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Unser Sonntag: Effata – öffne dich!

Unser Sonntag: Effata – öffne dich!
Effatta, so Professor Häner, ist kein Zauberspruch Jesu, mit dem er den Taubstummen heilt, sondern eine Einladung und eine Aufforderung an uns, die gemeinschaftliche Dimension, die in jedem von uns angelegt ist, zu verwirklichen. Öffne dich für deinen Nächsten, öffnen wir uns füreinander: Im Sprechen und im Hören.
Prof. Dr. Tobias Häner 

Mk 7,31–37 - Welttag d. soz. Kommunikationsmittel

Vielleicht haben Sie auch schon mal die Bibel ganz am Anfang aufgeschlagen und zu lesen begonnen. „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“, lautet dort der erste Satz, und es folgt dann die Erzählung von der Schöpfung in sieben Tagen, die wir alle kennen. Es ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass dabei ein Satz mehrmals wiederholt wird: „Gott sah, dass es gut war“. Am Schluss wird diese Aussage noch gesteigert, wenn es heißt: „Gott sah alles, was er gemacht hatte: Es war sehr gut.“




So gerne ich nun bereit bin, diese Botschaft der Bibel zu glauben, sehe ich darin doch auch eine Provokation: Wenn ich mit meinen menschlichen Augen Gottes Schöpfung betrachte und also die Welt, wie sie heute ist, in den Blick nehme, sehe ich vieles, dass gar nicht so „gut“ ist. Besonders, was das Handeln des Menschen betrifft, ist so manches alles andere als „gut“.



Gott macht alles gut - aber es ist nicht alles gut
Und davon weiss auch die Bibel. Und doch spricht sie immer neu davon, dass Gott „alles gut“ macht. Besonders deutlich geschieht dies in den Büchern der Propheten. Der Blick geht hier aber nicht mehr zurück an den Anfang, wo Gott „alles gut“ erschaffen hat, sondern voraus in die Zukunft, auf das Ende der Zeiten, wo „alles gut“ sein wird.

Blinde sehen, Taube hören
So etwa beim Propheten Jesaja, der verheißt, das dereinst Gott den Menschen wieder „gut“ macht, indem er den Blinden die Augen und den Tauben die Ohren öffnet, und den Stummen die Zunge löst:
Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben werden geöffnet. Dann springt der Lahme wie ein Hirsch und die Zunge des Stummen frohlockt, denn in der Wüste sind Wasser hervorgebrochen und Flüsse in der Steppe. (vgl. Jes 35,5f)
Und genau dies geschieht im heutigen Evangelium:

„Durch Jesus wird die Schöpfung, und mit ihr der Mensch, erneuert“


Jesus öffnet dem Taubstummen die Ohren und löst seine Zunge. Und die Leute sehen dies und sagen: „Er hat alles gut gemacht.“ - Der Evangelist Markus gibt uns hier zu verstehen: Hier, durch Jesus, erfüllt sich die prophetische Verheißung. Durch ihn wird die Schöpfung, und mit ihr der Mensch, erneuert, wird alles wieder „gut“, wie es Gott „im Anfang“ erschaffen hat.
Doch schauen wir etwas genauer hin: Was bedeutet es, wenn Jesus zu dem Taubstummen sagt: „Effata – öffne dich!“, und Mund und Ohren heilt?
Dass wir sprechen und hören können, bildet die Grundlage der zwischenmenschlichen Kommunikation. Mund und Ohren zu öffnen bedeutet, sich zu öffnen für die Mitmenschen, für das Miteinander. Wenn Jesus also den Taubstummen heilt, führt er ihn zurück in die menschliche Gemeinschaft.

Der Mensch ist nicht als Einzelwesen geschaffen
Er macht ihn damit wieder so „gut“, wie es dem Plan Gottes „im Anfang“, bei der Schöpfung, entspricht. Denn nicht als Einzelwesen schuf Gott den Menschen, sondern als „Mann und Frau schuf er sie“, wie uns das anfangs zitierte Buch Genesis berichtet. Als Frau und Mann, das heisst: als kleinstmögliche Form von menschlicher Gemeinschaft, die zugleich offen ist für ein neues Leben, das aus ihr entspringt, und damit sich öffnet zu einer größeren Gemeinschaft.

In Jesus bricht die Neuschöpfung an
Nach Gottes Schöpfungsplan ist der Mensch ein Gemeinschaftswesen. Wenn in Jesus nun, wie uns das heutige Evangelium verkündet, die Neu-Schöpfung anbricht, in der wieder „alles gut“ wird, muss er den Menschen auch in seiner sozialen Dimension erneuern, heilen.
Hier dringen wir nun vor in die tiefere Dimension des Heilungswunders des Taubstummen. „Effata – öffne dich!“ spricht Jesus nicht nur zu dem taubstummen Mann, er spricht es auch zu uns. Dass Gott die Welt schuf und sie in Jesus Christus erneuert und „alles gut“ macht, ist Gottes Handeln für und an uns Menschen.


