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Das Wirken der Engel im Alten und Neuen Testament bis in unsere Zeit

Das Wirken der Engel im Alten und Neuen Testament bis in unsere Zeit


Kampf der Geister um Seelen

In Visionen sah Maria von Agreda wie Dämonen die Seelen angreifen um sie in den Abgrund zu reißen. Engel streiten für die Seele und machen die Verdienste Christi geltend.

Maria von Agreda: Die Feindschaft Luzifers gegen die Menschen ist so alt wie sein Ungehorsam. Seine Wut und Grausamkeit gegen die Menschen sind so groß, wie sein Hochmut gegen Gott groß ist seit dem Augenblick, da er im Himmel inne wurde, dass das ewige Wort die menschliche Natur annehmen und von jener Frau geboren werden wolle, die er mit der Sonne bekleidet sah. Da er nun seinen Hass an dem Herrn selbst nicht befriedigen kann, befriedigt er ihn an den Werken Gottes. Da ferner der Dämon gemäß seiner Engelnatur das, was sein Wille einmal beschlossen hat, unbeweglich festhält, ohne jemals davon abzustehen, so legt er wohl nach Umständen die eine Kampfesweise ab, um eine andere zu versuchen; nie und nimmer aber die Wut, mit der er die Menschen verfolgt. Im Gegenteil ist sein Hass gewachsen und wächst fort und fort in dem Maße, als Gott die Gerechten und Heiligen Seiner Kirche mit Gnaden bereichert.

Da dieser Feind ein reiner, unkörperlicher Geist ist, den keine Wirksamkeit ermüdet, so ist er in der Verfolgung so eifrig, dass er damit vom ersten Augenblick des Daseins eines Menschen im Mutterschoße beginnt und den Kampf nicht eher aufgibt, als bis die Seele sich vom Leibe trennt. Da bewahrheitet sich das Wort Jobs: "Ein Streit ist des Menschen Leben auf Erden." Dieser Kampf besteht nicht nur darin, dass wir in der Erbsünde empfangen sind und deshalb mit dem Zunder der Begierlichkeit und mit ungeordneten Neigungen geboren werden. Außer diesem Zweck bietet er all seine List und Bosheit und Macht auf. Er bedient sich dazu unserer Sinne, Seelenkräfte, Neigungen und Leidenschaften. Ständig müht er sich, uns das leibliche Leben und die Möglichkeit zu rauben, zum ewigen Heile zu gelangen. Es gibt keine erdenkliche Gefährdung und Schädigung, die er unversucht ließe, um uns auf Abwege zu bringen und uns der Gnade zu berauben, und zwar vom Augenblick unserer Empfängnis an bis zum letzten unseres Lebens.

Die Gefährdung von seiten des Teufels ist besonders gegen die Kinder der Kirche gerichtet. Sobald der Satan die Tatsache der natürlichen Zeugung eines Menschen erkennt, erforscht er die Intention der Erzeuger, sodann ob sie im Stande der Sünde oder der Gnade seien und ob sie beim ehelichen Akt das rechte Maß beobachtet haben. Sodann erforschen die bösen Geister die natürlichen Anlagen der Eltern, da diese die Kinder in der Regel erben. Aus dieser Beobachtung und aus der reichen Erfahrung schließen die Teufel auf die Natur und die Neigungen, die das kleine Wesen einst haben wird, und gründen darauf schon umfassende Berechnungen für dessen Zukunft. Sind dieselben für das Kind günstig, so bieten sie alles auf, den Müttern verschiedene Gefahren und Versuchungen zu bereiten, um zu verhindern, dass das Kind das Licht der Welt erblicke und die Taufe empfange. Auf diese Weise würden sie erreichen, dass das Kind der Anschauung Gottes beraubt wird. Bei Heiden und Götzendienern aber geben sie sich in dieser Hinsicht nicht soviel Mühe.

Die Mittel des Allerhöchsten, die Menschen gegen diese Bosheit des Drachen zu beschützen, sind verschiedener Art. Das gewöhnlichste besteht in dem allgemeinen Walten Seiner Vorsehung, welche die natürlichen Ursachen so lenkt, dass sie zur rechten Zeit ihre Wirkungen hervorbringen, ohne dass die Macht der bösen Geister sie aufhalten oder stören könnte. Deshalb hat der Herr ihre Macht beschränkt. Würde Er ihrer unversöhnlichen Bosheit freien Spielraum lassen, so würden sie die ganze Welt in Unordnung bringen. Dies lässt jedoch die Güte des Schöpfers nicht zu. Die Teufel, Seine geschworenen Todfeinde, leisten vielmehr in der Schöpfung nur jene Dienste, die in einem wohlgeordneten Staatswesen verächtlichen Henkersknechten zukommen. Selbst in dieser Eigenschaft tun sie nur so viel, als ihnen von Gott aufgetragen oder gestattet wird. Würden die Menschen in ihrer Verkommenheit diesen Feinden nicht selbst die Hand bieten, indem sie auf deren Einflüsterungen hören und Werke verüben, die Strafe verdienen, so würde die ganze Natur ihre Ordnung bewahren. Die allgemeinen und die besonderen Ursachen würden die ihnen eigentümlichen Wirkungen hervorbringen, und es würden unter den Gläubigen nicht so viel Unglücksfälle und Verluste vorkommen, wie es tatsächlich der Fall ist, Missernten, Krankheiten, plötzlicher Tod und andere Übel. Viele Gebrechen, welche die Kinder schon mit auf die Erde bringen, sind Folgen der Unordnungen und Sünden der Menschen. Wir selbst bieten dem Satan die Hand und verdienen es, durch seine Bosheit gestraft zu werden, weil wir so blind sind, uns ihm anzuvertrauen.

Zu dieser allgemeinen Vorsehung Gottes kommt dann noch der Schutz unserer heiligen Engel. Er beginnt vom Mutterschoße an und dauert fort, bis die Engel uns vor den Richterstuhl Gottes führen, wo ein jeder nach seinen Werken Lohn oder Strafe erhalten wird. Sobald das Menschengeschöpf empfangen ist, befiehlt der Herr den Engeln, es samt seiner Mutter zu beschützen. Zur geeigneten Zeit bestimmt Er sodann dem Kinde zum Schutze auch einen besonderen Engel. Vom Augenblick der Empfängnis an führen die Engel viele und heftige Kämpfe gegen den Teufel, um das ihnen anvertraute Geschöpf zu verteidigen. Die Teufel behaupten, ein Recht auf dasselbe zu besitzen, weil es in der Sünde empfangen und somit ein Kind des Fluches, der göttlichen Gnade und Freundschaft unwürdig, mit einem Wort ihr Sklave sei. Der Engel hingegen verteidigt es. Wenn das Kind auch in der Erbsünde empfangen sei, so habe es sich diese durch die Natur zugezogen. Die Schuld liege an den ersten Eltern, nicht an dem Willen des Kindes. Gott habe es ungeachtet dieser Sünde geschaffen, damit es Ihn erkenne, Ihn lobe, Ihm diene, kraft des Leidens und der Verdienste Christi die ewige Herrlichkeit erwerben könne. Solche Zwecke dürfe der bloße Wille Satans keineswegs vereiteln.

