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Ein Mahnmal für den Frieden

Ein Mahnmal für den Frieden
100 JAHRE VÖLKERSCHLACHTDENKMAL
Ein Mahnmal für den Frieden

Es soll ein Sommer der Versöhnung werden, auch wenn das Fest militärisch klingt. Leipzig feiert den 200. Jahrestag der Völkerschlacht.
Im Mittelpunkt der Veranstaltungen steht das restaurierte, vor 100 Jahren eingeweihte Völkerschlachtdenkmal, ein 91 Meter hohes, gigantisches Ausrufezeichen auf dem Leipziger Tiefland. Der Denkmal-Koloss - zu 90 Prozent aus Stahlbeton - verdankt seine Existenz dem "Deutschen Patriotenbund" und seine Gestalt dem Architekten und Freimaurer Bruno Schmitz. Der Weg zum Bau des Völkerschlachtdenkmals war lang und umstritten. 1898 erfolgte der erste Spatenstich und 100 Jahre nach der großen Schlacht wurde es am 18. Oktober 1913 eingeweiht: als steingewordene Gewissheit über die Bedeutung der deutschen Nation. Das Wahrzeichen wurde dort errichtet, wo die heftigsten Kämpfe stattfanden und die meisten Soldaten fielen.
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Leipzig, Völkerschlachtdenkmal © Roland Rossner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Die Ruhmeshalle mit einem der Totenwächter, Personifikation der Tugend, und eines der restaurierten Buntglasfenster

Seit es 1913 fertiggestellt wurde, war das Völkerschlachtdenkmal noch nie umfassend restauriert worden. In den 1990er Jahren präsentierte es sich vom Ruß schwarz verfärbt. Die insgesamt 26 500 Granitblöcke und 120 000 Kubikmeter Beton, die im Monument verarbeitet wurden, stellten eine große Herausforderung für die Restauratoren da. Nicht nur das Material macht den Stein-Koloss zum unbequemen Denkmal. Weil es von den unterschiedlichen politischen Systeme für jeweils eigene ideologische Zwecke instrumentalisiert wurde, musste nicht nur seine Steinoberfläche gereinigt, sondern auch das Image dieses Monuments stark aufpoliert werden.
2013 steht das Denkmal für die Mahnung, Frieden zu wahren und Demokratie zu leben. Unter dem Motto "Leipzig 1813 - 1913 - 2013" gibt es im Sommer und Herbst einen Veranstaltungsmarathon, der das Völkerschlachtdenkmal und die Befreiungskriege gegen Napoleon in ein neues Licht rücken. Das Denkmal wird zum Aktionszentrum für Botschaften der Versöhnung und der Völkerverständigung. Zu seinen Füßen, in der Krypta und in der Stadt selbst wird ein großes europäisches Fest gefeiert, zu dem Menschen aus allen damals am Kampf beteiligten Nationen eingeladen sind. Die Erinnerungswochen sollen von dem Gefühl getragen sein, nie wieder unterjochende Großmächte zu dulden und sich zu einem freiwillig geeinten Europa zu bekennen.
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Leipzig, Völkerschlachtdenkmal © Roland Rossner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Aus der Untersicht noch heldenhafter anmutend: Der Erzengel Michael, Schutzpatron der Soldaten, am Fuße des Völkerschlachtdenkmals

Bei der Völkerschlacht vom 16. bis 19. Oktober 1813 kämpften die Truppen der Verbündeten Österreich, Preußen, Russisches Kaiserreich und Schweden gegen Napoleon Bonaparte. Die Sachsen schlugen sich auf die Seite des französischen Herrschers. Mit den bis zu 600.000 beteiligten Soldaten war es der größte und blutigste Kampf des 19. Jahrhunderts. Napoleons Macht begann seither zu bröckeln. 1812 hatte er kurz zuvor durch die Niederlage beim Russland-Feldzug seinen Nimbus der Unbesiegbarkeit eingebüßt. Es dauerte zwar noch bis 1815, ehe er endgültig unterlag und beim Wiener Kongress die Grenzen Europas neu festgelegt wurden. Mit dem harten viertägigen Ringen vor Leipzig begann die Wende in den sogenannten Befreiuungskriegen. Napoleons endgültiger Fall war seither nur noch eine Frage der Zeit.