„Doch Gott fordert uns auch auf, in Freiheit unseren Beitrag zu leisten.“


Doch Gott fordert uns auch auf, in Freiheit unseren Beitrag zu leisten. Die Grundlage dafür ist uns geschenkt: Uns allen ist, Gott sei dank, die physische Gesundheit geschenkt, dass wir mit unseren Ohren hören und mit dem Mund sprechen können. Doch an uns liegt es, wie wir unsere Fähigkeit, zu kommunizieren und damit mit unseren Mitmenschen in Gemeinschaft zu treten, gebrauchen.
Deshalb sagt uns Jesus: Öffne dich!


1) Effata - Öffne deine Ohren, um zu hören:
Sie alle kennen die Situation wo die eine Person zu sprechen beginnt, und bspw. vom Urlaub erzählt. Das Gegenüber nun denkt beim Stichwort Urlaub sofort an den eigenen Urlaub zurück, und kaum macht die sprechende Person eine kurze Redepause, fällt das Gegenüber sofort ein und beginnt nun seine Urlaubs-erinnerungen auszubreiten. Beide Personen haben zwar Ohren, aber hören vor allem sich selbst, und nicht das Gegenüber. Öffne dich, sagt Jesus hier, d.h.: Vergiss für einen Moment dich selbst und mach in dir Platz für das Gegenüber, das zu dir spricht.


2) Effata - Öffne deinen Mund, um zu sprechen:
Ich selbst bin ein scheuer Mensch. Wenn ich einer Person das erste Mal begegne, kostet es mir oft reichlich Überwindung, den Schritt auf den andern zuzumachen. Öffne dich, sagt Jesus hier, um mich zu ermuntern, die Leere zwischen mir und meinem Gegenüber zu überbrücken: durch einen freundlichen Gruss oder ein einfaches „wie geht’s?“.

Effata – öffne dich! Dies ist kein Zauberspruch Jesu, mit dem er den Taubstummen heilt, sondern eine Einladung und eine Aufforderung an uns, die gemeinschaftliche Dimension, die in jedem von uns angelegt ist, zu verwirklichen. Öffne dich für deinen Nächsten, öffnen wir uns füreinander: Im Sprechen und im Hören.

Sich Jesu Worte zu Herzen nehmen!
Dann nämlich, wenn wir uns dieses Wort Jesu zu Herzen nehmen, wird das Wort von Jesaja schon hier und heute unter uns wahr:
Die Ohren derer, die taub sind, weil sie nur mit einem Ohr hinhören, während das andere nur auf die eigenen Gedanken hört – die Ohren der Tauben werden geöffnet; und die Zunge derer, die stumm sind, weil sie schweigend an ihren Nächsten vorbeigehen – die Zunge der Stummen wird von ihrer Fessel befreit.

Alles wird wieder gut
Und dann bahnt sich unter uns jene Wirklichkeit an, die ganz am Ende Bibel beschrieben wird: Die Offenbarung des Johannes blickt ganz am Schluss zurück auf den Anfang der Bibel: Sie spricht vom neuen Jerusalem wo wieder „alles gut“ ist, aber nicht nur „Gott sieht, dass alles gut“ ist, sondern wo Gottes Gegenwart unter den Menschen diese erleuchtet, so dass es keine Nacht mehr gibt.
Effata – öffne dich: Dann wird unser menschliches Miteinander erneuert, und Gottes Licht erstrahlt unter uns.


(radio vatikan - redaktion claudia kaminski)

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Kommentare

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Alleshinterfragen 08.09.2024 09:14
Mund und Ohren zu öffnen bedeutet, sich zu öffnen für die Mitmenschen, für das Miteinander.
Wichtig ist auch die Augen und die Herzen zu öffnen für den Nächsten. Dann sind wir in der Lage, ihn wirklich zu sehen.
 
Cherubien1 08.09.2024 09:46
Effata gilt auch für die KK nicht nur für den Gläubigen. 
Effata gegenüber der Welt und  den Wissenschaften
 
Klavierspielerin2 08.09.2024 12:25
Effata! Öffne dich!

Das ist auch in unserem Tauf Ritus zu finden.


....Taufvorgang, öffnen der Sinne

Der Priester berührt mit dem Finger Ohren und Nase des Kindes: alle Sinne sollen sich der Frohbotschaft des Heils auftun, damit die Wahrheit Gottes tief in ihr Herz eingehe und es ihre Schönheit ( "ihren Wohlgeruch" ) verspüre. Damit zerbricht auch in diesem Kind die Macht des Teufels, der durch den Tod Christi gerichtet wurde.
Bei der Berührung der Ohren spricht der Priester das Wort, das der Herr bei der Heilung des Taubstummen sprach:

P: Ephetha, das heisst: tu dich auf ( dem Worte Gottes)

bei der Berührung der Nase:
P. Zu dich auf dem Wohlgeruch ( der Gnade), du aber fliehe von hinten, verworrener Geist, denn es naht das Gericht Gottes.

