Wie Jesus uns nährt

Wie Jesus uns nährt
Schwester Regina Greefrath über das Sonntagsevangelium

Ausgelegt!

Essen ‐ Was meint Jesus genau, wenn er uns dazu auffordert, sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken? Schwester Regina Greefrath weiß, wie irritierend diese Stelle aus dem Evangelium wirken kann. Genauer betrachtet steckt aber viel mehr dahinter.


"Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt." Da möchte ich mich doch glatt den Juden des heutigen Evangeliums anschließen und fragen: "Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?", ist doch diese Aussage Jesu auf den ersten Blick ziemlich verstörend.

Ich erinnere mich an eine Inszenierung von Jesus Christ Superstar, in der die Jünger beim Letzten Abendmahl mit fassungslosem, fast schon angewidertem Gesichtsausdruck das Brot aus Jesu Hand nehmen. Einer wischt sich sogar anschließend verstohlen die Hand an der Hose ab, als sei ihm die Berührung mit dem Brot höchst unangenehm und er wollte durch nichts daran erinnert werden.

Was also meint Jesus, wenn er sich selbst als das lebendige Brot bezeichnet und seine Jünger auffordert, sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken? Vielleicht hilft erst einmal eine bildliche Herangehensweise.

Etwas essen bzw. trinken bedeutet, Nahrung in sich aufzunehmen und dieser Nahrung die Nährstoffe zu entziehen und in Energie umzuwandeln. Wenn wir also Christus selbst in uns aufnehmen, können wir von der Kraft zehren, die von ihm ausgeht. Dies kommt nicht nur uns selbst zugute, sondern auch den Menschen, denen wir begegnen. Und es geht noch weiter: "Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm." Da geht es um eine Verbindung, die über eine räumliche Trennung hinweg bestehen bleibt. Jesus selbst ist nicht mehr leibhaftig unter uns, aber dennoch ist er da: Er in mir und ich in Ihm. Denn, so sagt er an anderer Stelle: Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.

Ganz deutlich wird dies beim Letzten Abendmahl, als Jesus seine Jünger bittet: Immer, wenn ihr gemeinsam das Brot brecht, dann tut dies zu meinem Gedächtnis, erinnert euch an mich. Etwas von ihm bleibt in seinen Jüngern lebendig und das ist weit mehr als eine Erinnerung, die mit der Zeit verblasst.

Die Sache mit der Eucharistie ist schlichtweg ein Geheimnis des Glaubens. Das wird in dem Fronleichnamshymnus von Thomas von Aquin so treffend ins Wort gebracht: "Der Verstand verstummt beklommen, nur das Herz begreift's allein." Diese Formulierung mag trösten, wenn ich im Kopf wieder mal stecken geblieben bin. Es gibt so viele Glaubensaussagen, die ich mit dem Verstand nicht wirklich durchdringen kann, angefangen von der Menschwerdung Gottes bis hin zu Jesu Auferstehung. Ich kann es einfach nicht begreifen. Und da, wo das Wissen aufhört, wo der Verstand an seine Grenzen kommt, da beginnen der Glaube und das Vertrauen, dass für Gott nichts unmöglich ist.

Vielleicht könnte man den Satz Jesu etwas anders formulieren: Wer mich in sich aufnimmt, wer mir einen Zugang zu seinem Herzen verschafft, wer sich mir anvertraut und mich durch sich wirken lässt, der wird leben in Ewigkeit.

Evangelium nach Johannes (Joh 6, 51-58)





Die Autorin
Schwester Regina Greefrath CSA gehört dem Orden der Augustiner-Chorfrauen an. Sie unterrichtet am klostereigenen Gymnasium die Fächer katholische Religion und Spanisch und engagiert sich in der AG Berufungspastoral der Orden (AGBO).

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar