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Italiens Märtyrer gegen die deutsche Besatzung

Italiens Märtyrer gegen die deutsche Besatzung
80 JAHRE MASSAKER IN DEN ARDEATINISCHEN HÖHLEN


ROM ‐ Für die deutsch-italienischen Beziehungen ist der 24. März 1944 ein dunkler Tag: Es ist das Datum des Massakers in den Ardeatinischen Höhlen. Ein Mausoleum in Rom erinnert an das Kriegsverbrechen der NS-Besatzer an italienischen Zivilisten.


Die antiken Katakomben im Südosten Roms sind ein beliebtes Reiseziel – nicht nur für christliche Besucher der Ewigen Stadt. Was vielen aber nicht bewusst ist: Ganz in der Nähe gibt es eine wesentlich jüngere Grabanlage, die gerade unter deutschen Touristen oft Beklemmung auslöst – das Mausoleum der Ardeatinischen Höhlen.

Am 24. März 1944 fand dort ein Massaker statt, das bis heute einen Schatten auf das deutsch-italienische Verhältnis wirft. In den Sandsteinhöhlen am Stadtrand erschossen damals Soldaten der SS 335 italienische Zivilisten. Als Vergeltung für ein Attentat, bei dem tags zuvor 33 Angehörige des Polizeiregiments "Bozen", Teil der deutschen Besatzung Roms, getötet wurden. Zum 80-jährigen Gedenken reist Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) nach Rom.

Angeordnet worden war die Hinrichtung von führenden Männern der Wehrmacht; vorgenommen wurde sie vom Kommandeur der Sicherheitspolizei in Rom, SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler. Adolf Hitler selbst war an einem Punkt in die Entscheidung eingebunden.

Opfer zwischen 15 und 74 Jahren alt

Kapplers Vorschlag war es, für jeden bei dem Attentat getöteten Deutschen zehn Italiener zu erschießen. Die berechneten 330 Opfer wollte Kappler in den Todeszellen der SS-Gefängnisse auftreiben. Weil deren Zahl nicht ausreichte, überwies ihm Italiens faschistischer Polizeichef Pietro Caruso 50 weitere Insassen römischer Gefängnisse und Straflager. Weiterhin fehlende sowie fünf zusätzliche Opfer suchte Kappler unter Juden aus, die auf die Deportation warteten.

Am Nachmittag des 24. März wurden die Gefangenen – Männer zwischen 15 und 74 Jahren – auf Lastwagen zu den Höhlen verfrachtet. In Gruppen zu fünft hineingeführt mussten sie sich hinknien und wurden auf Kommando per Genickschuss getötet. SS-Hauptsturmführer Erich Priebke strich ihre Namen von der Liste. Fünf Stunden lang dauerten die Hinrichtungen, an denen gut 80 SS-Männer beteiligt waren. Als die Leichenberge zu hoch wurden, mussten sich die neuen Opfer auf die bereits Erschossenen legen. Ob die Opfer tot waren, wurde nicht kontrolliert. Am Ende wurden die Höhlen gesprengt.

Gedenkstätte Ardeatinische Höhlen in Rom
Bild: ©Stefano Dal Pozzolo/Romano Sicil
Die Statue "I Martiri" von Francesco Cocchio befindet sich am Eingang der Gedenkstätte Ardeatinische Höhlen in Rom.

Das vorausgegangene Attentat durch Mitglieder der kommunistischen "Resistenza" war lange geplant gewesen: zum 25. Gründungsjahrestag der "Schwarzhemden", Mussolinis faschistischer Kampfbünde. Nahe dem Palazzo Barberini zündeten Partisanen in einem Müllkarren eine Bombe – genau in dem Moment, als ein Trupp deutscher Soldaten vorbeizog. Von 156 Soldaten starben 33, dazu zwei italienische Zivilisten. Es war der größte Anschlag italienischer Partisanen gegen Wehrmachtsangehörige im Zweiten Weltkrieg. Wie auch die Vergeltungsmaßnahme in den Ardeatinischen Höhlen das bekannteste von Deutschen verübte Massaker in Italien während des Zweiten Weltkriegs war.

Erst am Folgetag, dem 25. März, informierten die Besatzer in den Medien über die Ereignisse. "Im Osservatore Romano" vom 26. März verurteilte Papst Pius XII. sowohl das Attentat als auch das Vergeltungsmassaker. Lange Jahre währte ein Streit, ob der Papst gegen die Erschießung der 335 Italiener nicht schon tags zuvor hätte protestieren müssen.

"Fosse Ardeatine" sind Symbol für deutsche Besatzung Italiens

Die juristische Aufarbeitung der Geiselerschießungen zog sich mit Unterbrechungen bis in die 1990er Jahre. Herbert Kappler wurde 1948 von einem Militärgericht in Rom wegen aller 335 Tötungen für schuldig gesprochen. Im August 1977 konnte er, zu dieser Zeit schwer krebskrank, aus einem römischen Militärkrankenhaus fliehen. Er starb ein halbes Jahr später.