Oft machen die Teufel geltend, dass die Eltern bei der Erzeugung des Kindes nicht die rechte Absicht und Meinung gehabt hätten. Handelt es sich um eheliche Kinder, so machen die Engel geltend, dass die Eltern das heilige Sakrament der Ehe und den Segen der Kirche empfangen haben. Besitzen letztere außerdem gewisse Tugenden: Mildtätigkeit gegen die Armen, Barmherzigkeit, Frömmigkeit und das Verdienst anderer guter Werke, so gebrauchen die Engel diese als Waffen gegen die bösen Geister, um so ihre Schützlinge zu verteidigen. Handelt es sich aber um uneheliche Kinder, dann ist der Kampf schwerer. In diesem Falle hat der böse Feind einen größeren Einfluss auf die Empfängnis, bei der Gott so schwer beleidigt wird, und um derentwillen die Eltern schwere Züchtigung verdienen. Wenn Gott aber uneheliche Kinder schützt und erhält, so zeigt Er dadurch Seine freie Barmherzigkeit und Güte in weit höherem Grade. Diese Barmherzigkeit Gottes ist es dann, auf die die heiligen Engel hinweisen. Haben die Eltern selbst keinerlei Verdienst oder Tugend, sind sie vielmehr sündhaft und lasterhaft, so führen die Engel zum Schutze des armen Geschöpfes die Verdienste seiner Vorfahren, Großeltern, Geschwister, die Gebete der Freunde und der heiligen Kirche an. Zuweilen offenbart Gott den Engeln, dass die Kinder auserwählt seien, der Kirche einen großen Dienst zu leisten. Dann bieten die Engel alle nur mögliche Sorgfalt und Macht auf, ihre Schützlinge zu behüten. Auf der andern Seite steigern dann auch die bösen Geister ihren Ingrimm, weil sie aus der erhöhten Sorgfalt des Engels ihre Schlüsse ziehen.

Alle diese Kämpfe wie auch die dabei gebrauchten Waffen sind geistiger Natur, wie ja auch die guten und bösen Engel rein geistige Wesen sind. Die mächtigsten Waffen gegen die bösen Geister sind die göttlichen Wahrheiten und Geheimnisse: z. B. Gottes Wesenheit, das Geheimnis der allerheiligsten Dreieinigkeit, die Geheimnisse unseres Herrn Jesus Christus, die persönliche Vereinigung Seiner beiden Naturen, die Erlösung, die unermessliche Liebe, mit der Er als Gott und Mensch uns liebt und um unser ewiges Heil besorgt ist; ferner die Heiligkeit und Reinheit der allerseligsten Jungfrau Maria, ihre Geheimnisse und Verdienste. Über alle diese Geheimnisse erhalten die bösen Geister bei diesen Kämpfen neue Erkenntnisse. Auf diese sollen sie ihre Aufmerksamkeit richten. Dazu werden sie von den heiligen Engeln und von Gott selbst gezwungen. Da geschieht es dann, dass, wie der heilige Jakobus sagt, die Teufel glauben und zittern. Diese Wahrheiten schrecken und peinigen sie dann in einem solchen Grade, dass sie sich, um nicht so sehr darauf achten zu müssen, in den Abgrund stürzen. Ja, sie bitten oft den Herrn, Er möge ihnen doch solche Gedanken, z. B. an die Menschwerdung Gottes, nehmen. Wegen ihres Hasses gegen die Geheimnisse Jesu Christi sind die bösen Geister durch den Gedanken an dieselben ärger gepeinigt als selbst durch das Feuer, das sie quält. Daher kommt es auch, dass die heiligen Engel in diesen Kämpfen so oft die Worte wiederholen: "Wer ist wie Gott? Wer ist wie Jesus Christus, der wahrer Gott und Mensch ist, der für das menschliche Geschlecht gestorben ist? Wer ist wie Maria, unsere heiligste Königin, die frei war von aller Sünde, die in ihrem Schoße dem ewigen Wort menschliches Fleisch und Dasein gab und dabei Jungfrau war und immer Jungfrau bleibt?"