Napoleons Machtambitionen auf deutschem Gebiet galten nach der Völkerschlacht als gescheitert. Mit nur 100.000 Mann zog er sich aus Deutschland zurück. Weitere 80.000 Franzosen waren als Garnisonskräfte in den belagerten Festungen festgesetzt. Schon während der Schlacht waren die ersten Rheinbund-Truppen übergelaufen, Bayern trat am 8. Oktoer dem Bündnis gegen Napoleon bei und die Sachsen, die auf der Seite Bonapartes gekämpft hatten, gingen schließlich auch als Verbündete verloren. In dem Moment, als sich das Französische "Empire" im Chaos befand, bot Fürst Metternich Napoleon einen Frieden unter milden Umständen an. Frankreich sollte in seinen Grenzen von 1792 belassen werden. Damit gab sich Napoleon nicht zufrieden. Zu Jahresbeginn 1814 begann dann der alliierte Vorstoß nach Frankreich, der Napoleon schließlich stürzen sollte. Eine erste Etappe war der Einzug nach Paris am 31. März, der die Abdankung Napoleons und die Verbannung nach Elba zur Folge hatte. Besiegelt wurde seine Niederlage nach der neuerlichen "Herrschaft der hundert Tage" in der Schlacht bei Waterloo am 18. Juni 1815.

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Leipzig, Völkerschlachtdenkmal © Roland Rossner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Die sogenannte Krypta, das symbolische Grab der in der Völkerschlacht Gefallenen, mit steinernen Kriegern, während einer Chorprobe

Anlässlich des Jubiläums 2013 kommen Bürger, Wissenschaftler, geistliche und politische Würdenträger aus ganz Europa in Leipzig zusammen, um gemeinsam zurück- und nach vorn zu blicken. Die Leipziger Festveranstaltungen erinnern einerseits an die Schlacht selbst, andererseits wird herausgearbeitet, wie sehr sich die Mitkämpfenden damals nach Freiheit und nach einem deutschen Staat sehnten.

Auf jeden Fall sehenswert wird das Panorama "In den Wirren der Völkerschlacht" im Leipziger Panometer sein. Der als Sohn persischer Eltern in Wien geborene und in Leipzig aufgewachsene Künstler Yadegar Asisi arbeite fünf Jahr daran, die Kämpfe auf das Rundbild zu projizieren, indem er mehr als 500 Statisten und Laien in historischen Uniformen in Szene setzte und fotografierte. Zwei Ausstellungen "Kanonenknall und Hausidyll (Grassi-Msueum für Angewandte Kunst Leipzig) und und "Helden nach Maß" (Stadtgeschichtliches Museum Leipzig) untermauern das Gedenken an die Kampfhandlungen der Völkerschlacht mit Exponaten aus jener Zeit, mit Alltagsgegenständen, aber auch mit Legenden und Symbolen aus der Zeit der Befreiungskriege.

Die nahe gelegene russisch-orthodoxe St.-Alexij-Kirche erbaut 1913, wird in die Festwoche einbezogen. Hier finden Gottesdienste und Konzerte statt. Die Kirche erinnert an die rund 22.000 russischen Gefallenen der Völkerschlacht. Die Zeltdachkirche, ein verputzter Ziegelbau mit altrussisch anmutender, vergoldeter Zwiebelkuppel, ist eine freie Nachbildung der im 16. Jahrhundert errichteten Auferstehungskirche in Moskau Kolomenskoje. Das Magazin Monumente, das wie die Online-Ausgabe von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz herausgegeben wird, widmet der Geschichte der Kirche und ihrer Restaurierung in seiner aktuellen Print-Ausgabe 4.2013 einen vierseitigen Bericht. Wie die politischen Systeme seit 1913 versucht haben, das Völkerschlachtdenkmal jeweils für ihre Zwecke zu deuten und zu nutzen, können Sie in der Oktober-Ausgabe des gedruckten Monumente-Magazins lesen.
365x547Leipzig, Völkerschlachtdenkmal © Roland Rossner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Die vier Statuen der Totenwächter in der Ruhmeshalle sind Detail in der Krypta des Denkmals mit einer Zweiergruppe der steinernen Krieger
 
 

Und zum Schluss der Blick nach vorn: Um das Völkerschlachtdenkmal und an Kampf-Schauplätzen der Völkerschlacht werden 100 Friedensbäume gepflanzt. Darüber hinaus können Bäume in Parks und an Straßen im ganzen Stadtgebiet ab einer Spende von mindestens 250 Euro als "Friedensbaum" gewidmet werden.

https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2013/4/ein-mahnmal-fuer-den-frieden.php

Kommentare

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MB73 27.03.2024 23:04
Was ich euch zurücklasse, ist Frieden: Ich gebe euch meinen Frieden – einen Frieden, wie ihn die Welt nicht geben kann. Lasst euch durch nichts in eurem Glauben erschüttern, und lasst euch nicht entmutigen!

Joh. 14,27
 
(Nutzer gelöscht) 27.03.2024 23:24
...Ihr habt gehört, dass ich sagte: Ich gehe hin, und ich komme zu euch! Joh.14,28
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