SS-Hauptsturmführer Erich Priebke, der bei den Hinrichtungen Buch führte und selbst auch schoss, war nach Argentinien untergetaucht. 50 Jahre lebte er dort unbehelligt. Er wurde durch US-amerikanische Medienrecherchen entlarvt und 1996 an Italien ausgeliefert. Ein Gericht verurteilte den 85-Jährigen als Kriegsverbrecher zu lebenslanger Haft, wandelte die Strafe aber aus Altersgründen in Hausarrest um. Priebke starb hundertjährig 2013.

Die 335 Opfer des Massakers wurden bald nach Kriegsende in den freigegrabenen Höhlen geborgen und ganz in der Nähe in Sarkophagen bestattet. Das 1949 fertiggestellte Mausoleum an den "Fosse Ardeatine" ist für Italiener bis heute das Symbol schlechthin für die deutsche Besetzung Italiens vom September 1943 bis April 1945. Am Eingang des Areals steht eine überdimensionale Skulptur dreier gefesselter Figuren. Sie trägt den Titel "I Martiri – Die Märtyrer".

Von Roland Juchem (KNA)

Kommentare

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Klavierspielerin2 24.03.2024 20:25
Kampfloser Machtwechsel in der Ewigen Stadt


ROM ‐ Rom gilt als die Ewige Stadt. Dennoch wäre sie im Zweiten Weltkrieg fast verwüstet worden. Erst im Juni 1944 konnten die Römer aufatmen und jubeln – die Alliierten befreiten ihre Stadt von den deutschen Besatzern.

Lange mussten die Römer auf den Tag ihrer Befreiung warten. Im 200 Kilometer entfernten Neapel waren die Alliierten bereits acht Monate zuvor eingerückt. Dann aber hielten die deutschen Truppen den Vormarsch von Amerikanern, Briten und Franzosen an der "Gotenlinie" und in der blutigen Schlacht um Montecassino auf. Am 4. Juni 1944 schließlich rückte die Fünfte US-Armee in der italienischen Hauptstadt ein, von der Bevölkerung begeistert empfangen.

Dabei hatten die Römer noch Glück im Unglück: Der Machtwechsel in ihrer Stadt vollzog sich weitgehend ruhig und kampflos, betont der Historiker Marco Paolino von der Tuscia-Universität Viterbo. Während die Alliierten über die Via Appia, die Tuscolana und die Casilina einmarschierten, zogen die letzten noch in Rom verbliebenen deutschen Militärs nach Norden ab. Insbesondere der Vatikan und Papst Pius XII. (1939-1958) hatten sich dafür eingesetzt und bei Generalfeldmarschall Albert Kesselring durchgesetzt, dass Rom zur "Offenen Stadt" erklärt wurde. Somit blieb sie von weiteren Kampfhandlungen und verbrannter Erde weitgehend verschont.

Rom wiederholt Ziel von Bomben und Zerstörung

Allerdings war Rom in den Monaten zuvor wiederholt Ziel von Bomben und Zerstörung. Den massivsten Angriff flogen die Alliierten am 19. Juli 1943. Im San-Lorenzo-Viertel im Osten Roms, wo sie eine deutsche Militärpräsenz vermuteten, starben 1.500 Menschen, 1.600 wurden verletzt, zahlreiche Gebäude zerstört oder beschädigt, darunter auch die Papst-Basilika San Lorenzo. Zehn Tage nach dem Luftangriff wurde Diktator Benito Mussolini gestürzt und verhaftet. Italien blieb zunächst auf deutscher Seite im Krieg, bereitete jedoch seine Kapitulation vor. Unmittelbar nach deren Bekanntwerden am 9. September 1943 rückten deutsche Truppen in Rom ein. Aus verbündeten Achsenmächten wurden Kriegsgegner.

Für neun Monate war die Ewige Stadt von den Nazis besetzt. Oppositionelle wanderten ins Gefängnis. Am 16. Oktober 1943 durchkämmte die SS das jüdische Ghetto am Tiberufer. Von den 1.021 in die KZs deportierten Juden kehrten gerade einmal 17 zurück. Auf einen Partisanenanschlag in der Via Rasella am 23. März 1944 antworteten die Besatzer mit der Erschießung von 335 Geiseln in den Ardeatinischen Höhlen.