Die Angriffe der bösen Geister sowie die Verteidigung durch die heiligen Engel nehmen nach der Geburt des Kindes ihren Fortgang. Der Teufel wendet alle Mittel an, die Taufe zu verhindern. Doch die Unschuld des Kindes schreit zum Herrn mit den Worten des Königs Ezechias: "Herr, ich leide Gewalt, nimm Dich meiner an!" (Isaias 38, 14) So rufen die Engel im Namen des Kindes. In diesem Alter wachen die Engel mit großer Sorgfalt über die Kleinen, weil sie sich selbst nicht helfen können, und weil auch die größte Wachsamkeit derer, die sie pflegen, die drohenden Gefahren oft nicht abwenden können. Jene, die das Glück haben, die heilige Taufe und nachher die heilige Firmung zu empfangen, haben an diesen heiligen Sakramenten eine mächtige Schutzwehr gegen die Hölle, und zwar vermöge des unauslöschlichen Merkmales, das diese Sakramente verleihen, sodann vermöge der Gnade der Rechtfertigung, durch welche die Täuflinge als Kinder Gottes und Erben Seiner Herrlichkeit wiedergeboren werden; ferner kraft der eingegossenen göttlichen und sittlichen Tugenden, mit denen sie geziert und zum Handeln gestärkt werden; endlich vermöge der Teilnahme an den übrigen Sakramenten und an den Fürbitten der Kirche, worin ihnen die Verdienste Jesu Christi und Seiner Heiligen zugewendet werden. Würden wir alle unsere Gnaden benützen, wir würden mit Hilfe solcher Waffen den Satan besiegen, und der böse Feind würde über niemanden, der zu den Kindern der Kirche gehört, Gewalt haben.

Leider gibt es viele, die bei Erlangung des Vernunftgebrauches alsbald die Taufgnade verlieren und sich dem Satan anschließen. Es wäre gerecht, wenn Gott uns verlassen und den Schutz Seiner Vorsehung und die Obhut Seiner heiligen Engel uns entziehen würde. Er tut es nicht. Im Gegenteil, wenn wir anfangen, uns Seines Schutzes unwürdig zu machen, wendet Er uns denselben mit erhöhter Liebe zu, um Reichtümer Seiner unendlichen Güte an uns zu offenbaren. Es ist unmöglich, mit Worten auszudrücken, wie groß die Bosheit, Hinterlist und Wachsamkeit des bösen Feindes ist, um die Menschen in jenen Jahren, in denen der volle Vernunftgebrauch einzutreten pflegt, zu verführen und in eine Sünde zu stürzen. Er sucht es dahin zu bringen, dass die Kinder sich manche schlimme Handlungen angewöhnen, dass sie Böses sehen und hören, und dass die Eltern in dieser Zeit an solche Gefahren nicht denken und darum auch keine Vorsorge dagegen treffen. In diesem zarten Alter sind aber die Kinderherzen wie weiches Wachs oder wie eine unbeschriebene Tafel, so dass sich alles, was sie durch die Sinne vernehmen, tief einprägt. Gelingt es dem Satan, solche Kinder in eine Sünde zu stürzen, bekommt er neues Recht und neue Gewalt über sie und stürzt sie dann leicht in weitere Sünden.

