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Wir glauben alle an den gleichen Gott ...

Wir glauben alle an den gleichen Gott ...
... ABER WIR GLAUBEN NICHT GLEICH AN GOTT. DAS MACHT DEN UNTERSCHIED


Es ist eine Stammtischparole: "Wir glauben doch alle an den gleichen Gott. Da sind die kleinen Unterschiede nebensächlich." Das Problem: Der erste Satz stimmt. Der zweite nicht.


Die erste Antwort auf die Frage: "Glauben wir alle an den gleichen Gott?" ist ebenso banal wie einsichtig. Ja, wir glauben alle an den gleichen Gott - weil es nur einen gibt. "Wenn Gott lediglich 'unser Gott' wäre", schreibt der bekannte tschechische Soziologe und Priester Tomas Halik, "wäre er ein Stammesgott mit einer begrenzten Kompetenz und nicht der Schöpfer des Himmels und der Erde, der Herr der ganzen Welt, der sichtbaren und der unsichtbaren." Dass er das aber ist, bekennen alle drei Religionen, um die es hier geht: Judentum, Christentum und Islam.

Ein Stammesgott, der in Konkurrenz zu den Göttern der Nachbarländer stand, so wurde der Gott Israels zunächst gesehen - viele Stellen im Alten Testament machen das deutlich. Das erste Gebot "Du sollst keine anderen Götter neben mir haben" (Exodus 20,2-3) zeigt das beispielhaft. Vor allem in der Zeit des babylonischen Exils (ab 587 v. Chr.) setzte sich dann die Auffassung durch, dass diese Alleinstellung für alle Völker, nicht nur für Israel gilt. "So spricht der Herr: Ich bin der Erste, ich bin der Letzte, außer mir gibt es keinen Gott" (Jesaja 44,6). Gott wird zum universalen Gott für alle Völker, zum Schöpfer und Herrn der ganzen Welt. Dieser Gott war der Gott Jesu. Barmherzigkeit, Nächstenliebe, selbst die Anrede "Vater" sind im jüdischen Gottesbild fest verankert.

"Juden und Christen beten den gleichen Gott an"

Weil dieser Gott der Gott Jesu war, ist er auch der "Gott der Christen". So hat etwa Papst Johannes Paul II. von den Juden als "unseren älteren Brüdern" gesprochen und vom "niemals gekündigten Bund" Gottes mit seinem Volk Israel. Und in einer Lutherischen Erklärung aus dem Jahr 1999 heißt es: "Deshalb steht das Judentum in einer besonderen Verbindung zu seinem Gott, den wir auch als unseren Gott bekennen."

Sehen die Juden das auch so? Klar ist: Für sie ist es schwieriger. Denn der Vorwurf, die Christen hätten aus dem einen Gott drei Götter gemacht, wiegt schwer. Jesus kann für Juden "Bruder" (Schalom Ben-Chorin) oder "ein großer jüdischer Rabbi" (Pinchas und Ruth Lapide) sein, aber nicht "Messias" oder "Sohn Gottes". "Der Glaube Jesu eint uns, der Glaube an Jesus trennt uns", schreibt Schalom Ben-Chorin. Trotz dieser grundlegend anderen Sicht formulieren aber etwa die "Seelisberger Thesen", die aus einer Konferenz von Juden und Christen im Jahr 1947 hervorgingen, "dass ein und derselbe Gott durch das Alte und das Neue Testament zu uns allen spricht". Und die Erklärung "Dabru Emet" ("Redet Wahrheit"zwinkerndes Smiley jüdischer Theologen aus dem Jahr 2000 sagt ganz eindeutig: "Juden und Christen beten den gleichen Gott an."

Ein Gemälde mit Jesus, der das Kreuz trägt, einer Taube und Gottvater, der als alter Mann mit Bart dargestellt wird.
Bild: ©Renáta Sedmáková/Fotolia.com

Mit Blick auf die Dreifaltigkeit gibt es von jüdischer Seite den Vorwurf, die Christen hätten aus dem einen Gott drei Götter gemacht. Dennoch erklärten jüdische Theologen im Jahr 2000: "Juden und Christen beten den gleichen Gott an."

