagen“ und „große Dinge träumen“.



Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Das sagte er an diesem Mittwoch bei einem Treffen mit jungen Leuten in der Hauptstadt des kleinen Pazifikstaats, Dili. Etwa tausend Jugendliche hatten es in den großen Saal des Konferenzzentrums geschafft, in dem die Begegnung stattfand; ungefähr zweitausend weitere drängten sich auf dem Vorplatz, um einen Blick auf den im Rollstuhl fahrenden Papst zu erhaschen. „Das hier ist die Jugend des Papstes“, wurde immer wieder skandiert.

Etwa 46 Prozent der Bevölkerung Osttimors sind zwischen null und vierzehn Jahren alt; viele junge Leute leben in Armut und besuchen keine Schule, die Kindersterblichkeit ist hoch. Alkoholismus und Gewalt sind unter Jugendlichen weitverbreitet. Doch in den kurzen Stellungnahmen, die Teilnehmende am Treffen in Anwesenheit des Papstes abgaben, ging es vor allem um den schädlichen Einfluss des Handys.

 
Freiheit, Engagement und Geschwisterlichkeit
„In der heutigen technologischen Welt geht die Rolle der Familie als Zentrum des Glaubens verloren, weil jeder mit seinem Handy beschäftigt ist“, sagte eine junge Frau namens Cecilia Efranio Bonaparte in einer kurzen Ansprache. „Die, die nah sind, werden fern und die, die fern sind, werden nah. Die Kommunikation in der Familie verschlechtert sich.“ Auch ein junger Muslim namens Ilham Mahfot Bazher gab in einer Rede zu bedenken: „Der Einfluss der heutigen sozialen Medien beeinflusst die Menschen, sich gegenseitig schlecht zu behandeln und sogar zu diskriminieren.“


Franziskus legte seinen vorbereiteten Redetext beiseite und ließ sich, vom Übersetzer allerdings etwas ausgebremst, auf eine Art Zwiegespräch mit den jungen Leuten ein. Dabei ermunterte er sie zu drei Haltungen, die es zu kultivieren gelte: Freiheit, Engagement und Geschwisterlichkeit. „Und verliert niemals euer Lächeln“, so der Papst. „Ich werde euer Lächeln nie vergessen: Hört nicht auf zu lächeln, niemals! ... Macht weiter mit der Freude der Jugend, macht ein bisschen Wirbel!“ Allerdings fiel der „Wirbel“ trotz mehrfacher Aufforderung des Papstes eher zahm aus, vielleicht weil sich in der örtlichen Kultur lautes Schreien und Lärmen in Anwesenheit älterer Menschen verbietet.

 
Einladung zum Träumen

„Ich lade euch ein, zu träumen, große Dinge zu träumen! Denn ein junger Mensch, der nicht träumt, ist ein Rentner des Lebens“, fuhr der Papst fort. Und er betonte, wie wichtig es sei, die historische Erinnerung nicht zu verlieren und die „zwei wichtigsten Schätze einer Gesellschaft“ zu schützen, nämlich Großeltern und Kinder. „Eine Gesellschaft wie die Ihre, die so viele Kinder hat, muss sich um sie kümmern!“

 
In einer etwas mäandernden Weise warnte Franziskus die Zuhörenden davor, sich von Gütern wie etwa dem Handy versklaven zu lassen, auf trügerisches Glück durch Alkohol und Drogen zu setzen oder Mobbing zuzulassen. „In diesem Land habt ihr eine wunderbare Geschichte des Heldentums, des Glaubens und des Martyriums, der Vergebung und der Versöhnung. Ihr seid die Erben dieser wunderbaren Geschichte, die vor euch stattgefunden hat. Führt sie fort! Habt den Mut dazu! Und wenn ihr euch mal untereinander streitet, dann versöhnt euch wieder.“

 
Etwas gebremster Wirbel

Freiheit bedeute nicht, „zu tun, was man will, sondern Verantwortung für das gemeinsame Haus zu tragen“. Und auch das Thema Geschwisterlichkeit brachte Franziskus, der dazu vor vier Jahren die Enzyklika Fratelli tutti verfasst hat, auf eine einfache Formel: „Seid Geschwister und nicht Feinde!“

 
„Eure Vorfahren, eure Eltern und Großeltern, hatten vielleicht andere Vorstellungen, aber sie verhielten sich als Brüder und Schwestern, und es ist gut, wenn junge Menschen andere Vorstellungen haben - aber nicht, um mit anderen zu streiten?. Nein: einander respektieren! Ich denke dies, du denkst das, ich gehöre zu dieser Religion, du gehörst zu jener Religion - sollen wir deswegen kämpfen? Nein. Sich gegenseitig respektieren.“

(vatican news)

 
 

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Klavierspielerin2 11.09.2024 08:47
Papst Franziskus verlässt Osttimor in Richtung Singapur

Der Papst ist unterwegs zur letzten Etappe seiner intensiven zwölftägigen Südostasienreise: Um 12.25 Uhr Ortszeit (5.25 Uhr MEZ) hob der für ihn bereitgestellte Flieger der staatlichen Fluggesellschaft Osttimors Air Dili vom internationalen Flughafen der Hauptstadt ab. Vier Flugstunden erwarten den Papst, der planmäßig gegen 15.25 Uhr Ortszeit in Singapur landen wird.