Nicht geringer ist aber die Sorge und Wachsamkeit der heiligen Engel, um einem solchen Unglück vorzubeugen. Sie bewirken durch heilige Gedanken, dass die Eltern sich um die Erziehung der Kinder mit Sorgfalt bemühen, sie im Gesetze Gottes unterrichten, zu Werken christlicher Liebe und zu Übungen der Frömmigkeit anhalten, sie von allem Bösen abhalten und in die Übung der Tugenden allmählich einführen. Je nach der Altersstufe der Kinder regen die Schutzengel sie auch selbst zum Guten an. Diese Verteidigung der Schützlinge verursacht den guten Engeln große Kämpfe gegen die bösen Geister. Diese machen nämlich zu Ungunsten der Kinder alle, auch die geringsten Sünden der Eltern, sowie alle Unarten der Kinder geltend. Sind letztere auch nicht gerade sündhaft, so sagt der Satan doch, sie seien seine Werke, und er habe ein Recht, sie in der Seele fortzusetzen. Wenn dann beim Eintreten des Vernunftgebrauches die Seele zu sündigen anfängt, wendet der Satan alle Gewalt an, um zu verhindern, dass die heiligen Engel das Kind wirksam davon abhalten. Die Engel hingegen führen zugunsten der Kinder die Tugenden der Eltern und Ahnen an, sowie die guten Handlungen der Kinder selbst; und wäre es auch nur, dass das Kind den Namen Jesus und Maria aussprach, als man es hierzu unterrichtete, so berufen sich die Engel zugunsten der Kinder auf dieses Werk, indem sie sagen, es habe schon angefangen, den Namen unseres Herrn und den Namen Seiner Mutter zu ehren. Dasselbe tun die Engel, wenn das Kind andere Andachtsübungen verrichtet, oder wenn es die gewöhnlichen christlichen Gebete betet. Alle diese Übungen sind Schutzwaffen, die der Mensch in Händen hat, und deren die Engel sich bedienen, um ihn gegen den Satan zu verteidigen. Durch jedes noch so geringfügige gute Werk entziehen wir dem bösen Feind einen Teil jenes Rechtes, das er durch die Erbsünde, noch mehr aber durch die freigewollten Sünden gegen uns erworben hat.

Hat der Mensch den vollen Vernunftgebrauch erlangt, dann wird der Kampf zwischen den bösen und den guten Engeln noch heftiger. Sobald wir nämlich eine Sünde begehen, sucht die höllische Schlange mit Aufbietung all ihrer Hinterlist es dahin zu bringen, dass wir, bevor wir Buße tun, das Leben verlieren und dann ewig verloren gehen. Könnten die Menschen sehen, wie viele Netze und Fallstricke der Satan gelegt hat, und zwar um ihrer eigenen Sünden willen, so würden alle bei jedem Schritt, den sie tun, erzittern. Weil sie aber die Gefahren nicht erkennen, leben sie in falscher Sicherheit dahin. Daher gibt es so viele Berufene und so wenig Auserwählte. In dem Maße, als die Menschen ihre Sünden vermehren, gewinnt der Satan mehr und mehr Besitztitel auf ihre Seele, und kann er ihnen auch nicht das Leben nehmen, so behandelt er sie wenigstens wie gemeine Sklaven. Er rühmt sich, dass sie täglich mehr sein eigen werden, und dass sie selbst es sein wollen, und erklärt es für eine Ungerechtigkeit, sie ihm zu entreißen oder ihnen Hilfe anzubieten, da sie dieselbe doch nicht annehmen und benützen; auch könne man den Sündern nicht die Verdienste Jesu Christi zuwenden, da sie dieselben verachten, noch auch die Fürsprache der Heiligen, weil sie an diese nicht einmal denken.

Durch diese und ähnliche Mittel sucht der Satan jene, die er als die Seinigen ansieht, der Zeit der Buße zu berauben. Erreicht er dies nicht, so sucht er ihnen alle Wege der Rechtfertigung zu versperren. Jedoch es fehlt keiner einzigen Seele der Schutz Gottes und die Obhut der heiligen Engel. Es ist dies eine so allgemein verbürgte Tatsache, dass es kaum einen Menschen gibt, der im Verlaufe seines Lebens nicht Gelegenheit gehabt hätte, diese an sich selbst zu erfahren. Unaufhörlich kommen uns die Engel durch Eingebungen und Ermahnungen zu Hilfe. Sie bedienen sich der natürlichen Ursachen und wenden alle Mittel an, um uns zu warnen und anzueifern. Sie schützen uns auch gegen die Wut und Arglist der bösen Geister, indem sie ihnen zu unserer Verteidigung alles entgegenhalten, was der Verstand eines Engels, und zwar eines beseligten Engels, zu erdenken, was seine feurige Liebe zu erfinden und seine Macht zu erreichen vermag. Ich rede nicht von den Heiden, Götzendienern und Ketzern. Wohl lassen die Schutzengel auch diesen ihren Schutz angedeihen: Sie geben ihnen gute Gedanken ein und bewegen sie nicht selten zu natürlichen guten Werken, die sie dann zu ihrer Verteidigung anführen; allein für gewöhnlich beschränkt sich die Wirksamkeit der Engel diesen gegenüber darauf, dass sie ihr leibliches Leben behüten, damit die Sache Gottes um so mehr gerechtfertigt erscheint, je mehr Er ihnen Zeit zur Bekehrung geschenkt hat. Auch dahin gehen bei solchen Ungläubigen die Bemühungen der Engel, dass sie wenigstens nicht gar so viele Verschuldungen auf sich laden, als der Satan haben möchte; denn in ihrer Liebe suchen die Engel wenigstens soviel zu erreichen, dass das Maß der Strafe möglichst verringert werde, während der Satan in seiner Bosheit darauf ausgeht, es so viel wie möglich zu erhöhen.