Schöpfer, Barmherziger, Allmächtiger, Richter – so beschreiben auch Muslime Gott. "Allah" ist nicht sein spezieller Eigenname, "al-ilah" - "der Gott" oder "die Gottheit" - ist schlicht der Begriff, den etwa auch arabisch sprechende Christen für Gott benutzen. Auch wenn für Muslime die Lehre vom "dreieinen Gott" genauso wenig annehmbar ist wie für Juden: Dass wir an den gleichen Gott glauben, bestreiten sie nicht. Im Koran heißt es im Hinblick auf die Christen: "Wir glauben an das, was zu uns und was zu euch herabgesandt worden ist. Unser Gott und eurer ist einer. Wir sind IHM ergeben" (Sure 29,46).

Diese "Theorie" ändert nichts daran, dass Christen und Muslime sich lange gegenseitig als "Gottlose" betrachtet haben. Von katholischer Seite änderte sich dies im Zweiten Vatikanischen Konzil. In der Konstitution über die Kirche heißt es: "Der Heilswille umfasst aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslime, die ... mit uns den einen Gott anbeten ..." (Lumen Gentium 16). Papst Johannes Paul II. hat diese und ähnliche Konzilsaussagen immer wieder zitiert und weitergeführt. So sagte er etwa 1985 bei der Eröffnung eines katholisch-muslimischen Symposiums in Rom: "Euer und unser Gott ist ein und derselbe."

Der Ökumenische Rat der Kirchen formulierte 1969: "Judentum, Christentum und Islam gehören nicht nur geschichtlich zusammen, sie sprechen von demselben Gott, dem Schöpfer, Offenbarer und Richter ..." Und umgekehrt heißt es in dem Offenen Brief "A Common Word" von 138 islamischen Gelehrten an die Christenheit aus dem Jahr 2007: "Liebe zu dem Einen Gott und die Liebe gegenüber dem Nächsten - diese beiden Prinzipien finden sich immer wieder in den heiligen Schriften des Islams und des Christentums."


Wir glauben alle an den gleichen Gott. Aber wir glauben nicht alle gleich an Gott. Juden und Christen glauben beispielsweise an den Gott, der mitleiden kann. Das ist eine Eigenart des christlichen Glaubens, der Gott im leidenden Gekreuzigten sieht. Aber auch für manche Juden ist "das Mitleiden Gottes" ein Weg, den nationalsozialistischen Völkermord, die Schoah, als Glaubende zu ertragen. Für Muslime dagegen steht immer die Allmacht Gottes im Vordergrund, nicht die Ohnmacht. Ein leidender Gott ist undenkbar.

Es gibt diese Unterschiede im Gottesbild aber nicht nur zwischen den Religionen – es gibt sie auch zwischen den Gläubigen der einzelnen Religionen. Orthodoxe Juden sehen in Gott einen, der etwa auf die Einhaltung strikter Ernährungs- oder Sabbatregeln achtet – liberale Juden sehen das anders. Muslimische Extremisten glauben, dass Gott sie mit offenen Armen empfängt, wenn sie "Ungläubige" in Seinem Namen ermorden - die große Mehrheit der Muslime glaubt das nicht. Manche Christen glauben, dass Gott Homosexuelle in die Hölle schickt, andere meinen, dass die Hölle eher leer ist - falls es sie überhaupt gibt. Und wieder andere meinen, dass man über Gottes Eigenschaften überhaupt nichts sagen kann, weil er der stets Andere, Größere, alles Umfassende ist; dass das Geheimnis Gottes stets größer ist als unsere Erkenntnis über ihn; dass jedes "Gottesbild" prinzipiell mindestens unvollständig, vielleicht sogar falsch sein muss.

Alles gleich wertig?

