Ist der "Deckel" noch oben drauf ?

Herbstprince

Auf mein Frage: „Was ist ein Christ?“ bekam ich alle üblichen Antworten, wie „der an Gott glaubt, der Gutes tut, der Vertrauen hat…" 
Da mir diese Antworten nicht reichten, versuchte ich mit einer lang erklärenden Predigt die vielen vorgefertigten Vorstellungen über Christsein zu hinterfragen, denn es bedeutete nicht: ein 'guter Mensch zu sein, es bedeutete nicht, etwas für Gott zu tun'.

Verzweifelt versuchte ich möglichst einfach zu erklären, was Gott aus unserem 'alten Leben' machen möchte und wie er in unser Leben die Kraft des Heiligen Geistes hineingießen will. Da kam Jesus mir zu Hilfe. Er schenkte mir einen Vergleich, der vielen Menschen geholfen hat, sich für den heiligen Geist zu öffnen."

Mitten im Satz rannte ich aus dem Raum und lief in die Küche.  "Eine Teekanne“, rief ich."Schnell, ich brauche eine Teekanne“   

„Die ist voll Blätter ! Wozu brauchst Du sie denn?“

„Das kann ich Dir jetzt nicht erklären, was ist mit dieser alten Kaffeekanne? Die tuts auch“.

Ich lief damit zurück in den Versammlungsraum.

„Jeder Mensch ist wie eine Kaffeekanne“, begann ich. „Üblicherweise befindet sich darin eine bestimmte Menge Flüssigkeit. Sie stellt gewissermaßen unsere naturgegebenen menschlichen Begabungen und Kräfte dar, die jeder von uns hat. Also unsere Fähigkeit zu handeln zu denken, zu lieben, zu sprechen, unsere Kinder großzuziehen,
Da wir die Freiheit haben, unser Leben so zu gestalten, wie wir es für richtig halten, können wir unsere Kaffeekanne, wann immer wir wollen, in eine bestimmte Richtung neigen und aus der Tülle fließt etwas Flüssigkeit heraus. Mit anderen Worten, wir schöpfen bei allem, was wir tun, aus unserer Quelle .

So ist normales Menschsein, aber nicht Christsein. 

Das Problem dabei ist, dass wir auf das beschränkt sind, was sich schon in uns befindet. Denn der Deckel verschließt uns. Es kann einfach nichts  mehr hineingegossen werden.

Wenn wir jemals versucht haben, eine Kanne zu füllen, auf der noch der Deckel saß, wissen wir, dass das Wasser einfach an den Seiten herunterläuft und das Ergebnis war ein großes Chaos.

Entsprechend sieht das geistliche Leben der meisten Menschen  aus, fuhr ich fort. Es ist ein großes Chaos.  

Genau das kann man von Kirchgängern behaupten. Sie versuchen, Gott mit ihren begrenzten Möglichkeiten zu dienen, statt zuzulassen, dass Gott den Deckel wegnimmt und Sein Leben und Seine Stärke in sie hineingießt. Aber genau das möchte er: Er will seine Liebe in uns ausgießen, nicht über uns hinwegschütten.

„Paulus“, fuhr ich fort, „nennt diesen Deckel ‚das Fleisch‘- diesen natürlichen, sündigen egoistischen egozentrischen Teil von uns, der sagt, ‚Mein Leben gehört mir allein. Ich kann tun und lassen, was sich will‘.

Gott mochte diesen Deckel wegnehmen, dieses alte „Ich“, damit er Sein Leben, Seinen Heiligen Geist  in uns ausgießen kann.

© Colin Urquhart