Um jene, die zum geheimnisvollen Leibe der Kirche gehören, sind die Kämpfe der guten und bösen Engel am heftigsten. Sie sind verschieden je nach dem Seelenzustand der Betreffenden. Allgemeine Waffen, mit denen die Engel alle insgesamt verteidigen, sind folgende: Die heilige Taufe, die sie empfangen haben, der Taufcharakter, die heiligmachende Gnade, die eingegossenen Tugenden; sodann die guten Werke und die Verdienste, die sie sich etwa erworben haben, ihre Andacht zu den Heiligen, die Fürbitten der Gerechten und endlich jede gute Regung, die sie im Verlaufe ihres Lebens je gehabt haben. Bei den gerechten Seelen sind diese Schutzwaffen überaus mächtig. Weil sie sich in der Gnade und Freundschaft Gottes befinden, haben die Engel den bösen Geistern gegenüber größeres Recht. Sie schlagen dieselben schon dadurch in die Flucht, dass sie darauf hinweisen, wie furchtbar die gerechten und heiligen Seelen an und für sich der Hölle sind. Es ist dies ein Vorrecht, das uns schon allein bewegen sollte, die heiligmachende Gnade höher zu schätzen, als alles Erschaffene. Es gibt aber auch laue und unvollkommene Seelen, die von Zeit zu Zeit in Sünde fallen und sich wieder erheben; gegen solche behaupten die bösen Geister ein größeres Recht, ihre Grausamkeit gegen sie auszuüben. Allein die heiligen Engel geben sich große Mühe, auch diese Seelen zu schützen, damit, wie Isaias sagt, das geknickte Rohr nicht gänzlich gebrochen und der glimmende Docht nicht vollends ausgelöscht werde. (Is 42, 3)

Dann gibt es aber auch Seelen, welche so unglücklich und verdorben sind, dass sie, nachdem sie die Taufgnade einmal verloren haben, ihr ganzes Leben lang kaum ein einziges gutes Werk verrichtet haben. Und wenn sie sich auch das eine oder andere Mal von der Sünde erheben, so fallen sie doch so regelmäßig wieder zurück, dass man glauben möchte, sie haben sozusagen ihre Rechnung mit Gott schon abgeschlossen; sie leben und handeln, als gäbe es auf kein jenseitiges Leben zu hoffen und keine Hölle zu fürchten, und als brauchte man keine Sünde zu scheuen. An solchen Seelen ist kein Lebenszeichen einer Gnade und keine Regung einer wahren Tugend bemerkbar. Die Engel finden an ihnen nicht ein gutes Werk, das sie zu deren Gunsten in wirksamer Weise vorweisen könnten. Die Teufel behaupten: "Diese Seele gehört uns. Sie ist unserer Herrschaft unterworfen und die Gnade hat keinen Anteil an ihr." Um ihren Zweck zu erreichen, halten die bösen Geister den Engeln alle Sünden, Missetaten und Laster

Kommentare

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hansfeuerstein 31.08.2024 22:32
Ein interessantes, oft gänzlich vernachlässigtes Thema.👍
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