Ist dann im Letzten doch alles egal, alles gleichwertig? "Jede Religion wird bei der Bewertung der anderen Religion stets vom eigenen Bekenntnis ausgehen", schreibt der Religionswissenschaftler und Theologe Andreas Renz in seinem Buch "Beten wir alle zum gleichen Gott?" So ist es für die katholische Kirche Glaubensaussage, dass das Heil in Jesus Christus und nur in Jesus Christus liegt. "Es gibt nach katholischem Verständnis kein Nebeneinander von gleichwertigen Heilswegen, vielmehr werden die Menschen außerhalb der sichtbaren Kirche in die Heilsordnung des dreieinen Gottes einbezogen."

Renz, Lehrbeauftragter im Fach katholische Theologie der Universität München und Referent für interreligiösen Dialog im Erzbistum München und Freising, ist deshalb gegen jede Naivität - etwa im Feld des interreligiösen Gebets. "Christen beten durch Christus im heiligen Geist", sagt er. Dafür dürfe man Juden und Muslime nicht vereinnahmen. Dass Vertreter der verschiedenen Religionen nebeneinander auf je ihre Weise zu dem einen Gott beten, hält er dagegen für wichtig. "Hinter die Tradition der Friedensgebete der Weltreligionen in Assisi können wir nicht mehr zurück", sagt er. "So erfahren Juden, Christen und Muslime, die nebeneinander beten, doch eine Gemeinschaft, die ihr Verhältnis und ihr Vertrauen zueinander vertieft. Sie erfahren sich gemeinsam ... als Geschwister vor Gott, der stets größer ist als all unser Verstehen und Gestammel."

Von Susanne Haverkamp (Verlagsgruppe Bistumspresse)

Kommentare

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hansfeuerstein 11.06.2024 23:35
Was aber ist, wenn jemand an einen Dämon anstatt an Gott glaubt? Wenn er glaubt er müsse für seinen Gott Menschen töten um wohlgefallen zu finden? Glaubt er dann wirklich an jenen Gott von dem wir, und Jesus Christus spricht und Zeugnis ablegt?
 
Klavierspielerin2 11.06.2024 23:40
Es gibt unterschiedliche Gottesbilder. 
Das sieht man doch schon sehr gut auf dieser Plattform.
 
hansfeuerstein 11.06.2024 23:44
Ja, das ist die übliche Erklärung, die ich auch immer hatte.  Nur, ist es nicht noch schonungsloser? Ist nicht der "Ansprechpartner" ganz der Falsche? Man kann sich nämlich dabei gar nicht so sicher sein, auch wenn das natürlich nicht mehr "dialogfähig" ist. Aber, ist es nicht eher so?
 
Klavierspielerin2 11.06.2024 23:46
Epheser 4,5 sagt uns aber "ein Herr, ein Glaube, eine Taufe"

Alle anderen sind demnach auf dem Holzweg!
 
tamara1982 11.06.2024 23:55
Und was ist wenn der Böse versucht alles was Gott macht nachzumachen, und wir Menschen denken das ist richtige, obwohl wir irregeleitet werden, durch die Gesellschaft und Mangel an wiesen und glauben alles was uns gesagt wird,
 
Einar 11.06.2024 23:59
Juden glauben an YHWH und beten IHN an.

Christen ebenfalls und sie beten IHN an durch Seinen Sohn Yahshua.

Moslems glauben an Allah und beten ihn an.
 
Klavierspielerin2 12.06.2024 00:03
Juden und Muslime schauen beim Beten zu Boden.
Christen schauen nach vorne, oder oben.
 
Klavierspielerin2 12.06.2024 00:13
@Hans, wir wissen doch, dass " Wer ist der Lügner - wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist: wer den Vater und den Sohn leugnet."
 
hansfeuerstein 12.06.2024 00:15
Ja, das ist mir auch gleich eingefallen. Nur, dann passt dieser interreligiöse Ansatz auch nur noch bedingt.
 
Herbstprince 12.06.2024 00:18
Wie @Einar richtig sagt, glauben wir an YHWH. Das ist der Name Gottes, wie YHWH sich selbst gegenüber Mose offenbart hatte. 

 Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Söhnen Israel sagen: Jahwe[1], der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name in Ewigkeit, und das ist meine Benennung[2] von Generation zu Generation. 2. Mose 3,15 

Das Wort " Gott" ist nur ein Titel und HERR eine sehr schwache Umbenennung.
In den Originalschriften ist der Name YHVH 6.828 mal erwähnt.
 
Klavierspielerin2 12.06.2024 00:28
...das ließe ein Muslim nicht gelten, ich weiß.

In einem solchen Fall, finde ich empfehlenswert, auf Gabriel & Maria  in Lukas 1:26-42 hinzuweisen.
 Beide sind den Muslimen bekannt.
Lt. Mohammed hat angeblich der selbe Gabriel ihm rund 600 Jahre nachdem er Maria im " gegrüßet seist du Maria", das wir heute noch in der RKK beten, etwas ganz anderes mitgeteilt.

Gabriel wird sicher nicht an Vergesslichkeit gelitten haben, sondern der hat von jemand anderem was geflüstert haben müssen - ich will nicht direkt sagen ein Dämon...
 
Klavierspielerin2 12.06.2024 00:31
Nenn' ihn wie du willst@Herbst.
Ich darf ihn dank Christus, Vater nennen 😍
 
pieter49 12.06.2024 04:10
Wir; also alle erlöste Sünder: Glauben das der Herr Jesus Christus Gottes Sohn ist!

Das glauben Muslime nicht!

...und Orthodoxe Juden wahrscheinlich auch nicht!

Dieser unterschied finde ich Essenziell !

(...)
 
vertrauen2015 12.06.2024 09:08
an JESUS CHRISTUS dem SOHN GOTTES
scheiden sich die Geister

Denn daran erkennen wir den Antichristus, der den Sohn leugnet

1. Joh. 22
Wer ist der Lügner - wenn nicht der, der leugnet, dass JESUS der Christus ist? Das ist der Antichrist: wer den Vater und den Sohn leugnet. Wer leugnet, dass Jesus der Sohn ist, hat auch den Vater nicht; wer bekennt, dass er der Sohn ist, hat auch den Vater.
 
Klavierspielerin2 12.06.2024 10:24
Ja, genau @vertrauen, hatte ich auch um 00:13h geschrieben.
 
(Nutzer gelöscht) 12.06.2024 11:12
Für mich liest sich das eher so , daß der Antichrist derjenige ist der sich anstelle von Gott und Sohn setzt. 
Also primär sind die Gottlosen angesprochen ,nicht die ,die sich Gott öffnen
 
(Nutzer gelöscht) 12.06.2024 11:13
Darum sagt ja der Papst , Geschwister im Gebet - 
gemeint sind die Götzen der Welt ,die Antichristen sind
 
(Nutzer gelöscht) 12.06.2024 11:16
Wichtig ist den Feind genau zu bestimmen ,wenn der Christ daran schon scheitert , blickt ers nicht und läuft blind herum
 
Klavierspielerin2 12.06.2024 11:20
Es gibt nur 1 Gott, nur darum können sich alle Menschen als Geschwister sehen.
Manche haben eben ein falsches Gottesbild....
 
(Nutzer gelöscht) 12.06.2024 11:23
Oben steht .." die nebeneinander beten " 
greifen sich als Geschwister vor Gott 

Der Gott ist derselbe ,nur die Wege zu ihm unterschiedlich
 
(Nutzer gelöscht) 12.06.2024 11:25
begreifen sich...( solls heißen)
 
hansfeuerstein 12.06.2024 23:22
Manche beten wahrscheinlich gar nicht zu Gott, sondern seinem Wiedersacher ohne es zu wissen.
 
Einar 14.06.2024 19:44
Da ist was Wahres dran hansfeuerstein, denn sie wissen nicht was sie tun !! 

?Könnte es das "Gottesbild" der religiösen Genossenschaften im Kielwasser Roms sein?
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