Dass die Bevölkerung jedoch weitgehend verschont und das historische Rom intakt blieb, ist laut Paolino besonders dem Vatikan und Pius XII. zu verdanken. Es gab geheime Kontakte zwischen dem Heiligen Stuhl und den USA, um die Befreiung zu organisieren. Aber es gab auch Kontakte mit den Deutschen, über Botschafter Ernst von Weizsäcker, sowie – über verschiedene Kanäle – mit Kesselring und mit Sicherheitspolizei-Chef Herbert Kappler. Papst und Vatikan spielten in dieser Phase eine umso wichtigere Rolle, als es in Rom keine eigentliche Regierung gab.

Eine Schlüsselfigur bei den informellen und geheimen Kontakten war der irische Priester Hugh O'Flaherty, der von 1938 und 1960 im deutschen Priesterkolleg am Campo Santo Teutonico wohnte. Er besorgte flüchtigen Kriegsgefangenen und Juden Unterkunft in Klöstern und kirchlichen Häusern, kümmerte sich um Verpflegung und falsche Ausweise. Die von ihm koordinierte "Escape Line" verhalf mehr als 6.000 Menschen zur Flucht. Als General Marc Clark einen Tag nach dem US-Einmarsch auf dem Petersplatz vorfuhr, war O'Flaherty einer der ersten, der ihn begrüßte.

Papst Pius XII. dankte der Gottesmutter Maria

Überhaupt war der Petersplatz in jenen Tagen Ziel von Zigtausend Menschen. Wie ein Lauffeuer waren die wenigen Aushänge bekannt geworden, die für den 5. Juni um 18 Uhr auf den Petersplatz einluden. Dort fand sich eine "endlose Menge" ein, um "dem Papst für die Rettung der Stadt zu danken", titelte der "Osservatore Romano". "Mit leidenschaftlichen Worten" und immer wieder von Applaus unterbrochen bedankte sich Pius XII. von der Mittelloggia des Petersdoms aus für den Schutz Gottes, der Gottesmutter Maria und der Stadtpatrone Petrus und Paulus.

"Rom, gestern noch in Angst um das Leben seiner Söhne und Töchter, ... vor den Augen das schaudererregende Gespenst des Krieges und unvorstellbarer Zerstörungen, blickt jetzt mit neuer Hoffnung und gestärkter Zuversicht auf seine Rettung." Gott habe die beiden kriegführenden Parteien zum Frieden und nicht zum Konflikt inspiriert und damit "die Ewige Stadt vor unvorstellbarer Gefahr bewahrt", sagte er in einer hochemotionalen Rede. Jetzt gelte es, "innere und äußere Zwietracht mit dem Geist einvernehmlicher Bruderliebe" zu überwinden. Für die Stadt Rom endete mit dem 4. Juni 1944 die neunmonatige deutsche Besatzung. Und für sie endete auch der Krieg.

Von Johannes Schidelko (KNA)
 
hansfeuerstein 24.03.2024 23:35
Menschenleben sollten höchsten Wert haben. Und zwar unabhängig in welche Uniform sie gesteckt wurden, oder in welchen Landesgrenzen sie lebten. Das wäre die wichtigste Lehre überhaupt.
 
abendrot1963 25.03.2024 08:39
Zur Info .
Italien war von 1943 -1945 geteilt in die Sozial Repubilk 
Italien .Sie war Faschistisch  und war ein De-facto Staat .

Die Italienische Sozialrepublik (italienisch Repubblica Sociale Italiana, kurz RSI), informell auch Republik von Salò (italienisch Repubblica di Salò) genannt, war ein faschistischer Marionettenstaat in Norditalien unter der militärischen Protektion des Deutschen Reichs. Das Staatsgebiet beschränkte sich auf Gebiete der deutschen Besatzungsmacht.

Der De-facto-Staat bestand zwischen dem 23. September 1943 und dem 25. April 1945 und führte den Zweiten Weltkrieg bis zum Ende auf Seiten Deutschlands und der Achsenmächte weiter. Regierungssitz war Salò am Gardasee (ab 1944 Mailand), Staatschef der am 25. Juli 1943 abgesetzte diktatorische Ministerpräsident Italiens, Benito Mussolini. Die Republik, welche den zweiten und letzten faschistischen Staat in Italien darstellte, hörte am 2. Mai 1945 auf zu existieren, als die am 29. April dieses Jahres unterzeichnete Kapitulation der deutschen und republikanisch-italienischen Streitkräfte im Norden des Landes wirksam wurde.
 
Klavierspielerin2 25.03.2024 08:56
....und der italienische fashismo hat anderen Ursprung und Ziel, als den des Hitler - Deutschlands, der ihn pervertiert hat☝

F️ascio= bündeln, Italien bestand bis in die 1870er Jahre aus vielen kleinen Fürstentümern, erst durch " das Bündeln" - Faschismus - entstand das zusammengeführte Italien. Das war gut.
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Der wahnsinnige Hitler hat das " Bündeln " anders verstanden....
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