4. Absage an den Satan
Dieses Gottesgericht über den Teufel muss vom Täufling mitvollzogen werden. Er wird daher vom Priester gefragt:

P. Im Namen dessen, der deine Sinne geöffnet hat, Frage ich dich: N.,widersagt du dem Satan?
PATEN: ich widersage.

P. Und all seinen Werken?
PATEN: Ich widersage.

P. Und all seinem Gepränge?
PATEN: Ich widersage.

5. Salbung mit Tauföl

P. So will ich dich salben mit dem Öle des Heiles.
Der Priester salbt das Kind mit Tauföl auf der Brust und zwischen den Schultern.
Das Öl macht geschmeidig zum Kampf. 
Die Taufe gibt die Kraft, im Kampfe mit dem Bösen heil zu bleiben.

P. Ich Salbe dich im (Kreuzzeichen=) Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes mit dem Öle des Heils in Christus Jesus, unserem Herrn, auf das du das ewige Leben habest.

Alle: Amen.

Der Priester nimmt jetzt die weisse Stola als Sinnbild der Freude über das Heil, das dem Täufling zuteil wird. Alle treten zum Taufbrunnen.

1.Bekenntnis des Glaubens
( die Paten antworten )usw.

2. Die Taufe
Nun folgt die Taufe. Die Taufpaten halten dabei den Täufling oder legen wenigstens die rechte Hand auf ihn. Der Priester giesst dem Täufling Wasser auf die Stirn: das Kind menschlicher Eltern wird aus dem Wasser und dem Heiligen Geiste wiedergeboren zum Kind Gottes.

P. N., ich Taufe dich im Namen des ✝️Vaters und des ✝️Sohnes und des ✝️ Heiliger Geistes.

3. Salbung mit Chrisam
Der Priester salbt den Scheitel des Kindes mit heiligem Chrisam: Sinnbild des Heils, dessen grosse Fülle dem Kind bei der Taufe zustroemt.

P. Gott hat dich wiedergeboren aus dem Wasser und dem Heiligen Geist und dir Nachlass aller Sünden gegeben. Er möge dich nun salben mit dem Chrisam des Heiles in Christus Jesus , unseren Herrn.

Dan salbt er das Kind und spricht:
Der allmächtige Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der dich wiedergeboren hat aus dem Wasser und dem Heiligen Geist und dir Nachlass aller Sünden gewährt hat, er Salbe dich✝️ mit dem Christ des Heils in ihm, Christus Jesus, unserem Herrn, zum ewigen Leben.
Alle: Amen.
P. Der Friede sei mit dir.
Alle: Und mit deinem Geiste.

4. Überreichung des weissen Kleides
....usw.
5. Die Überreichung der brennenden Kerze
...usw.

P. N. Geh hin in Frieden und der Herr sei mit dir.
Alle: Amen.
 
Alleshinterfragen 08.09.2024 12:59
Heute hatten wir einen berührenden Gottesdienst am See mit einer Predigt über eine effeta-öffne Dich Kirche.
 
hansfeuerstein 08.09.2024 13:29
Effata, öffne Dich, gilt vor allem gegenüber der Hl. Eucharistie.
 
hansfeuerstein 08.09.2024 14:23
Wichtig ist vor allem gerade in unserer Zeit,  die überntürliche Dimension des Geschehens nicht vorschnell zu profanisieren.
 
Klavierspielerin2 08.09.2024 18:15
@cherub, " Effata gegenüber der Welt und den Wissenschaften"

Gibt's bereits schon länger: 
Die ' Päpstliche Akademie der Wissenschaften', besteht aus internationalen Akademikern, darunter viele Nobelpreisträger und Konfessionsunabhängig
 
Alleshinterfragen 08.09.2024 18:28
Bei der Predigt mit Blick auf den Bodensee ging es um 7 Punkte für eine Effeta-Öffne Dich Kirche u.a. waren das das verhärtete Strukturen und die Öffnung für Frauen, eine Gleichberechtigung, wie Jesus sie schon gesehen habe.
 
hansfeuerstein 08.09.2024 23:43
Männer und Frauen sind nicht gleich, und werden es nie sein. Und das, ist gut so. Von da aus kann man dann die Angelegenheit tiefer reflektieren.
 
Alleshinterfragen 09.09.2024 09:28
Warum sind Frauen und Männer vor Gott nicht gleich?
 
Engelslhaar 09.09.2024 10:10
Hans meinte wahrscheinlich, dass sie unterschiedlich geschaffen worden.
 
Klavierspielerin2 09.09.2024 10:34
Mini- Kat, ~ 13 Min.
" Effata- öffne dich!"
 
Alleshinterfragen 09.09.2024 12:06
Es ging in der Predigt darum, dass Frauen in der Kirche gleichberechtigt sein sollten.
 
Klavierspielerin2 09.09.2024 14:12
Präziser: in der RKK sind sie doch gleichberechtigt. 
Ich fühle mich nicht benachteiligt.
 
Engelslhaar 09.09.2024 14:13
Gleichberechtigung ist eben nicht Gleichmacherei.
 
Alleshinterfragen 09.09.2024 20:28
Es gibt bestimmte Aufgaben in der Kirche, die Frauen nicht übernehmen dürfen.

Klar, ist da schon viel passiert. Vor etlichen Jahren nahmen noch wenig Leute von einer Frau eine Hostie.
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