Seit Montag hielt er sich in Osttimor auf, wo er einen vollen Terminkalender hatte: Los ging es direkt nach der Ankunft am frühen Nachmittag Ortszeit, nach nur einer kurzen Verschnaufpause in der Nuntiatur, seinem Domizil auch auf dieser Station, mit der offiziellen Begrüßung durch den Präsidenten und Friedensnobelpreisträger José Manuel Ramos-Horta im Präsidentenpalast, wo kurz danach auch die erste offizielle Ansprache des Papstes vor den politischen und zivilen Autoritäten des Landes stattfand. Hier bat Franziskus in einem starken Appell für die Aussöhnung mit Indonesien, ein schwelender Konflikt, der mit der Unabhängigkeit Osttimors im Jahr 2002 nur teilweise gelöst werden konnte. Anschließend - in Osttimor war es da bereits abends – dann die Rückkehr in die Nuntiatur zur Nachtruhe.

Am Flughafen
Am Flughafen
Ein intensiver Reisetag
Auch am Dienstag, dem einzigen vollständigen Tag in Osttimor, erwarteten den Gast aus Rom zahlreiche Begegnungen. Bereits direkt am Morgen stattete er einer Schule für behinderte Kinder in Dili einen Besuch ab. Dabei scherzte er sichtlich gelöst mit den Kindern und ihren Betreuern und hielt auf Spanisch eine Stegreifansprache, in der er hervorhob, wie die Kinder mit ihrem Handicap zu Lehrmeistern der Liebe und Fürsorge für andere werden könnten. Anschließend dann das Treffen mit den Kirchenvertretern des Landes. Bischöfe, Priester, Ordensleute und Katecheten bat er in der Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis darum, den „Duft Christi zu verbreiten“, vor allem aber informierte er sich dank der authentischen Zeugnisse über das Leben der Kirche vor Ort.



Wieder in der Nuntiatur angekommen, traf er auch in Singapur seine Mitbrüder des Jesuitenordens; ein Gespräch, das wie üblich hinter verschlossenen Türen und in familiärer Atmosphäre stattfand.

 
Nach dem Mittagsessen und einer Ruhepause ging es dann weiter zur Esplanade von Taci Tolu, wo er mit rund 600.000 Gläubigen eine Messe feierte – die Hauptstadt Dili hat knapp 280.000 Einwohner, das gesamte Land etwas weniger als 1,5 Millionen. Dabei warnte der Papst die Teilnehmer davor, sich von kulturellem Imperialismus durch andere Länder überwältigen zu lassen, und brach eine Lanze für die Selbstlosigkeit. In Mitteleuropa war es da erst mittags, doch in Osttimor neigte sich der Tag bereits seinem Ende zu, so dass Franziskus nach der Messe wieder in sein Quartier zurückkehrte, wo er sich nach dem Abendessen zur Nachtruhe zurückzog.

Letzter Programmpunkt: Das Treffen mit der Jugend
Fulminanter Abschluss seiner Reise war dann das Treffen mit Jugendlichen im Kongresszentrum der Stadt direkt am Mittwochmorgen, letzter Programmpunkt vor seiner Abreise in Richtung Singapur, wo er am frühen Nachmittag Ortszeit erwartet wird. Hier müssen der Papst und seine Begleiter im Vergleich zu Osttimor ihre Uhren wieder eine Stunde zurück stellen, der Zeitunterschied zu Rom beträgt 6 Stunden.

 
Erwartung in Singapur
In Osttimor, dem „katholischsten Land der Welt nach dem Vatikan“, schien das gesamte Land auf den Beinen, um das Oberhaupt der Katholischen Kirche willkommen zu heißen. Die Straßen, durch die der päpstliche Konvoi fuhr, waren stets dicht gesäumt von jubelnden Menschen. Ob der Empfang in Singapur, dem hochmodernen und multikulturellen Stadtstaat, auch so ausnehmend warm ausfallen wird, bleibt abzuwarten. Hier wird Franziskus im kirchlichen St. Francis Xavier Retreat Centre nächtigen. Am Tag seiner Ankunft stehen keine Termine für ihn auf dem Programm. In Singapur bleibt er bis Freitag; am Abend wird er dann in Rom zurückerwartet.

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